Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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Denise das Haar aus der Stirn. »Hoffentlich nicht, Liebes. Sie sehnt sich nach der kleinen Antje. Das ist ein starkes Band, das sie an das Leben bindet.«

      Denise faltete die Hände. »Das gebe Gott«, flüsterte sie. »Weißt du, der Professor hat allzu strenge Ehrbegriffe. Wenn die arme Frau wirklich irgendeinen Fehler gemacht hat, verurteilt er sie mutmaßlich in Grund und Boden.«

      »Hm, das könnte ich mir vorstellen.«

      Traurig und ratlos sahen die beiden einander an.

      *

      Ein paar Wochen gingen ins Land. Prof. Martell war gekommen und hatte sich liebevoll und intensiv mit Antje beschäftigt. Die Fragen des Kindes nach der Mutter hatte er beschwichtigend und ausweichend beantwortet. Doch auch Denise von Schoenecker gegenüber hatte er sich über das Problem seiner Ehe nicht ausgesprochen.

      Von Hanna Martell waren in unregelmäßigen Abständen Anrufe gekommen. Sie hatte stets nur hören wollen, wie es ihrer kleinen Tochter ging.

      »Wie soll das enden?«, fragte Denise so manches Mal. Doch darauf wusste niemand eine Antwort.

      Nick hatte sich natürlich sein Teil zusammengereimt, als der Professor allein erschienen war. Sein Kommentar war kurz und bündig: »Sie bleibt halt hier, Mutti. In Sophienlust wird Antje trotzdem glücklich sein. Oder will der Professor sie wegholen?«

      In dieser Hinsicht konnte Denise Nick beruhigen. Denn Klaus Martell hatte mit ihr besprochen, dass Antje bis auf weiteres in Sophienlust leben sollte.

      An einem verregneten Samstag fuhr Nick mit Henrik und Antje zu Andrea. Wolfgang Rennert nahm die drei im Auto mit, denn er musste in Bachenau einen Besuch machen.

      »Vergesst nicht, dass ihr fest versprochen habt, tüchtig zu helfen«, erinnerte der Hauslehrer die drei Kinder, als er sie vor dem Lehnschen Grundstück absetzte.

      »Klar helfen wir«, versicherte Nick. »Andrea hat extra deswegen angerufen. Helmut Koster hat wieder Ärger mit seiner Kiefervereiterung und kann kaum etwas machen.«

      Andrea von Lehn hielt ihren Sohn auf dem Arm, als die Kinder ankamen.

      »Jetzt regnet es wenigstens mal für fünf Minuten nicht. Willkommen, ihr drei. Betti hat Kakao gemacht. Wollt ihr welchen?«

      »Erst die Arbeit«, verkündete Nick. »Wir sollten doch im Tierheim helfen.«

      »Das hat sich eigentlich erledigt«, berichtete Andrea und streichelte Peterles Köpfchen. »Ich habe eine Aushilfskraft eingestellt. Ein Mann, der offenbar mit Tieren umzugehen versteht. Er ist vor einer Stunde gekommen und fühlt sich schon ganz zu Hause bei uns.«

      »Na, dann trinken wir natürlich erst Kakao, damit er nicht kalt wird.«

      Andrea brachte das Kind in sein Zimmer und setzte sich zu ihren Brüdern und Antje.«

      »Wie heißt der neue Tierpfleger?«, fragte Nick.

      »Matthias Bruck. Helmut Koster hat ihn zufällig unterwegs kennengelernt und sich ein bisschen mit ihm unterhalten. Er sagt, dass er es nicht für immer machen kann. Für den Augenblick sind wir jedenfalls froh und dankbar.«

      Sie sprachen noch ein Weilchen über die Tiere. Dann schlug Nick vor: »Kommt, jetzt schauen wir uns den neuen Helfer mal an.«

      Sie fanden Matthias Bruck bei der Braunbärin Isabell und ihren tapsigen Jungen.

      Nick übernahm die Vorstellung. »Haben Sie keine Angst vor der Bärin?«, fragte er scherzend.

      »Nein«, antwortete der neue Pfleger. »Man merkt sofort, dass sie ganz zahm ist. Sag mal, wie heißt das kleine Mädchen? Hast du gesagt, Antje Martell?«

      »Stimmt genau. Ihr Vater ist Arzt. Ein Professor sogar.«

      Antje spielte mit dem Esel Benjamin. Die Hunde waren auch bei ihr. So konnte sie nicht hören, was Nick und der Pfleger miteinander redeten.

      »Ist sie schon lange hier? Sie scheint es mit den Tieren besonders gut zu verstehen. Die Hunde sind ganz verrückt nach ihr.«

      »Das war von Anfang an so. Antje hat etwas an sich, was die Tiere mögen. Herr Koster sagt, das gibt es manchmal. Dabei ist Antje erst vor ein paar Wochen zu uns ins Kinderheim gekommen. Ihre Eltern wollten eine Schiffsreise machen. Danach wurde ihre Mutti ein bisschen krank. Deshalb ist Antje immer noch hier.« Dass es da neuerdings auch ein Problem gab, plauderte Nick nicht aus. – Dass er trotzdem schon viel zu viel gesagt hatte, konnte er freilich nicht ahnen.

      Matthias Bruck, der eigentlich Georg Pflug hieß und zurzeit auf den falschen Doktortitel verzichtete, arbeitete weiter und plauderte dabei wieder mit Nick. Schließlich näherte er sich Antje, die eben dabei war, der zahmen Dohle frisches Wasser zu geben.

      »Fein machst du das, Antje«, lobte er sie.

      Waldi und Severin fingen wie auf Kommando an zu knurren. Severin zeigte sogar die Zähne. Antje sah die beiden Hunde vorwurfsvoll an. »Was habt ihr? Könnt ihr euch nicht anständig benehmen? Herr Bruck ist so nett und hilft hier aus. Da dürft ihr ihn nicht anknurren.«

      »Die sind bloß eifersüchtig«, meinte Matthias Bruck. »Ich komme schon mit ihnen aus.«

      Doch die Hunde umringten Antje und stellten sich an, als drohe dem kleinen Mädchen Gefahr.

      Das blieb den ganzen Nachmittag über so. Aber niemand nahm die Abneigung der Hunde ernst. Außerdem wurde der hilfreiche Matthias Bruck im Moment viel zu nötig gebraucht. Denn Helmut Koster hatte sich hinlegen müssen, und Andrea wäre kaum in der Lage gewesen, die ganze Tiergesellschaft allein zu versorgen. So kam niemand auf den Gedanken, dass das feindselige Knurren der beiden Hunde eine Bedeutung haben könnte.

      Abends wurden die Kinder von Wolfgang Rennert wieder abgeholt.

      Matthias Bruck sah dem Auto nach. In seinem Gesicht zuckte und arbeitete es. Da er nichts mehr zu tun hatte, ging er zu Helmut Koster und sagte, dass er sich noch ein wenig in der Ortschaft umschauen wolle. Er zog seinen Regenmantel über und schlenderte davon.

      *

      Hanna arbeitete als Schwester im Kreiskrankenhaus von Maibach. So war sie nicht allzu weit von Sophienlust entfernt und hatte sogar schon zweimal aus einem Versteck heraus Antje beobachten können. Einmal in der Nähe der Dorfschule von Wildmoos, als die Kinder aus dem Schulbus gestiegen waren, das zweite Mal auf dem Gelände des Kinderheims.

      Georg Pflug hatte es verstanden Hannas Spur zu verfolgen. Er war unangemeldet in ihrem bescheidenen möblierten Zimmer aufgetaucht und hatte erklärt, dass er den Schmuck nun doch noch brauche.

      Hanna aber hatte sich nicht mehr vor ihm gefürchtet. »Du hast meine Ehe zerstört«, sagte sie. »Jetzt ist es mir gleich, was du unternimmst. Außerdem habe ich den Schmuck meinem Mann zustellen lassen. Ich besitze nichts mehr.«

      Georg hatte eingesehen, dass er sie nicht mehr in der Hand hatte. Nur weil er nicht wusste, was er anfangen sollte, war er weiterhin in der kleinen Stadt geblieben. In einem Restaurant hatte er eine mit mehreren großen Scheinen gefüllte Brieftasche gestohlen. So hatte er sich auf seine Art über Wasser gehalten, bis ihn ein Zufall mit Helmut Koster zusammengeführt hatte.

      Nun sah Georg Pflug in diesem Zufall eine Schicksalsfügung. Er konnte es an diesem Abend kaum erwarten, sich Gewissheit zu verschaffen.

      Per Anhalter fuhr er nach Maibach und klingelte bei Hannas Zimmerwirtin.

      »Sie haben Glück«, sagte die freundliche Frau arglos. »Frau Martell ist vor einer halben Stunde aus dem Dienst gekommen. Ich habe ihr eben eine Tasse Tee ins Zimmer gebracht.«

      Georg klopfte und trat ein. Hanna trug noch die Schwesterntracht.

      »Warum lässt du mich nicht in Ruhe?«, fragte Hanna gequält.

      »Weil ich Geld brauche.«

      »Ich muss arbeiten, genau wie du es tun solltest. Jeder Mensch muss arbeiten.«

      »Schickt dir dein Professor nichts?«

      »Das


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