Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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geschlüpft? Astrid betrachtete ihr Spiegelbild, und es war ihr, als müßte sie sich selbst erst kennenlernen.

      Jetzt, da sie sich von Lillys Einfluß freigemacht hatte, wurde es ihr ganz bewußt, daß diese nicht erst in jüngster Zeit, sondern schon immer, ganz raffiniert verstanden hatte, sie zu ihren Ungunsten zu beeinflussen. Wer hatte ihr denn die faden Farben aufgeschwatzt? Wer hatte denn stets gesagt, daß sie ihren knabenhaften Typ unterstreichen müßte. Und sie selbst hatte ja auch nicht auffallen wollen.

      Sie fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, strich ihre seidigen Augenbrauen glatt und ertappte sich dabei, wie sie lächelte und dieses Lächeln studierte. Dann zupfte sie noch ein paar Haarsträhnen in die Stirn, was noch kecker wirkte.

      »Astrid, du warst ein Schaf«, sagte sie. »Ein richtiges, dummes Schaf. Aber das wird jetzt anders werden.«

      *

      Dr. Norden war länger unterwegs gewesen, als vorauszusehen gewesen war. Er hatte noch nicht mit seinem Kollegen Leitner telefonieren können. Als er in die Praxis kam, fand er eine Nachricht von Molly vor, daß Dr. Leitner angerufen hätte und um seinen Rückruf bäte.

      Molly hatte Mittwochnachmittag frei, und das war auch nötig, denn ihren Haushalt mußte sie auch versorgen.

      Daniel rief Dr. Leitner an.

      Sie telefonierten eine Viertelstunde miteinander, und als Schorsch dann zu einer Entbindung gerufen wurde, verabredeten sie, daß er am Abend noch bei Daniel vorbeikommen würde.

      Jedenfalls war nun bestätigt, daß Uschi ein Baby erwartete. Vielleicht sollte er doch lieber gleich mit ihren Eltern sprechen, bevor das Mädchen sich mit trüben Gedanken herumplagte.

      Franz Glimmer begrüßte Daniel freudig. »Das Benzin schon wieder alle, Herr Doktor?« fragte er.

      »Nachfüllen können wir«, erwiderte Daniel. »Ich habe heute eine Menge Besuche machen müssen.« So einfach war das gar nicht, einen richtigen Anfang zu finden. »Ich hätte auch gern mit Ihnen und Ihrer Frau gesprochen, Herr Glimmer.«

      »Wegen Uschi? Fehlt ihr etwas Ernsthaftes?« fragte Franz Glimmer besorgt.

      »Es kommt darauf an, wie man es betrachtet«, sagte Daniel.

      Franz Glimmer wischte sich die Hände ab. »Na, dann gehen wir mal rein«, sagte er. »Uschi ist nicht da. Sie war heute den ganzen Tag unterwegs. Hat sich wohl noch mit ihrem Eugen getroffen. Na ja, da kann man nicht so sein. Das Mädel arbeitet ja auch genug.«

      »Sie haben doch nichts gegen den netten Jungen?« fragte Daniel.

      »Wo werd ich denn«, meinte Franz Glimmer. »Ordentlich und solide ist er. Und er hilft, wo er kann. Es ist schon gut, wenn ein Mädchen nicht an so einen Hallodri gerät.« Er rief nach seiner Frau. »Mutti, ich bringe Besuch mit«, sagte er.

      Das veranlaßte Frau Glimmer, schnell ihre Schürze abzulegen. Wie immer, war sie sehr adrett gekleidet. Ihr Blick wanderte zwischen Dr. Norden und ihrem Mann hin und her, und Daniel hatte den Verdacht, daß sie schon etwas wußte oder zumindest ahnte.

      Aber bevor Daniel noch eine Erklärung abgeben konnte, erschienen Uschi und Eugen.

      Uschi wurde glühendrot, als sie Dr. Norden die Hand reichte. Eugen warf dem Arzt einen fragenden Blick zu, was Daniel veranlaßte zu sagen, daß er gerade erst gekommen wäre.

      »Das ist auch meine Angelegenheit«, sagte Eugen schnell. Er ruckte seine Krawatte zurecht. Er sah sehr seriös aus in dem dunklen Anzug, fast feierlich.

      Die Glimmers tauschten einen langen Blick, dann sagte Franz Glimmer: »Das ist es also. Du liebe Güte.«

      »Wir haben doch noch gar nichts gesagt«, warf Uschi schüchtern ein.

      »Ich bitte Sie um die Hand Ihrer Tochter«, sagte Eugen Bächler ohne Überleitung.

      »Und Dr. Norden wollte mit uns sprechen«, brummte Franz Glimmer. »Da brauchen wir wohl keine lange Erklärung, was, Mutti?«

      »Ist Uschi nicht noch ein bißchen jung?« fragte Frau Glimmer stockend.

      »Wir lieben uns«, sagte Eugen.

      »Und das kommt in den besten Familien vor«, erklärte der Herr des Hauses. »Gedacht habe ich mir so was ja schon.«

      »Was?« fragte seine Frau.

      »Daß wir Großeltern werden«, erwiderte er. »Deswegen habe ich Uschi ja auch zu Dr. Norden geschickt. Bevor sie Dummheiten macht, habe ich gedacht, ist es besser, er redet mit ihr.«

      »Uschi ist ein sehr vernünftiges Mädchen«, warf Dr. Norden ein. »Sie würde keine Dummheiten machen.«

      »Ich freue mich doch auf das Baby«, flüsterte sie, suchte dann aber doch Zuflucht in Eugens Armen.

      »Ich freue mich auch«, erklärte der junge Mann.

      »Ja, dann werden wir wohl anbauen müssen«, sagte Franz Glimmer.

      »So schnell geht das doch nicht«, sagte seine Frau kleinlaut.

      »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte« sagte Daniel, erleichtert, daß es so ruhig abging. »Uschi und Eugen könnten doch Frau Seidels Wohnung vorerst nehmen. Sie bleibt doch auf der Insel.«

      Da fiel ihm Uschi spontan um den Hals. »Sie wissen doch immer einen Rat«, sagte sie.

      »Und wir können nur ja sagen«, meinte Franz Glimmer. »Haben Sie etwa gedacht, daß wir unser Mädel vor die Tür setzen, Herr Doktor?«

      »Man weiß ja nie, wie Eltern reagieren«, sagte Daniei schmunzelnd.

      »Und bei Vati kommt es doch immer auf die jeweilige Stimmung an«, warf Uschi ein.

      »Sag nur nicht, daß ich launisch bin«, protestierte Franz Glimmer.

      »Sag ich doch nicht, aber wenn du dich gerade erst über irgend etwas geärgert hast, gehst du in die Luft.«

      »Früher vielleicht, jetzt nicht mehr. Jetzt bin ich ja meine Magenschmerzen los, und wenn ich mich ärgere, denke ich ganz schnell an die Insel. So, nun werden wir beratschlagen, wann die Hochzeit stattfindet.«

      Da konnte sich Daniel beruhigt verabschieden. Aber er mußte vorher noch versprechen, zumindest beim Hoch­zeits­essen Gast zu sein.

      *

      Daniel fuhr heim und fand Schorsch schon in seiner Wohnung vor. Lenchen hatte einmal wieder Anlaß zu herber Kritik.

      »Man sieht’s ja, daß andere Ärzte eine geregelte Freizeit haben«, brummte sie.

      »Auch nicht immer«, sagte Daniel und tätschelte ihre Wange.

      »Es war ausnahmsweise eine ganz unkomplizierte Geburt«, sagte Schorsch entschuldigend. »Ich will mich nicht lange aufhalten. Mutter wartet mit dem Essen auf mich. Nett von dir, daß du mit ihr gesprochen hast, Dan. Sie hat sich mächtig gefreut, dich mal wiederzusehen.«

      »Redet offen miteinander«, sagte Daniel.

      »Ich sehe es ja ein, daß ich ungerecht war. Mutter ist nicht schuld an meinen Konflikten. Nimm es mir nicht übel, daß ich meine Sorgen bei dir abgeladen habe, Dan. Ich weiß, daß ich ein Depp bin«, fügte er mit einem flüchtigen Lächeln hinzu, »aber gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen.«

      Der eine wird glücklich, und der andere kann daran zugrunde gehen, ging es Daniel durch den Sinn. Er hoffte, daß das letzte für Schorsch nicht zutreffen würde.

      »Laß von dir hören«, sagte er, als sie sich verabschiedeten.

      Kaum war er gegangen, und Lenchen hatte energisch erklärt, daß sie das Essen jetzt nicht noch einmal warm machen würde, läutete das Telefon.

      Es war Max Lamprecht, der Daniel vorschwärmte, daß Sibylle eine ganz tolle Frau sei, mit der man stundenlang reden könnte.

      »Nur reden?« fragte Daniel freundschaftlich spottend.

      Max schien


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