Silvia - Folge 2. Jürgen Bruno Greulich

Silvia - Folge 2 - Jürgen Bruno Greulich


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umstanden von blau gepolsterten Stühlen, weiß getünchte Wände, eine edle Stuckdecke.

      Wolfgang stand vor dem kleinen Portal, das hinaus in den Hof führte, einer der beiden Zugänge, durch die man ohne den Weg durchs Foyer ins Haupthaus gelangte, falls man einen Schlüssel hatte, um die stets verschlossenen Türen zu öffnen. Durch die hohen Fenster sah man seinen Wagen klein und einsam draußen stehen. Einige Schritte von ihm entfernt hatten sich Immanuel und der blonde Aufseher aufgebaut. Dieser erkannte sie wieder, nickte ihr überrascht zu. Corinna stand nahe der Tür und empfing sie mit einem ermutigenden Lächeln.

      Wolfgang kochte. Hochrot war sein Gesicht, seine Blicke sirrten wie Brandpfeile herüber. „Ja, bist du denn verrückt geworden? Du kannst doch nicht einfach abhauen und alles hinter dir liegen und stehen lassen …“

      Der Blonde hob beschwichtigend die Arme und Corinna fiel Wolfgang kühl ins Wort. „Sie versprachen, keine Szene zu machen, Sie wollten nur hören, ob Silvia zu Ihnen zurückkehren oder hier bleiben möchte. – Also, Silvia, sag ihm, was du willst.“

      Der Blick in seine Augen erforderte Kraft und Mut. Den Mann, den sie einst geheiratet hatte, dem sie nahe gewesen war, den entdeckte sie in ihm nicht, er war wie ausgelöscht. Der Gebieter aber, vor dem sie gezittert hatte, von dem sie gedemütigt und hintergangen worden war, der sie geohrfeigt hatte und dessen Geliebter sie hatte die Füße küssen müssen, der erfüllte den ganzen Raum.

      Mühsam sprach sie aus, was sie dachte: „Du bist ein gefühlloser Tyrann. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!“

      „Silvia! Weißt du denn nicht, mit wem du sprichst?“

      „Doch, ich weiß es. Eben deshalb.“

      „Aber hier wirst du zur Hure!“

      Gleichgültig zuckte sie mit den Achseln.

      Er starrte sie fassungslos an, schüttelte entgeistert den Kopf. Neue Wut stieg in ihm auf und er fuhr Corinna an: „Was haben Sie mit ihr gemacht? Sie ist nicht mehr die Frau, die ich kenne! Es ist Ihr Werk, Sie haben Silvia den Kopf verdreht, sie weiß doch gar nicht, was sie tut!“

      Silvia kam Corinna zuvor: „Ich weiß es besser denn je.“

      „Ich befehle dir, zu mir zurückzukehren! Ich lasse dich nicht gehen. Und wenn du nicht freiwillig kommst, gehe ich zur Polizei und lasse den ganzen Laden hier auffliegen.“

      Corinna schaltete sich ein: „Dieser Laden ist den Behörden bekannt. Aber natürlich ist es Ihnen unbenommen, zur Polizei zu gehen. Was aber wollen Sie dort sagen? Dass Ihre Frau vor Ihnen geflohen ist, weil sie Ihre Misshandlungen nicht mehr ertrug? – Im Übrigen haben Sie Silvias Meinung nun gehört. Ich denke nicht, dass es noch etwas zu sagen gibt. Nur eines noch: Ihre Anwesenheit auf Schloss Sinnenhof ist nicht mehr erwünscht. Es wird Ihnen kein Zutritt mehr gewährt.“ Sie schaute den Blonden an. „Der Herr möchte gehen.“

      Plötzlich änderte sich Wolfgangs Stimme, war nicht befehlend, sondern flehend. „Aber Silvia, ich liebe dich doch.“

      Was? Nein, das glaubte sie nicht. Er wollte seine Sklavin zurückhaben, mehr nicht, das war keine Liebe, sondern Besitzstandwahrung. Sie antwortete nicht, wich seinem Blick aus. Nein, es gab nichts mehr zu reden. Sie wandte sich ab und verließ den Raum, gefolgt von Corinna, die sachte die Tür hinter sich schloss, sodass man von Wolfgang nichts mehr hörte und nichts mehr von ihm sah, welch ein Segen.

      Sie gingen nebeneinanderher in Richtung Speiseraum und Silvia versuchte die Gedanken zu ordnen. „Was ist, wenn er doch zur Polizei geht?“

      Corinna nahm sie an der Hand. „Kein Problem. Der Betrieb ist offiziell angemeldet und völlig legal. Sogar die Bücher sind in Ordnung, wir können jede Steuerprüfung bestehen. Überdies zählt der Oberbürgermeister der Stadt zu unseren Kunden, ebenso andere einflussreiche Persönlichkeiten. Aber das alles ist nicht so wichtig, dein Mann wird sich vor der Öffentlichkeit hüten wie der Teufel vor dem Weihwasser. Sein Ruf wäre ruiniert und seine Karriere im Eimer, wenn man von seinem Treiben wüsste. Der unternimmt nichts, keine Sorge.“

      „Aber wir müssen uns doch scheiden lassen.“

      „Warte, bis er die Scheidung einreicht, dann einigst du dich unter der Hand gütlich mit ihm, das macht kein Aufsehen, und kassierst eine Menge Geld.“ Wie praktisch Corinna doch war, die kompetente Ratgeberin in allen Lebenslagen. Sie legte den Arm um Silvias Schultern. „Was ist, hast du Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken?“

      „Gerne. Ich mag jetzt nicht alleine sein.“

      Es gab den Kaffee nicht im Speiseraum, wie von Silvia erwartet, sondern oben im ersten Stock in jenem Büro, das einst Schauplatz gewesen war der „Audienz bei der Herrin“. Es hatte sich nichts verändert, der Computer stand auf dem Schreibtisch vor dem Fenster, draußen sah man die wenigen Autos auf der Straße, fein säuberlich reihten sich die Aktenordner auf dem Regal. – Und da stand er noch immer mitten im Raum, der Stuhl, auf dem Silvia seinerzeit Platz genommen hatte, weckte die Erinnerung und mit ihr ein verlangendes Kribbeln.

      Auffordernd wies Corinnas Hand darauf. „Nimm Platz!“ Irgendwie klang es mehr nach einem Befehl als nach einer Einladung und ihrem geheimnisvollen Lächeln ließ sich entnehmen, dass auch sie die Bilder der Audienz vor Augen hatte.

      Vorsichtig ließ sich Silvia nieder und beinahe hätte sie ihr Kleid gelüpft.

      Corinna lächelte liebevoll. „Tu’s doch, wenn du Lust darauf hast.“

      Konnte sie in Silvias Seele schauen? Es schien so. Und was nun? Kurz nur war Silvias Zögern, dann erhob sie sich, raffte das Kleid mit beiden Händen hoch bis zur Taille, sank ein zweites Mal nieder, spürte die Kühle des Polsters erregend unter dem weißen Baumwollslip und öffnete die Knie, als sei sie wieder zur Sklavin des Hauses geworden.

      Es pochte an die Tür und im nächsten Moment kam einer der Jungs für alles herein, Ludger. Geschickt balancierte er auf einer Hand ein rundes Tablett mit einer Kaffeekanne, zwei Tassen, Milch und Zucker, wortlos stellte er es auf dem Schreibtisch ab. Er funktionierte wie eine futuristische Maschine, erfüllte die Wünsche vorausschauend, ohne einen Auftrag zu benötigen. (Wahrscheinlicher aber war, dass er seine Anweisung schon vorher erhalten hatte und alles nach Corinnas Plan geschah.) Silvias Kleid blieb gerafft und sie schloss die Schenkel nicht, wozu auch, da man sie schon oft so gesehen hatte. Er schien sie nicht wahrzunehmen, nur flüchtig huschte sein Blick herüber und mit dem Anflug einer Verbeugung zog er sich diskret zurück.

      Wohlwollend schaute Corinna ihm nach. „Er ist ein Goldstück, genau der Richtige für seinen Job, verschwiegen, zuverlässig und bedingungslos loyal. Er ist dankbar, hier arbeiten zu dürfen, denn er liebt den Anblick der Mädchen.“

      „Ach, ich dachte, er sei schwul.“

      „Er ist vielseitig orientiert.“ Sie brachte Silvia eine Tasse Kaffee, schwarz und mit ein bisschen Zucker. „Die Fotos von dir sind gut geworden. Hast du dich schon in der Karte gesehen?“

      „Ja, allerdings …“

      „Sehr reizvoll. – Ganz im Gegensatz zu diesem Höschen da. Wenn ich das sehe, spiele ich mit dem Gedanken, dir wieder eine Kleiderordnung aufzuerlegen. Zieh es lieber aus.“

      Schon war Silvia die Tasse wieder aus der Hand genommen, ohne dass sie einen Schluck genommen hatte, und wieder auf den Schreibtisch gestellt, von wo sie gekommen war. Wie viele Mädchen schon auf diesem Stuhl hier gesessen waren, bereit, der Herrin zu dienen? Ach, das spielte doch keine Rolle. Ohne weiteres Zögern streifte sie das liebestöterische Höschen ab, und kaum war sie zurückgesunken auf ihren Platz, schob sich Corinnas Kopf zwischen ihre Schenkel und entflammten zärtliche Lippen verzückende Lust. Sie diente der Herrin nicht, nein, sie erhielt von dieser wunderbare Zärtlichkeit, die sie tausendfach zurückgab. Küssend und streichelnd versanken sie beide im Taumel der Liebe …

      Arm in Arm lagen sie danach auf dem Boden, ihre Kleidung war im Zimmer verstreut, der Kaffee kalt geworden. Corinna schnurrte wie eine Katze im Sonnenschein, gelöst war ihr Lächeln. „Es ist sehr schön mit dir, irgendwie anders als mit anderen.“ Verwunderung sprach


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