Rocking The Wall. Bruce Springsteen. Erik Kirschbaum
Berater, der Senator des US-Bundesstaates Arkansas, William Fulbright, in einem Interview öffentlich, wieso die Führung des kommunistischen Ostdeutschlands noch nicht auf die Idee gekommen sei, eine Mauer zu bauen. Zu unvermeidlich erschien es Leuten wie Kennedy oder Fulbright, dass die DDR-Führung etwas dagegen unternehmen werde, dass eine wachsende Zahl von Menschen in den Westen abwanderte. Ebenfalls vergessen ist ein Ausspruch des damaligen britischen Premierministers Harold Macmillan, der erklärt hatte, er könne nichts Illegales daran entdecken, dass die kommunistische Führung in Ostberlin alles daran setzte, den anschwellenden Strom von Flüchtlingen aus dem vermeintlichen Arbeiter- und Bauernparadies zu stoppen. Für britische Politiker war dies indes keine ungewöhnliche Haltung: Es war Macmillans Nachfolgerin Margaret Thatcher, die Gorbatschow noch nach dem Fall der Mauer drängte, an der deutschen Teilung festzuhalten.
Die klaffende Wunde der Teilung, die Straßen, Plätze, Freundschaften und viele Familien durchzog, blieb noch lange nach dem Fall der Mauer spürbar. Aber für viele ausländische Besucher machte gerade die Mauer mit ihren Wachtürmen, dem Todesstreifen und den Wachhunden einen Großteil der Faszination der Stadt aus. Für Touristen gab es damals hölzerne Aussichtstürme, von denen aus sie über die Mauer sehen und sich gruseln konnten. Auch der junge Rockmusiker Bruce Springsteen aus New Jersey, der so viele Geschichten vom Kalten Krieg gehört hatte, fand das faszinierend. Denn: Es gab zu dieser Zeit sicher keinen geeigneteren Platz in Europa, eine Vorstellung vom Kalten Krieg und dem Kontrast zwischen Ost und West zu bekommen, als Berlin.
Springsteen kam in ein Ostberlin, das in der Theorie ein Arbeiterparadies war. Mieten waren im Vergleich zu westdeutschen Großstädten wie München oder Hamburg spottbillig, Arbeitslosigkeit existierte dank staatlich verordneter Vollbeschäftigung nicht. Da war es egal, ob jeder Arbeitsplatz wirklich eine sinnvolle Beschäftigung bot. Ein populärer Slogan aus der DDR lautete: „Ihr tut so, als ob ihr uns bezahlt, und wir tun so, als ob wir arbeiten.“ Auch die Einkommensunterschiede waren viel geringer als im Westen. Männer und Frauen wurden für gleiche Arbeit gleich bezahlt, wenngleich die Löhne generell niedrig waren. Springsteen kam aber auch in ein Land, in dem es keine grundlegenden Rechte wie Reisefreiheit, Versammlungsfreiheit und freie Wahlen gab, wo es schwierig war, Unterhaltungselektronik wie Fernseher, aber auch Bananen oder Orangen zu kaufen und wo ein perfekt gespanntes System aus Polizei, Staatssicherheit und informellen Mitarbeitern jede systemkritische Regung im Keim zu ersticken suchte.
Der Überwachungswahn in der DDR ging so weit, dass selbst der Gebrauch von Fotokopierern streng überwacht wurde und der von Telefonen sowieso. Menschen saßen wegen politischer Vergehen im Gefängnis. Propaganda dominierte fast alle Lebensbereiche. Viele Medien unterstanden der SED, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, und in den Schulen der DDR wurden bereits die Kleinsten ideologisch auf die Überlegenheit des kommunistischen Systems gegenüber dem verdorbenen Kapitalismus eingeschworen. Auch Anti-Amerikanismus zählte zu den Grundpfeilern der ideologischen Erziehung in der DDR.
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