Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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sie anscheinend klüger sei als ihre Eltern.

      Ja, so ganz exakt sollte man eine Familie wohl doch nicht planen. Zu solchen Erkenntnissen waren Raimund und Gisela auch gekommen, und es war, als würden ihre zweiten Flitterwochen beginnen.

      Man schob das natürlich auf den Unfall, der den ersten Schatten auf ein sorgloses Leben geworfen hatte. Gisela und Raimund wußten es besser.

      *

      Annette war mit ihrer Omi heimgefahren. Ganz rote Bäckchen bekam sie, wenn die Omi von Leslie erzählte, wie lieb und hübsch sie sei.

      Währenddessen saß Helmut Röck bei der so gelobten und hielt ihre Hände. Eine Fotografie von Annette hatte er auch mitgebracht.

      »Sie ist süß«, sagte Leslie mit einem zärtlichen Ausdruck. »Eigentlich hatte ich mir ein Mädchen gewünscht.«

      »Nun hast du eins und einen Buben dazu«, sagte er. »Annette kann es kaum noch erwarten, daß du zu uns kommst. Mutter macht schon das zweite Kinderzimmer bereit. Wir haben ja noch alles von Annette da.«

      Gisela hatte damals gesagt: »Wir haben noch alles von Denise da, du brauchst gar nichts anzuschaffen.«

      So ganz anders war alles gekommen, so, wie es gar nicht zu erträumen gewesen war.

      »Ich kann es noch nicht begreifen, daß es einen Mann wie dich gibt«, sagte sie leise.

      »Wieso nicht? Ich bin doch nur ein Dutzendtyp.«

      »Du, das sagst du nicht wieder. Wo gibt es schon einen, der es gleich so ernst meint.«

      »Entweder gleich oder gar nicht«, lächelte er.

      »Und sich auch noch ein Kind aufladen läßt«, fuhr sie stockend fort.

      »Ich nehme es ja freiwillig, Leslie. Man kann das halt nicht erklären, und ein Romantiker bin ich nicht. Bist du dir klar, daß ich einen sehr harten Beruf habe?«

      »Und einen gefährlichen dazu. Ich werde sehr oft Angst um dich haben.«

      »Du wirst manchmal lange auf mich warten müssen, manche Nacht und manchmal sogar ein paar Tage hintereinander.«

      »Ich werde immer sehr glücklich sein, wenn du dann kommst.« Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter, diese breite starke Schulter, und sie spürte seine Lippen auf ihrem Haar.

      »Nein, man kann es nicht erklären. Ich kann es nicht begreifen, daß es vor dir einen anderen Mann gegeben hat, Helmut.«

      »Es hat in meinem Leben auch eine andere Frau gegeben, Leslie. Ich habe sie sehr lieb gehabt. Ich dachte nicht, daß es eine andere geben könnte. Aber jetzt ist es ganz anders.«

      »Ganz anders«, wiederholte sie gedankenverloren. »Ich würde nicht mit halbem Herzen ja sagen, Helmut.«

      »Ich hätte dich nicht mit halbem Herzen gefragt, mein Liebes.« Und dann fanden sich ihre Lippen in einem sehr langen, sehr innigen Kuß.

      Sechs Tage später konnte Leslie den kleinen Helmut zum ersten Mal im Arm halten. Schon drei Tage durfte sie zeitweise aufstehen, und sie konnte dem großen Helmut entgegengehen, wenn er kam.

      Dann betrachteten sie den Kleinen, um festzustellen, welche Fortschritte er machte. Und sie sprachen über Annette, die dann mal mit der Omi kam.

      Nun konnten sie es alle kaum noch erwarten, daß sie Leslie und den Kleinen heimholen durften. Die Zeit wurde Leslie schon recht lang, wenn auch Gisi und Raimund abwechselnd kamen, um sie ihr zu vertreiben.

      Die beiden konnten es auch noch nicht so recht glauben, daß aus der Romanze ein Bund fürs Leben werden sollte, aber daran gab es nichts zu rütteln. Wenn der Kommissar Röck mal eine Entscheidung getroffen hatte, führte er sie auch bis zur letzten Konsequenz durch, im Beruf und auch im Privatleben. Und noch niemals war ihm eine Entscheidung so leicht gefallen, das durfte nicht unerwähnt bleiben.

      Denise ging wieder zur Schule, wo man gedacht hatte, daß sie auch von der Erkältungswelle betroffen wäre, wie viele Mitschüler und Lehrer, sie war selbstbewußt und fröhlich. Daheim brachte sie aber bei jeder Gelegenheit das Gespräch auf das Baby Helmut, damit ihre Eltern nur ja nicht vergaßen, wie gern sie ein Baby im Hause haben wollte. Sie konnte schon sehr hartnäckig sein. Gisela meinte, daß sie das von ihrem Vater hätte, aber sie hatte sich auch schon mit dem Gedanken vertraut gemacht, mit einunddreißig Jahren nicht zu alt zu sein, um noch für Nachwuchs zu sorgen.

      Man konnte wohl sagen, daß jener aufregende Tag erfreuliche Folgen hatte, abgesehen davon, daß Raimund Attenberg sich eine neue Geschäftsführerin suchen mußte.

      Omi Röck meinte einmal scherzhaft zu Gisela, mit der sie ja nun fast täglich zusammentraf, daß sie es sehr bedauere, schon zu alt für diesen Posten zu sein, der sie sehr gereizt hätte.

      »Zu alt?« meinte Gisi nachdenklich. »Eine seriöse ältere Dame, die so gut mit Menschen umzugehen weiß, wäre doch eigentlich sehr in Betracht zu ziehen.«

      »Es war wirklich nur Spaß«, meinte Frau Röck.

      Aber Gisela fand es wert, mit ihrem Mann darüber zu sprechen, der sich, trotz mancher Bewerbung, schwer entschließen konnte. Schließlich brauchte er jemanden, der unbedingt vertrauenswürdig war, und seinerseits bemerkte er, daß man sich das doch gemeinsam überlegen solle. Und es wurde überlegt. Auch anderes wurde dabei in Erwägung gezogen, denn Leslies Wunsch war es, daß die Mutter bei ihnen wohnen bleiben solle. Sie hatten eine sehr tiefe gegenseitige Zuneigung zueinander gefaßt. Margarete Röck war überzeugt, daß ihr Sohn, wenn auch sehr schnell, doch die richtige Entscheidung getroffen hatte.

      »Ich habe schon so lange keine Mutter mehr, und ich habe dich lieb«, sagte Leslie eines Tages bewegt zu ihr. »Bitte, bleib immer bei uns.«

      »Ja, wenn es so ist, dann muß meine Freundin Betty sich wohl doch eine kleinere Wohnung nehmen«, sagte die Ältere gerührt. »Aber wenn man mich wirklich nicht für zu alt befindet, könnte ich doch Herrn Attenbergs Angebot annehmen, damit ich nicht das Gefühl habe, euch dauernd auf der Pelle zu hocken. Das heißt, wenn er sich noch ein paar Wochen geduldet, denn die erste Zeit muß du dich daheim schonen und gut versorgt werden.«

      Die Nordens waren doch ziemlich fassungslos, als sie diese Neuigkeiten erfuhren.

      »Da hat Denise ja allerlei vollbracht«, sagte Daniel schmunzelnd. »Aber warum soll eine Frau, die so rege ist wie Frau Röck, nur Großmama sein. Man bleibt länger jung, wenn man sich Aufgaben sucht. Sie wird ihre Pflichten mit Charme und Gelassenheit erfüllen. Bewiesen hat sie doch schon, wie rasch sie sich in völlig neue Situationen findet.«

      Das hatte sie wahrhaftig. Da hatte es gar kein Trara gegeben, keine Probleme. Ein entzückendes Zimmerchen wartete auf den kleinen Helmut. Es war aber auch alles vorhanden, was ein Baby brauchte, manches noch von Annette, aber auch so manches Neue, weil es jetzt schon noch viel hübschere Sachen gab.

      Eigentlich gab es nur ein Problem, denn unmöglich konnte Helmut der Pate seines eigenen Sohnes sein, wenn es zur Taufe kam. Doch auch dieses Problem löste sich ganz überraschend, als es im Präsidium bekannt wurde, daß der Kommissar wieder heiraten würde. Sein Dezernent bot sich an, die Patenschaft für den kleinen Helmut zu übernehmen.

      Man bewies ihm, wie beliebt er war. Da gab es keine anzüglichen Bemerkungen und keine hintergründigen Gedanken. Er konnte seiner Leslie sogar ein ganz großes Geschenk machen, als er sie endlich heimholen durfte. Er wußte das schon ein paar Tage, und es war ihm recht schwer gefallen, es noch für sich zu behalten, aber er wollte es ihr doch erst im eigenen Heim sagen.

      Alles war bereit zum Empfang. Eigentlich hätte sie erst Anfang der Woche entlassen werden sollen, aber der kleine Helmut hatte so gute Fortschritte in seiner Entwicklung gemacht, daß Dr. Leitner es erlauben konnte, daß Helmut sie schon am Samstag abholte, denn da hatte Annette schulfrei und sie durfte doch nicht fehlen, wenn Leslie und das Baby ihren Einzug hielten. Sie war so aufgeregt, daß sie kaum zu bändigen war.

      Alle Räume waren mit Blumen geschmückt. Omi Röck hatte großen Hausputz gehalten. Alles blitzte und


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