Schwerwettersegeln. Peter Bruce

Schwerwettersegeln - Peter Bruce


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nach vorn. image Peter Bruce

       Schwerwetter – Vorgehen unterwegs

      Vorbereitung der Yacht auf allen Gebieten ist der Schlüssel, um Schwerwetterbedingungen abreiten zu können. Der wichtigste Punkt dabei ist das Rigg. Wie bei vielen Dramen auf See ist eine Katastrophe an Deck oft der Höhe- und Endpunkt von unterschiedlichen, zuvor noch kontrollierbaren und vermeidbaren Ereignissen. Seien Sie immer vorbereitet! Vergewissern Sie sich, dass das Trysegel beim Setzen auf der Schiene läuft, ohne übers Deck zum Mast kriechen zu müssen. Sind genügend Zeisinge oder Bändsel vorhanden, um das niedergeholte Großsegel fest auf den Baum zurren zu können? Vergewissern Sie sich, dass ein stabiler Beschlag an Deck vorhanden ist, an dem der Baum sicher festgelascht werden kann, damit er nicht in der tobenden See von einer Seite des Cockpits zur anderen schlägt. Das Leben an Bord ist sowieso schon schwierig genug.

      Ebenso wichtig ist, dass alle Schwerwettersegel ausprobiert worden sind – nicht wenn die Yacht längsseits am Steg lag oder gemütlich an einer Boje schwojte, sondern während der Fahrt und – vorzugsweise – wenn es blies. Vorausdenken ist ganz wichtig, denn es ist viel einfacher und ungefährlicher, bei ruhiger See ein Reff auszuschütten als bei einem Wetter, das sich erheblich verschlechtert hat, einzureffen. Vorahnung oder kontinuierliche Wetterbeobachtung ist ganz wichtig bei Rollsegeln. Eine aufgerollte Fock ist bei Sturm ein großer Windfang, ganz zu schweigen von dem Gewicht hoch überm Deck. Wenn der Wetterbericht schlechte Bedingungen vorhersagt, kann es klug sein, das Segel komplett auszurollen und abzuschlagen. Die letzte Gelegenheit dafür ist Wind mit 40 Knoten. Dasselbe gilt fürs Rollgroßsegel. Das eingerollte Groß verursacht zwar keinen zusätzlichen Winddruck, aber bei extremem Wetter kann es ratsam sein, den Gewichtsschwerpunkt der Yacht so niedrig wie möglich zu halten.

       Wenn der Ernstfall eintritt

      Häufig sind Mastbrüche das Resultat von Ausfällen an der Takelage; aber ebenso häufig kann schnelles Handeln den Tag noch einigermaßen retten. Ein Wantenbruch – sei es, dass ein Draht oder ein Terminal das Problem ausgelöst hat – führt in den meisten Fällen zum Mastverlust. Reagiert der Rudergänger allerdings in solch einer Situation schnell genug und lässt sich sein Entschluss problemlos und sicher ausführen, kann er mit einer weichen Halse und backstehender Fock die Yacht beidrehen und somit die Möglichkeit schaffen, dass das Want behelfsmäßig repariert werden kann. Manchmal ist es sicherlich nicht möglich, lange beigedreht liegen zu bleiben; dann hat man aber zumindest Zeit gewonnen, darüber nachzudenken, wie der Mast am besten abgefangen werden kann. Wenn ein Fall ein Want ersetzen soll, ist zu bedenken, dass der Winkel an der Mastspitze sehr klein sein wird, da das Fall ja nicht über die Salingnocken geführt werden kann. Mit einem etwas über Deckshöhe ausgestellten Jockey- oder Spinnakerbaum lässt sich der Winkel vergrößern und die Absteifung des Mastes verbessern.

      Dyneema-Tauwerk ist für Fallen sehr gut geeignet, da man gegenüber Fallen mit Drahtvorläufer oder solchen aus Polyester viel Gewicht einspart, es extrem belastbar ist und sich kaum reckt. Das zahlt sich nicht nur durch einen besseren Stand der Segel aus, sondern vermindert auch Verschleiß an den Umlenkrollen und am Mast. Außerdem kann Dyneema-Tauwerk als Ersatz bei Problemen mit einem Stag dienen.

      Ein Vor- oder Achterstagbruch führt seltener zum sofortigen Mastverlust, ist aber ein ebenso ernsthaftes Problem, auf das sehr schnell reagiert werden muss. Das Wichtigste in solch einer Situation ist, entweder in den Wind zu drehen oder sich vor den Wind zu legen, um Druck auf das intakte Stag zu bringen, und das Rigg fürs erste mit einem Spinnaker- oder Genuafall zu entlasten. Die Großschot darf nicht gelöst werden, damit das Achterliek gespannt bleibt und hilft, den Mast zu stützen. In vielen Fällen, wenn ein Want oder ein Stag gebrochen ist, ist es wichtig, nicht zu früh die Segel aufzufieren. Das gilt besonders bei schwerer See, da die Segel vielfach helfen, die Schiffsbewegungen zu stabilisieren, und starkes Arbeiten des Mastes verhindern. Bricht das Rigg aber bei ruhiger See aufgrund von Überlastung, ist das unverzügliche Streichen der Segel vermutlich die beste Lösung. Ist der Ernstfall da und kippt der Mast über die Seite, gibt es zwei goldene Regeln: Vermeiden, dass der Mast gegen den Rumpf schlägt, und den Motor nicht eher anlassen, als bis man absolut sicher ist, dass keine Riggteile in die Schraube geraten. Der Beschädigung des Rumpfes durch einen abgeknickten Mast gilt die größte Aufmerksamkeit. Sie zu vermeiden, wird aber nur gelingen, wenn gleichzeitig auf Sicherheit an Deck und die Gefahr geachtet wird, von herumfliegenden Riggteilen über Bord geschleudert zu werden. Es muss alles schnell und mit größter Vorsicht ablaufen. Um den Rumpf zu schützen, muss das Rigg gekappt werden. Dabei sollte man immer im Auge behalten, soviel wie möglich für ein Notrigg zu retten. Manchmal geht alles verloren. Dann ist es gut, darüber nachgedacht zu haben, wie man ein Notrigg mit Groß- und Spinnakerbäumen arrangiert.

       Ersatzteile und Werkzeug

      Die ideale Werkzeugkiste enthält ausreichend Werkzeuge, um sich mit allen Teilen an Bord zu befassen. Das ist allerdings eher ein Wunschtraum, sodass man mit Kompromissen zufrieden sein muss. Zur Basisausstattung gehören: Bohrer, Messer, Bügelsägen, Schraubendreher, Schraubenschlüssel und Zangen aller Art, die sich für alle nur denkbaren Aufgaben an Bord eignen. Die nachfolgende Liste enthält speziell Werkzeuge fürs Rigg:

       Werkzeuge

      image Wantenschneider für 1x19 Draht (Stabwanten können nur mit einer Säge mit HSS-Blatt, einem Winkelschleifer oder einem hydraulischen Wantenschneider getrennt werden.)

      image Holzhammer

      image Wasserpumpenzange oder Parallelzange

      image Extra große Wasserpumpenzange mit einem Verlängerungsrohr

      image Scharfer Flachmeißel

      image Marlspieker

      image Langes Bandmaß

      image Popnietenzange

      image Bügelsäge

       Ersatzteile

      image Federringe

      image Splinte

      image Schäkel

      image Schrauben mit Muttern

      image Selbstsichernde Maschinenschrauben

      image Blöcke

      image Gelenkstücke

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