Silvia - Folge 2. Jürgen Bruno Greulich
Ihr Gesicht war sinnlich verklärt und viel Wert hatte der Maler darauf gelegt, die Wurzel des Dildos deutlich sichtbar zu machen. Die zweite, eine Brünette mit lockigem Haar, kniete an der vorderen Zellenwand, die erhobenen Hände an die Gitter gefesselt und den Körper zwangsweise an sie geschmiegt, da angepresst von einer straff gespannten fingerdicken Kette, die mit massiven Klammern an ihren Knospen angeschlossen war. Wie gebannt schauten beide Frauen mit großen Augen aus dem Bild heraus, als sähen sie dort draußen etwas Unbegreifliches.
Nun ja, dort im Blickfeld stand jetzt der Dicke, und unbegreiflich, ja, das war er wohl, wie so viele der anderen Gäste auch. Wohlwollend starrte er Juliane an, sachte strich seine Hand über ihre Zöpfe und heuchlerisch verständnisvoll klang seine krächzende Stimme, als spräche er zu einem Kind. „Na, meine Kleine, willst du dich nicht setzen? Hast ja bestimmt einen anstrengenden Tag gehabt und freust dich auf deine Belohnung, nicht wahr?“
Sie wusste offenbar genau, was er wollte, war anscheinend nicht zum ersten Mal mit ihm zusammen. Ihre Stimme war voller kindlicher Süße. „Ja, Onkel. Du bist sehr lieb zu mir.“
Oh. Anscheinend war dieses Spiel nicht nur absurd, sondern auch kinderschänderisch. Skeptisch beäugte sich Silvia den Mann etwas genauer, sah die roten Äderchen im Weiß der Augäpfel, das wässrige Grau um die Pupille, die Härchen in den Nasenlöchern, die Bartstoppeln auf der speckigen Haut. Was sie sah, gefiel ihr nicht. Was aber nichts daran änderte, dass sie sich das verdammenswerte Schauspiel weiterhin beschauen musste.
Juliane ließ sich nieder auf den Stuhl in der Ecke, gepfählt vom dicken Dildo. Erregte Seufzer brachen von ihren Lippen, geöffnet waren ihre Schenkel, angeregt hoben und senkten sich unter dem rosafarbenen Negligé die runden festen Brüste, die ihrer kindlichen Aufmachung nicht so recht entsprachen.
Der Blick des Mannes schweifte von ihr zu Silvia. „Na, wie gefällt dir die kleine Juliane?“
Was sollte sie darauf denn antworten und musste auch sie ihn Onkel nennen? Aber vermutlich nicht, da sie ja nicht das Kind zu spielen hatte. Was aber dann? Welche Funktion hatte sie in der Szene? Hilflos hob sie die Achseln. „Gut.“
Zweifelnd schaute er sie an. „Bist du immer so lakonisch?“
Hatte sie sich doch gedacht, dass er mit dieser Antwort nicht einverstanden war. Was aber wollte er hören? „Sie ist sehr schön.“ Sein Blick sagte, dass sie auf der falschen Fährte war. „Sie ist sehr offen.“ Sein Blick verlangte nach mehr. „Sie ist ein reizendes Kind.“ Auch das genügte nicht. „Sie ist sehr erregt.“
Geplagt hob er den Blick zur Decke. „Kannst du dich nicht ein bisschen klarer ausdrücken? Wir sind hier doch nicht im Benimmkurs.“
Nein, das waren sie nicht, da hatte er recht. Was aber meinte er mit klarer? Das vielleicht? „Sie ist ein scharfes kleines Luder.“
Er nickte einverständig. „Ja, das ist sie. Aber ist es nicht deine Aufgabe, für sie zu sorgen und dich darum zu kümmern, dass sie noch schärfer wird?“
War es das? Sollte sie etwa die Mutter sein? Was aber meinte er? Wie sollte sie sich um sie kümmern? Juliane hatte dem Dialog mit großen Augen gelauscht und seufzend in ihrer Erregung, die sie vermutlich nicht spielte, sondern ganz authentisch erlebte. Nun hob sie die Stimme, um Silvia auf die Sprünge zu helfen: „Sei bitte lieb zu mir und lecke dein Kindchen.“ Einer Gebrauchsanweisung gleich senkte sie den Blick zwischen ihre Beine.
Also doch die Mutter! Eine sehr fragwürdige allerdings. Doch war Silvia nicht hier, um moralische Urteile zu fällen, sondern um die Wünsche des Gastes zu befriedigen. Sie ließ sich vor Juliane auf die Knie nieder, küsste sachte die zarte Haut der Schenkel und beleckte zärtlich die rosigen Lippen des Schoßes, die sich leise bebend um den Dildo schmiegten, kümmerte sich wie gewünscht darum, dass sie noch schärfer wurde, obwohl das eigentlich kaum möglich war. Wonnevolles Stöhnen war oben zu vernehmen und eine Hand wuschelte ziemlich unkontrolliert über ihr Haar.
Besorgt eilte der Mann herbei. „Nicht so arg. Es kommt ihr ja gleich.“ Hatte er etwa Angst, zu kurz zu kommen?
Silvia ließ ab vom lustvollen und lustbereitenden Schoß, küsste statt seiner zärtlich den Bauch unter dem dünnen transparenten Stoff und die nackten Schenkel, hörte über sich das schmatzende Geräusch saugender Lippen und das Ächzen des Mannes, dann ein halb ersticktes Röcheln.
Tadelnd erklang die Stimme des Mannes. „Guck mal, wie versaut sie wieder ist. Du musst sie sauber machen.“
Vorsichtig hob sie den Blick. Oh. Er hatte recht. Sie war wirklich versaut. Dicke weißliche Schlieren krochen über Julianes sinnlich verklärtes Gesicht und tropften in zähen Fäden vom Kinn auf den Busen hinab. Wie sie diese beseitigen musste, konnte sie sich denken, und es war auch kein großes Problem, da es nur ein klein bisschen Widerwillen zu überwinden galt. Allerdings schmeckte das warme Sperma nicht wirklich gut, ziemlich bitter, wie zu lang gestandener Kaffee, eklig fast. Was sie nicht davon abhalten durfte, es wegzulecken von Julianes Gesicht und dem Kinn, nicht aber vom Busen, da es dort vom Stoff des Negligés aufgesogen wurde. Verzückt aalte sich Juliane vor ihr auf dem Stuhl, unablässig aufgewühlt vom ausdauernden Dildo, der anders als ein Mann seine Kraft nicht verlor. – Wo war er denn, der Mann, dessen Kraft entschwunden war? Er war nicht mehr da. Verwirrt ließ Silvia von Juliane ab, die sauber gewaschen war von ihrer Zunge und sich behutsam vom Stuhl erhob. Hatte er wirklich tausend Euro bezahlt für dieses Viertelstündchen? Männer waren komplett verrückt, manche jedenfalls.
Juliane lächelte verlegen, als sei sie verantwortlich für seine Wünsche. „Er will immer das Gleiche, ist ein komischer Mann.“ Hell klang ihre Stimme noch immer, aber ohne die kindliche Süße darin, die sie tatsächlich bei Bedarf ein- und ausschalten konnte wie ein Effektgerät im Tonstudio. Müde zuckte sie mit den Achseln. „Ist wohl besser, er vergeht sich an mir als an einem wirklichen Kind.“ Auf dem Weg zur Dusche schaute sie Silvia von der Seite her an. „Wüssten die Männer, welch schöne Gefühle sie uns manchmal zukommen lassen, würden sie wahrscheinlich ihr Geld zurückverlangen … Du warst sehr zärtlich … Obwohl er nicht gut schmeckt, nicht wahr?“
„Nein, wirklich nicht.“
Mit einem bedauernden Achselzucken streifte sich Juliane ihr fleckig gewordenes Negligé ab. „Es ist immer so bei ihm. Ich kann froh sein, dass ich nicht alles schlucken muss.“
So wurden die Unannehmlichkeiten in diesem Fall also schwesterlich geteilt.
Juliane zog den Duschvorhang zu und gedämpft klang ihre Stimme nun. „Trotzdem ist es mit ihm recht einfach verdientes Geld.“ Das Wasser begann zu rauschen.
Und eigentlich schön verdientes Geld, dachte Silvia und gab sich Zahncreme auf die blaue Zahnbürste …
Unerwartetes Bekenntnis
Das Frühstück fiel aus, da von Silvia verschlafen. Um halb zwölf wurde sie erst wach und fühlte sich so erschöpft, als habe sie die ganze Nacht mit Arbeit im Steinbruch zugebracht. Dabei war es so anstrengend gar nicht gewesen mit Juliane in der Zelle … Die Bilder wurden lebendig und sie sah Julianes verklebtes Gesicht ganz nah vor dem ihren … Aber nein, sie konnte doch nicht schon wieder an sich rumfingern!
Also guckte sie mal, ob es unten nicht doch noch einen Kaffee zu ergattern gab.
Der Speiseraum war nicht völlig verlassen wie gedacht. Laura saß am Tisch beim Fenster. Sie trug eine Jeans und einen Pullover, vor ihr lag eine aufgeschlagene lederne Schreibmappe und gedankenverloren kaute sie an einem Druckbleistift, begrüßte Silvia mit einem abwesenden Lächeln. Silvia lächelte zurück und schielte nach der großen Thermoskanne. Sie stand an ihrem Platz rechts von der Tür, auch Brötchen gab es noch und das übliche Zubehör, darauf aber hatte sie jetzt keinen Appetit. Ob noch ein Rest Kaffee drin war? Ja, und er dampfte sogar noch, perlte lebendig in die Tasse, nicht lau und abgestanden wie befürchtet. Vorsichtig balancierte sie ihn zu Lauras Tisch. „Störe ich?“
„Nö. Mir fällt sowieso nichts mehr ein.“
Silvia setzte sich ihr gegenüber. War sie indiskret, vielleicht aufdringlich? Neugierig auf jeden Fall.