RUN - Sein letzter Deal. Douglas E. Winter

RUN - Sein letzter Deal - Douglas E. Winter


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und ich auf dem Weg zum Mittagessen mit CK am gleichen Ort wie immer bin. Ich rufe Lauren in Philadelphia auf ihrem Autotelefon an, der Anrufbeantworter geht ran, und ich sage ihr, dass es fraglich ist, ob aus dem Essen am Donnerstag etwas wird, vielleicht nächsten Monat, viel Glück mit Wie-immer-er-hieß; und dann rufe ich Zuhause an und hinterlasse für Fiona eine dieser hilflosen Nachrichten:

      Ich weiß auch nicht, vielleicht, kann ich noch nicht sagen. Ich ruf dich später an. Vielleicht.

      Dann ist es Zeit für das Mittagessen am gleichen Ort wie immer, und früher oder später hocke ich gefangen in der Sitznische im Red Lobster auf der Van Dorn, Renny Two Hand zu meiner Linken, Mackie the Lackey rechts von mir, und höre CK zu, der mir zum vielleicht zwölften Mal den Witz über Hillary Clintons Prostata erzählt, und könnte nun wirklich einen Drink gebrauchen. Stattdessen denke ich darüber nach, ob ich lieber den Fang des Tages oder die frittierten Shrimps nehmen soll, und dann entscheide ich, dass ich besser nur Suppe und Salat nehmen sollte, und ich bestelle Muschelsuppe Manhattan, die, wie ich mich erinnere, rot ist, denn Manhattan bedeutet Blut, und ich kann nicht glauben, dass CK wirklich wieder die Schlemmerplatte mit Garnelen ordert.

      Wie alle Soziopathen tut CK die Dinge auf seine Art, und seine Art, die immer gleich ist, bedeutet, dass nicht über Geschäftliches gesprochen wird, bis das Essen da ist, das Essen ist das Entree, nicht die Getränke, nicht das Brot, nicht die Suppe, nicht der Salat. Also nuckele ich an einem Eistee und höre mir noch ein paar schlechte alte Witze mehr an, und dann versucht Mackie uns was von dem neuen Film mit Tom Hanks zu erzählen, und irgendwann bekommen wir dann das Brot.

      Manchmal versuche ich, mich von außen zu betrachten. Manchmal, in Restaurants, an Tankstellen oder Hotellobbies, beobachte ich die anderen Leute, sehe ihnen zu, wie sie uns beobachten, und frage mich, was sie zu sehen glauben. In diesem Moment sitzen zwei Frauen an dem Tisch neben uns, keine zwei Meter entfernt, aber der Geräuschpegel ist hoch genug, dass wir unsere privaten Angelegenheiten besprechen können, und sie, selbst wenn sie versuchen würden, uns zuzuhören, keine Ahnung hätten.

      Dieses Waffending ist nicht so, als würde man Autos verkaufen und mit Scheinen herumwedeln; hier geht es darum, grau zu sein, sich unsichtbar zu machen. Das kann ich ziemlich gut. Das ist kein Trick, das ist eine Fähigkeit. Man muss gewöhnlich sein. Alles an einem hat gewöhnlich zu sein. Du rasierst dich, du duschst, du putzt dir jeden Tag deine Zähne. Du trägst etwas Parfüm, und es ist weder zu billig noch zu teuer, und du trägst weiße Hemden zu deinen dunklen Anzügen, aber die sind nicht zu dunkel, sonst siehst du aus wie ein Anwalt; und Anwälte oder Leute, die wie Anwälte aussehen wollen, wittert man über eine Meile. Du wirst Krawatten tragen wollen, dunkle billige Krawatten, und du wirst eine nette Timex mit Lederarmband tragen wollen. Du wirst schwarze Schuhe tragen, die du putzt, nur ein bisschen, einmal alle drei Wochen vielleicht. Du fährst Chevys oder Fords. Du hörst Mittelwelle, siehst eine Menge Football und Baseball, du isst bei McDonald's und Hardee's und dem beschissenen Red Lobster, und du leihst dir die Top-Ten-Videos in einer der Blockbuster-Videotheken. Und irgendwann wirst du vielleicht unsichtbar. Wobei es hilfreich ist, wenn es dir wie mir geht:

      Wenn man gleich so geboren wurde.

      Diese Frauen am Nachbartisch, sichtlich über dreißig, sollten vorsichtiger mit den Pommes frites sein, aber sie sind auf eine JCPenney-Art hübsch angezogen. Also Sekretärinnen, oder? Eine einigermaßen vernünftige Annahme. Zu gut angezogen und mit etwas zu viel Make-up für ein freundschaftliches Treffen, nicht gut genug angezogen für die Welt der gehobenen Angestellten. Dass eine von ihnen ein WordPerfect-Handbuch neben sich liegen hat, tut da keinen Schaden, andererseits hat Mackie einen schönen fetten Terminkalender neben sich auf dem Tisch liegen, und er trägt ein weißes Button-down-Hemd und einen Anzug, der das richtige Quäntchen über billig liegt. Man sieht ihm an, dass er Versicherungen verkauft, dass er mit Hausratsversicherungen und Wiederbeschaffungswerten und Ausschlussklauseln für Hochwasser zu tun hat. Nur einen Blick, mehr braucht man nicht. Du schaust dir diesen Typen an und kämest nie auf den Gedanken, dass er gerade erst einen Monat im Südosten von Missouri zugebracht und genug M-16 verscherbelt hat, um damit ein Bataillon der Arischen Bruderschaft auszustatten. Ist schon so 'ne Art Versicherung, die er da verkauft.

      Also, was weiß man schon über diese Sekretärinnen? Könnten Marktleiterinnen sein oder Bauinspektorinnen. Liebende. Terroristen. Cops. Aber nicht heute. Heute sind sie Sekretärinnen. Und wenn diese Sekretärinnen ihre nicht-ganz-so-hübschen Köpfe in unsere Richtung drehen, sehen sie vier Männer in weißen Hemden und schlichten Krawatten, die sich leise unterhalten.

      Wir sind Versicherungskaufleute beim Mittagessen, und da das langerwartete Garnelen-Schlemmermenü eingetroffen ist, erfahren wir endlich, was der eine von uns am Kopf der Tafel, der mit dem Namen Kruikshank, der, den wir CK nennen, uns über die Vorteile einer Risikolebensversicherung gegenüber einer Lebensversicherung zu sagen hat:

      Dieses Wochenende haben wir einen Job. Eine große Lieferung, die sprichwörtliche Wagenladung, und was in den Kisten ist, spielt eigentlich keine Rolle. Erstklassige Ware und sehr profitabel. Wir bringen die Ware nach Norden, laden das Zeug an einem Ort ab, die Papiere gibt's an einem anderen. Keine große Sache.

      Wo liegt dann das Problem?, frage ich ihn.

      CK spießt seine Garnele auf. Kaut eine Weile.

      Neue Kunden. Irgendwelche Nigger. Gangs aus dem Ville oder irgendeinem anderen Höllenloch in NYC. Nennen sich selbst die 9 Bravos. Aber die Kohle stimmt, die ist wirklich gut. Und Sal Maggio verbürgt sich für sie, also was soll's.

      Genau, sage ich. Was soll's.

      CK spießt eine weitere Garnele auf. Kaut. Schluckt. Dann:

      Trotzdem, lieber auf Nummer sicher gehen. Deshalb will Jules eine größere Einheit und etwas Verstärkung dabeihaben. Und deshalb – und das ist der Moment, wo CK mit der Gabel in meine Richtung deutet, statt eine der Garnelen aufzuspießen – will Jules dich dabeihaben.

      Dann, in einem dieser holperigen Nachsätze, die selten etwas anderes als eine Abfuhr beinhalten, dreht er sich zu Renny Two Hand und sagt: Dich auch.

      Lange herrscht Schweigen, während CK seine Platte voller Garnelen leer futtert, sich danach die Ofenkartoffel vornimmt und dann einen großen Schluck Kaffee nimmt. Das war's.

      Das geht auf mich, sagt er. Wir fahren jetzt zu Jules.

      CK bezahlt also tatsächlich die Rechnung. Das ist ein Wunder. Er reicht dem Kellner einen Fünfziger und sagt: Behalt' den Rest, Junge. Und tu' dir und mir einen Gefallen und besorg' dir einen ordentlichen Haarschnitt.

      Als wir in der Lobby stehen, wo ein Haufen Leute noch immer auf ihre Tische warten, ziehe ich CK zu diesem großen Aquarium voller trübem Wasser und Hummern hinüber und sage, was eigentlich offensichtlich ist:

      Das ist ein Routine-Auftrag.

      Klar, sagt er und parkt einen Zahnstocher in seinem Mundwinkel.

      Du könntest das im Schlaf durchziehen.

      Stimmt, sagt er.

      Du brauchst mich nicht dafür, und ganz sicher brauchst du Two Hand nicht. Du brauchst vier, vielleicht fünf von deinen eigenen Leuten. Mackie, Toons, Fryer. Was ist mit Dawkins?

      Stimmt, sagt er.

      Also, ist es zu viel verlangt, wenn ich nachfrage? Ich meine, hab ich irgendwas verpasst oder so?

      Und ob, sagt er. Oh, ja. Schon richtig, du hast was verpasst.

      Hey, sage ich zu ihm, und als ich meine Hand auf seine Schulter lege, sieht CK mich komisch an. Du verarschst mich doch. Wie wäre es mit einem kleinen Hinweis? Wieso willst du mich dabeihaben?

      Ich will dich nicht dabeihaben, sagt CK. Und ganz sicher brauche ich dich auch nicht.

      Er lässt den Zahnstocher zerbrechen und kriegt es hin, ihn auszuspucken, während er mich gleichzeitig angrinst.

      Ich mag dieses Grinsen nicht, und ich mag das Lachen nicht, das sich daran anschließt. Ich bin kurz davor, ihm zu sagen, was ich nicht leiden kann, als sich Mackie the Lackey zu uns umdreht und sagt:

      Scheiße.


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