Sweetland. Michael Crummey

Sweetland - Michael  Crummey


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«, sagte er.

      » Sind Sie das, Reverend? «, fragte Pilgrim.

      » Das ist vielleicht ein Wetter da draußen «, sagte der Reverend.

      Duke kletterte abschnittsweise vom Stuhl und wischte mit einem Lappen über das abgewetzte Leder. » Setzen Sie sich «, sagte er. » Moses hat gerade den Kessel auf den Herd gestellt. «

      » Ich setze mich ans Brett. «

      » Nicht nötig «, sagte Duke. » Für Sie den Ehrenplatz. «

      » Die Ersten werden die Letzten sein «, sagte der Reverend. » Die Letzten werden die Ersten sein. Ihr wisst doch, wie das geht. « Und er setzte sich auf den Holzstuhl ans Schachbrett, Pilgrim gegenüber.

      » Ich dachte, Sie hätten sich aus dem Geschäft zurückgezogen, sagte Sweetland.

      Der Reverend lachte. » Ein Mann Gottes «, sagte er, » ob mit oder ohne Amt. «

      Er trug eine schwarze Hose, schwarze Anzugjacke und darunter ein weißes Hemd, das bis zum Hals zugeknöpft war. Er setzte sich und faltete die Hände im Schoß, war frisch rasiert und hatte das weiße Haar eingeölt und nach hinten gekämmt. Er sah aus wie jemand, der bei einer Totenwache Beistand leistete. Der Beruf des Mannes war wie ein Fleck, keine Chance ihn zu entfernen, so fest saß er.

      » Wollen Sie eine Tasse? «, fragte Duke.

      » Ich würde nicht nein sagen. «

      Der Reverend kam ursprünglich aus Wales und war als Student nach Kanada gezogen. Mit Anfang zwanzig hatte man ihm eine Gemeinde in Neufundland zugewiesen, wo er heiratete und während der folgenden fünfundvierzig Jahre mit seiner Frau in einem halben Dutzend Gemeinden die Kirchen betreute. In den Siebzigern war er nach Sweetland gekommen und hatte seine Einsetzung zwei oder drei Mal verlängert, obwohl seine Frau mit der Zeit öffentlich dagegen wetterte. Der Reverend ging schließlich mit gebrochenem Herzen, wie jedermann bemerkt hatte.

      Sweetland sagte: » Womit habe ich es da zu tun? «

      Der Reverend spähte hinunter auf das Schachbrett. Er spielte nie mit, doch es gefiel ihm, den Spielverlauf zu beobachten, und er gab Ratschläge und Hinweise.

      » Alle außer Moses haben ihre Verantwortung dafür abgegeben «, sagte Duke. » Sie haben es auf mich abgesehen, um eine neue Partie zu beginnen. «

      » Ich denke noch drüber nach «, sagte Sweetland.

      » Ich hätte nicht übel Lust, es dir in Rechnung zu stellen. «

      » Ich könnte ein Gebet für Sie sprechen «, bot der Reverend an.

      » Sparen Sie sich das für die No Chance Cove «, sagte Duke.

      Sweetland wollte etwas erwidern, besann sich aber, der Gesellschaft zuliebe.

      Die Kirche an der Landzunge war verschlossen, als der Reverend vor sieben Jahren verwitwet und im Ruhestand nach Sweetland zurückgekehrt war. Er kaufte sich ein leeres Haus hinter der Kirche und verbrachte die Zeit hauptsächlich damit, zu lesen und über die Inselpfade zu wandern. Niemand wusste so recht, was man von seiner Rückkehr halten oder wie man mit ihm umgehen sollte. In den ersten Monaten machte er es sich zur Gewohnheit, werktags an den Vormittagen bei Sweetlands Schuppen zu halten. Er setzte sich an die Wand auf einen der rissigen Plastik-Küchenstühle und verschwendete Stunden von Sweetlands Zeit, hörte sich die Sendung mit Höreranrufen aus dem Kofferradio über der Werkbank an und kommentierte das eine oder andere Thema.

      Sweetland erwartete, dass der Mann seinen Mut sammelte, um nach Ruthie zu fragen, wie es ihr am Ende ergangen war und ob sie irgendwas gesagt hatte, was er dem Reverend ausrichten sollte. Deshalb geriet Sweetland in Panik, wenn der Mann seinen Kopf durch die Tür steckte, da sein Beruf und sein Benehmen es unmöglich machten, ihn einfach wegzuschicken. Sweetland verlegte sich darauf, ein Feuer im Holzofen anzumachen, die Lüftungsschlitze zu öffnen, und solange im Feuer zu stochern, bis es ganz stickig im Schuppen war. Der Reverend zog sich dann bis aufs Hemd aus, ging aber nicht soweit, davon auch nur den obersten Knopf zu öffnen, sondern saß mit Schweißtropfen auf der Stirn da.

      Sie stört die Hitze nicht.

      Ich mag es warm, sagte Sweetland. Man sagt, es sei gut für die Gelenke. Wollen Sie eine Tasse Tee?

      Gott, nein.

      Der Reverend war nach einer halben Stunde gezwungen, die feurige Grube zu verlassen, und gab schließlich seine Besuche ganz auf. Sweetland hatte in jenen Monaten eine Menge gutes Holz verloren, doch er betrachtete es als lohnende Ausgabe.

      In jenem ersten Herbst arbeitete der Reverend freiwillig in der Schule, wo er sich als sein Herzensprojekt um Jesse kümmerte und Maßnahmen erarbeitete, die es dem Jungen erleichterten, seine Rechenaufgaben zu machen und seine Ausbrüche und Anfälle von stumpfsinnigem Schaukeln und Singen zu reduzieren. Der Reverend hatte auch den Arzt gefunden, den der Junge in St. John’s aufsuchte, und er war derjenige, der die Termine vereinbarte. Er stellte Clara Pilgrim an, um an zwei Vormittagen in der Woche in seinem Haus den Boden zu wischen und seine drei Wechselgarnituren identischer Kleidung zu waschen. Er konnte dazu überredet werden, die alte Kirche zu öffnen, um die gelegentlichen Hochzeiten oder Taufen oder Beerdigungen abzuhalten, doch er weigerte sich, über regelmäßige Sonntagsgottesdienste nachzudenken. Allem Anschein nach hatte er sich niedergelassen, um den Rest seiner Tage als halbprivater Bürger auf der Insel zu leben, bevor die Rede auf die Umsiedlung kam.

      Der Reverend wandte sich an Sweetland. » Hat Jesse über den Besuch beim Doktor irgendwas zu Ihnen gesagt? «

      » Nein, nicht direkt. «

      Sweetland hatte den Eindruck, einen winzigen Moment der Skepsis oder Verärgerung über das Gesicht des Geistlichen huschen zu sehen. Doch sie verschwand so schnell, dass er es sich vielleicht auch nur eingebildet hatte.

      » Sie meinen, je mehr Struktur wir ihm geben können, desto besser ist es «, sagte der Reverend. » Ich hatte überlegt, ihn während des Sommers zeitweise zu mir kommen zu lassen. Drei Mal die Woche oder so. «

      » Das würde für Jesse wie Schule klingen. «

      » Das findet Clara auch «, sagte er. Er hob die freie Hand und glättete das silberne Haar an seinen Ohren, als würde er eine Frage herausmassieren, die sich dort befand. Er sagte: » Glauben Sie, Sie könnten mit ihm darüber reden? «

      Sweetland lächelte unbehaglich. » Ich würde mich lieber aus dieser Sache raushalten, wenn es Ihnen recht ist. «

      » Er hält eine Menge von Ihrer Meinung. «

      » Jedenfalls mehr als seine Mutter, verdammt noch mal. «

      » Jetzt mal unter uns «, sagte der Reverend, » es war Claras Idee, Sie bei dieser Sache um Hilfe zu bitten. «

      » War es ihre Idee, dass Sie mich fragen? «

      » Das war meine Idee «, sagte Pilgrim. Er schaute verlegen zur Seite.

      » Ich habe mich freiwillig gemeldet «, sagte der Reverend, » um die Sache bei Ihnen anzusprechen. «

      Sweetland verlagerte im Stehen sein Gewicht. Plötzlich fühlte er sich erschöpft und wünschte, in Ruhe gelassen zu werden. Er konnte sich nur mit Mühe davon abhalten, ihnen zu sagen, dass sie ihn am Arsch lecken sollten.

      » Es würde Clara viel bedeuten «, sagte der Reverend. » Und mir auch. «

      » Ich muss da ein bisschen drüber nachdenken «, sagte Sweetland und der Reverend hob seine Tasse, um zu zeigen, dass das alles war, worum er ihn bat.

      Die Männer stichelten noch eine Weile hin und her, dann ging es um die Priddle-Brüder, die am Morgen mit der Fähre angekommen waren, um die Hockey-Play-offs und das Wetter, sie unterhielten sich auf die höfliche, gekünstelte Art von sich nahestehenden Fremden. Nachdem der Reverend seinen Tee ausgetrunken hatte, machte er sich auf den Weg.

      » Ich habe immer das Gefühl, dass dieser Schwanzlutscher uns ausspioniert «,


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