Rücken. Joachim Grifka
wird.
An der Halswirbelsäule kann es sich vor allem bei Ausstrahlungen zum Kopfbereich um Durchblutungsstörungen handeln. Ebenso müssen bei einer Schmerzausstrahlung zum Kopf auch Augenerkrankungen, Erkrankungen im Hals-, Nasen- und Ohrenbereich, eine Störung des Gleichgewichtsorgans oder auch Störungen im Rückenmark und Gehirn ausgeschlossen werden. Auch Infektionen und Stoffwechselstörungen müssen bedacht werden.
Viele Erkrankungen können ähnliche Beschwerden verursachen wie Wirbelsäulenerkrankungen.
Bei einer Ausstrahlung in die Arme müssen dort lokalisierte Veränderungen abgegrenzt werden, z. B. im Ellenbogenbereich ein sogenannter Tennisellenbogen – der Schmerz wird bei einem forcierten Anheben der Hand ausgelöst –, ein Engpasssyndrom des Ellenbogennervs, das bis zum 5. Finger strahlt, oder auch Nervenengpasssyndrome im Bereich der Handwurzel, wie z. B. ein Karpaltunnelsyndrom mit Gefühlsstörungen am Daumen, 2. und 3. Finger oder eine Einengung in der Loge de Guyon mit Missempfinden am 5. Finger.
Bei Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule müssen alle nahe zum Rücken hin lokalisierten Veränderungen bedacht werden. Insbesondere bei Patienten jenseits des 50. Lebensjahres ist an Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße (Angina pectoris), eine Aussackung der Brustschlagader (Aortenaneurysma), Erkrankungen des rückseitigen Rippenfells und der nahe gelegenen Lungenanteile zu denken. Eine Besonderheit stellen Irritationen der Rippennerven dar, wie sie z. B. durch eine Zoster-Erkrankung, die „Gürtelrose“, hervorgerufen werden können.
Im Bereich der Lendenwirbelsäule muss an alle Strukturen gedacht werden, die im angrenzenden hinteren Bereich lokalisiert sind. Hierzu zählen:
Hinsichtlich lokaler Erkrankungen im Bereich der Beine muss insbesondere an die Arthrose des Hüftgelenks mit der daraus resultierenden Vorneigung des Beckens gedacht werden, aber ebenso an Muskelverkürzungen und Störungen des Muskelstoffwechsels allgemein sowie an Nervenengpasssyndrome, wie z. B. das sogenannte Tarsaltunnelsyndrom. Bei diesem ist der Fußnerv hinter dem Innenknöchel eingeengt und provoziert Missempfindungen bis hin zu Schmerzen, vor allem am Fußinnenrand und an der Fußsohle.
Ganz generell muss auch nach Entzündungen im gesamten Körper und gegebenenfalls nach Tumoren gefahndet werden. Um dies abzuklären, ist grundsätzlich auch eine Blutuntersuchung erforderlich.
4.2Strukturstörungen der Wirbelsäule durch angeborene Erkrankungen
Die knöcherne Ausbildung der Wirbelsäule wird während der embryonalen Entwicklung angelegt. Wirbelkörper und rechtsseitiger sowie linksseitiger Wirbelbogen sind jeweils mit einem Knochenkern angelegt und in ihren übrigen Anteilen knorpelig ausgebildet. Wenn die jeweils zueinander gehörigen Anteile nicht symmetrisch zueinanderfinden, kann es zu asymmetrischen knöchernen Ausbildungen z. B. der Wirbelkörper kommen. Sehr häufig findet man eine asymmetrische Ausbildung im Übergangsbereich der Lendenwirbelsäule zum Kreuzbein (Abbildung 19).
Ebenso können Wirbelkörper miteinander verschmelzen, ohne dass sich zwischen ihnen eine Bandscheibe ausbildet. Dann spricht man von Blockwirbeln (Abbildung 20).
Eine weitere Variante ist, dass die beiden Knochenkerne für die Wirbelbögen nicht zueinanderfinden. Dann resultiert ein sogenannter unvollständiger Bogenschluss (Abbildung 21). Dieser kann von einer kleinen Lücke im Dornfortsatz bis hin zu großen Defekten im gesamten Wirbelbogen reichen.
Abbildung 19: Asymmetrischer Wirbelkörper im Übergangsbereich der Lendenwirbelsäule. Statt eines einfachen Querfortsatzes hat sich an der rechts abgebildeten Seite eine flügelförmige Verbreiterung gebildet, die bis an das Kreuzbein heranreicht.
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