Wenn uns die Fälle davonschwimmen. Eva Male

Wenn uns die Fälle davonschwimmen - Eva Male


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einen Frohen Hasen! Dann mach’ ich aus demselben einen falschen …

      E-Mail for you

       Die Etikette elektronischer Post

      Wie hat sich die schriftliche Kommunikation doch verändert! Wer wahrt schon heute noch die Form – und wenn, dann welche? Die Regeln haben sich gelockert, und das ist gut so. Hauptsache, es wird eifrig kommuniziert! Wo sind die Zeiten, als Onkel Otto hinter SMS noch misstrauisch Sadomasospiele vermutete …

      SMS steht für „Short Message System“, was im Prinzip unlogisch ist, da man ja nicht jedes Mal ein Kurznachrichtensystem verschickt. Somit müsste es eigentlich SM heißen, aber SMS hat sich im Sprachgebrauch bereits so sehr eingebürgert, dass daran wohl nichts zu ändern ist. Zumal SMS auch so melodisch und palindromisch klingt. In beide Richtungen lesbar. Wie Otto, der Onkel.

      Der rege Austausch von SMS und E-Mails hat die Sprache verändert. Telegrammstil macht sich breit. Daran kann auch die endgültige – unseres Erachtens bedauerliche – Abschaffung des Telegramms in Österreich nichts ändern.

      Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Und der Empfänger ist oft gefordert: „brgds“, schreibt da etwa jemand – was so viel heißen soll wie best regards. 1fach steht für einfach (einfach!), 3bon für très bon etc. Dem BiB gehe es gut, werde ich von einer Freundin informiert – gemeint ist das „Baby im Bauch“.

      Verkürzungen erweisen sich als praktisch, weil man sich viel Schreibarbeit erspart. Etwa cu für see you, 2b or nt 2b statt to be or not to be. SMS-Sprache eben, ganz ökonomisch. Aus Effizienzgründen auch in E-Mails gebräuchlich.

      Vorausgesetzt, dass man handysch oder elektronisch Shakespeare zitiert.

      In Neuseeland und in der Schweiz beispielsweise ist die SMS-Sprache sogar schon an den Schulen erlaubt. Die Schulbehörde entschied, etwa das Hamlet-Zitat in der SMS-Version (siehe oben) bei Schularbeiten durchgehen zu lassen. Abkürzungen sollen akzeptiert werden, „wenn das nötige Verständnis eindeutig demonstriert ist“. 1deutig!

      Anders in Österreich. Hier wird die Verwendung von SMS-Sprache weiter als Fehler gewertet. Erst wenn ein Ausdruck in Wörterbüchern wie dem Duden oder dem Österreichischen Wörterbuch (ÖWB) verzeichnet ist, dürfen ihn die Schüler ungestraft verwenden.

      Kurz, kürzer, am kürzesten. Als Anrede: „e!“ Früher hätte man sich die Mühe gemacht, „Liebe Eva“ zu schreiben. Überhaupt ist doch die schriftliche Schnell-Kommunikation der (fern-)mündlichen eindeutig vorzuziehen. Der Empfänger/die Empfängerin wird prompt erreicht, kann jedoch antworten, wann er/sie will. Viel Freiheit, wenig Mühe. Bei der elektronischen Kommunikation geht es vor allem darum, mit der Sprache ökonomisch umzugehen und dadurch Zeit zu sparen.

      „Sogleich internettete ich zurück“, schrieb jüngst ein Gastkommentator und bezog sich sichtlich auf seinen E-Mail-Postverkehr via Internet. Sind sie nicht nett, diese modernen Wortschöpfungen, geradezu internett? Hübsch ist es auch, wenn eine Frau – ganz up to date – der „Presse“ klagt: „Ich werde gerasterfahndet und lauschangegriffen.“ Wenn die Leute so kreativ sind, gefällt’s uns. Da scheint sprachlicher Purismus fehl am Platz. Ehrlich.

      E-Mail-Etikette hat etwas Faszinierendes. Sie ist ja erst in den letzten Jahren entstanden und entwickelt sich ständig weiter. Daher ist vieles möglich, und zugleich lässt sich – wie bei Briefen aus der Handschrift – aus den Vorlieben von E-Mail-Verfassern einiges über deren Persönlichkeit herauslesen. So wird beispielsweise die durchgehende Kleinschreibung, die sich der Vereinfachung halber eingebürgert hat und als gesellschaftsfähig gilt, dennoch von manchen beharrlich abgelehnt. „Haben diese Menschen einfach mehr Stil?“, frage ich mich immer.

      Die Kleinschreibung ist zwar praktischer, aber oft nicht leicht durchzuhalten, wenn es dienstlich oder sehr formell wird. Vor allem erscheint es ungewohnt und verwirrend, die Anrede Sie klein zu schreiben, zumal dem Schreiber im guten alten Brief ja auch das Du einen feierlichen Anfangsgroßbuchstaben wert war.

      Man möchte meinen: Im E-Mail – und im SMS erst recht – ist erlaubt, was gefällt. Übrigens auch so ein Spruch, den Onkel Otto hasste. Desgleichen „Nützt’s nix, schadt’s nix“. Was soll das heißen? Das konnte ihn so richtig auf die Palme bringen. Heute würde er sich wohl im Grab umdrehen, wie man so pietätlos sagt.

      Während wir Jahre nach seinem Tod immer noch jeden Ausdruck drehen und wenden; auf seine Tauglichkeit prüfen, bevor wir ihn gebrauchen. Wie hat uns Onkel Otto bloß mit seiner Sprachgenauigkeit immer gepiesackt! Und wehe, man schrieb ihm eine Karte ohne Datum oder einen Brief, der nicht formvollendet adressiert war. Schickte gar ein offizielles Schreiben ohne korrekten Briefkopf auf den Weg. Er hätte mit E-Mails und SMS sicher seine Probleme gehabt …

      Eine letzte Anmerkung noch: Wir Österreicher haben uns angewöhnt, das E-Mail zu sagen. Was uns der Duden zum Glück auch erlaubt. Aber die Deutschen – der Vollständigkeit halber sei es erwähnt – betrachten die E-Mail als weiblich. Womit ich persönlich – quasi als Namensvetterin E-M@le – kein Problem habe.

      Lieber Weihnachtsmann, bitte bringen Sie mir …

       Du oder Sie – das ist die Frage

      Erstaunlich mutet es einen Österreicher an, dass deutsche Kinder den Weihnachtsmann mit „Sie“ titulieren. Bei uns wäre es doch unvorstellbar, dass ein Brief an das Christkind begänne: „Liebes Christkind, bitte bringen Sie mir …“ Im Berliner Stadtmagazin „tip“ sind indes Kinderbriefe abgedruckt, die tatsächlich so lauten: „Lieber Weihnachtsmann, dieses Jahr wünsche ich mir von Ihnen …“

      (Wenn indes einfach eine direkte Rede schriftlich wiedergegeben wird, schreibt man du klein. Aber gerade hier entscheiden sich die meisten für die Großschreibung – wohl, weil sie das für eleganter halten.)

      Man kann es natürlich auch machen wie mein kleiner Neffe, der konsequent selbst im E-Mail nicht nur das »Du«, sondern auch das »Ich« groß schreibt. Wieso soll ich weniger wichtig sein als du, scheint er sich zu denken. Eigentlich auch irgendwie logisch.

      Problematisch punkto Groß- und Kleinschreibung wird es in „normalen“ Texten, also Nicht-E-Mails, oft mit Ihren/ihren. Man nehme etwa die Transparent-Aufschrift beim Uni-Streik: „StudentInnen geben Ihr letztes Buch“. Das wäre ja noch schöner, wenn die meine/unsere Bücher verschenkten!

      Vergleiche auch: „Immer mehr Menschen setzen sich mit Ihren Problemen auseinander.“ Diese Annonce für www.gesundesleben.at macht mir Angst. Was gehen meine Probleme die anderen an?

      Als unhöflich empfinden es viele Menschen, wenn sie von Fremden in der Mehrzahl mit ihr angesprochen werden. Vom Ober etwa, wenn dieser fragt: „Habt’s ihr noch einen Wunsch?“ Die feine englische Art ist das zwar nicht, aber der Kellner will wohl nur eine gewisse Distanz sprachlich überbrücken und jovial erscheinen. Gerade älteren Menschen erscheint dies jedoch nicht angebracht.

      Andererseits: Wie soll man zum Beispiel Ehepaare titulieren, wenn man mit einem Teil per du, mit dem anderen per Sie ist? Weil wir gerade bei „du, Sie, ihr“ sind: In Kindergärten, Kindermessen und Ähnlichem ist es heutzutage üblich, die lieben Kleinen in der Gruppe nicht wie früher mit ihr, sondern mit du anzusprechen, damit sich jedes Kind individuell betreut fühlt. Auch in Yoga-Kursen pflegt man dem Phänomen zu begegnen. Kein Witz. Ob wir das psychologisch einfühlsam oder übertrieben finden sollen, müssen wir noch überlegen.

      Kasse dich furz

       Der moderne Telegrammstil und andere Schweinereien

      „Bitte hinterlassen Sie eine kurze, detaillierte Nachricht“, knatterte mir unlängst ein Anrufbeantworter entgegen. Na ja, leichter gesagt


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