Gesammelte Werke. Джек Лондон
den Kartoffelkönig in Stockton. Ich kenne ihn sehr gut. Ich habe mehrere große Geschäfte mit ihm gemacht und an ihm weniger verdient als an irgendeinem anderen, den ich kenne. Er war nur Kuli, und vor zwanzig Jahren schmuggelte er sich in die Vereinigten Staaten ein. Begann als Tagelöhner, und ging dann herum und verkaufte Gemüse in einem Paar Körben, die an einer Stange befestigt waren, und dann eröffnete er in der Chinesenstadt in San Franzisko ein Geschäft. Aber er hatte ein gutes Köpfchen und kannte bald die chinesischen Bauern, die in seinem Geschäft handelten, und wusste, was sie sich vornahmen. Er konnte mit dem Laden nicht so viel Geld verdienen, wie er wollte. So zog er denn nach San Joaquin. Ein paar Tage tat er nicht viel anderes als die Augen offen zu halten, dann stürzte er sich hinein und pachtete zwölfhundert Morgen zu sieben Dollar den Morgen.«
»Mein Gott!« sagte Billy verdutzt. »Achttausendvierhundert Dollar nur als Pacht im ersten Jahr. Ich kenne fünfhundert Morgen, die ich für dreihundert Dollar kaufen kann.«
»Können Kartoffeln darauf wachsen?« fragte Gunston.
Billy schüttelte den Kopf. »Und wohl auch nicht viel anderes«, sagte er.
Sie lachten alle drei herzlich, und der Kommissionär nahm seine Erzählung wieder auf.
»Die sieben Dollar waren nur der reine Pachtpreis. Wissen Sie vielleicht, was es kostet, zwölfhundert Morgen zu pflügen?«
Billy nickte feierlich.
»Und er erzielte hundertundsechzig Säcke auf jedem Morgen im ersten Jahr«, fuhr Gunston fort. »Kartoffeln wurden zu fünfzig Cent verkauft. Mein Vater machte damals das Geschäft, ich weiß es also genau. Und Sing Kee hätte für fünfzig Cent verkaufen und viel Geld daran verdienen können. Aber glauben Sie, dass er das tat? Sie können sich drauf verlassen, die Chinesen kennen den Markt. Sie sind viel klüger als die Kommissionäre. Sing Kee hielt sich zurück. Als fast alle Menschen ausverkauft hatten, begannen die Kartoffeln zu steigen. Er verlachte unsere Aufkäufer, als sie sechzig Cent, siebzig Cent, einen Dollar boten. Wissen Sie, wofür er sie schließlich verkaufte? Für einen Dollar fünfundsechzig den Sack. Sagen wir, dass sie ihn vierzig Cent kosteten! Hundertundsechzig mal zwölf hundert – macht – zwölf mal Null ist Null und zwölf mal sechzehn ist hundertundzweiundneunzig – hundertundzweiundneunzigtausend Säcke zu ein und einem viertel Dollar Nettoverdienst – hundertzweiundneunzig durch vier sind achtundvierzig plus hundertzweiundneunzig – ja, da sehen Sie selbst zweihundertundvierzigtausend Dollar Nettoverdienst im ersten Jahr.«
»Und ein Chinese!« klagte Billy. Dann wandte er sich zu Saxon. »Es müsste ein neues Land für uns Weiße geben. Großer Gott – ja, wir sitzen wahrhaftig auf der Treppe, daran ist kein Zweifel.«
»Aber selbstverständlich war das etwas Ungewöhnliches«, beeilte Gunston sich hinzuzufügen. »Die Kartoffeln hatten in anderen Gegenden eine Fehlernte ergeben, und es war eine Hausse, aber auf irgendeine mystische Art und Weise machte Sing Kee mit. Er hat nie wieder eine solche Einnahme gehabt. Aber er schlägt sich sehr gut durch. Voriges Jahr hatte er viertausend Morgen mit Kartoffeln, tausend mit Spargel, fünfhundert mit Sellerie und fünfhundert mit Bohnen. Außerdem hat er sechshundert Morgen mit Saatgetreide. Selbst wenn die eine Ernte fehlschlägt, kann er doch nicht an allem zusammen verlieren.«
»Ich habe zwölftausend Morgen mit Apfelbäumen gesehen«, sagte Saxon. »Und ich möchte gern viertausend mit Kartoffeln sehen.«
»Das kannst du haben«, antwortete Billy mit großer Entschlossenheit. »Wir gehen nach San Joaquin. Wir wissen nicht, was wir in unserem eignen Land haben. Da ist es nicht weiter merkwürdig, wenn wir auf der Treppe sitzen.«
»Ja, Sie werden eine Menge Könige dort finden«, erzählte Gunston. »Hon Lee – sie nennen ihn den großen Jim – und Ah Pock und Ah Whang, und dann Shima, den japanischen Kartoffelkönig. Er ist mehrfacher Millionär. Er lebt wie ein Fürst.«
»Aber warum haben die Amerikaner denn nicht ebensoviel Glück?« fragte Saxon.
»Wohl weil sie selbst nicht wollen. Nichts hindert sie, vorwärts zu kommen – außer ihnen selber. Eins will ich Ihnen sagen – ich mache gern Geschäfte mit Chinesen. Der Chinese ist ehrlich. Sein Wort ist ebenso gut wie seine Unterschrift auf einem Kontrakt. Wenn er sagt, dass er irgend etwas tun will, so tut er es. Und unter allen Umständen hat der Weiße keinen Begriff von Landwirtschaft. Selbst der moderne weiße Bauer begnügt sich mit einer Ernte auf einmal und Wechselbau. Aber unser Freund, der Chinese, ist ihm ein gut Teil voraus, bei ihm wachsen zur gleichen Zeit und auf demselben Fleck zwei Ernten. Ich habe es selbst gesehen – Radieschen und Gelbe Wurzeln, zwei Ernten, die auf einmal gesät waren.«
»Aber das kann doch nicht stimmen«, wandte Billy ein. »Dann kann es doch nur die Hälfte von jedem geben.«
»Nicht zu machen, mein Freund«, sagte Gunston lustig. »Gelbe Wurzeln müssen ausgezogen werden, wenn sie groß genug sind. Und Radieschen auch. Aber Gelbe Wurzeln wachsen langsam, Radieschen schnell. Die langsam wachsenden Gelben Wurzeln werden gebraucht, um Platz zwischen den Radieschen zu schaffen. Und wenn die Radieschen herausgezogen werden und fertig zum Verkauf sind, dann schafft es Platz für die Gelben Wurzeln, die später kommen. Nein, der Chinese ist schon pfiffig.«
»Ich kann nicht begreifen, warum ein Weißer nicht dasselbe tun kann wie ein Chinese«, protestierte Billy.
»Das ist natürlich sehr richtig«, antwortete Gunston. »Tatsache ist eben nun, dass der Weiße es nicht tut. Der Chinese gönnt sich nie Ruhe, und er gönnt auch seinem Boden nie Ruhe. Er versteht, System in die Arbeit zu bringen. Wer hat je von weißen Bauern gehört, die Bücher führten? Das tut der Chinese. Für ihn gibt es kein Raten. Er weiß genau, wie er steht, bis auf den letzten Heller, und zwar jederzeit und mit jedem Feld. Und er kennt den Markt. Er fängt am richtigen Ende an. Wie er das macht, geht über meinen Verstand, aber er weiß vom Markt mehr als ein Kommissionär.
Und dabei ist er geduldig, aber nicht eigensinnig. Gesetzt, er irrt sich, sät etwas, und entdeckt dann, dass der Markt fehlschlägt. In einer solchen Situation wird der Weiße eigensinnig und verbeißt sich wie eine Bulldogge in seine Ware. Aber so macht der Chinese es nicht. Er begrenzt den Verlust. Die Erde ist da, um aus. Die Namen an den merkwürdigen, armseligen Läden waren unsagbar fremdartig. Das einzige, sehr wenig saubere Hotel wurde von einem Griechen betrieben. Griechen waren es alle. Dunkelhäutige Männer in Seestiefeln und Seemannsmützen, barköpfige Frauen, in bunte Farben gekleidet, Horden gesunder Kinder, die alle eine fremde Sprache redeten und mit ihren schrillen,