Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman - Michaela Dornberg


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von ganzem Herzen, dass seine Rechnung aufgeht, dass all diese Investitionen nicht umsonst waren und dass die Sonnenwinkler das alles zu schätzen wissen.«

      »Meine Liebe, wenn das Essen so gut ist, wie alles hier aussieht und was er da auf dem Buffet präsentiert, dann müssen wir uns um ihn keine Sorgen machen«, bemerkte Magnus von Roth lachend. »Wenn man vom Teufel spricht«, fuhr er fort, »da kommt er ja.«

      Und richtig: Roberto Andoni kam, erfreut lächelnd, auf sie zu, begrüßte sie herzlich, dann irrte sein Blick durch den Raum.

      Er musste nichts sagen, Roberta wusste, was das zu bedeuten hatte.

      Er suchte Nicki!

      Sie sah, wie sein Gesicht sich veränderte, wie Enttäuschung sich darauf breitmachte, und wie mühsam es für ihn war, sich jetzt zusammenreißen zu müssen.

      Roberta liebte ihre Freundin wirklich über alles, sie waren so eng miteinander, dass kein Blatt Papier zwischen sie passte, sie waren durch dick und dünn gegangen, durch Nähen und Tiefen.

      Jetzt war sie sauer auf Nicki.

      Sie hatte eine offizielle Einladung erhalten, und da gehörte es sich ganz einfach abzusagen, wenn man nicht kommen konnte oder, wie es bei Nicki der Fall war, kommen wollte.

      Die junge Ärztin hätte Roberto Andoni jetzt so gern etwas Nettes gesagt. Sie brachte kein Wort über die Lippen und fühlte sich wie zugeschnürt.

      Zum Glück ergriff Magnus von Roth das Wort, um dem Wirt zu sagen, wie wunderschön er alles fand, und auch seine Frau Teresa war des Lobes voll. Da die von Roths den Maler des einen prächtigen Bildes persönlich kannten, hatten sie ein Gesprächsthema. Und dann wurde Roberto zum Glück abberufen, weil wichtige Gäste angekommen waren, die von ihm persönlich sofort begrüßt werden mussten.

      Auch die von Roths entschuldigten sich, weil sie unbedingt Bekannte begrüßen wollten, die sie länger nicht gesehen hatten.

      Das war Roberta ganz recht. Sie zog sich in eine Ecke des Restaurants zurück, holte ihr Handy aus der Tasche, und dann versuchte sie, Nicki zu erreichen. Die hatte ihr Handy ausgestellt.

      Na klar, eigentlich hätte sie damit rechnen müssen. Nicki hatte ein schlechtes Gewissen und wollte sich keine Gardinenpredigt anhören.

      Enttäuscht steckte Roberta ihr Handy weg, wollte die Münsters begrüßen, die auch gerade angekommen waren, zusammen mit Carlo Heimberg und Marianne von Rieding. Die beiden mochte Roberta auch sehr gern, besonders Marianne von Rieding, die eine so herzliche Frau war.

      Roberta wollte gerade auf sie zugehen, als ihr Blick zufällig zur Tür ging. Und da stockte ihr der Atem. Sie glaubte nicht, was sie da sah. Aber nach diesem Überraschungsmoment lief sie los, allerdings in eine andere Richtung als ursprünglich geplant.

      Roberta umarmte die junge Frau, die da gerade zur Tür hereingekommen war, herzlich und rief glücklich: »Nicki, wie schön, dass du doch noch gekommen bist.«

      Roberta war wirklich überrascht, weil sie damit nicht gerechnet hätte. Mit ihrer Freundin hatte sie lange, teils ziemlich heftige Diskussionen geführt, die alle zu keinem Ergebnis geführt hatten. Robertas Freude war deswegen gut zu verstehen.

      »Lass mich besser wieder los«, lachte Nicki. »Die Leute schauen schon ganz neugierig zu uns herüber. Nicht, dass sie denken, dass wir zwei ein Liebespaar sind.«

      So eine Äußerung war wieder mal typisch Nicki.

      »Sollen sie doch denken«, rief Roberta übermütig. »Du bist eine sehr attraktive Frau, und du siehst toll aus. Dieses Kleid ist der Knaller, um deine Worte für so etwas zu gebrauchen. Es steht dir unglaublich gut, wie für dich gemacht. Hast du es neu erstanden?«

      Das bestätigte Nicki.

      »Ich würde dich blamieren, wenn ich in meinem üblichen Räuberzivil hier ankäme. Hier haben sich, wie ich sehe, alle fein herausgeputzt. Du siehst auch so richtig gut aus. Wenn man dich so sieht, dann kann man gut auf den Gedanken kommen, dass du die gelangweilte Frau eines reichen Mannes bist, nicht die Ärztin, die sich in dieser Ländlichkeit Tag für Tag für die Leute hier abrackert.«

      »Gut, gut, Nicki, ich weiß, dass du es unmöglich findest, dass ich mich ausgerechnet hier niedergelassen habe. Lass uns davon aufhören. Es verspricht ein sehr schöner Abend zu werden, ich denke, ganz besonders für Roberto. Der war vorhin so enttäuscht, als er mich allein sah. Er kennt uns ja im Doppelpack, ihm war die Enttäuschung wirklich deutlich anzusehen, dass ich ohne dich gekommen war.« Roberta umarmte ihre Freundin noch einmal. »Nicki, ich bin froh, dich zu sehen, und für Roberto freut es mich wirklich sehr.«

      »Ich bin mir noch nicht sicher, ob es eine kluge Entscheidung war«, gab Nicki zu bedenken. »Dass ich heute Abend hier bin, erweckt neue Hoffnungen in ihm, und an meiner Entscheidung hat sich nichts geändert …, ich mag Roberto sehr gern, vermutlich liebe ich ihn sogar. Anderswo wären wir längst ein Paar, vielleicht sogar verheiratet. Aber hier? Schön, das Restaurant ist sehr schön, mit einer Kneipe nicht zu vergleichen. Aber ich bin nicht die Frau eines Wirtes, dann noch dazu von einem im Sonnenwinkel. Ehrlich, hier könnte ich nicht leben, und hier möchte ich nicht einmal begraben sein.«

      Roberta ging darauf nicht ein, denn auch dieses Thema hatten sie unzählige Male besprochen.

      »Heute bist du hier, Nicki, und das wollen wir einfach nur genießen. Und, wie gesagt, Roberto wird sich sehr freuen.«

      Wenn sie nur wüsste, wie sie Nicki zur Vernunft bringen konnte. Sie und Roberto Andoni passten großartig zusammen, sie waren nicht nur optisch ein schönes Paar, nein, Nicki war an der Seite eines Mannes noch nie zuvor so glücklich, so entspannt gewesen.

      Ein Glück war ja schon mal, dass Nicki Roberto noch nicht gesagt hatte, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben konnten, dass sie Arbeit vorgeschoben hatte, weil sie sich so rar machte.

      Nur die Zeit konnte für sie arbeiten, und darauf hoffte Roberta.

      Sie wollte gerade etwas sagen, als plötzlich Roberto Andoni vor ihnen stand.

      Er blickte Nicki an, und man hatte das Gefühl, die Sonne ging auf.

      »Nicki, cara mia«, rief er entzückt, und umarmte sie.

      Und auch Nicki starrte diesen gut aussehenden Mann an, als gäbe es nur ihn auf der Welt.

      »Roberto …«

      »Wie schön, dass du gekommen bist. Ich glaubst ja überhaupt nicht …«

      Die nächsten Worte bekam Roberta nicht mehr mit, denn sie entfernte sich leise. Hier störte sie nur, und sie konnte nur hoffen, dass es auch niemand sonst tun würde.

      Roberta hatte einige Hände zu schütteln, und dann kam sie endlich dazu, Felix und Sandra Münster zu begrüßen und Carlo Heimberg und seine Frau Marianne von Rieding.

      Sie mochte sie alle, die oben auf dem Erlenhof, teils im Herrenhaus, teils in dem prachtvollen Neubau, wohnten.

      Sie wirkten wieder ganz entspannt, doch lange Zeit hatte es überhaupt nicht gut ausgesehen, als Felix schwer um den Erhalt seiner Fabriken kämpfen musste. Es sah ganz so aus, als müssten sie ihre Heimat verlassen. Dieser stille Teilhaber war wirklich ein Segen.

      Roberta begrüßte alle, Marianne hakte sich bei ihr ein und sagte: »Frau Doktor, ich muss unbedingt zu Ihnen in die Praxis kommen, ich werde meine Kopfschmerzen einfach nicht los.«

      »Und Ihr Blut hätte ich auch gern, Frau von Rieding«, sagte Roberta. »Ihre Blutuntersuchung ist überfällig.«

      Marianne seufzte. »Ich weiß, dabei habe ich doch überhaupt keinen Grund, die Untersuchung hinauszuschieben. Ihre wunderbare Frau Hellenbrink kann ganz fantastisch Blut abnehmen. Und das bei meinen furchtbaren Venen, die sind wirklich eine Herausforderung. Bei der Frau Hellenbrink spürt man nichts, und hinterher ist da auch nichts zu sehen. Ich habe da in anderen Arztpraxen wirklich Schlimmes erlebt. Da hatte ich hinterher einen Arm, der grün und blau war.«

      »Mama, bitte entschuldige«, mischte Sandra Münster


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