Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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sie an die Unregelmäßigkeiten ihres Körpers, die ihr längst aufgefallen waren. Mein Gott, das wäre wie ein Wunder. Sobald sie wieder in Essen sein würde, wollte sie sofort zu einem Arzt gehen, um sich Gewissheit zu holen.

      »Julia, iss doch etwas«, bat er.

      »Gut, Enno, aber auch du musst essen.«

      »Auf einmal habe ich tatsächlich einen Mordshunger.« Enno lachte plötzlich. »Eigentlich ändert sich nichts. Pieter ist mein Sohn. Und dein Sohn, Julia. Wir werden heiraten, sobald ein halbes Jahr verstrichen ist. Und dann holen wir Pieter für immer heim.«

      »Ja, Enno, das tun wir.« Julia lächelte ihn unter Tränen an. Und bald werde ich ihm vielleicht sagen können, dass ich sein Kind unter dem Herzen trage, dachte sie.

      Als sie den Gasthof verließen, kam die Sonne hinter den Wolken hervor. »Die Sonne lacht«, sagte sie glücklich.

      »Ja, Julia, sie lacht mit uns um die Wette.« Er schloss den Wagen auf, und sie stieg ein.

      Als er um den Wagen herumging, verfolgte sie ihn mit ihrem Blick. Ihre Brust weitete sich vor Glück. Nun würde alles gut werden.

      *

      Pieter lief seit Tagen mit einem verklärten Gesicht umher und erzählte jedem voller Aufregung, dass er den halben Dezember und einen Teil des Januars daheim sein würde.

      Heidi dagegen war hin und her gerissen in ihren Gefühlen. Einerseits freute sie sich sehr auf das große Haus in Essen, andererseits wäre sie auch gern in Sophienlust geblieben, weil es dort zu Weihnachten am allerschönsten auf der ganzen Welt war.

      An dem Tag, an dem Enno und Julia erwartet wurden, war Heidi ganz still. Ihr kleines kummervolles Gesicht fiel auch Schwester Regine auf. »Was hast du denn, mein kleiner Schatz?«, fragte sie.

      »Ach, Schwester Regine, ich bin so traurig«, erwiderte die Kleine unglücklich. »Ich habe ja Pieter sehr lieb, aber ich habe auch euch alle lieb. Und ich will … ja, ich will viel lieber hierbleiben. Aber das kann ich Pieter nicht sagen. Weil er sich doch so sehr gewünscht hat, dass ich mitkomme. Er will mir doch den Hund zeigen und …« Nun begann Heidi zu weinen.

      »Heidi dann bleibst du hier«, erklärte die Kinderschwester, die sich auch schon vor einem Weihnachtsfest ohne ihren besonderen Liebling gefürchtet hatte. »Und den Hund wirst du schon noch sehen können. Pieter kommt ja wieder. Tante Isi hat ihm erlaubt, dann den Hund mitzubringen. Falls er einen bekommen sollte«, fügte sie noch schnell hinzu.

      »Er bekommt bestimmt einen. Weil doch Onkel Enno ihn so sehr liebhat und ihm deswegen alle großen Wünsche erfüllt. Nicht wahr, Schwester Regine, du sagst es Pieter?«

      »Ja, mein Kleines, ich werde mit ihm sprechen.«

      Pieter hörte der Kinderschwester still zu. Dann stieß er einen kleinen Seufzer aus und sagte: »Na ja, Heidi ist doch noch sehr klein. Ich habe mir gleich gedacht, dass sie Heimweh nach Sophienlust bekommen wird. Und ich komme ja auch wieder.« Mannhaft unterdrückte er seine aufsteigenden Tränen. Dass seine Freundin nicht mitkommen wollte, war eine arge Enttäuschung für ihn. Rasch zwang er sich, an etwas anderes zu denken. Zum Beispiel an einen kleinen Barri. Ob er einen jungen Hund bekommen würde? Und dann dachte er an die liebe Tante Julia, die vielleicht eines Tages seine neue Mutti werden würde. Er würde seinem Vati einen Wink geben, damit er sie heirate.

      Pieter lief in sein Zimmer und überzeugte sich zum x-ten Male, ob auch wirklich alles, was er mitnehmen wollte, eingepackt war. Sein Teddy saß auf dem großen Koffer und lachte ihn an. »Teddy, auf die Frauen ist nun mal kein Verlass«, sagte er zu dem Stofftier. »Dabei hat Heidi doch so getan, als freue sie sich riesig auf unser Zuhause.« Wieder schossen ihm die Tränen in die Augen.

      »Pieter! Pieter! Dein Vati ist da. Und Frau van Arx ist auch mitgekommen!«, rief Pünktchen aufgeregt von der Tür her.

      Mit einem Schlag hatte der Junge seinen Kummer wegen Heidi vergessen. Er flog förmlich die Treppe hinunter und fiel dort seinem Vater um den Hals. Danach begrüßte er Tante Julia mit einem Kuss. »Heidi kommt nicht mit«, berichtete er danach.

      »Frau Rennert hat es schon gesagt«, erwiderte Julia. »Darüber musst du aber nicht traurig sein. Sophienlust ist doch ihr Zuhause. Und Weihnachten feiert man doch am liebsten daheim. Das tust du doch auch, Pieter.«

      »Das ist wahr. So habe ich es noch nicht gesehen. Wann fahren wir? Glaubst du, dass ich einen Hund bekomme? Einen kleinen Barri? Wenn ich ihn bekomme, dann darf ich ihn mitnehmen. Ich meine, nach Sophienlust. Weißt du, Fabian hat ja auch einen eigenen Hund. Ihm gehört die Dogge Anglos. Und einmal war ein Mädchen hier, das hatte einen Wolfsspitz. Er hieß …« Seine Brauen zogen sich zusammen. »Ich habe den Namen vergessen. Aber da kommt ja Nick. Er weiß es ganz bestimmt. Nick, wie hieß doch der Wolfsspitz, der einem Mädchen gehörte?«

      »Benny. Eigentlich hatte Malu zwei Hunde. Benny I und Benny II. Benny II lebt noch immer bei ihr.«

      »Es schneit!«, rief da die kleine Vicky aufgeregt. »Ob wir am Sonntag schon rodeln können?«

      »Möglich wäre es«, meinte Nick. »Es ist ja sehr kalt, sodass der Schnee liegenbleiben könnte.«

      Enno und Julia nahmen die Einladung von Denise und Alexander von Schoenecker zu Kaffee und Kuchen dankend an. Pieter trank seine Nachmittagsschokolade zum letztenmal für längere Zeit mit den anderen Kindern im Speisesaal. Als er sich dann von ihnen verabschiedete, bereute es Heidi doch, dass sie sich entschlossen hatte, dazubleiben.

      *

      Pieter konnte es kaum erwarten, endlich daheim zu sein. Als er die Villa erblickte, richtete er sich aufgeregt im Auto auf. »Es schneit noch immer so schön«, stellte er fest. »Vati, stell dir doch mal vor, wie schön es wäre, wenn in unserem Garten ein richtiger Barri herumlaufen würde.«

      »Ich stelle es mir vor, mein Sohn«, erwiderte Enno lachend. Dabei zwinkerte er Julia zu. Er wunderte sich über sich selbst, wie wenig es ihm ausmachte, zu wissen, dass Pieter nicht sein Sohn war. Für ihn würde er immer sein Kind bleiben, selbst dann, wenn Julia und er noch Kinder bekommen würden. Pieter war sein Erstgeborener. Daran war nicht zu rütteln.

      Julia betrat zum erstenmal seit dem Tag, als sie das Hemdchen gefunden hatte und in diesen schweren Gewissenskonflikt geraten war, wieder die Villa.

      Zögernd betrat sie die Halle. Pieter fasste sie jedoch bei der Hand und zog sie hinter sich her. »Tante Julia, so komm doch!«, rief er aufgeregt. »Ich möchte dir noch meine anderen Spielsachen zeigen!«

      Die Köchin Herta, das Hausmädchen Lotte und der Chauffeur Erwin kamen aus der Küche, um die Angekommenen zu begrüßen. Man sah Pieter an, wie ungeduldig er wurde. Lächelnd folgte Julia ihm schließlich nach oben. Am liebsten hätte sie ihm sofort erzählt, dass er ihr Sohn war. Aber Enno hatte gemeint, man sollte damit warten, bis er ein wenig älter und verständnisvoller geworden war. Und Julia hatte das, wenn auch schweren Herzens, eingesehen.

      Nach dem Abendessen brachte Julia Pieter noch zu Bett. Danach fuhr Enno sie nach Hause und blieb noch bis gegen Mitternacht bei ihr.

      *

      Julias Vermutung hatte sich bestätigt. Sie erwartete tatsächlich ein Kind. In ihrer maßlosen Freude wollte sie es Enno noch am gleichen Tag sagen. Aber dann siegte ihre Vernunft. Am Heiligen Abend war der richtige Augenblick dafür. Später, wenn Enno sie nach Hause bringen und noch ein bisschen bei ihr bleiben würde, wollte sie ihm ihr Geheimnis verraten.

      Am Weihnachtsmorgen kaufte Julia noch ein kleines Bäumchen und schmückte es. Danach zog sie sich um und fuhr in die Villa, wo sie von Enno und Pieter schon sehnsüchtig erwartet wurde.

      »Weißt du, Tante Julia, Vati und ich waren nämlich vorhin auf dem Friedhof und haben ein kleines Weihnachtsbäumchen mit Kerzen auf Muttis Grab gestellt. Ich habe auch plötzlich weinen müssen«, gab Pieter leise zu. »Weil Mutti doch heute Abend so ganz allein in ihrem Grab liegt.«

      »Mein kleiner Liebling …« Gerührt zog Julia den Jungen an sich.

      »Tante Julia, meinst


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