TO DIE FOR - Gnadenlose Jagd. Phillip Hunter

TO DIE FOR - Gnadenlose Jagd - Phillip Hunter


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oder ich komme rüber und hol ihn mir.«

      Er sah mich an. Zögerte. Sein Mund stand offen, er wollte etwas sagen, ließ es aber bleiben. Er klopfte seinen Taschen ab und sah in einer Schublade nach.

      »Ich habe ihn nicht bei mir«, sagte er. »Warum kommst du nicht später noch mal wieder, hm?«

      »Sie waren hier«, sagte ich. »Zwei von ihnen.«

      »Was?«

      »Haben sie dich bedroht? Dich geschlagen?«

      »Ich weiß nicht …«

      »Ich hab keine Zeit für diesen Mist. Sie waren hier, richtig? Zwei Männer. Einer jung, groß, kahl rasiert. Der andere älter, kleiner.«

      Er machte einen Schritt zurück und sackte auf seinen Stuhl. Er war kein harter Mann. Seine Schultern fielen in sich zusammen. Er sah dorthin, wo das fehlende Regal stand. Griff hinter sich und zog ein Päckchen Zigaretten aus dem Display, löste die Folie, zog eine Zigarette heraus und zündete sie an.

      »Sie haben meine Frau verprügelt. Mit Schlägern.«

      »Baseballschlägern?«

      »Haben mir den Laden zertrümmert.« Er zog an der Zigarette. »Diese Bastarde. Ich hätte versuchen sollen, sie aufzuhalten.«

      »Dann hätten sie dich übel zugerichtet.«

      »Aber sie hätten meiner Frau nichts getan. Sie hat zwei gebrochene Rippen.« Er hielt zwei Finger in die Luft, der Anflug von Wut hob ihn für einen Moment von seinem Stuhl. Dann verzog sich die Wut wieder und er sank erneut in sich zusammen.

      »Gebrochene Rippen. Sie sagten, wenn ich dir oder der Polizei davon erzähle, dann kommen sie wieder und schlagen meine Großmutter.«

      »Die werden nicht wiederkommen.«

      »Woher willst du das wissen? Das kannst du nicht wissen.«

      »Die kommen nicht wieder.«

      Er sah mich unverwandt an. »Ja«, sagte er dann. »Ich glaube dir.«

      »Deine Großmutter.«

      »Sie wollte nicht her«, sagte Akram. »Sie sagte immer, London sei gefährlich. Gangs, die aufeinander schießen. Ich sagte ihr, es sei hier sicher.«

      »Sie haben einen Schlüssel benutzt, um in ihre Wohnung einzudringen. Meine alte Wohnung.«

      »Ja. Sie schrie sie an, und sie rannten davon. Sie erzählte mir immer wieder, dass seltsame Männer in ihrer Wohnung waren. Sie ist alt. Ich dachte, sie spinnt sich was zusammen.«

      »Und als sie hierherkamen, wollten sie den Schlüssel zu meiner neuen Bleibe?«

      »Ja.«

      »Wann war das?«

      »Heute, am Abend.«

      »Wann?«

      »Was für eine Rolle spielt das?«

      »Welche verdammte Uhrzeit?«

      Kapitel 5

      Kendalls Frau war bewusstlos. Ihr Kiefer war ausgerenkt und hing schief von ihrer Wange. Wahrscheinlich war auch ihr Schädel gebrochen. Unter ihrem Kopf war eine ziemliche Sauerei. Kendall selber kümmerte sich nicht um seine Frau – er hatte eigene Probleme. Er kauerte auf allen vieren, spuckte Blut und Zähne und versuchte zu sprechen, versuchte Worte durch seinen zertrümmerten Mund zu schieben und mir zu sagen, dass ich aufhören solle, ihm weiter wehzutun.

      »Bitte«, presste er hervor.

      Ich hob ihn vom Boden und warf ihn in den Barschrank. Glas und Holz splitterten. Ich schwitzte, knurrte durch die Zähne. Jetzt, wo das Adrenalin durch meinen Körper pumpte, bemerkte ich den Schmerz in meinem Arm kaum. Ich verstand es nicht. Ich zitterte. Die ganze Zeit. Ich verlor nie die Beherrschung so wie andere. Deshalb heuerte man mich an. Ich drehte nicht durch. Und jetzt stand ich mitten in Kendalls Wohnzimmer und es sah aus wie das Armageddon. Kendalls Frau hatte sich noch immer nicht bewegt, aber das spielte keine Rolle. Was jedoch eine Rolle spielte, war, dass Kendall bei Bewusstsein bleiben und mit mir reden musste, und ich den Wichser umbringen würde, wenn ich nicht aufpasste.

      An der Haustür waren Koffer aufgereiht. Wäre ich nur ein paar Minuten später hier aufgekreuzt, wären Kendall und seine Frau über alle Berge gewesen.

      Ich konnte nicht klar denken. Gott, die Schmerzen in meinem Kopf waren schier endlos. Es dröhnte, als würde mir jemand geschmolzenes Blei in den Schädel pumpen. Lichter tanzten vor meinen Augen.

      Er bewegte sich, krabbelte aus den Überresten des Schränkchens. Ich stand über ihm, presste meinen Fuß auf seinen Rücken und drückte ihn nach unten.

      »Du hast mir eine Falle gestellt.«

      »Nein«, murmelte er in den Teppich.

      »Du hast gewartet, bis ich nicht zuhause war – sondern mit dir zusammen im Roxie – und dann hast du deine Jungs angerufen und ihnen gesagt, dass sie das Geld bei mir deponieren sollen.«

      »Joe, bitte.«

      »Sie waren zu langsam – und zu gierig.«

      »Ich weiß nicht, wovon du redest.«

      »Ich hab Dirkin gefunden. Hab ihn getötet. Er war bei Akram, hat dessen Frau verprügelt und sich die Schlüssel zu meiner Wohnung verschafft.«

      »Bitte, Joe.«

      Ich war klitschnass vom Schweiß, und jedes Mal, wenn der Schmerz in Wellen durch mich hindurchfuhr, brach mir noch mehr kalter Schweiß aus den Poren.

      »Aber du hast es vermasselt, Kendall. Sie hatten es schon einmal versucht, aber du wusstest nicht, dass ich umgezogen war, richtig? Hast sie in die falsche Wohnung geschickt.«

      Ich legte mehr Gewicht auf mein Bein und drückte ihn stärker gegen den Teppich.

      »Ich kann nicht … atmen.«

      »Du und Beckett, ihr wolltet mich an Cole verfüttern. War es so? Deshalb war ich bei dem Job dabei, oder? Oder? Mich auf den Job ansetzen und schön aus dem Weg halten, damit ich nicht dabei bin, wenn die anderen mit dem Geld verduften.«

      Seine Beine rutschen über den Boden. Seine Arme zappelten herum. Er sah aus wie ein sterbender Fisch.

      »Ich … kann nicht …«

      »Rede, Kendall, du Mistkerl. Simpson hat man zu Tode geprügelt. Und jeder wusste, dass ich mit meinen Fäusten ganz gut umgehen kann. Hat Beckett ihn umgebracht?«

      Ich drückte ihn noch stärker gegen den Boden. Jetzt atmete er nicht mehr. Sein Gesicht war rot, seine Hände tasteten hilfesuchend umher, aber da war nichts, was ihm helfen konnte.

      »Joe«, gurgelte er.

      »Deshalb hast du Gerüchte bei King und Daley über mich verbreitet und mir den Ellis-Schlamassel in die Schuhe geschoben. Hast den Acker bestellt, oder?«

      Jetzt bewegte er sich nicht mehr. Ich hob ihn auf und warf ihn quer durch den Raum. Er krachte zu Boden und rührte sich nicht.

      Mein Kopf pulsierte. Ich brauchte Kendall bei Bewusstsein. Ich lief in die Küche und steckte meinen Kopf unter den Hahn mit dem kalten Wasser. Dann füllte ich ein Glas voll Wasser, nahm es mit ins Wohnzimmer und schüttete es über Kendall aus. Er zuckte und stöhnte.

      Ich musste nachdenken. Nicht alles passte zusammen. Wenn man mich als einen der Räuber an Cole auslieferte, wäre Beckett deswegen nicht aus dem Schneider. Cole würde weiterhin nach dem Drahtzieher Ausschau halten. Er würde weiterhin nach seiner Million suchen.

      Ich kniete mich hin und drehte Kendall auf den Rücken.

      »Nicht. Es reicht. Es war Beckett.«

      »Weiter.«

      Ich hob ihn hoch und lehnte ihn gegen die Wand. Fand etwas Wodka, den ich ihm in


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