Time of Lust | Band 2 | Absolute Hingabe | Roman. Megan Parker
muss dir noch die Regeln erklären ...« Er lächelte. Vermutlich erinnerte dieser Satz nicht nur mich an meine ersten Tage auf Ivory.
»Wir haben hier drei große Schlafzimmer. Ich habe mir vorgestellt, dass wir grundsätzlich getrennt schlafen. Wenn ich eine Nacht mit Hayle verbringen möchte, kommt er zu mir, und wenn ich eine Nacht mit dir verbringen möchte, komme ich zu dir.«
Ich war etwas enttäuscht über diese geplante räumliche Trennung. »Uns beide gemeinsam willst du nicht mehr?«, fragte ich leise.
»Hättest du dir das gewünscht?«
»Ich hatte mir ausgemalt, jeden Tag gemeinsam mit Hayle bei dir zu schlafen.«
Hayle lachte verächtlich und David warf ihm sofort einen bösen Blick zu. »Ich möchte Hayle zu nichts zwingen«, erklärte er. »Wenn er dich dabeihaben möchte, dann nehmen wir dich zu uns. Das ist nicht allein meine Entscheidung.«
Hayles Gesichtsausdruck zur Folge, würde das nie passieren. Er war eifersüchtig auf mich. Das spürte ich.
»Noch etwas«, ergänzte David, »du hast an dein Zimmer ein eigenes Bad angeschlossen. Ich teile mir eines mit Hayle.«
Ich nickte ... Damit konnte ich leben.
»Kannst du kochen?«, fragte mich David.
Mit großen Augen sah ich ihn an und überlegte gerade, was ich antworten sollte, als er nach meiner Hand griff und lächelte. »Keine Sorge, Hayle wird für uns kochen. Du weißt ja, dass er das gern macht. Und wenn er keine Lust hat, dann bestellen wir einfach etwas. Ich werde mich auch nach einer Reinigungsfirma umsehen – ich möchte, dass zumindest jeden zweiten Tag jemand kommt. Du siehst, du brauchst dich um nichts zu kümmern.«
David stand auf und zeigte mir die einzelnen Zimmer, bevor er mich in meines führte. Es war viel größer als erwartet und genauso stilvoll eingerichtet wie die übrigen Räume. Im Schrank hingen bereits einige Kleider, die David von Ivory für mich mitgenommen hatte, und auf einer Anrichte erkannte ich das Ultraschallgerät für meine Füße. Es war erst Nachmittag, aber ich fragte mich, ob David wohl heute Nacht zu mir kommen oder ob er Hayle den Vorzug geben würde.
»Wir essen um sieben. Wenn du dich bis dahin ausruhen möchtest ...« David zeigte auf das mit Kissen beladene Bett.
Ich nickte und David ließ mich allein.
***
Am Morgen frühstückten wir gemeinsam im Wohnzimmer. David hatte die Nacht mit Hayle verbracht.
Gut gelaunt machte ich Pläne für den Tag. Ich wollte shoppen gehen. Nachdem ich fast all meine persönlichen Sachen zurückgelassen hatte, brauchte ich dringend Kosmetik-Artikel und wärmere Kleidung. Es war schrecklich kalt in New York.
David führte mich in die exklusivsten Boutiquen, er sah mir geduldig beim Anprobieren zu und half mir beim Tragen der Einkäufe. Wir hatten keine weiten Wege, denn eine gemietete Limousine samt Fahrer war unser ständiger Begleiter. David zeigte mir auch die Bank, in der er meine High Heels in einem Safe für mich verwahrte. Er fragte mich, ob ich sie sehen wollte, aber allein der Gedanke daran brachte mir ein flaues Gefühl im Magen. Also lehnte ich ab. Dann unterbrachen wir unseren Shopping-Trip für einen gemütlichen Lunch und am Nachmittag holten wir eine große Tasche Winterkleidung aus meiner Wohnung. Ich bekam ein Handy, einen Laptop und eine Kreditkarte. David bezahlte alles.
In einem Coffee-Shop speicherte ich als erstes seine Nummer in mein neues Handy, danach die von Hayle. »Hast du eigentlich Santiagos Nummer?«, fragte ich David.
»Nein, Santiago hat keine eigene. Von extern kann man nur Damian erreichen.«
»Und die Nummer hast du?«
»Ja. Warum? Willst du Santiago anrufen?«
Ich lächelte verlegen. »Nein, ich wollte nur wissen, ob du es theoretisch könntest.«
»Ich müsste mich von Damian verbinden lassen.«
»Hat er deine Telefonnummer?«, fragte ich neugierig weiter.
»Damian ja. Aber er gibt sie nicht an Santiago. Und er weiß nicht, wo ich bin. Wir haben auch nicht vor, zu telefonieren. Es ist nur für den Notfall.«
»Welchen Notfall?«
David zuckte mit den Schultern. »Ich hatte einfach das Bedürfnis, ihm meine Nummer zu geben. Ich möchte es nicht in der Zeitung lesen müssen, wenn etwas passiert.«
So langsam dämmerte mir, dass es gar nicht der Verlust meiner Person war, der Santiago jetzt beschäftigen würde, sondern viel eher der von David. Vielleicht versuchte er gar nicht, mich zu finden, David war das viel größere Problem! Ich hatte David aus seinem Leben gerissen. Seine Nummer Eins. Mit ihm hatte er mehr als zehn Jahre verbracht und eine innige Beziehung geführt. David war ihm ergeben gewesen, genau wie ich, aber gleichzeitig bot er ihm auch Stabilität und Rückhalt. Vermutlich hätte er nie gedacht, dass so etwas jemals passieren könnte. »Denkst du, Santiago kann ohne dich leben?«, fragte ich zaghaft.
»Es ist mir egal«, antwortete David kühl.
»Glaubst du, er würde sich etwas antun?«
»Nein. Reden wir bitte über etwas anderes.«
Ich sah David an, dass auch er noch nicht über Santiago hinweg war, obwohl er weit stärker wirkte als ich. Also fragte ich nicht weiter.
***
Am Abend kochte Hayle für uns. Italienisch. Danach war ich fast zwei Stunden damit beschäftigt, auf meinem Laptop eine Internet-Verbindung und einen E-Mail-Account einzurichten. Ich saß auf einem Drehsessel vor dem PC. Gegen dreiundzwanzig Uhr ging Hayle schlafen und fast hätte ich vergessen, mir über meine nächtliche Gesellschaft Gedanken zu machen, als David plötzlich hinter mir stand und seine Hände auf meine Schultern legte. Er streichelte zärtlich über meinen nackten Hals und drückte mich an seinen Körper. Bereitwillig ließ ich die Finger von der Tastatur und mein Herz machte Freudensprünge, als ich die Absicht in seiner Berührung erkannte. Er legte eine Hand auf meinen Mund, ich spürte seine Finger an meinen Lippen und war augenblicklich erregt. In diesem Moment konnte ich mir absolut nicht vorstellen, dass es irgendetwas auf der Welt gab, das ich mehr begehren konnte als David. Seine zweite Hand legte sich auf mein Dekolleté. Ich konnte nicht länger still sitzen, wollte mich ihm zuwenden, ihn umarmen ... und er sollte mit mir schlafen.
Langsam drehte ich mich um und sank vor David auf die Knie. Sofort half er mir hoch. Kurz angedeutet, aber zärtlich, küsste er meine Lippen. Dann nahm er mich an der Hand und wir gingen in mein Zimmer. David half mir aus dem Kleid, schlug die Bettdecke zurück. Plötzlich fiel es mir wieder ein ... Ich hatte ein Problem ... und ich musste es ihm sagen, bevor er es selbst bemerken würde. Doch dann öffnete David sein Hemd und ich hatte ganz etwas anderes im Sinn. Ich genoss es, ihn zu beobachten, denn es gab dabei einen erotischen Moment, der mich ganz verrückt machte. Seit Jude mich im Penthouse geschlagen hatte, konnte ich mir nichts Aufregenderes vorstellen, als einem Mann dabei zuzusehen, wie er seine Ellenbogen abwinkelte, um die Manschettenknöpfe eines Hemdes zu öffnen. Und einen ganz besonderen Reiz hatte es, wenn er mich dabei ernst ansah. Die Mischung aus Macht, Gefahr und Leidenschaft zauberte die schönste Erregung in meine Blutbahn. Obwohl ich von David nichts zu befürchten hatte, war es für mich trotzdem extrem stimulierend, ihn bei diesem kleinen Ritual zu beobachten.
Danach zog er mich ins Bett und begann mich leidenschaftlich zu küssen. Unsere nackten Körper schmiegten sich aneinander und ohne nachzudenken schlang ich ein Bein um seine Hüften. Sofort spürte ich seine Erregung, sein stolzer Muskel beanspruchte bereits mächtig Platz zwischen uns. David atmete immer schwerer, seine Küsse waren fordernd. Ich wusste, er war kurz davor, in mich einzudringen. Doch ein Funke eines Gedanken erinnerte mich daran, dass ich ihm irgendetwas sagen wollte. Und plötzlich musste ich mich wehren. Es kostete mich einiges an Überwindung, diesen schönen Moment zu unterbrechen. Ich stemmte mich gegen seine Schultern und rutschte zur Seite.
»Warte!«, keuchte ich, völlig außer Atem.
»Was ist denn?«, flüsterte