TESLAS GEHEIMNIS (Project 5). Alex Lukeman
windstill. Es stand nicht zu befürchten, dass das Feuer übergriff. In der Ferne hörte er die ersten Sirenen.
»Die Löschfahrzeuge und der Sheriff werden bald hier sein.«
»Was werden Sie denen erzählen?«, hallte Harkers Stimme über die Satellitenverbindung.
»Propangasleck. Das werden sie uns abkaufen, denn der Gastank ist mit der Hütte in die Luft geflogen.«
»Irgendeine Idee, wer diese Leute waren? Trugen Sie Ausweise bei sich?«
»Nein. Ein Handy, sonst nichts. Aber vielleicht findet sich darauf etwas.«
»Kommen Sie zurück, so schnell Sie können. Und lassen Sie sich nicht einbuchten.«
Elizabeth lehnte sich in ihrem Sessel zurück und dachte nach. Wenn jemand hinter Nick und Selena her war, hatten diese Leute es vielleicht auch auf die anderen im Team abgesehen. Sie rief Ronnie Peete an und erzählte ihm, was passiert war. Danach Lamont und Stephanie und erklärte ihnen, dass Ronnie sie abholen würde.
Project war der verborgene Arm des Präsidenten. Niemand durfte wissen, aus welchen Personen ihr Team bestand und wo sie wohnten. Die Allgemeinheit wusste nichts über das Project, aber die Allgemeinheit warf für gewöhnlich auch nicht mit Handgranaten um sich. In den letzten Monaten hatten zu viele Personen von ihrer Geheimorganisation erfahren. Sie bekam zunehmend das Gefühl, dass das Wort geheim für ihre Art der Arbeit nicht mehr galt.
Elizabeth nippte an ihrem Kaffee und betrachtete das Bild der Zwillingstürme, das auf ihrem Schreibtisch stand. Wann immer sie Zweifel daran hegte, warum sie das alles tat, musste sie nur dieses Bild ansehen.
Der Tag hatte schlecht begonnen. Sie fragte sich, welche Überraschungen er noch bereithalten würde.
Kapitel 3
Ronnie Peete und Lamont Cameron waren unterwegs, um Stephanie abzuholen. Gemeinsam fuhren sie in Ronnies schwarzem Hummer.
»Was meinst du?«, fragte Lamont und blickte in den Seitenspiegel. Ein schwarzer Crown Vic folgte ihnen mit etwa einer Querstraße Abstand.
»Er stand bereits vor dem Gebäude, als ich dich abholte. Könnten die Cops oder die Feds sein. Oder die Leute, die Nick angegriffen haben. Harker meinte, sie hätten Granaten benutzt.«
»Wäre nicht das erste Mal. Nick hat ein schlechtes Karma, was Granaten angeht.«
»Karma? Kommst du mir jetzt mit diesem New-Age-Quatsch?«
»Yap.« Lamont holte seine Pistole hervor und zog den Schlitten ein Stück zurück, um zu überprüfen, ob sie geladen war. »Nick wird wegen der Hütte ziemlich angepisst sein.«
Ronnie spähte in den Rückspiegel. Der Wagen folgte ihnen noch immer. Auf der Kreuzung vor ihnen tauchte ein weiterer schwarzer Ford auf und kam direkt auf sie zu. Der Wagen beschleunigte, um die Lücke zwischen ihnen zu schließen.
»Jetzt geht’s los«, murmelte Ronnie.
»Glaubst du, das sind Feds?«
Jemand lehnte sich aus dem entgegenkommenden Fahrzeug und begann mit einer Maschinenpistole auf sie zu feuern. Der Hummer war mit kugelsicherem Glas ausgestattet. Sternenförmige Risse bildeten sich an den Stellen auf der Windschutzscheibe, wo die Kugel einschlugen.
»Nope, keine Feds.«
Ronnie trat hart auf die Bremse und riss das Lenkrad nach links. Quietschend drehte sich der Hummer um einhundertachtzig Grad, krachte gegen das entgegenkommende Auto und warf es auf die Seite.
Ronnie nahm den Fuß von der Bremse, stieg stattdessen auf das Gaspedal und hielt direkt auf das zweite Fahrzeug zu. Lamont konnte deutlich die Panik im Gesicht des Fahrers sehen, als der Hummer auf ihn zuraste, und versuchte ihm auszuweichen.
Ronnies Hummer war mit einer zusätzlichen Panzerung, einem verstärkten Chassis, einem Turbolader und ein paar zusätzlichen Pferdestärken modifiziert worden. Er rammte den Ford wie ein zweieinhalb Tonnen schwerer Vorschlaghammer und beförderte ihn über den Bürgersteig. Ronnie gab weiter Gas und schob den Ford durch das riesige Schaufenster eines Ladengeschäfts. Das Fenster zersplitterte in einer Explosion aus Glasscherben. Elegant gekleidete Schaufensterpuppen fielen auf den Gehweg hinaus.
Ein Mann kletterte aus dem Wagen. Ronnie sprang aus dem Hummer und erschoss ihn mit drei schnellen Schüssen. Ein paar Meter die Straße hinunter begann eine Frau zu schreien.
Lamont stieg ebenfalls aus und duckte sich rechtzeitig hinter den Hummer, bevor ein großer Mann aus dem anderen Wagen auf die Straße stieg und seine Uzi abfeuerte. Die Neunmillimetergeschosse prallten scheppernd von den Stahlplatten des Hummers ab. Lamonts erster und zweiter Schuss gingen fehl. Der dritte und vierte jedoch nicht. Der Mann fiel nach hinten und war nicht mehr zu sehen.
Ronnie schoss ebenfalls. Der Fahrer sank über dem Lenkrad zusammen.
So schnell der Schusswechsel begonnen hatte, war er auch wieder vorüber. Die Echos der Schüsse verhallten. Der Verkehr auf der Kreuzung war zum Erliegen gekommen. Die Straßenecke schien wie ausgestorben. Da sah Lamont, wie sich in einem der Apartmentfenster ein Vorhang bewegte. Mit der Pistole in beiden Händen wirbelte er zu dem Fenster herum, erblickte aber dort nur eine verängstigte Frau, die schnell wieder in der Wohnung verschwand.
Rauch stieg unter der verbeulten Motorhaube des Wagens auf, der halb in dem Schaufenster des Ladens stand. Der Fahrer war tot, sein Kopf in einem unnatürlichen Winkel verdreht. Aus dem Hals des Beifahrers ragte eine dicke Glasscherbe des Schaufensters. Seine toten Hände umklammerten noch eine Uzi. Der vordere Innenraum war mit rotem Blut bedeckt. Der Mann, den Ronnie erschossen hatte, lag ausgestreckt neben der Wagentür auf dem Gehsteig.
»Lass uns nach dem anderen sehen«, sagte Lamont.
Sie liefen über die Straße. In dem zweiten Fahrzeug regte sich nichts. Ronnie aber bemerkte das Benzin unter dem Wagen. Mit ausgestrecktem Arm hielt er Lamont zurück. Der Benzintank explodierte und riss den Ford auseinander.
Sirenen näherten sich, sehr viele Sirenen. Die beiden hasteten zu ihrem Hummer zurück. Die rechte Seite war vollkommen demoliert. Der hintere Kotflügel war eingedellt und verbeult, der glänzende schwarze Lack zerkratzt, und der vordere Kotflügel so verbogen, dass er gegen den Reifen rieb. Die gesamte Karosse und die Fenster waren mit Einschusslöchern übersät.
»Hast deinen Wagen geschrottet«, stellte Lamont fest.
Ronnie betrachtete sein Auto und schüttelte den Kopf. »Wir werden Hilfe mit den Cops brauchen. Ich sag Bescheid.«
Kapitel 4
Das gesamte Team traf sich in Harkers Büro. Nick und Selena waren vor einer Stunde aus Kalifornien eingetroffen.
Stephanie Willits saß auf der Couch. Sie war die Computerspezialistin bei Project, eine geniale Hackerin und für alles zuständig, was mit Computern zu tun hatte. Stephanie besaß dunkle Augen und Haare und ein hübsches, freundliches Gesicht. Die meiste Zeit trug sie ein sympathisches Lächeln zur Schau. In diesem Moment aber war ihr das Lächeln vergangen.
Neben ihr saß Ronnie. Seine Navajo-Abstammung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er besaß kantige Gesichtszüge und dunkle Augen. Seine Nase war groß und von nobler römischer Anmutung. Seine Haut war hellbraun, mit einem leichten Rotton, der in den Sommermonaten etwas ausgeprägter erschien. Er trug eines seiner Lieblingshemden, ein knallbuntes Panorama aus Cadillacs voller fröhlicher Surfer, die an einem hawaiianischen Strand entlangfuhren.
Neben dem Bild der Twin Towers auf Harkers Schreibtisch lag ein silberner Kugelschreiber, der früher einmal Franklin Delano Roosevelt gehört hatte. Sie nahm in auf und drehte ihn zwischen den Fingern.
»Es besteht kein Zweifel, dass es sich hier um einen geplanten Überfall handelte«, sagte sie. »An den Personen, die euch attackiert haben, konnten keinerlei Ausweise oder ähnliches gefunden werden, weder in Kalifornien noch hier.