Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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lange ich in der Klinik bleiben muss?«, erkundigte sie sich.

      »Das kommt ganz auf die anderen Untersuchungsergebnisse an. Wenn wir nichts finden und der kleine Eingriff gut verläuft, können Sie in zwei, drei Tagen wieder nach Hause gehen«, versuchte Jenny Behnisch, ihre junge Patientin ein wenig aufzumuntern.

      »Mal abgesehen davon, dass Sie sich hier wie im Hotel fühlen werden«, versuchte Pfleger Manuel, die Gunst seiner Chefin wieder zu gewinnen.

      »Daran hab ich ja keinen Zweifel«, versicherte Teresa und seufzte tief. Wenn sie ganz ehrlich war, wünschte sie sich sogar nichts sehnlicher eine kleine Auszeit, um sich ein wenig von ihrem stressigen Alltag zu erholen. Seit dem Unfalltod ihrer Eltern im vergangenen Jahr kümmerte sie sich neben ihrem Studium der Tiermedizin allein um ihren sechzehnjährigen Bruder Anian und den großen Bauernhof, den die Eltern ihnen hinterlassen hatten. Auch wenn ihr Freund Marco tatkräftig mit anpackte und ihr stets mit Rat und Tat zur Seite stand, war Tess in letzter Zeit immer öfter am Ende ihrer Kräfte. Das lag nicht zuletzt daran, dass Anian sie in letzter Zeit herausforderte, wo er nur konnte, und ihre Autorität auf die Probe stellte.

      All das wusste Daniel Norden, der sich ehrliche Sorgen um seine abgemagerte Patientin machte. Um ihre Einwände im Keim zu ersticken, hatte er ihr angeboten, Anian im Falle eines längeren Klinikaufenthalts bei sich aufzunehmen.

      So nett Teresa dieses Angebot fand, so wenig konnte sie es annehmen. In diesem Zustand war Anian keiner Menschenseele zuzumuten. Außer ihrem Freund Marco vielleicht, der schon ungeduldig vor dem Behandlungsraum auf sie wartete.

      »Und?«, fragte er aufgeregt, als Manuel das Bett mit Teresa herausschob.

      »Der Zeh muss operiert werden. Außerdem muss ich ein paar Untersuchungen über mich ergehen lassen wegen des Kreislaufzusammenbruchs«, erklärte Teresa düster das, was Dr. Norden ohnehin schon vermutet und Dr. Behnisch bestätigt hatte.

      Marco indes war zufrieden mit dieser Entscheidung.

      »Was machst du denn für ein Gesicht?«, fragte er seine Freundin und drückte tröstend ihre Hand. »Falls du dir Sorgen wegen deines tyrannischen Bruders machst, kann ich dich beruhigen«, fuhr er fort. »Ich hab dir ja gesagt, dass ich zu ihm auf den Hof ziehe, bis du wieder da bist.«

      »Ich weiß, und ich bin dir auch dankbar für dieses Angebot«, seufzte Teresa, während Marco neben ihrem Bett den Flur hinunterging. »Aber ob das gut geht?«

      »Einen Versuch ist es zumindest wert. Vielleicht kommt er ja sogar zur Vernunft, wenn wir beide mal allein sind und uns von Mann zu Mann unterhalten können«, gab er sich einer vagen Hoffnung hin.

      Sie hatten das Krankenzimmer erreicht, das Teresa für die Dauer ihres Aufenthalts in der Klinik bewohnen würde, und der Pfleger bugsierte das sperrige Bett durch die Tür an den Platz am Fenster.

      »Na, was hab ich gesagt? Wie im Hotel.« Zufrieden deutete Manuel durch das Fenster hinaus in den herrlichen Klinikgarten, den Jenny nach ihren eigenen Plänen hatte gestalten lassen.

      »Eher wie im Paradies«, seufzte Teresa, als ihr Blick auf der grünen Oase mitten in der Stadt ruhte. Aufgewachsen auf dem denkmalgeschützten Bauernhof ihrer Eltern liebte sie die Natur und konnte sich nicht vorstellen, jemals in der Stadt zu leben.

      Zufrieden zwinkerte Marco dem jungen Pfleger zu. Auch er wusste, dass seine Freundin Ruhe und Erholung dringender brauchte als alles andere. Und er konnte nur hoffen, dass ihr störrischer Bruder Anian ihm keinen Strich durch die Rechnung machte und Teresa endlich Gelegenheit bekam, sich gründlich auszuruhen.

      *

      Ganz gegen ihre Gewohnheit und zu Daniel Nordens großer Überraschung konnte es Wendy an diesem Abend gar nicht erwarten, die Praxis zu verlassen.

      »Wieso haben Sie es denn so eilig?«, erkundigte er sich und wunderte sich über die flammende Röte, die seiner langjährigen Assistentin ins Gesicht schoss.

      »Ach, ich muss noch in den Baumarkt, um Blumenerde zu kaufen«, erklärte Wendy eine Spur zu hastig. Um ihren hochroten Kopf zu verbergen, wandte sie sich schnell ab und griff nach ihrer Jacke, die an der Garderobe hing.

      »Aber da waren Sie doch erst vorgestern. Danny hat sie dort getroffen.«

      »Ähm, ja, richtig. Aber es war zu wenig Erde. Ich brauche noch mehr«, redete sie sich rasch heraus.

      »Haben Sie vor, einen Dschungel aus Ihrem Balkon zu machen?«, fragte Daniel unverdrossen weiter, als ihn Janines vielsagender Blick traf.

      Zum Glück war er seit vielen Jahren verheiratet und hatte zwei Töchter, sodass er die stumme Sprache der Frauen inzwischen recht gut deuten konnte. In diesem Fall verstand er, dass er nicht so viele Fragen stellen sollte. Im Vertrauen darauf, früher oder später sowieso die Wahrheit zu erfahren, verabschiedete sich Daniel Norden schließlich von seinen beiden Assistentinnen.

      Nachdem es noch nicht so spät war wie sonst, beschloss er, noch einen Abstecher in die Klinik zu machen, um nach Teresa Berger zu sehen und sich nach dem Verbleib ihres Bruders zu erkundigen.

      Doch als Dr. Norden seinen Wagen auf dem klinikeigenen Parkplatz abgestellt hatte, änderte er seine Pläne spontan. Im Licht der untergehenden Sonne kam ihm eine schlanke Frauengestalt entgegen. Ihre Silhouette war von einer strahlenden Aureole umgeben, und schlagartig wusste Daniel, dass er noch nie Schöneres gesehen hatte. Ohne lange darüber nachzudenken, ging er auf die Frau zu. Gleichzeitig fühlte er sich wie ein Teenager. Sein Herz schlug aufgeregt in seiner Brust und seine Handflächen wurden feucht.

      »Schöne Frau, darf ich es wagen, Ihnen meinen Arm und Geleit anzutragen?«, fragte er galant, als er an sie herantrat.

      Die Frau blieb stehen und musterte ihn abschätzend von oben bis unten.

      »Moment mal, ich kenne Sie doch!«, sagte sie ihm auf den Kopf zu. »Sind Sie nicht Dr. Daniel Norden? Der bekannte Allgemeinmediziner?«

      »Ganz recht«, bestätigte Daniel und hielt ihr immer noch den Arm hin. »Ich kenne ein hübsches kleines Lokal ganz in der Nähe, mit einem verschwiegenen Garten. Darf ich Sie dorthin einladen? Bitte sagen Sie nicht nein.«

      Doch die Schönheit dachte nicht daran, seine Bitte zu erhören. Ihre Augen wurden schmal. Um ihren schön geschwungenen Mund zuckte es spöttisch.

      »Ich habe gehört, dass Sie ein verheirateter Mann und Vater von fünf Kindern sind.«

      Damit hatte Dr. Norden nicht gerechnet. Verlegen senkte er den Kopf und scharrte mit der Schuhspitze auf dem Asphalt.

      »Das ist richtig.« Er räusperte sich umständlich.

      »Und Sie schämen sich nicht, einer fremden Frau einen unschicklichen Antrag zu machen?«

      »Als Sie vorhin auf mich zukamen, ist etwas Seltsames passiert.« Seine Stimme war rau, als er sämtliche Verführungskünste anwandte, die er parat hatte. »Es hat einfach Klick gemacht, eine automatische Verbindung … So etwas habe ich nie zuvor erlebt. Es ist, als würde ich Sie schon ewig kennen«, gestand Daniel offen und suchte in ihrem Gesicht nach Zustimmung.

      In der Tat schienen seine leidenschaftlichen Worte etwas zu bewirken.

      »Tatsächlich?« Die Überzeugung der schönen Frau schien zu schwanken. »Hmm, jetzt, da Sie es sagen … Ich glaube, mir ist es ähnlich ergangen«, gab sie sichtlich verwirrt zu.

      »Wirklich? Dann muss diese Begegnung Bestimmung sein«, lächelte Daniel weich und schickte der Schönheit einen schmelzenden Blick, der seine Wirkung nicht verfehlte.

      »Ich weiß, dass es ein Fehler ist. Aber ich kann nicht anders«, gestand sie leise, als sie sich schließlich doch bei ihm einhakte. »Aber ich kann Ihnen nicht länger widerstehen.« In ihre Worte hinein klingelte das Mobiltelefon. Sie seufzte und suchte in ihrer Handtasche nach dem Apparat. »Sie müssen entschuldigen.« Ein Lächeln auf den Lippen, nahm sie das Gespräch an. »Dési, mein Schatz, was kann ich für dich tun?«, fragte sie in den Hörer und lauschte auf die aufgeregte Stimme ihrer jüngsten Tochter. »Herrje, das kann ich dir auch nicht erklären. Am besten,


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