Silvia - Folge 2. Jürgen Bruno Greulich

Silvia - Folge 2 - Jürgen Bruno Greulich


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Sie sah ihren Namen, „ihre“ Tage, ihr Gesicht, das ernst wirkte, gesammelt, dabei weich gezeichnet und sinnlich konzentriert … der Mann blätterte weiter und ihr Blick huschte erschrocken zur Seite, doch schaute sie gleich wieder hin, ebenso abgestoßen wie fasziniert.

      Das eine Foto zeigte sie im kurzen roten Negligé, sie stand an der schwarzen Wand wie angeheftet, den Rücken der Kamera zugekehrt, beide Arme erhoben, die gespreizten Finger krallten sich in die Tapete, wie gehetzt schaute sie sich nach einem imaginären Verfolger um. Auf dem zweiten Bild stand sie nackt zwischen den Säulen, die Arme ausgestreckt, als seien sie angekettet. Zerzaust war das Haar, geweitet waren die Augen, die Lippen halb geöffnet, deutlich zeichneten sich die blau unterlaufenen Striemen auf ihrer Haut ab, es hatte den Anschein, als hätte man sie soeben erst gemalt. Als besondere Vorlieben und Tauglichkeiten war auf der letzten Seite angegeben: „Bequem zugänglich in allen Öffnungen und geeignet für die Peitsche.“ (Ein Eintrag, den sie auch bei Laura und bei Annemarie gelesen hatte.) So also wurde sie den Gästen angeboten! Der Anflug von Stolz, den es gestern noch gegeben hatte, war spurlos verschwunden.

      Wortlos schlug der Gnom die Karte zu, dann winkte er nach Iris. „Bringst du sie in den Raum Justine und bereitest sie vor? Du weißt doch hoffentlich noch, wie ich es wünsche.“

      „Natürlich, mein Herr.“

      Mit Schrecken sah Silvia, dass Immanuel dem Kleinen auf dessen tausend Euro nur zweihundertfünfzig herausgab, dann wurde sie von Iris bei der Hand genommen und zu den Liebeszimmern geführt. Die Peitsche kostete zweihundertfünfzig Euro Aufpreis, Geld, von dem das Haus nichts für sich behielt, ein schwacher Trost in diesem Augenblick. Ihr Weg führte hinunter in den dunklen Korridor und in einen Raum, den sie auf einem der Fotos gesehen hatte. Er war in Schwarz gehalten wie das Chambre O und zwielichtig beleuchtet. Nichts Gutes verhießen die eisernen Ringe an den Wänden, die Ketten und das Sortiment von Peitschen und Stöcken, die griffbereit aufgehängt waren.

      Selbst das wenige, das Silvia anhatte, war noch zu viel. Sie musste es ablegen und sah dann erschrocken, dass Iris zum Pranger wies, der mitten im Raum stand, kein klobiger hölzerner aus dem Mittelalter, sondern eine technisierte Version aus silbern schimmerndem Metall: zwei runde Füße, die eine auseinanderklappbare Schiene trugen. Zaudernd kniete sie davor nieder und widerstrebend bettete sie den Hals und die Handgelenke in die Aussparungen, die mit rotem Gummi dick gepolstert waren. Sanft klappte Iris die metallene Schiene herab und klirrend rastete die seitliche Verriegelung ein, unentrinnbar war Silvia eingeklemmt.

      Eine Hand strich über ihr Haar. „Ich hole dich später ab.“ Leise Schritte entfernten sich, fast lautlos wurde die Tür ins Schloss gezogen, Stille breitete sich aus.

      Später. Wenn es nur schon so weit wäre, aber nein, dann müsste sie ja den Schmerz fühlen, vor dem sie sich jetzt nur fürchtete. Wenn der Mann nur nicht so bald käme, aber nein, dann würde die Furcht noch länger dauern, die ebenso schlimm war wie der Schmerz, vielleicht gar noch quälender. Ob Immanuel sie jetzt beobachtete auf dem Monitor, sie kauern sah in ihrer schmählichen Lage? Sah er sie in Farbe oder in Schwarz-Weiß? Als würde das eine Rolle spielen.

      Und Iris, die Zarte, die ihre Aufgabe so sachlich kühl erledigt hatte, was mochte sie wohl fühlen? Genugtuung vielleicht, wenn ein Mädchen die Qual erwartete, die sie selbst so oft hatte erleiden müssen, oder einfach nur Erleichterung, nicht selbst das Opfer zu sein? Warum ließ der Mann sie so lange schmoren in ihrer Angst? Ihre Furcht war seine Vorfreude, und diese kostete er wohl aus. In ihrem Blickfeld befanden sich eine Kommode mit zwei Reihen von Schubladen und ein altertümlicher Stuhl, von dessen Sitzfläche ein roter Dildo aufragte, prahlerisch, höhnisch, verheißungsvoll. Lieber er als der Pranger? Es war eine müßige Überlegung, denn sie hatte nicht die Wahl.

      Dann endlich (?) kam der Mann herein. Seine Schritte auf dem flauschigen Teppich ließen sich mehr erahnen denn hören, deutlicher vernehmbar waren seine tiefen Atemzüge, dann spürte sie eine Hand auf dem Po und zuckte zusammen.

      „Du fürchtest dich wohl?“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage und musste auch nicht beantwortet werden. Eine Hand glitt über ihre Haut, als wolle sie deren Festigkeit prüfen, und wanderte zwischen ihre Schenkel, direkt zum Schoß, zwei Finger drangen ein, krümmten sich, ließen sie aufseufzen. „Na siehst du, es gibt doch mehr als nur Angst.“

      Er ließ von ihr ab, ging um den Pranger herum, trat vor sie und streichelte ihre Wange, legte die Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an. Sein zerfurchtes Gesicht, die gelblichen Zähne, der flackernde Blick, er sah aus wie ein Kobold beim Raub eines Schatzes. Zwei Finger schoben sich in ihren Mund und sie lutschte daran.

      „Du kannst dich schon mal auf meinen Schwanz freuen, denn wenn ich dir den da reinstecke, hast du es überstanden.“

      Die Finger glitten von ihren Lippen und suchend schweifte sein Blick über das Sortiment der Peitschen. Seine Wahl fiel auf eine lange Gerte mit verknoteter kurzer Lederschnur am Ende. Er ließ sie durch die Luft sirren und spielerisch in die flache linke Hand federn. „Sie dürfte für dich geeignet sein. Oder hättest du lieber eine andere?“ Silvia schwieg. „Mir scheint, du bist damit einverstanden.“ Höhnisch klang seine Stimme, wie sonst?

      Er drehte am seitlich angebrachten metallenen Handrad und die Schiene, die sie gefangen hielt, senkte sich in den Laufschienen der Streben hinab; mit ihr wurde ihr Oberkörper hinabgesenkt, womit sich ihr Hintern noch einladender darbot. Sie schloss die Augen, ahnte, wie er hinter sie trat. Nun also war es so weit, wieder einmal.

      Beim ersten Hieb schluchzte sie qualvoll auf, beim zweiten brach ein Stöhnen von ihren Lippen. Hart schlug er zu, erbarmungslos, immer und immer wieder. Sie begann zu wimmern und zu schreien, flehte um Gnade. Nur einen kleinen Moment aufhören damit, nicht gleich das nächste Feuer entfachen, ein bisschen Schonung, bitte, ach bitte …

      Ihr Flehen wurde erhört, die Rute ruhte, riss keinen erneuten Schrei aus ihrer Kehle, blieb fern von ihrem zuckenden Hintern. Die Stimme des Mannes mischte sich in ihr Wimmern: „Mach nicht so ein Gezeter. Du tust ja so, als würde ich dir die Haut abziehen.“

      Sie spürte einen Finger an ihrem Hintern, glitschig wie ein Aal. Er bohrte sich in sie hinein, gleich noch ein zweites Mal, dann packten Hände ihre Hüften, zerrten ihren Unterleib in die richtige Position. Im nächsten Moment zwängte sich ein heißer pulsierender Pfahl in ihre hintere Öffnung, tief und immer tiefer; mit ihm drang das glühende Feuer von außen nach innen. So hart der Gnom sie geschlagen hatte, so hart nahm er sie auch, stieß grob zu, rücksichtslos wie eine Maschine, drohte sie zu sprengen mit jedem neuen Stoß. Dann brach ein Röcheln aus der kleinen Brust und ergoss sich seine Flut wie heiße Lava in ihren engen Schlund. Mit einem Ruck zog er sich aus ihr zurück und sie spürte zähe Rinnsale über die Lenden kriechen.

      Heiser klang die Stimme des Gnoms, fiebrig, als habe es keine Befriedigung für ihn gegeben. „Jetzt möchte ich von dir wissen, wie ich an diese störrische Iris herankommen kann.“

      Woher sollte sie das wissen? Sie hätte es ja liebend gern gewusst und es ihm sofort gesagt, aber sie hatte keine Ahnung, so wenig wie er. Doch sollte sie eine Ahnung haben, denn in seiner Hand lag die Gerte. Es kam ohne Vorwarnung, das grässliche Surren, dreimal rasch hintereinander, und wieder erfüllte ihr Schluchzen den Raum.

      „Was reizt sie, was hätte sie gerne, welchen Traum möchte sie sich erfüllen?“

      Beschwörend, flehend stieß sie die Worte hervor. „Ich kenne Iris doch kaum. Ich bin erst seit wenigen Tagen hier. Bitte …“ Ihre Worte gingen unter in einem gequälten Schrei, ihr Körper bäumte sich auf, der Hals und die Hände scheuerten an den engen Krausen, die Knie rieben sich verzweifelt am Boden.

      „Ein Schwachpunkt von Iris, irgendetwas, worunter sie leidet.“

      Leidet? Ja, da gab es etwas, nein, jemanden. „Ihr Vater.“ Kaum war es zu verstehen in ihrem Schluchzen.

      „Ihr Vater? Was ist mit ihrem Vater?“

      „Ich weiß nicht, ich weiß nur, dass sie ihn fürchtet.“ Silvia, die Verräterin, nahm sich fest vor, nichts weiter mehr zu verraten, egal, was auch geschehen mochte.

      „Sie


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