Das Mädchen da oben auf der Treppe .... Harry Robson

Das Mädchen da oben auf der Treppe ... - Harry Robson


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ungeahntes Chaos.

      Des Weiteren gab es einen SPAR-Laden und ein Restaurant, in dem wir meist essen gingen. Hier konnte man preiswert essen und das Tagesmenü lag mit einem großen Bier um die 1,50 DM.

      Highlight des Ganzen war natürlich der Faaker See, ca. 3 - 4 km entfernt. Wenn wir morgens gefrühstückt hatten, ich holte immer vier paar Wiener und vier Semmeln im SPAR-Laden, fuhren wir mit dem Mercedes zum Strand. Jetzt waren wir keine Halbstarken mehr, sondern zwei gut aussehende, junge Männer, die Mercedes fuhren. () Ausschließlich Deutsche bevölkerten den Strand, die meisten aus NRW. Einige Campingplätze existieren in der näheren Umgebung, sowie Hotels, Pensionen und Privatzimmer.

      Wir schwammen meist auf die kleine, mitten im See gelegene Insel, fuhren Tretboot, spielten Tischtennis, lagen in der Sonne und tranken auch schon mal ein Villacher. Ich genoss das freie, völlig unbeaufsichtigte Leben. Kein Vater, der einem das Leben schwermachte, kein Chef, keine besoffenen Kegelbrüder. Ich war endlich frei.

      Heidi und ihr Freund sind dann per Anhalter nach Venedig weitergefahren. Wir waren nun alleine und freundeten uns mit ein paar Hamburger Jungs an, die im Gasthof wohnten. Hans meinte, wir sollten mal einen Ausflug nach Italien unternehmen, ans Meer. Da war ich leider auch noch nie und es handelte sich natürlich um einen Freundschaftsdienst von Hans, der mir das mal zeigen wollte. In meinem genau kalkulierten Spritanteil 2 X 1000 km /4 Personen war da kein Platz mehr, aber Hans meinte: Passt schon.

      Grado an der Adria war rund 150 km entfernt und die Fahrt ging ausschließlich über Landstraßen, auf denen Eselkarren, dreirädrige Vespas, überladene LKW’s und auch wir unterwegs waren. Es wurde unerträglich heiß im Auto. Der schwarze Lack zog die Sonnenstrahlen magisch an, wir hatten Durst, aber kein Geld. In Österreich wurde mit Schilling bezahlt, in Italien aber mit Lire, die wir aber nicht besaßen. In Grado angekommen, erst mal ans Meer! Toll! Kein Meer mehr da. Es war Ebbe. Alle Bötchen lagen auf dem Trockenen, schwimmen war unmöglich. Die Enttäuschung war groß, der Durst und der Hunger noch viel grösser. Wir setzten uns in ein Lokal und verhandelten mit dem Kellner, wieviel Schilling er für vier Pizzen und vier große Wasser haben wolle. Natürlich war das viel zu teuer, der Mann wollte uns ausrauben. Es begann ein endloses Geschacher, und letztendlich bestellten wir vier Wasser und zwei Pizzen, die wir uns teilten. Bis dahin hatte ich noch nicht mal gewusst, was eine Pizza überhaupt ist. Es war eben das Billigste auf der Karte, was wir uns leisten konnten. Wir waren schon überrascht, als dann die belegten Teigscheiben serviert wurden. Es hat keinem von uns richtig geschmeckt. Die Vorsehung hatte Gutes getan, uns nur zwei bestellen zu lassen. Erst Jahre später hielt die Pizza dann auch Einzug nach Deutschland.

      Noch immer hungrig und durstig fuhren wir zu unserem Zelt zurück und aßen dann richtig zu Abend.

      Ein anderes Mal fuhren wir nach Udine. Dort gab es einen riesigen Markt, auf dem in Italien hergestellte Kleidung verramscht wurde. Außerdem die typischen Touristendevotionalien. Die Qualität war nicht besonders, aber die Preise waren eben auch sehr niedrig. Heute würde man sagen „Chinakram“. Heidi nebst Freund waren mit von der Partie, und das Riesenangebot an Textilien beeindruckte sie sehr. Wir wollten jedoch mit der Sesselbahn auf den Hausberg fahren. Soweit ich weiß, existiert die nicht mehr. Meine Höhenangst überwindend fuhren wir bergan und auch wieder bergab. Wir trafen uns am Wagen, der schräg nach hinten, auf einem nach hinten abfallenden Parkplatz stand.

      Hans bemerkte, dass hinten rechts, genau unter dem Benzintank, Benzin herauslief. Offensichtlich war die Benzinleitung beim Einparken beschädigt worden. Das konnte mächtig Ärger geben, denn ADAC-Mitglied war er nicht, und ob die Italiener solch einen Wagen reparieren konnten? Und was das kosten würde? Hans packte sofort sein Werkzeug aus, um der Sache auf den Grund zu gehen. Er schob sich mit Zange, Hammer und anderem Gerät unter den Wagen, um der undichten Stelle auf die Spur zu kommen. Ich konnte dabei nicht helfen, hatte keine Ahnung. Aber mir fiel auf, dass ein Autofahrer, etwas weiter weg, das gleiche Problem hatte. Nun sah ich mir die Bordsteinkante genauer an und sah eine Vielzahl von großen und kleinen eingetrockneten Benzinflecken, die ganze Kante entlang.

      Des Rätsels Lösung: In Italien war der Sprit damals billiger als in Österreich und jeder fuhr mit fast leerem Tank nach Italien und tankte erst Mal voll. Wenn das Auto dann nach hinten, schräg abfallend geparkt war und die knallige Sonne schien auf den Wagen, dehnte sich das Benzin aus und floss dann über einen Sicherheitsüberlauf nach draußen. Es war also alles in Ordnung. Hans verstaute das Werkzeug, und wir fuhren zurück.

      Es gab jeden Tag Programm. Feuerwehrfeste, der Mittagskogel, der Villacher Kirchtag, Wörther See und vieles mehr. Natürlich wurde auch der „Hexenkeller“ in Drobollach besucht. Das war eine kleine Disco im Keller eines Hotels, das ausschließlich von Deutschen bewohnt wurde. Saßen die Erwachsenen abends beim Bier zusammen, durften die Teenies in die Disco. Das war strategisch sehr günstig, denn wollten die Teenies aus irgendeinem Grund die Disco verlassen, mussten sie durch den Gastraum, wo sie garantiert von den Eltern erspäht wurden. Wir beide waren jedoch nicht an den Teenies interessiert, wir wollten nur Musik hören.

      Nach dem Besuch irgendeines Feuerwehrfestes hatte Hans Probleme, die Autotür aufzuschließen. Kurzentschlossen gab er mir die Autoschlüssel und meinte: „Fahr lieber Du, es ist billiger, beim Fahren ohne Führerschein erwischt zu werden, als beim Fahren mit Alkohol.“ Ende der 60er Jahre lag die Promillegrenze noch bei 1,2 o/oo. Polizei, die kontrollierte, haben wir nie gesehen. Immerhin durfte ich nun auch Mercedes fahren, oft genug hatte ich ja zugesehen.

      Einmal gab es nachts ein riesiges Gewitter. In den Alpen knallt es wegen der echobildenden Berge besonders laut. Wir verpissten uns bei wolkenbruchartigem Regen in die Scheune. Dort schliefen wir tatsächlich ein, und am nächsten Morgen lag unser Zelt, schlaff wie ein kaputter Luftballon, darnieder. Der ganze Inhalt war komplett eingeweicht. Wir mussten alles zum Trocknen aufhängen. Ich glaube mich zu erinnern, dass die Bäuerin sogar noch einen Teil der Wäsche waschen musste.

      Leider war nach 3 Wochen alles vorbei und wir fuhren wieder nach Hause. Es war ein wirklich schöner Urlaub. Er wäre bestimmt noch schöner gewesen, wäre Romika dabei gewesen.

      6. Kapitel

      Bei meinem Lehrherrn lief leider nicht alles so glatt. Mein Boss war ein steinreicher Mann mit einer riesigen Villa hoch am Berg, Haushälterin, Köchin, Gärtner, Fahrer und immer den dicksten, neuesten Mercedes. Das imponierte mir alles mächtig. Ich kam aus der Welt der armen Schlucker und Habenichtse. Vater jeden Freitag beim Lohntütenball und anschließend kein Geld mehr für Lebensmittel. Anschreiben im Lebensmittelladen war normal, und es wurde hauptsächlich mit viel Mehl und Kartoffeln gekocht. Hier, bei meiner Lehrstelle, konnte ich zum ersten Mal sehen, was Mann mit Geld alles bewerkstelligen konnte. Ich fing an, für die Schule zu pauken und lernte fleißig alles, was es zu lernen gab. Ich wollte unbedingt auch so ein Boss werden. Im 2. Lehrjahr wurde ich Klassenbester und blieb es bis zum Ende der Lehrzeit.

      Seinen Reichtum hatte er wohl illegalen Geschäften zu verdanken. Insbesondere im Interzonenhandel mit der damaligen „DDR“ ließ sich viel Geld verdienen, wenn man an den richtigen Fäden zog und die entsprechenden Papiere vorlegen konnte. Ich lernte, wie man aus allerlei Vorlagen Fotokopien so bastelte, dass es „Originale“ wurden. Ich lernte auch, wie man Telexe so modifizierte, dass sie „echt“ waren, wie man Zollstempel von einem Formular auf das andere übertrug und so weiter. Mir war überhaupt nicht bewusst, dass das Ganze irgendwie verboten und nicht rechtmäßig war. Ich war der Lehrling und machte, was man mir auftrug.

      Eine Episode mit meinem Boss ist mir noch in Erinnerung. Als ich mit der Ausbildung begann, wurde, taggleich mit mir, ein kaufmännischer Angestellter eingestellt, der gerade seine Lehrzeit beendet hatte. Herr Hoppbock. Er war ein eingebildeter Schnösel, der sich für ein gottähnliches Wesen hielt. Seine Lieblingsbeschäftigung bestand darin, mir die Namen von Firmen und Personen zuzurufen, mit denen ich ihn am Telefon verbinden sollte. Meist musste ich die Telefonnummern erst mal im Telefonbuch suchen oder über die Auskunft ermitteln. In dieser „Wartezeit“ schaute er aus dem Fenster und klapperte unentwegt mit seinem Autoschlüssel. Dauerte ihm das zu lange, scheute er sich nicht, mich zu beschimpfen. „Lahmarschiger Trottel“ ging ihm ganz leicht über die Lippen. Natürlich


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