Der Assistent 1 | Erotischer Roman. Jones Susan Morrow

Der Assistent 1 | Erotischer Roman - Jones Susan Morrow


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die Klimaanlage wieder kaputt?«, fragt Rebecca Natalie.

      Sie nickt und fächelte sich mit einem Blatt Papier Luft zu. »Ja, morgen früh wird sie angeblich repariert. Total ätzend, oder? Ich kann mich gar nicht konzentrieren vor Hitze.«

      Rebecca entdeckt durchaus die kleine rote Nagellackflasche neben dem Telefon. Natalie macht einen guten Job, da ist ein wenig Nagelpflege während der Arbeitszeit absolut okay.

      »Ist Marc nicht da?«, fragt sie nach einem Blick auf seinen leeren Schreibtisch.

      »Doch, der ist zu Tisch, mit seiner Freundin.« Natalie zwinkert grinsend.

      »Freundin? Seit wann hat er die denn?« Rebecca bemüht sich, die Frage so uninteressiert wie möglich klingen zu lassen und wühlt demonstrativ in ihrer Handtasche nach dem Blackberry, während sie sie stellt.

      »Keine Ahnung, ich wusste ja nicht mal, dass er eine hat. So ein kleines blondes Mäuschen war heute Mittag hier und hat ihn abgeholt. Allerdings ist er jetzt schon seit einer Stunde unterwegs. Müsste gleich wiederkommen.«

      Kaum hat sie das gesagt, geht auch schon die Tür zum Vorzimmer auf. Marc verabschiedet sich mit der Klinke in der Hand und einem Wangenkuss von der tatsächlich sehr jungen, sehr schüchtern wirkenden blonden Frau.

      »Bis später, Cheri«, sagt er und gibt der Frau zum Abschied einen frivolen Klaps auf den Po. Sie kichert verlegen und winkt ihm noch einmal über die Schulter zu, bevor sie sich umdreht und geht.

      »Neue Freundin?«, fragt Rebecca ihren Assistenten unterkühlt.

      Der grinst vielsagend und zuckt die Achseln. Er hat ja recht, es geht sie nichts an, denkt sie, aber warum demonstriert er ihr dann so direkt, was sie nicht wissen soll? Es ist ja nicht nötig, dass er seine Eroberungen in das Büro mitnimmt. Das wird sie ihm sagen müssen, das ist nicht korrekt.

      »Die Präsentation für das Meeting ist vorbereitet. Wollen wir noch einmal zusammen ...?«

      Rebecca nickt. »In fünf Minuten bin ich soweit.« Sie geht in ihr Büro und sinkt in den bequemen Drehstuhl. Das leise, begehrliche Kichern der jungen Frau und der Klaps seiner Hand gehen ihr nicht aus dem Kopf. Ein väterlicher, tröstender Klaps war es gewesen, so wie sie ihn früher so häufig von ihrem Vater erhalten hatte, wenn er sie mit anerkennender Strenge lobte. Sie hatte für das Lob ihres Vaters gelebt, das Glück in seinen Augen, wenn sie mit dem besten Zeugnis der Klasse heimgekehrt war, am letzten Tag vor den Ferien. Es war durch nichts zu ersetzen, ließ sie dieses Gefühl von Glück und Zufriedenheit spüren, das er an sie weitergab, sein Stolz floss in sie hinein und erfüllte sie mit Strahlen, und es war egal, dass sie nicht beliebt war in der Klasse, sie, die Streberin. Was war die Anerkennung der Mitschüler gegen dieses Gefühl, das der Vater in ihr wachrufen konnte?

       Kapitel 8

      Die Präsentation verlief großartig. Der Vorstand war begeistert von dem vorgestellten Projektplan und meldete nicht den geringsten Zweifel. »Rebecca, das klingt nach einem richtig großen Erfolg«, lobt der Vorstandsvorsitzende und schüttelt ihre Hand.

      »Danke!« Rebecca strahlt und sieht aufmerksamkeitsheischend zu ihrem Assistenten hinüber, der eine hinreißende animierte Präsentation gezaubert hatte, völlig untypisch für das ansonsten so konservative Unternehmen. Dem Vorstand hatte es offenbar gefallen.

      Als alle den Sitzungsraum verlassen haben, geht Rebecca zu Marc. »Tausend Dank, die Präsentation war richtig gut!«

      Marc lächelt. »Keine Ursache. Du hattest ja den größten Anteil am Erfolg, musstest du doch die Herrschaften mit Worten von deinen traumhaften Beinen ablenken.«

      Rebecca wird rot. Jetzt flirtet er doch deutlich mit ihr! Sie spürt das Blut in ihren Wangen und ärgert sich, sie ist die Vorgesetzte und sollte kühl bleiben, ihm deutlich zeigen, dass der Ton unangebracht ist. Und doch treibt ihr das versteckte Kompliment in seinen Worten, das erste, das er ihr je gemacht hat, das Blut in das Gehirn. »Findest du den Rock zu kurz?«

      Er lächelt wieder. »Ich würde mir ja selber ein Bein stellen, wenn ich jetzt ja sagte. Also werde ich das selbstverständlich nicht tun.« Dann geht er zum Tisch und baut den Beamer und den Laptop ab, den er mitgebracht hat.

      Verwirrt geht Rebecca in ihr Büro zurück. Traumhafte Beine … ja, die hat sie, trainiert sie regelmäßig, so wie den Rest ihres Körpers. Sie ist attraktiv, durchaus, das hat sie erst spät herausgefunden, und direkte Komplimente sind noch seltener, als der Wetterbericht von Abu Dhabi im Fernsehen.

      Sie ruft Stacy an und berichtet stolz von ihrem Erfolg. Dann muss sie fragen, verunsichert durch seine Worte: »Findest du meine Röcke zu kurz?«

      »Bist du verrückt? Wenn ich so eine Figur hätte wie du, würde ich nur noch nackt rumlaufen!«, ruft Stacy empört durch den Hörer.

      Rebecca lacht laut. Das hat sie gebraucht, die erfrischende Fröhlichkeit der Freundin, bestärkend und verstehend. Sie legt auf und wendet sich ihrem Laptop zu. Mit einem leisem »Pling« verkündet die Maschine vom Eingang neuer E-Mails. Doch Rebecca kann sich nicht auf deren Inhalt konzentrieren, beseelt von ihrem Erfolg bei der Präsentation, hängt sie ihren Gedanken nach. Der Ruf in den Vorstand rückt immer näher, da ist sie sich sicher. Spätestens nach Beendigung des Projektes muss das ja passieren, das geht gar nicht anders. Gut gelaunt greift sie erneut zum Hörer und ruft ihre Mutter an.

      »Kind! Das ist ja schön, dass du mal anrufst und nicht immer nur E-Mails schreibst!« Typisch Mutter, ohne einen kleinen Vorwurf geht es nicht.

      Rebecca seufzt. »Ja, ich hab grad furchtbar viel um die Ohren, tut mir leid. Aber ich bessere mich, versprochen.« Ihre Mutter lacht und fragt nach ihrem Liebesleben, ob sie denn noch immer keinen Mann ... Immer dieselben Fragen, immer dieselben Antworten. Rebecca erzählt von ihrem Erfolg, beschreibt das Meeting mit den wichtigen Männern in blumigen Worten, hört die Freude der Mutter durch den Hörer, die dem Vater im Hintergrund zuruft und beinahe jedes ihrer Worte an ihn weiterreicht. Und sie kann die stolzen Augen des Vaters durch den Hörer, über die Entfernung hinweg, auf sich spüren – das Glänzen der Augen, die sagen: »Meine Tochter! Das ist meine Tochter!«

      Ihr Vater ist schon seit vielen Jahren Frührentner, er hatte in einem Kraftwerk gearbeitet und war schon mit fünfunddreißig Jahren an einer Staublunge erkrankt. Seitdem lebt er so vor sich hin, mal mehr, mal weniger krank, lebt für seine Familie, seine Tochter, die sein ganzes Glück ist und sein einziges Kind, seine Prinzessin, die er vergöttert und verehrt, und auf die er so stolz ist. Ihre Mutter arbeitet seit vielen Jahren im Krankenhaus als Krankenschwester. Nachtschichten und Wochenenddienste haben sie der kleinen Familie entzogen, häufig ist sie allein gewesen mit ihrem Vater, der manchmal so krank war, dass sie ihn trösten und pflegen musste. Ihr Vater hat immer mit tränenden Augen und lautem Husten gesagt: »Kind, lern was Gescheites, damit aus dir was wird. Guck dir an, wie du sonst endest.«

      Sie legt das Telefon zur Seite, sieht aus dem Fenster. In der Scheibe spiegelt sich ihr Gesicht, nur schemenhaft. Die feinen Fältchen, die sich in der letzten Zeit eingestellt haben, die Unebenheiten der Haut sind unsichtbar, ein glattes, herbes Gesicht mit einer etwas zu langen Nase und einem etwas zu sehr vorspringendem, kantigen Kinn.

      Sie war nie ein besonders hübsches Mädchen gewesen. Als Kind wurden Freundinnen immer bewundert, weil sie so niedlich, so hübsch, so nett zurechtgemacht waren. Sie hatte immer langweilige mittelblonde Haare, die zu große Nase, einen leichten Silberblick, schiefe Zähne gehabt. Niemand nannte sie je hübsch oder gar niedlich, auch die Eltern nicht. Das typisch Weiche in den Gesichtszügen kleiner Mädchen hatte sie nie gehabt. Die Zähne richtete der Kieferorthopäde Jahre später, doch dafür kamen dann Pubertätsakne und ein viel zu großer Busen dazu, der ihr einige Hänseleien der gleichaltrigen Jungs einbrachte. Erst viele Jahre später hatte sie erfahren, dass Männer ihren üppigen Busen durchaus zu schätzen wussten. Da sie sowieso am liebsten zu Hause am Schreibtisch saß und las und lernte, und im Gegensatz zu den Klassenkameradinnen keinen Gedanken an Jungs verschwendete, war es ihr egal.

      Ihren ersten Kuss bekam sie mit sechzehn, von einem Jungen aus ihrer Klasse, der als Streber


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