Time of Lust | Band 2 | Absolute Hingabe | Roman. Megan Parker
streichelte über meine Stirn. »Wie sollen wir beide denn heute Abend Essen gehen, wenn du so schwach bist?«
»Essen?«, fragte ich sehnsüchtig.
»Ja, ich hab in einem feinen Lokal einen Tisch reserviert. Hier ist etwas zum Anziehen für dich.« Er zog ein kleines rotes Kleid aus seiner Tasche.
Ich konnte nur an das Essen denken. »Bis zum Abend geht es mir bestimmt schon besser ... es ist nur ... immer nach dem Einlauf ... kann ich einfach nicht ...«
»Okay, dann schicke ich dir später noch mal den Pfleger, er wird dich von all dem hier befreien, dann kannst du dich für mich hübsch machen. Bis dahin ruhe dich ein wenig aus!« Er legte das Kleid zu meinen Füßen und ging.
Der Gedanke an ein Essen ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ich drehte mich auf den Rücken und wartete, dass die Zeit verging. Plötzlich schloss schon wieder jemand an meiner Tür. Lacourt. Er hatte ein Handy dabei, kam schnellen Schrittes zu mir ans Bett und blickte mich aufgebracht an. »David! ... Er will dich sprechen!« In die eine Hand gab er mir das Telefon und mein anderes Handgelenk umfasste er so übertrieben fest, dass ich dachte, er wollte es zerdrücken. Er ließ mich nicht los, solange ich telefonierte. »Hallo?«, meldete ich mich eingeschüchtert.
»Hi! ... Wie geht’s dir, mein Kleines?«
David ... Er klang so fröhlich! »Du fehlst mir«, brachte ich gerade noch heraus, bevor meine Stimme kippte.
»Ja?« Er lachte geschmeichelt. »Morgen früh komme ich dich abholen. Ich habe hier eine schöne Wohnung für uns gefunden, in Manhattan, Upper East Side, sechs Zimmer und ein toller Ausblick. Du fehlst mir auch, Zahira. Ist André nett zu dir?«
Ein verächtliches Lachen stolperte über meine Lippen, doch ich zwang mich zu einem »Ja«.
»Fein ... Und wie sehen deine Narben aus?«
»Ich weiß nicht ... sie sind noch zugeklebt ... David, du fehlst mir ...« In meiner Aufregung merkte ich erst, als ich den verstärkten Druck an meinem Handgelenk fühlte, dass ich mich soeben wiederholt hatte.
David stockte kurz. »Ist alles in Ordnung, Zahira?«
Lacourt nahm mir das Telefon aus der Hand und sprach für mich weiter: »Sie hat einen kleinen Magen-Darm-Virus erwischt, gleich am ersten Tag. Jetzt hat sie etwas abgenommen und ist vielleicht noch geschwächt ... Du weißt ja, bei dem Gewicht sind schon ein oder zwei Kilo ein Problem.«
Ein oder zwei Kilo? Das waren nicht bloß ein, zwei Kilo!
»Ja, sie bekommt morgen früh noch eine Behandlung, vielleicht, wenn du sie so gegen zehn Uhr abholen kommst? ... Sehr gut ... dann bis morgen.« Lacourt sah mich kurz an und überlegte ... Dann seufzte er und verschwand.
***
Als vier Stunden später der Pfleger meine Versorgung beendet hatte, lief ich schon wieder etwas motivierter in meinem Zimmer auf und ab. Das rote Kleid passte gut und hatte genau die Farbe der High Heels. Allzu viel Mühe hatte ich mir mit meinen Haaren nicht gegeben, aber sie fielen trotzdem in schönen großen Wellen über meine nackten Schultern. Lacourt strahlte zufrieden und stolz, als er mich erblickte, und entlockte auch mir ein kleines Lächeln, welches er jedoch eher meiner Vorfreude auf das Essen zu verdanken hatte.
Wir verließen die Klinik durch einen Hinterausgang, wo ein Taxi auf uns wartete, und zirka zwanzig Minuten später erreichten wir das besagte Restaurant. Es war im sechzehnten Stock eines Luxushotels untergebracht und bot einen schönen Blick über das nächtliche Miami.
Lacourt wählte einen Zweiertisch an der Fensterfront. Der Kellner reichte uns Speisekarten und beim Durchlesen fiel mir auf, ich hatte uneingeschränkt Appetit auf alles. Mir war völlig gleich, was ich heute essen würde und deshalb hatte ich auch kein Problem damit, als Lacourt mir die Karte aus der Hand nahm, mit den Worten: »Du brauchst nicht zu überlegen, ich werde für dich bestellen, wenn es dir recht ist.«
Ich nickte und widmete mich dem Ausblick. Wehmütig sah ich über Miami hinweg auf das dunkle Meer hinaus. Ob Santiago wohl jetzt irgendwo dort draußen war? Ob er versuchen würde, mich zu finden?
»Haben Sie schon gewählt?«, fragte der Kellner.
»Ja«, antwortete Lacourt. »Ich bekomme ein Mal die marinierten Entenbrüstchen, danach den Kanadischen Wildlachs mit Parmesan-Ruccola-Salat und eine Flasche Brunello 95. Für die Dame ein Glas stilles Wasser. Sie ist auf Diät.«
»Wie Sie wünschen«, entgegnete der Kellner höflich.
Mit ungläubigen großen Augen sah ich ihn an ...
Er grinste. »Verzeih mir, wenn du das mit unserem Essen falsch verstanden hast.«
»Das ist nicht Ihr Ernst! Ich soll Ihnen beim Essen zusehen und dabei ein Glas Wasser trinken?!«, fuhr ich ihn etwas ungehalten an.
»Sprich bitte nicht so laut. Ich hab dir vorweg genau erklärt, wie ich mir deinen Körper wünsche. Wie konntest du annehmen, ich würde dich jetzt kurz davor etwas essen lassen?«
Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und sah wieder aus dem Fenster. Die Wut kochte in mir.
»Zahira, gib mir deine Hand, bitte.«
»Ich kann nicht!«, trotzte ich.
»Komm schon, ich hab dich ganz höflich darum gebeten.« Er streckte mir seine offene Hand entgegen und ich legte meine widerwillig darauf.
»Zahira, ich hab uns hier im Hotel die Präsidenten-Suite reserviert, das beste Zimmer, mit Dachterrasse. Und ich verspreche, ich bestelle dir gleich danach, was immer du möchtest. Würdest du jetzt etwas essen, hättest du nur Magenschmerzen und ich möchte doch, dass es auch für dich ein schönes Erlebnis wird. Du wirst dich dein Leben lang an mich erinnern.« Plötzlich vibrierte sein Handy. »Entschuldige bitte ...«
Leider konnte ich nur eine Seite des Gesprächs mitverfolgen. »Hallo? ... Es ist halb elf! Wo bist du? ... Ich bin mit ihr auswärts essen ... sie ... sie hatte endlich Appetit bekommen, und nachdem es der letzte Abend ist, dachte ich, ich führe sie fein aus.« Sein Blick verfinsterte sich zusehends und er schlug mit der Faust angedeutet gegen die Fensterscheibe. Am Telefon blieb er jedoch souverän. »Sicher, du kannst gern herkommen, aber du hast bestimmt einen anstrengenden Flug hinter dir ... und sie bekommt morgen noch eine Behandlung ... lassen wir es doch bei morgen Vormittag!« Jetzt legte er gequält seine Hand an die Stirn und sprach nur noch unwillig weiter. »Im Eden Palace.« Dann klappte er das Handy zu und steckte es in sein Sakko.
David! Er war hier! Eigentlich hätte ich jetzt allen Grund gehabt, mich zu freuen, aber Lacourts Gesichtsausdruck machte mir weiterhin Angst und ich verhielt mich vorsichtshalber ruhig.
»Bedienung! Bringen Sie der Dame eine Hühnersuppe, aber bitte schnell«, rief er durch das Lokal. Dann lächelte er mich gekünstelt an. »Schade! ... Ewig schade!« Seine Hand legte sich auf meine und er betonte noch mal eindringlich: »Ich hoffe, du hältst dich an unsere Abmachung!«
Ich nickte, noch immer von meiner Angst geplagt. Ihm hätte ich zugetraut, dass er noch im letzten Moment ausrasten würde.
Kurz darauf brachte der Kellner meine Suppe.
»Iss!«, befahl Lacourt, »David soll sehen, dass ich auf dich achte!«
Es fiel mir nicht schwer, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, allein schon der Duft dieser Brühe war kaum zu übertreffen. Ich nahm den Löffel. Und Lacourt sprach weiter: »Du kannst dich glücklich schätzen, mit dem, was ich an dir vollbracht habe. Andere Frauen zahlen ein Vermögen für so etwas!«, prahlte er. »Jetzt kommt vermutlich David in den Genuss!«
Die Suppe schmeckte köstlich und ich bemühte mich, langsam zu essen, damit ich meinen ausgehungerten Magen nicht überforderte. Wir hörten beide die elektrische Schiebetür des Restaurants und wenig später kam David um die Ecke. Er sah uns sofort.
Lacourt gab sich übertrieben höflich. »David, schön dich zu sehen, setz dich doch zu uns!«
David sah ihn bitterböse