Zu neugierige Mörder: 9 Krimis. Karl Plepelits

Zu neugierige Mörder: 9 Krimis - Karl Plepelits


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Dicke, der schon seit Beginn des Fluges schwitzte.

      „Schlafen? Ich bringe kein Auge zu“, meinte der Bärtige verstört. Er tastete an seiner Jacke herum, fand aber nicht das Gewünschte.

      „Darf ich Ihnen aushelfen?“, fragte sein Nachbar und hielt ihm eine Packung Zigaretten unter die Nase.

      „Sehr freundlich“, stammelte der Mann mit dem Bart und bediente sich.

      Er blies den Rauch in die Luft, und sein Gesicht entspannte sich etwas.

      „Ich fliege nämlich zum ersten Mal“, gestand er verlegen.

      „Tatsächlich, junger Mann?“ Der Dicke strahlte. „Dann sollten Sie dieses Erlebnis aber genießen.“

      „Genießen? Ich weiß nicht recht. Man hört soviel von Flugzeugabstürzen. Die Maschinen werden nur flüchtig gewartet, die Mannschaft ist übermüdet. Wie leicht kann da etwas passieren.“

      „Das passiert Ihnen auf dieser Route nicht. Ich fliege sie zweimal im Monat, und das schon seit fast drei Jahren.“

      „Nicht möglich!“, staunte der Jüngere. „Dann kennen Sie ja den Kasten schon bald auswendig.“

      Der Schwitzende lachte. „Da mögen Sie recht haben. Ich würde mich fast trauen, den Vogel selbst zu fliegen. Das geht doch heutzutage schon alles automatisch. Die Piloten können kaum noch etwas verderben. Wenn Sie das Cockpit sehen würden, wüssten Sie, was ich meine.“

      „Schade, dass das nicht möglich ist.“

      „Warum soll das nicht möglich sein, junger Mann? Ich war selbst schon ein paarmal vorne. Atemberaubend, sage ich Ihnen. Das gibt Vertrauen. Diese vielen Instrumente und Hebel. Die Lämpchen, und jedes hat eine bestimmte Funktion. Warten Sie! Ich frage Leila, ob Sie mal einen Blick hineinwerfen dürfen.“

      „Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir, aber ich fürchte, das wird der Flugkapitän nicht gestatten.“

      „Lassen Sie nur den alten Henry machen!“

      Der Dicke winkte die schwarzhaarige Stewardess herbei und wechselte ein paar Worte mit ihr.

      Leila lächelte erst ihn und danach den jungen Mann an. Dann entschwebte sie durch den Gang und kehrte nach knapp zwei Minuten zurück.

      „Wenn Sie mir bitte folgen würden, Mister Boiler? Captain Howard freut sich über Ihr Interesse.“

      Der junge Mann strahlte.

      „Das habe ich Ihnen zu verdanken, Sir“, sagte er. „Und natürlich Ihnen, Miss Leila.“

      Er lief hinter dem Mädchen her, und wenig später verschwanden beide hinter der Tür zum Cockpit.

      Boiler zeigte sich sehr beeindruckt und bedankte sich immer wieder, dass er das erleben durfte.

      Leila wurde wieder nach hinten gerufen, und Boiler schenkte ihr ein dankbares Lächeln.

      Als sie gegangen war, blieb sein Lächeln, doch es wurde seltsam starr. Er holte seine Hände aus den Hosentaschen, und die Tatsache, dass er in einer eine Pistole hielt, strafte seine Behauptung, zum ersten Mal zu fliegen, Lügen. Er schien überhaupt während der letzten Minuten nicht besonders wahrheitsliebend gewesen zu sein.

      „In derartigen Situationen ist es immer am vernünftigsten, die Ruhe zu bewahren, Freunde“, sagte er spöttisch und drückte dem Flugingenieur die Mündung seiner Pistole ins Genick. „Wenn ihr mich zwingt abzudrücken, ist das zweifellos noch kein großes Unglück, denn wir haben ja immer noch den wackeren Captain und seinen Co. Wenn ich euch aber alle drei umlegen muss, ist das auch nicht schlimm, denn der alte Henry hat mir versichert, dass er sich ohne Weiteres zutraut, diese Klapperkiste zu bezwingen. Scheint früher mal Segelflieger gewesen zu sein.“

      „Was wollen Sie, Mann?“, fragte Captain Howard wütend. Er hatte schon den Ablauf vieler Flugzeugentführungen verfolgt, aber immer geglaubt, dass ihm das nie passieren könnte.

      „Zunächst mal, dass Sie ruhig weiterfliegen, Captain. Wenn Sie sich unseren Befehlen unterwerfen, retten Sie Ihrer Gesellschaft nicht nur ein blitzsauberes Maschinchen im Wert von mindestens drei Dollar fünfzig, sondern sich selbst, Ihrer Crew und hundertachtunddreißig Passagieren das Leben.“

      „Sie sind also nicht allein?“

      „Sehe ich wirklich so blöd aus? Wir sind zu viert, Captain, und während meines Anstandsbesuches bei Ihnen sind meine Freunde draußen dabei, unter den Fluggästen für ein bisschen Unruhe zu sorgen. Das gehört dazu, oder lesen Sie keine Zeitung?“

      „Diese Frage muss ich Ihnen zurückgeben“, knirschte der Flugingenieur, der den kalten Druck der Pistole in seinem Nacken spürte. „Sie müssten doch wissen, dass Ihre Chancen winzig klein sind. Wie viele von euch Banditen kommen denn durch mit ihren Forderungen? Die meisten werden vorher ausgetrickst.“

      Boiler drehte die Pistole um und schlug dem Ingenieur den Griff hart gegen die Schläfe.

      „Das für den Banditen, du Idiot!“, tobte er. „Ich werde dir schon noch Höflichkeit beibringen.“

      Der Geschlagene knirschte mit den Zähnen. Am Liebsten hätte er sich auf den Bärtigen gestürzt, doch er konnte sich denken, dass er damit nur sein Todesurteil unterschrieb.

      „Sei vernünftig, Ben!“, warnte auch Captain Howard. „Wir wollen hören, was uns der Gentleman zu sagen hat.“

      „Das hört sich schon besser an“, lobte Boiler. „Deshalb will ich auch gleich ehrlich mit euch sein. Wir haben zwar ein Ticket nach Djidda gebucht, aber wir sind der Meinung, dass es in Arabien genügend natürliche Landepisten gibt. Warum sollen wir uns in so einer überfüllten Stadt drängeln.“

      „Also nicht Djidda!“ Der Captain verstand. „Wo dann? Beirut?“

      Boiler lachte amüsiert. „Ihr haltet uns wohl für Terroristen. Quatsch! Wir sind friedliche Bürger, die nur ihrem ehrlichen Gewerbe nachgehen.“

      Der Ingenieur hatte eine bissige Bemerkung auf den Lippen, schluckte sie aber hinunter, als sich der Druck in seinem Nacken bedrohlich verstärkte.

      „Also wo?“, wollte der Captain wissen.

      „Das erfahrt ihr noch rechtzeitig. Vorläufig erwarten wir nichts weiter, als dass ihr keinen Widerstand versucht und euch strikt an unsere Anweisungen haltet. He, Ben, du schlauer Zeitungsleser!“ Er stieß die Pistole ein Stück vor, und der Kopf des Ingenieurs folgte zwangsläufig dieser Bewegung. „Du weißt doch bestimmt, dass Leute unseres Schlags schrecklich leicht nervös werden. Ich ganz besonders. Wenn ich merke, dass mich jemand nicht ernst nimmt, dann zuckt es in meinem Zeigefinger. Ich kann gar nichts dagegen machen.“

      „Ist ja schon gut!“, brummte Ben Hattling wütend.

      „Nur nicht gleich aufregen!“, beschwichtigte ihn der Gangster. „Noch ist ja nichts passiert. Noch nicht! Aber es könnte natürlich.“

      Er griff mit der Linken in die Tasche und holte einen ovalen Gegenstand heraus.

      „Genau weiß ich ja nicht, wie man mit diesen Dingern umgeht“, meinte er grinsend. „Aber was ist auch schon dabei, wenn die Maschine hier in die Luft fliegt? Dazu sind Flugzeuge doch letzten Endes da.“

      Captain Howard zwang sich zur Ruhe. Flugzeugentführer, das wusste er, hatten einen Hang zum Selbstmörderischen. Wenn man sie reizte oder in die Enge trieb, zögerten sie oft nicht, auch sich selbst mit ihrer Sprengladung in Stücke reißen zu lassen. Sie fühlten sich dabei wahrscheinlich auch noch als Helden, obwohl eine psychiatrische Behandlung angemessener wäre.

      „Was wollen Sie also?“, fragte er beherrscht. Er gab auch seinem Co-Piloten einen Wink, nichts Unüberlegtes zu tun.

      Boiler grunzte vergnügt.

      „Wir sind ausgesprochen bescheiden“, behauptete er. „Wie begnügen uns mit einem einzigen Mann. Mehr wollen wir


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