LebensAder. Bernd Steckmeier
LebensSinn / Antworten aus Religion und Medizin
Wir alle streben danach, schön, schlank, stark sowie fit zu sein und möglichst lange zu leben. Wir möchten unseren Körper wandeln nach den Idealen, die uns die Massenmedien vorgeben und preisen als Vollkommenheit. Der Körperboom ist allgegenwärtig und begleitet uns überall: In den Heilsversprechen der Werbung, den Zeitschriften und den Gesundheitsbüchern bekannter Autoren. Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht darauf hingewiesen werden, was wir tun und lassen sollen, um schlank zu werden, schön zu sein und gesund alt zu werden. Viele dieser gut gemeinten Ratschläge sind wissenschaftlich nicht fundiert oder zumindest zweifelhaft und entsprechen lediglich Erfahrungswerten.
Die Gesundheit gilt bei etlichen Menschen unserer modernen Gesellschaft als der höchste aller Werte. Täglich sollen wir einen Kampf führen für das Leben und gegen das frühe Siechtum. Alles was Spaß macht, ist verpönt. Jede Kalorie wird gezählt. Tägliches Schwimmen oder Joggen, bewusste fettarme und ballaststoffreiche Ernährung, angereichert mit Vitaminen und Antioxidantien, sollen uns Glück und ewige Jugend schenken. Gesundheit ist nicht mehr eine Gabe Gottes, sondern ein Produkt der Gestaltung unseres Lebens. Wir sollten aber nicht alles auf die Gesundheit reduzieren. Gesund und unglücklich spät sterben ist nicht unser Ziel. Wir möchten uns auch wohlfühlen in unserer Haut und bezahlen dafür mit hohen Summen. Modernste Hoteltempel und Wohlfühloasen mit Wellness- und Fitnessangeboten haben den gemütlichen Landgasthof verdrängt. Viele erkennen gar nicht mehr, dass sie gesund sind, es sei denn, dass sie gerade von einer Krankheit genesen sind.
Wir wollen zeitlos attraktiv und schön sein, erotisch und biologisch jünger wirken als wir sind. Unser Anblick soll ein Geschenk sein für das eigene und das fremde Auge. Gestylt nach dem Schönheitsideal der Zeit, aufgeplustert mit oder ohne Kleider, bauchfrei oder mit gestähltem Oberkörper, fit und vital durch Gymnastik und Kosmetik sowie möglichst faltenlos mit vollen Haaren sollen wir vor den Altar des Lebens treten. Auch im fortgeschrittenen Alter sind wir dem Wahn nach Jugendlichkeit erlegen. Wir haben vergessen, einzuwilligen in die Tatsache, dass wir vergängliche Wesen sind, ein Staubkorn in der Geschichte und im Universum.
„Das Leben gleicht einem aufblitzenden Lichtstrahl. Plötzlich ist es verloren in einem Augenblick“.1
Und dennoch soll die Sinnsuche nicht vergebens sein.
Wir wollen nicht gegen das Altern rebellieren, sondern mehr versuchen, uns unserem Körper und unserer Seele zu widmen. Der Einblick in die Funktionen unseres Körpers kann eine spannende Erkenntnis und Erfahrung sein. Es geht nicht darum mitzuteilen, dass dieses oder jenes gesund ist, sondern um viel mehr. Nur wenn wir wissen, warum und wie unsere Organe geschützt werden vor dem frühen Verfall, können wir die hier dargelegten Anregungen verstehen und freudig integrieren in unser Leben.
Gedanken machen sollten wir uns über unser Blut und was sich darin spiegelt, über die Wohnung des roten Lebenselixiers – unser Herz und unsere Gefäße. Nachdenken sollten wir über die vielfach unterschätzten Organe Lunge und Leber, die Geheimnisse des Darms und vor allem über die größte Bedrohung unseres Lebens, die Arteriosklerose, an der die meisten von uns zugrunde gehen werden noch vor dem Unheil bösartiger Erkrankungen. Nur wenn wir die Risikofaktoren der Verkrustung und Verkalkung unserer Gefäße kennen und verstehen, sind wir auch bereit, sie möglichst zu vermeiden.
Alter ist der größte Risikofaktor und älter werden ist von Übel. Was wir sinnvoll und wissenschaftlich belegt tun können, um nicht für immer jung, aber später alt zu werden, erfahren Sie hier.
Verzicht oder Genuss – ein Widerspruch
Arsen in Geflügel und Thunfisch, Blei in Milchprodukten, Quecksilber in Fisch und Meeresfrüchten, Dioxin in tierischem Fett und Eiern, Glyphosatrückstände in Lebensmitteln … Es ist doch verrückt ! Dürfen wir überhaupt noch etwas essen ? Sind wir den giftigen Schadstoffen in unserer Nahrung und im Wasser hilflos ausgeliefert ? Wenn dem so ist, dann dürften auch Babys nicht mehr gestillt werden, denn auch in der Muttermilch werden Mamma’s Giftmüllabfälle an die Kinder und sogar Enkel weitergereicht. Gibt es Auswege aus diesem Dilemma ? Ja, es gibt sie. Alles im Übermaß ist Gift, hat schon Paracelsus (1493–1541) gewusst. Also von allem etwas, aber ein bisschen weniger und mit Maß. Tiere essen Pflanzen voller Herbizide und wir essen Tiere. Ein gefährlicher Kreislauf. Wir leben in einer hochzivilisierten Welt, in der die Schadstoffgrenzwerte nach wissenschaftlichen Erkenntnissen festgelegt werden. Natürlich gibt es eine Grauzone. Wollen wir uns aber dadurch bei jeder Portion Erdbeeren, Kirschen, Nektarinen, Schokomüsli, Keksen und einem leckeren Linsengericht oder einem Schlückchen Rotwein den Genuss verdrießen lassen ? Wenn ich einmal eine Schweinshaxe esse, sollte ich nicht bei jedem Bissen an tierische Fette und meinen eigenen Bauchspeck nachdenken müssen.
Wir wollen und sollen nicht auf alles verzichten, was uns schmeckt und gut tut.
Sind Cholesterin und Genuss ein Widerspruch ? Sollen wir wieder die Lust auf Verzicht lernen oder den Verlockungen des Alltags hingeben ? Ist das einfache Leben eine Kunst oder Versagen ? Was sind unsere Vorbilder ? Der wandernde Jaina-Digambara-Mönch, der in Askese lebt und seine Nahrung erbettelt, oder derjenige, der in Saus und Braus lebt und im Luxus baden kann ?
DIGAMBARA übersetzt: „im Himmelskleid“; Angehöriger der Digambara-Sekte, die wiederum dem Jainismus angehört: strenge Asketen, die jedem Lebewesen ein uneingeschränktes Existenzrecht einräumen, materiellen Besitz ablehnen und teilweise nackt leben, daher „Himmels- oder Luftkleid“.
Bedeutet weniger Konsum, Arbeit, Essen und Kleidung wirklich immer mehr Einkehr, Ruhe und Raum für das Wesentliche oder sind dies die Brandzeichen des Versagens und der Armut ? Beinhaltet selbst auferlegter Verzicht (Askese) auch Ehrfurcht, Demut und Dankbarkeit gegenüber dem Leben oder ist dies ein Weg zum verklemmten Sonderling ? Was dürfen wir uns guten Gewissens gönnen ? Eine Antwort darauf bekommen Sie später.
„Constant’ly enjoy life! You’re longer dead than alive.“ („Genieße das Leben ständig! Du bist länger tod als lebendig!“)
Dieser alte englische Trinkspruch hält uns an zum Genuss. Wie, was und wieviel sollen wir genießen – und vor allem können wir noch genießen und haben wir noch Zeit dazu ?
Wir können unsere maximale Lebensspanne nur mit Glück und Lebensqualität ausfüllen, wenn wir die 10 Gebote der Gesundheit beherzigen:
Reduziere Dein Gewicht, ernähre Dich „mediterran“, bewege Dich ausreichend, schlafe gut und mehr als 7 Stunden, vermeide Stress und sei achtsam, verbanne das Chaos aus Deinem Leben, ordne es und nehme Dir Zeit, genieße bewusst, vergiss nicht die sozialen Kontakte, höre endlich auf zu rauchen und zu viel Alkohol zu trinken.
Was sollen wir als Nahrung zu uns nehmen, damit unser Herz und unsere Gefäße elastisch bleiben sowie unser Darm und Hirn funktionieren ?
Butter ohne Fett, Milch ohne Laktose, Kuchen ohne Zucker, Suppe ohne Salz, Kaffee mit Süßstoff, Bier ohne Alkohol, Fleisch als Tofu – und das für immer ? Überhaupt – wie häufig sollen wir uns dem Genuss hingeben ?
Sind wir zu dick oder zu dünn ? Gibt es eine wissenschaftliche oder individuelle Grenze für das Übergewicht ? Gilt der BMI auch im Pflegeheim bei über 80-Jährigen ? Oder ist grundsätzlich der Bauchumfang entscheidend ? In welcher Form und wie häufig soll ich mich bewegen ? Wie bekomme ich meinen erhöhten Blutdruck in den Griff ? Sind die Anwendungen des Kräuterpfarrers und Wasserdoktors Sebastian Kneipp (bayerischer Hydrotherapeut; 1821–1897; „Wasserdoktor“, Naturheilkundler und „Kräuterpfarrer“; bekannt durch sein ganzheitliches Gesundheitsrezept) nach dem Motto – „die Natur ist die beste Apotheke“ – überhaupt noch modern ?
Ist