Melancholie. László F. Földenyi

Melancholie - László F. Földenyi


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entwird er dir«,62 schreibt Angelus Silesius später. Der Grund des Seinsverständnisses der griechischen Melancholiker wird von diesem Erlebnis der Unfassbarkeit durchzogen: Wenn der Mensch zugleich mehr und weniger als er selbst ist, wenn das Sein die Bürde des Nichtseins trägt, die Gegenwart die der Zukunft, das Leben die des Todes, dann ist die Möglichkeit, über die Welt zu sprechen, nicht gegeben, weil es nichts gibt, worüber man sprechen könnte. Dies ist die größte Gefahr der Mysterien in Bezug auf den griechischen Alltag: Wer nicht bis zur Erkenntnis der Relativität von Leben und Tod gelangt, für wen die Sehnsucht nicht zur Ausschließlichkeit wird, dem muss das Schweigen befohlen werden; wer aber dahin gelangt, der bedarf des Befehls nicht; der ist im ewigen Schweigen versunken, der erkennt im Entstehen die Vergänglichkeit, im Ganzen den Mangel. Für die übrigen Menschen ist er rettungslos verloren.


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