Traum Triathlon. Bethany Rutledge

Traum Triathlon - Bethany Rutledge


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Rennen abgebrochen. Daraufhin holten sie Altersklassenteilnehmer aus dem Wasser und beendeten deren Rennen an Ort und Stelle.

      Dank Gottes Gnade und meines zuverlässigen Neoprenanzugs überstand ich die Schwimmetappe. Irgendwann erreichte ich das Ufer und konnte mich aufs Rad schwingen. Die ersten paar Stunden ging es voll gegen den Wind. Nach dreieinhalb Stunden hatte ich nur 65 Kilometer geschafft, weniger, als ich benötigte, um innerhalb des Zeitlimits zu bleiben. Da ich langsamer als erwartet war, dauerte es auch viel länger bis zur nächsten Verpflegungsstation.

      Ich erinnere mich noch genau, wie ich, in der Trinkflasche nur noch Red Bull®, über eine staubige, verlassene Straße durch einen Canyon schlingerte und mir krampfhaft überlegte, unter welchem Vorwand ich am besten aus dem Rennen aussteigen könnte. Aufgeben. Die einzige berechtigte Entschuldigung, die mir einfiel, war ein Sturz in den Abgrund.

      Doch ich stürzte nicht und schaffte es bis zur Ziellinie — voller Schmerzen, dehydriert und mit einer bleibenden Erinnerung am Hinterteil von zu vielen Stunden im Sattel. Bei dem Rennen gab es eine 33-prozentige Ausfallquote, die höchste, die bislang bei einem IRONMAN verzeichnet wurde.

      An jenem Tag lernte ich etwas über Durchhaltewillen. Sicher, im Training und bei Wettkämpfen hatte ich schon oft gelitten, aber so tief musste ich noch nie gehen. Manchmal tut das Leben weh, und dann ist Weitermachen die einzige Option.

       Lektion 2: Prozess versus Ergebnis

       Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ablassen. – Galaterbrief, 6,9

      Training, Vorbereitung und Einstellung lassen sich kontrollieren, andere Dinge, wie technische Probleme, schlechtes Wetter oder Krankheit, nicht.

      Den IRONMAN Chattanooga 2014 konnte ich wegen eines technischen Defekts nicht beenden. Dieser Vorfall lehrte mich, besser vorbereitet zu sein, meinen „Prozess“ zu verbessern. 2015, beim IRONMAN Chattanooga 70.3, hatte ich plötzlich ein riesiges Loch im Reifen, aber keinen Dollarschein, um es zu stopfen. Stattdessen brüllte ich am Straßenrand wie eine Verrückte, bis mir jemand seine leere Powergelpackung zuwarf, die ich erfolgreich zu einem Flicklappen zusammenbastelte.

      Was ich damit sagen will? Das Ziel sollte die ständige Verbesserung von Prozess und Vorbereitung sein. Doch bei einem Rennen gibt es immer Dinge, die man nicht kontrollieren kann, und die einem „den perfekten Tag” verderben.

      Dasselbe erleben wir auch im Alltag. Wochenlang hat man seine große Präsentation vorbereitet, und dann heißt es plötzlich, ein anderer solle sie geben. Oder man hat den Urlaub oder ein Familientreffen perfekt geplant, und dann fängt Onkel Jean wieder mit demselben alten Streit an und verdirbt alles. Es ist leicht gesagt, doch das Einzige, das man machen kann, ist, seine Vorbereitung und Einstellung zu kontrollieren.

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      Statt teilzunehmen, hieß es plötzlich zuschauen beim IRONMAN Chattanooga 2014.

       Lektion 3: Ängsten trotzen

       Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. – Zweiter Timotheusbrief, 1,7

      Wer sich ein Ziel setzt, sollte es auch kundtun. Ich hatte lange Zeit Angst, jemandem von meinem Buchprojekt zu erzählen. Davor war es mir peinlich, zuzugeben, dass ich mich für den IRONMAN Hawaii qualifizieren wollte. Und davor zögerte ich, mich zu meinem Traum von einem Triathlonfinish zu bekennen. Warum? Weil es hochgesteckte Ziele waren, scheinbar so unerreichbar, dass irgendwer, irgendwo grinsen und denken könnte: „Wieso glaubt die bloß, sie könnte das schaffen?”

      Die Angst zu überwinden, heißt, aus sich herauszugehen, sich zu zeigen. Fange mit kleinen Schritten an. Da man sich im Triathlon eine Menge kleiner Ziele stecken kann, hilft es, sie laut zu verkünden, um besser zu werden.

       Lektion 4: Disziplin entwickeln

       Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu. – Prediger 9,10

      Tägliche Schinderei gehört auch zu den aufregendsten Zielen. Du willst die Ziellinie eines Triathlons überqueren? Dann werden sich frühes Aufstehen und Sprünge in kaltes Wasser nicht vermeiden lassen. Du willst ein Buch veröffentlichen? Dann wirst du dich auf dem Weg dorthin an eine Fülle von Absagen und unzählige Überarbeitungen gewöhnen müssen. Triathlon lehrt einen Disziplin für die großen Dinge im Leben und die tägliche Plackerei.

      Quintessenz: Training und Wettkämpfe rütteln am Status quo und holen dich aus deiner Komfortzone. Gleichgültig, ob du auf sportlicher Ebene oder in anderen Lebensbereichen in einen Trott geraten bist, eine kleine Veränderung kann einen großen Wandel bewirken. Ganz nebenbei lernt man durch den Triathlonsport wertvolle Lektionen fürs Leben.

       WICHTIGE BEGRIFFE

      Sichten — Kursbestimmung und -überprüfung, ohne den Schwimmzug zu unterbrechen.

      Altersklassenteilnehmer — Sportler, die in fünf Jahre umfassenden Altersklassen gegeneinander antreten (z. B. 40-44). Dient als Sammelbegriff für Amateure.

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       HINDERNISSE ÜBERWINDEN

      Damals schrieb ich meinen Triathlon-„Fehlstart” diversen Hindernissen zu. Es gab einfach zu viele Hürden, die ich überwinden musste. Ich wusste nicht, wie man richtig trainiert, Rennräder waren teuer, und das Ganze kostete viel zu viel Zeit.

      Richtig, aber: In Wahrheit hätte ich mein Geld natürlich sparen können, anstatt es für Tacos zu verschwenden und viermal pro Woche auszugehen. Bestimmt hätte mir jemand ein Rad geliehen. Die fehlenden Kenntnisse hätte ich mir aneignen können. Und Zeit? Bitte! Als Hauptfach hatte ich Journalismus belegt – vor allem, weil es dort keine Hausarbeiten gab – und ich arbeitete nur in einem Teilzeitjob. Ich hatte nichts als Zeit!

      Sieben Jahre später gab es im Wesentlichen noch dieselben Hürden. Vielleicht hatte ich sogar weniger Geld aufgrund von Erwachsenenrechnungen und einer geringeren Toleranz gegenüber Kontoüberziehungen. Vom Triathlon hatte ich immer noch keine Ahnung, und ich arbeitete jetzt Vollzeit. Trotzdem blieb mir reichlich Zeit für Training und Wettkämpfe; ich musste sie nur finden. Der Unterschied zu früher lag in meiner Einsatzbereitschaft. Im College war mein Traum nur eine leere Idee; als Erwachsene setzte ich mich für meine Ziele ein.

      Und du? Musst du vielleicht noch größere Hindernisse überwinden? Gut möglich. Die Pflege Angehöriger, häufige Dienstreisen oder miteinander konkurrierende Verantwortlichkeiten, Herausforderungen wie diese erhöhen die Alltagshürden um ein weiteres. In diesem Kapitel werden wir die häufigsten Stolpersteine unter die Lupe nehmen.

       SCHREIBE EIN PAAR HINDERUNGSGRÜNDE AUF

      Wahrscheinlich fallen dir direkt 10 Gründe ein: Du bist zu alt, zu beschäftigt, nicht sportlich genug und anderes mehr. Jetzt schreibe die drei wichtigsten Gründe auf, warum du dein Ziel NICHT in Angriff nehmen kannst und halte sie griffbereit. Es folgen ein paar häufig genannte Gründe. Erkennst du dich in einem davon wieder?

       „ICH BIN ZU ALT.”

       „Alter ist nur eine Zahl. Es sollte einen nicht entmutigen, etwas Neues auszuprobieren. Es fühlt sich gut an, etwas für sich selbst zu tun, von dem man nie geglaubt hätte, es einmal zu tun. Die psychische und physische Belohnung ist enorm: Man schläft besser, isst besser, macht sich weniger Sorgen und ist positiver eingestellt.” – Sibyl Jacobson

      Du meinst, du wärst zu alt, um etwas Neues


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