Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
ihn zur Tür.
Der Fremde machte Platz.
Das glaubten Saunders und Troub zu einem raschen Angriff benutzen zu können.
Sie hatten ihre Revolver hochgerissen, und als sie sie vorstießen, fauchten ihnen aus den Händen des Fremden die Schüsse entgegen.
Die beiden Verbrecher schrien nicht, obgleich sie von scharfen Streifschüssen getroffen worden waren. Mit verbissenen Gesichtern standen sie da und starrten auf die Colts, die der unheimliche Fremde ihnen aus der Hand geschossen hatte.
»Hat noch jemand einen Wunsch?« erkundigte sich der Mann mit den vernickelten Frontierrevolvern.
Nein, es hatte niemand mehr einen Wunsch in dieser Richtung.
Da ließ der Fremde die Colts mit taschenspielerischen Handsaltos in die Halfter fliegen.
Damit ging er auch hinaus.
Und im Jail saß der dritte Gefangene. Gordon Jim Break selbst.
Der Riese war wie benommen vor dem Marshal hergegangen. Erst als die Gittertür mit einem harten Geräusch hinter ihm zuschlug, kam er zu sich und warf sich dagegen. Er spannte seine gewaltigen Fäuste um die Traljen und riß daran, daß das Gitterwerk in seinen Halterungen ächzte.
»Ich bringe dich um, Earp. Und wenn du zehn Brüder hättest, die Wyatt hießen…!«
Draußen ging in diesem Augenblick der Fremde vorbei, hinüber zum Hotel.
Gordon Jim Break und seine Leute mußten mit Blindheit geschlagen sein, daß sie immer noch nicht begriffen, was los war. Hätte der Zorn ihre Köpfe nicht so vernebelt, so müßten sie längst dahintergekommen sein, daß der Sheriff keineswegs Morgan Earp war.
Und ferner hätten sie darauf kommen müssen, daß der elegante Fremde, der so unheimlich schnell und genau mit seinen vernickelten Revolvern umzugehen verstand, niemand anders als Doc Holliday war.
Der berühmte Gambler war schon am Vortage zusammen mit Wyatt Earp nach Orange City gekommen. Aber nach bewährter Methode hatten sich die beiden vor der Stadt getrennt, um nicht so rasch aufzufallen.
Es gab überhaupt nur einen Mann, der den ganzen Vorgang begriffen hatte. Joe Bliff, der kleine Postmaster von Orange City. Er stand zusammen mit Doc Collins vor Fullers Saloon, als es da Krach gab.
Collins rieb sich das Kinn. »Damned«, meinte der Arzt, als Doc Holliday die Schenke verließ und vorüberging, »wer war denn das?«
Bliff zwinkerte. »Dreimal dürfen Sie raten, Doc!«
Aber Collins schüttelte den Kopf. »Ich bin doch kein Hellseher«, meinte er.
»Sie sind doch sonst so klug. Überlegen Sie mal, wer ist der Mann im Office?«
»Wyatt Earp.«
»Nicht so laut«, mahnte Bliff. »Und jetzt fragen Sie noch, wer der Gent da mit den beiden höllischen Revolvern ist?«
»Doc Holliday!« entfuhr es dem Arzt. Er hieb sich mit der flachen Hand aufs Knie und stieß einen leisen Pfiff aus. »Hell and devils, ich bin wirklich ein Büffel, daß ich nicht selbst darauf gekommen bin. Doc Holliday!« Plötzlich hielt er inne und machte ein sorgenvolles Gesicht. »He, Bliff, kneifen Sie mich einmal ordentlich in den Arm, damit ich weiß, daß ich nicht zufällig daheim auf meinem Sofa liege und penne!«
Der Postmaster tat ihm lächelnd diesen Gefallen.
Da schüttelte der alte Arzt den Kopf. »Ich kapiere es trotzdem immer noch nicht: Wyatt Earp und Doc Holliday in Orange City. In unserem gottverlassenen kleinen Nest! Damned, wenn das nicht eine Sensation ist, die mich direkt dazu zwingt, eine Weihnachtszigarre anzustecken, dann will ich nicht der alte Feldarzt John Fenimore Collins sein. Heavens, haben Sie den Georgier etwa auch gerufen?«
Bliff schüttelte den Kopf und grinste. »No, Doc, das war nicht nötig. Eine Nachricht nach Dodge wirkt wie eine gutgezielte Billardkugel. Da klickert’s dann gleich an mehreren Stellen.«
»Rollen etwa noch mehr Berühmtheiten an?« wollte der Arzt wissen.
»Keine Ahnung. Glaube ich aber nicht. Die beiden schaffen das allein.«
Collins kratzte sich den Schädel. »Es sieht im Augenblick ganz so aus. Gordon Break sitzt im Jail und zwei seiner Halunken mit ihm. Aber ich traue ihm nicht über den Weg. Dieser Kerl hat todsicher noch mehr auf Lager.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich vermute, daß seine Leute noch längst nicht alle in der Stadt sind. Das denke ich deshalb, weil er sich so widerstandlos hat abführen lassen. Das paßt nicht zu ihm.«
Bliff wiegte nachdenklich den Kopf. »Ich weiß nicht. Wenn ich Wyatt Earp und Doc Holliday gegen mich hätte, würde ich auch keinen Widerstand leisten.«
»Richtig. Aber er weiß ja schon gar nicht, mit wem er es eigentlich zu tun hat…«
Die Vermutung des Doktors John Fenimore Collins war richtig.
Yellow Jim hatte noch längst nicht alle Karten aufgedeckt. Draußen in den Hügeln warteten noch vier seiner Leute. Und jetzt war er froh, daß er sie noch im Hinterhalt gelassen hatte.
Ben Lupton hatte immer saubere Arbeit geleistet mit seinen drei Freunden. Die vier waren schon seit einem Jahr bei Break, und er hatte sie immer nur dann eingesetzt, wenn es wirklich hart auf hart ging.
Und daß Saunders und die andern dafür sorgen würden, daß Lupton mit seinen Männern erfuhr, was sich in der Stadt ereignet hatte, davon konnte Break überzeugt sein.
Der Bandenführer hatte seiner Crew versprochen: »Dieses Orange City wird unser sein! Wir werden es wie die Belwoods machen, die ganz Atlantic City an sich gebracht haben. Wo Jonny Belwood heute Major ist, wo sein Bruder Ed den Stern trägt, wo Phin, der jüngste der Brüder, die Bank führt und wo die anderen Mitglieder der Bande alle Schenken, Stores und Mietställe besitzen…«
Der Gelbe Jim hatte dabei offensichtlich vergessen, daß die Tage weit zurücklagen, in denen Männer wie die Belwoods zu ihrem Reichtum gekommen waren. Fünfzehn Jahre waren seit dem historischen Raubzug der Belwoods vergangen. Allerdings war es niemandem gelungen, sie aus ihren Nestern zu vertreiben. Zu schwach war die Stadt gewesen, zu lahm ihr Widerstand, zu viele Bürger waren zu den Belwoods übergelaufen.
Aber wie gesagt, fünfzehn lange Jahre lagen dazwischen und das Gesetz hatte seitdem seinen Vormarsch weit in den Westen hinein angetreten.
Wenn auch diese Ecke des Staates Utah noch sehr abgelegen und einsam geblieben war, sie lag doch nicht weit genug vom Arm des Gesetzes entfernt, als daß es einem Mann wie Gordon Break hätte gelingen können, den großen Belwood-Coup nach so langer Zeit hier noch einmal zu wiederholen.
Vor vierzehn Tagen hatte er seiner Crew oben in den Hills mit theatralischen Gesten erklärt: »Wir werden die Stadt beherrschen. Was die Belwoods konnten, können wir lange. Ich bin sogar sicher, daß wir mehr leisten. Orange City bedeutet mehr als die Stadt, die die Belwoods damals eroberten. Ich habe die Pläne in der Satteltasche, und heute will ich euch auch sagen, was mich hierhergetrieben hat. Es gibt Gold in Orange City. Ich kenne die Grundstücke genau. Die Pläne haben mich eine Menge Geld gekostet. Und ganz sicher habe ich es nicht umsonst investiert. Irgendwie werde ich mich in den Besitz dieser Grundstücke bringen. Wenn es sein muß, mit Gewalt…«
Eines der Grundstücke gehörte Larry Hoch, das andere dem Salooner Mat. Das Wichtigste aber war der Streifen, auf dem heute das Sheriff Office stand.
Seine Männer rätselten lange darüber, wem Yellow Jim diese Pläne abgekauft haben könnte. Sie würden es nie herausbringen.
Break hatte die Pläne nämllich nicht gekauft. Er hatte sie gestohlen, von dem er sicher sein konnte, daß er schwieg. Er hatte diesen Mann ermordet.
Es war der alte presbyterianische Pater Joel Roover.
Vor einigen Tagen hatte sich der greise Geistliche dazu entschlossen, eine irdische Pilgerfahrt drüben im Osten zu