Übersetztes, Neueres, Neuestes. Ferdinand Freiligrath
Zog mit der Buda-Schärpe sich schlank;
Dann, unverschämt, mit klirrendem Gang,
Zuckt' er Schulter und Höcker,
Zu sagen dem Schmecker:
"Zwanzig Schelme wie ihr, das macht mich nur kecker!"
So, am Schwert die Linke, grimmig glotzend,
Auf der Hüfte die Rechte, schmollend und trotzend,
Ging der kleine Meister Ausbruch, strotzend!
Thomas Bailey Aldrich
Dezember
Einzig die See dumpftönend,
Einzig im Holzwerk die Maus,
Einzig der wilde Wind stöhnend
Über dem einsamen Haus.
Trübster Dezember von allen,
Die ich erlebt noch; – am Herd;
Bei dem Scheit halb in Asche zerfallen,
Sitz ich allein und verstört;
Denk' an zwei Gräber, liegend
Draußen, wo's rieselt und eist;
Eins, wo der Habicht, sich wiegend,
Über den Schlachtfeldern kreist.
Ach, und das andre! Die Stelle, Pfühl von der Salzflut zerleckt, Hebt sich und sinkt mit der Welle, Die unsern Seemann bedeckt.
Beide gefallen! Im Liede
Lange noch singt man davon.
Beiden der Ruhm und der Friede,
Beiden das Kreuz und die Kron'!
Ich doch muß klagen und tragen,
Klagen am Winterstrand hier.
Sag', Herz, in deinem Verzagen
Was ist geblieben dir?
Einzig die See dumpftönend,
Einzig im Holzwerk die Maus,
Einzig der wilde Wind stöhnend
Über dem einsamen Haus.
Des Scheiks Willkommen.
Weil du, ein reisemüder Gast,
Mein Zelt besuchst, biet' ich dir Rast.
Der Krug mit Öl, der Schlauch mit Wein,
Tamarinden, Datteln, – sie sind dein.
Iß! trink! Medjid derweil, der Gute,
Badet die heißen Nüstern deiner Stute.
Illah il' Allah! So als Wirt
Grüß ich den Feind, der sich verirrt;
Halt' ihn wie jeden Tapfern wert,
Der Salz und Brot von mir begehrt,
Und schlag' in ehrlicher Schlacht ihn tot
Ganz so vergnügt, wie ich ihm gebe Brot!
Henry Wadsworth Longfellow
Sonnenlicht und Mondlicht.
Gestern, als die Sonne schien,
Sah durchs Blau den Mond ich zieh'n;
Hochhin, aber matt und bleich,
Schier 'nes Knaben Drachen gleich.
Gestern auch im Sonnenlicht
Wollt' ich lesen ein Gedicht;
Doch die ernsten Worte sahn,
Wie Gespenster, fremd mich an.
Bis zuletzt der heiße Tag
Hinstarb, und der Nacht erlag;
Bis die Lenznacht, klar und mild,
Sank auf Hügel und Gefild.
Da, von Wölkchen hell umkreist,
Licht wie ein verklärter Geist,
Stand der Mond, mit seiner Pracht
Überflutend rings die Nacht.
Und zum Herzen, voll und rein,
Zog mir auch das Lied jetzt ein;
Seine Schönheit, seinen Sinn
Erschloß mir Nacht, die Deuterin.
Vox populi.
Als Mazárvan, jener Zaubrer,
Westwärts durch Cathay sich schlug:
Nur das Lob Badouras hört' er
Überall auf seinem Zug.
Doch das Loben, immer schwächer,
Schwieg zuletzt in Khaledán;
Alles Volk dort pries den großen
Fürsten Camaralzamán.
Also geht es den Poeten:
Ihren lobt sich jede Flur;
Camaralzamán hat Namen,
Wo kein Mensch kennt den Badour.
Belisar.
Ich bin arm und alt und blind;
Die Sonne brennt mich und der Wind
Weht durchs Tor der Stadt mich an;
Weht mich an, und deckt mich zu, –
Mit dem Staub der Räder zu
Des erhab'nen Justinian.
Für ihn war's, daß durch den Sand
Ich die Perser heimgesandt,
Als des Ostens tapf're Hut.
Nacht auf Nacht nahm zum Quartier
Ich ihr gestrig Lager mir,
Zum Bankett ihr Beutegut.
Für ihn auch, – mit Segeln rot,
Grell von Fackelschein umloht,
Flottenführer übers Meer, –
Fegt' ich Afrikas Gestad,
Trieb, wie Staub auf wind'gem Pfad,
Die Vandalen vor mir her.
Wiederum für ihn gewann
Ich Ausonias Herrschaft dann,
Roma und Parthenope;
Nahm das Land, nahm es für ihn,
Niederwärts vom Apennin
Hüben und drüben bis zur See.
Für ihn, schwach und hochbejahrt,
Wagt' ich Schlacht und Kriegesfahrt
Rettete Thron für ihn und Reich,
Als den Heerweg nach Byzanz
Die Gezelte Zabergans
Überflogen, Schneeweh'n gleich.
Und für dies, o seht den Dank!
Sehet! Blind und alt und krank,
Grau und barhaupt, o der Not!
Unter dem Bogen steh' ich da,
Der mich als Triumphator sah,
Steh' und bettle mir mein Brot!
Ist