Die Pilates Elements Methode. Andrea Frey

Die Pilates Elements Methode - Andrea Frey


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den Fibroblasten gebildet. Durch ihre kontraktilen Eigenschaften spielen sie eine große Rolle bei der Wundheilung. Die Wunde wird durch die Kontraktion verschlossen und über die Kollagenbildung stabilisiert. Bei verminderter Produktion kommt es zu Wundheilungsstörungen, die Wunde verheilt sehr langsam oder bricht immer wieder auf. Eine erhöhte Produktion bzw. eine längere Wirkungsdauer der Myofibroblasten führt zu starkem Narbengewebe und narbigen Strukturen.

      Bei Krankheitsbildern, wie z. B. der Leberzirrhose und Palmaraponeurose, finden wir ebenfalls eine erhöhte Kontraktilität und Kollagenbildung, mit der Folge, dass das Gewebe an Elastizität verliert und seine Funktionen nicht mehr aufrechterhalten kann.

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      Bemerkung

      In Bezug auf die Wundheilung wurde festgestellt, dass lang anhaltende Dehnungen mit einer minimalen Intensität und einer Dauer von ca. 10 Minuten die Wundheilung beschleunigen können.

      Nach höherer sportlicher Belastung, welche eventuell zu einem sogenannten Faszienkater geführt hat, bei dem es zu kleinen Mikroverletzungen der Muskelfasern kommt, werden Reparaturmechanismen in Gang gesetzt, wandeln sich Fibroblasten in Myofibroblasten um, sodass die Zellen des Muskels geweckt und gestärkt werden. Somit haben die „Schmerzen“ nach einem intensiveren Training doch was Gutes.

      Kollagene Fasern zeichnen sich durch eine hohe Zugfestigkeit aus. Sie sind um ca. 5 % dehnbar und können sich aufgrund ihrer wellenförmigen Anordnung um ca. 3 % verlängern.

      Wir finden diese Fasern in den parallel verlaufenden Geweben wie:

      in Sehnen und Bändern;

      in scherengitterartigen Geweben, wie Organkapseln;

      in der Dura mater (in der harten Hirnhaut);

      in den oberflächlichen Faszien, wie der Fascia superficialis;

      in spiralförmig angeordneten Geweben, wie Bandscheiben.

      Auf die verschiedenen kollagenen Fasertypen möchte ich hier nicht näher eingehen, das würde den Rahmen sprengen.

      Die elastischen Fasern kommen im lockeren Bindegewebe, in Bändern und inneren Organen, wie z. B. Lunge, Aorta und Blase, vor. Also dort, wo eine große Belastbarkeit und Flexibilität erforderlich ist, was sich am Beispiel der Füllkapazität und Elastizität unserer Blase gut veranschaulichen lässt.

      Retikuläre Fasern sind, wie der Name schon sagt, netzartig ausgerichtet. Zu diesem Fasertyp gehört z. B. unser Lymphsystem mit seinen lymphatischen Organen (z. B. Milz) sowie Leber und Nieren.

      Die extrazelluläre Matrix (der Zwischenzellraum) besteht aus Bindegewebsfasern und Grundsubstanz, gleicht mechanische Belastungen aus und sorgt für die strukturelle Umgebung der Grundsubstanz und Fasern.

      Die Bindegewebsfasern werden aus den Struktureiweißen Kollagen und Elastin aufgebaut.

      Die oben genannten Fasern sind eingebettet in einer nährenden Grundsubstanz.

      Die Grundsubstanz besteht aus Wasser, Zucker-Eiweiß-Verbindungen (Proteoglykane, Glykosaminoglykane) und Hyaluronsäure.

      Die Beschaffenheit der Grundsubstanz variiert von flüssig bis hin zu gel- oder solartig.

      Des Weiteren ist Wasser in größerer Menge in der Matrix enthalten. Es transportiert Nährstoffe über das arterielle System des Bindegewebes zu den Stellen, wo es benötigt wird, und sorgt für den Abtransport von Stoffwechselendprodukten über das Lymphsystem oder über das venöse System. Auch hier passt sich die Zusammensetzung dem Bedarf des Körpers an.

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      Aus der Praxis

      Dynamische körperliche Bewegungen, variationsreiche Dehnungen, manuelle Anwendungen, wie z. B. Rolfing, können das Gewebe von einem gel- in einen solförmigen Zustand versetzen, es somit geschmeidig halten und dafür sorgen, dass die faszialen Schichten wieder problemlos übereinandergleiten. Im Gegenzug bewirken Bewegungsmangel, einseitige Belastungen, Überbelastung, Entzündungen, Traumata und Altern eine Dehydrierung (Entwässerung) des Bindegewebes, ähnlich einem ausgedrückten Schwamm. Dieser Elastizitätsverlust führt dazu, dass die Belastungsfähigkeit sinkt und die Verletzungsgefahr steigt.

      image Fazit

      Wasser spielt eine zentrale Rolle bei der Gesunderhaltung unseres Fasziensystems.

      Die Hyaloronsäure oder Hyaloronan ist ein weiterer wichtiger Stoff. Im normalen Milieu sind die Moleküle kurzkettig angeordnet. Steigt jedoch der pH-Wert an, werden langkettige Moleküle gebildet, die die Eigenschaften von Klebstoff besitzen. Das Gewebe verklebt regelrecht. Hier kommt der Myofascial Release mit der Rolle zum Einsatz, um die Verklebungen wieder sanft zu lösen.

      Bei dem am Anfang des Buchs erwähnten Kongress der Harvard Medical School stellten die Forscher Tom Findley und Helene Langevine den Zusammenhang von Krebszellen und Bindegewebe dar. Es konnte festgestellt werden, dass sich das Bindegewebe um die Krebszelle herum verdickt, eine Kapsel bildet und dadurch das Immunsystem und Medikamente nicht mehr richtig ansetzen können. Die Krebszellen selbst fördern die Fibroblastenbildung, um allem Anschein nach innerhalb der Zelle ungestört wachsen zu können. Im Labor wurden hochaggressive Krebszellen in eine gesunde Matrix eingebaut, mit der Folge, dass die Zellen in weniger aggressive umgewandelt wurden. Im Gegenzug zeigten weniger aggressive Krebszellen in einem schlechten Milieu eine höhere Teilungsbereitschaft. In den nächsten Jahren wird die Forschung hier hoffentlich noch mehr leisten, um so vielen verzweifelten Menschen und deren Angehörigen helfen zu können.

      image Fazit

      Ein gesundes Bindegewebe sorgt dafür, dass wir gesund bleiben und gesund altern.

      1.5.1Das straffe Bindegewebe

      Straffes Bindegewebe zeichnet sich durch einen hohen Anteil an kollagenen und einen geringen Anteil elastischer Fasern aus und sorgt dadurch für eine große Zug- und Druckbelastbarkeit mit entsprechender Elastizität. Dieses Gewebe unterteilen wir nochmals in ein straffes, geflechtartiges und in ein straffes, parallelfaseriges Gewebe.

      Straffe, geflechtartige Gewebe verlaufen in dicken Bündeln zusammengefasst, geflechtartig in vielfältige Richtungen.

      Wir finden dieses z. B. in der Dura mater (harte Hirnhaut), in den Organkapseln und in der Sklera des Auges.

      Beim straffen, parallelfaserigen Bindegewebe verlaufen die Fasern, wie der Name schon sagt, parallel ausgerichtet und dicht.

      Wir finden es u. a. in Sehnen und Bändern, welche die Kraft vom Muskel auf den Knochen übertragen, sowie in der Plantarfaszie, der Faszie der Fußsohle.

      1.5.2Das lockere Bindegewebe

      Lockeres Bindegewebe finden wir überall dort, wo Organe im Körper eingebettet sind, wie z. B. Pleura und Perikard (Herzbeutel).

      Es sorgt zum einen dafür, dass unsere Organe ihren Platz behalten, zum anderen für eine optimale Verbindung zu Nachbarorganen und anderen Geweben.

      In kleinen Hohlräumen finden Blut- und Lymphgefäße sowie Nervenfasern und Körperzellen, welche für die Immunabwehr und Regenerationsprozesse zuständig sind, ihren Platz.

      Das lockere Bindegewebe zeichnet sich durch eine hohe Wasserspeicherkapazität aus, bildet einen fließenden Übergang zum Fettgewebe, das hier seine Funktion als Gleit- oder Verschiebeschicht


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