Der Blutgruppen-Code. Sandra Cammann
auf den Feind. Weitere IgA-Truppen befinden sich auf den Schleimhäuten im Darm, im Rachen und in der Nase. Es macht etwa 17 Prozent aus und kann Krankheitskeime und Allergene direkt vor Ort eliminieren, ohne dass wir von diesem Kampf etwas mitbekommen. Zu einer Immunreaktion kommt es jedoch, wenn die Erreger stärker oder in der Überzahl sind. IgA wird über die Muttermilch auf den Säugling übertragen – eine sinnvolle Einrichtung der Natur.
IMMUNGLOBULIN M (IgM) ist die Rakete unter den Antikörpern. IgM agieren schnell – sie reagieren sofort bei Eindringen eines Erregers in den Körper und schlagen die Alarmglocken. Wie Aufklärer einer Truppe arbeiten IgM mit IgG Hand in Hand. Deswegen werden IgM auch als Frühantikörper bezeichnet. Bei dem Erstkontakt mit einem Erreger steigt die Konzentration von IgM rasch an, bei einem Zweitkontakt bleibt sie gering. So halten sich IgM und IgG normalerweise die Waage.
IMMUNGLOBULIN D (IgD) ist das seltenste aller Antikörper. Viel ist über IgD nicht bekannt. IgD ist scheu und zeigt sich nicht gerne. Dafür arbeitet es vermutlich im Untergrund als verdeckter Ermittler. IgD sitzt auf der Oberfläche von B-Lymphozyten und schwirrt mit letzteren durch den Blutkreislauf. Die B-Lymphozyten wiederum gehören zu den weißen Blutkörperchen, die sich um die Abwehr der Krankheitserreger kümmern, indem sie die Immunglobuline produzieren. Die Vermutung liegt nahe, dass IgD den Zustand sichtet und Meldung an die Lymphozyten abgibt, damit diese gezielt Immunglobuline produzieren können.
IMMUNGLOBULIN E (IgE) ist die letzte Antikörper-Spezialeinheit. IgE kümmert sich nur um die VIPs unter den Feinden: Insbesondere um Allergien und die Abwehr von Wurminfektionen. Produziert wird IgE im Lymphgewebe, das in der Nähe der Atemwege und des Verdauungstraktes liegt. Von dort gelangt IgE in das Blut. Immunglobulin E spielt bei 90 Prozent aller allergischen Reaktionen eine Rolle, ist aber nur in sehr geringen Mengen nachweisbar. Es bewirkt eine Veränderung in der Zelle, wenn Allergene mit der Haut und den Schleimhäuten in Verbindung kommen. Dadurch werden verschiedene biochemische Stoffe wie Histamin ausgeschüttet und eine Entzündungsreaktion hervorgerufen.
Wie Nahrung zu Gift wird
Niemand würde auf die Idee kommen sein Auto absichtlich mit dem falschen Kraftstoff zu betanken. Ein Dieselmotor fährt mit Benzin zwar zunächst weiter, aber auf Dauer geht der Motor kaputt. Mit unserem Körper ist es ähnlich. Der Motor in jeder einzelnen Zelle – das Mitochondrium – geht zugrunde, wenn Stoffe aus der Nahrung eine negative biochemische Reaktion auslösen. Mitochondrien sind wie Antriebsmotoren mit aufladbaren Batterien, welche Energie produzieren, speichern und verteilen. Eine menschliche Zelle hat ca. 1.500 Mitochondrien. In der Muskulatur und in der Leber gibt es noch viel mehr davon. Ohne diese Powerakkus ist kein Leben möglich. Durch den falschen Kraftstoff können jedoch vereinzelte Mitochondrien verschleißen, verstopfen und zugrunde gehen. Wenn diese Antriebsmotoren absterben oder sich selbstständig machen, kann das gesamte System zusammenbrechen. Unser Körper ist jedoch komplizierter gebaut als ein Auto. Es gibt mehr als vier Kraftstoffe zur Auswahl. Eine Vielzahl von Lebensmitteln muss clever kombiniert werden. Gerade das Überangebot an Nahrungsmitteln macht viele Menschen oft krank. Schnell muss es gehen im stressigen Alltag. Wer zudem hungrig den Supermarkt betritt, handelt wie ein Kreuzfahrttourist am All-inclusive-Buffet. Es wird alles in den Korb gepackt, was das Angebot hergibt. In der Regel wird auch alles aufgegessen. Viele Jahre kann der Körper Ernährungssünden wegstecken. Manche Menschen bekommen davon gar nichts mit und essen fleißig weiter. Dabei ist es ein wenig wie bei der Entstehung von Karies an den Zähnen – in kleinen Schritten richtet sich der harte Kern zugrunde. Erst wenn das Loch entstanden ist, kommt der quälende Schmerz.
Die Nahrungsmittel werden bereits im Mund und Magen zu Brei verarbeitet und in kleinste Teilchen aufgespalten. Später können sie ins Blut abgegeben werden. Was der Körper nicht braucht, führt er über das Verdauungssystem einfach wieder ab. Die biochemischen Teile aus der Nahrung werden mit dem Blut durch den gesamten Körper geschleust. Die Polizisten unseres Immunsystems werden aufgeweckt. Sie machen an den Grenzübergängen fleißig ihre Arbeit. Fremdkörper sind in so gut wie jedem Nahrungsschwung dabei. Oft werden die Antikörper in der Masse von schlechten Nahrungssubstanzen überrascht und schaffen die Arbeit nicht. Das Immunsystem wird überfordert, wenn die Einheiten ständig überlastet sind. Angstzustände, Neurodermitis und Migräne bringen die meisten Menschen aber nicht damit in Zusammenhang.
Jeder Mensch hat mindestens eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Nicht alles, was essbar ist, ist auch gesund und verträglich. Die meisten Beschwerden äußern sich in Verdauungsstörungen wie Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Die Symptome treten oft einige Stunden später auf. Manchmal liegen zwischen dem Verzehr des Nahrungsmittels und den Beschwerden sogar einige Tage.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind eine kleine Dosis Gift, die bei täglichem Konsum auf lange Sicht den Körper krank machen können: Durch die ständig erhöhte Anzahl der Antikörper, richtet sich nach vielen Jahren der Körper gegen sich selbst. Dabei sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten ein Gesundheitsrisiko, das man ganz einfach beseitigen könnte.
Unverträglichkeiten sollten jedoch nicht mit einer Nahrungsmittelallergie verwechselt werden. Bei einer Allergie gibt es heftige Reaktionen, die unmittelbar nach dem Verzehr der Nahrung bis zu zwei Stunden danach auftreten. Das Immunsystem reagiert mit einer schnellen Ausschüttung des Hormons Histamin. Zusätzlich erhöht sich die Konzentration von IgE-Antikörpern wie zuvor beschrieben.
Superkleber Lektin
Neben den Antikörpern gibt es einen weiteren Abwehrstoff in Nahrungsmitteln und im Körper: Lektin. Auch dieser kann ordentlich Bauchschmerzen bereiten. Lektin ist eine Eiweißverbindung, die sich an Kohlenhydrate heftet – ähnlich wie ein Antikörper. Diese Eiweißverbindung wirkt wie ein Klebstoff. Sie neigt dazu, das Blut zu verklumpen. Ihre eigentliche Aufgabe im Körper besteht jedoch nicht darin, den Körper selbst zu zerstören. Vielmehr können Lektine sich mit Bakterien und Viren verbinden. Sie befinden sich in hoher Zahl oberflächlich auf der Leber, dem Darm, der Lunge oder dem Herzen. Von dort fangen sie Parasiten und Bakterien ein. Fremde Lektine aus der Nahrung können jedoch aufgrund ihrer Klebereigenschaft großen Schaden anrichten. Jedes Lektin hat eine andere biochemische Zusammensetzung – genau wie unsere Antigene. Komplette Systeme und Organe werden angegriffen, wenn körperfremde Lektine mit dem eigenen Antigen unverträglich sind. Besonders gut bestückt sind Hülsenfrüchte. In rohem Zustand sind Hülsenfrüchte für jeden Menschen hochgiftig. Die darin enthaltenden Lektine können rasend schnell das Blut verklumpen und sich überall festsetzen, wo sie eine Stelle zum Andocken finden. Innerhalb kurzer Zeit verstopfen die Arterien. Durch den Garvorgang wird die Eiweißstruktur der Lektine jedoch in den meisten Fällen elementar verändert. Trotzdem reagiert der Körper in Einzelfällen auch auf die durch Hitze biochemisch veränderten Glykoproteine zum Teil besonders stark – meist wieder in Form von Bauchweh und Durchfall.
Lektine kommen in fast allen Lebensmitteln vor. Besonders in Hülsenfrüchten, Fisch, Getreide und Gemüse. Jedoch sollte man nicht gleich bei jedem Bissen in Panik verfallen. Normalerweise kann der Körper mit einer individuell angepassten Ernährung alle Lektine beseitigen. Viel wichtiger ist, die Lektine zu beachten, die der jeweiligen Blutgruppe Schaden zufügen können. Bahnen sie sich ihren Weg in den Verdauungstrakt, können Entzündungen der Schleimhäute und Verdauungsstörungen die Folge sein.
Lektine greifen unterschiedliche Organe und Systeme im Körper an. Bleibt das Nahrungslektin nach dem Angriff der körpereigenen Antikörper unversehrt, nistet es sich irgendwo in den Zellen ein und zerstört eine gesamte Region. Es blockiert die Wiederherstellung der Schleimhäute in Magen und Darm und erhöht die Durchlässigkeit des Darms. Dauerhaft führt das zu Entzündungen in dieser Region. Eine Besonderheit stellt das Lektin aus Weizen dar. Dieses wird bei Hitze kaum verändert und kann somit eine von mehreren Ursachen entzündlicher Erkrankungen der Magen- und Darmschleimhaut sein. Auch das hormonelle Gleichgewicht wie zum Beispiel die Produktion von Insulin kann durch Lektine maßgeblich gestört werden. Besonders Sportler haben mit Weizenlektin