Ein Jahr auf dem Court. Christian Albrecht Barschel

Ein Jahr auf dem Court - Christian Albrecht Barschel


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24. Januar 1995

      Die traurigen Tränen des Pete Sampras in Melbourne

      Das Viertelfinale bei den Australian Open 1995 gegen seinen Landsmann Jim Courier ist eines der emotionalsten Matches von Pete Sampras. Der US-Amerikaner brach in Trauer und Sorge um seinen schwerkranken Trainer Tim Gullikson auf dem Platz in Tränen aus. Gullikson hatte während des Turniers einen Schwächeanfall erlitten und wurde ins Krankenhaus eingeliefert.

      Courier war im vierten Satz dank seines ersten Breaks im Match auf der Siegerstraße, ehe ihm ein Doppelfehler zum Verhängnis wurde. Zu Beginn des fünften Satzes brach Sampras plötzlich auf dem Platz und auf seiner Bank in Tränen aus. „Als ich in meinem Stuhl während des Seitenwechsels saß, begann ich, über Tim nachzudenken. Ich dachte an Tim im Krankenhaus zurück, wie verletzlich und traurig er war. Einen Moment später brach ich auseinander. Diese ganze Sache hatte sich in mir aufgestaut. Die kraftvollen Emotionen, die ich die ganze Zeit verdrängt hatte, mussten und wollten heraus. Es war nicht meine Art, Dinge rauszulassen, schon gar nicht bei einem Tennismatch. Deshalb wusste ich nicht, wo ich mit meinen Gefühlen hin sollte. Dass ich meine Gefühle kontrollieren wollte, machte es dabei noch viel schlimmer“, schilderte Sampras später diesen Vorfall in seiner Biografie A Champion‘s Mind.

      Später wurde angenommen, dass ein Ruf eines Zuschauers für den Gefühlsausbruch bei Sampras gesorgt hatte. Doch davon distanzierte sich Sampras in seiner Biografie. „Es gibt einen Mythos über den gesamten Vorfall. Die Idee, dass mein Zusammenbruch begann, als ein Fan schrie ‚Auf geht‘s Pete. Tu es für deinen Coach.‘ Doch das ist nicht wahr. Ich habe den Kerl nicht einmal gehört“, klärte Sampras die Situation auf. Sampras konnte nicht aufhören zu weinen. Bei 1:1 und 30:0 rief Courier ihm zu: „Bist du in Ordnung, Pete? Wir können das auch morgen zu Ende bringen.“

      Nach knapp vier Stunden um 01:09 Uhr morgens Ortszeit verwandelte Sampras seinen ersten Matchball. „Ich weiß, dass du tot bist, Pete, weil ich tot bin“, sagte Courier beim Handshake. „Gewinnen oder verlieren. Es war eins der besten Matches, an denen ich teilgenommen habe. Ich habe nicht aufgegeben und alles versucht, um zu gewinnen. Wir haben beide viel Herz dort draußen gezeigt“, sagte Sampras später in der Pressekonferenz. Bei Gullikson wurde später ein Gehirntumor diagnostiziert. Er verstarb schließlich am 3. Mai 1996.

       25. Januar 2003

      „Serena Slam“ und „Sister Slam“ in Melbourne

      Zum insgesamt fünften Mal und zum vierten Mal in Folge spielten die Williams-Schwestern Serena und Venus in einem Grand-Slam-Finale gegeneinander. Serena hatte in Paris, Wimbledon und New York die Endspiele gegen ihre ältere Schwester gewonnen und strebte nun nach ihrem persönlichen „Serena Slam“ – dem Sieg bei vier Majors in Folge. Doch Venus machte es ihrer Schwester nicht einfach und leistete erbitterten Widerstand.

      Doch mit vier leichten Fehlern im letzten Spiel gab Venus das Match leichtfertig ab – 7:6 (7:4), 3:6, 6:4 hieß es am Ende für Serena. „Ich bin nie zu Tränen gerührt, aber gerade bin ich sehr emotional. Ich bin wirklich, wirklich, wirklich glücklich. Ich möchte meiner Mutter und meinem Vater für die Hilfe danken“, sagte die gerührte US-Amerikanerin nach ihrem „Serena Slam“.

      „Ich wünschte, dass ich die Siegerin bin, aber natürlich ist Serena ein großer Champion. Sie hat alle vier Grand Slams gewonnen, was etwas ist, was ich auch gerne mal schaffen möchte“, sagt die geschlagene Venus, die auch das vierte Grand-Slam-Finale in Folge gegen ihre Schwester verloren hatte. Den „Serena Slam“ hätte man also auch „Sister Slam“ nennen können.

       26. Januar 2003

      Rainer Schüttler verpasst Sensationssieg bei den Australian Open

      Rainer Schüttler erlebte 2003 bei den Australian Open ein zweiwöchiges Tennismärchen. Das ganz große Happy End blieb allerdings aus. Der Deutsche, zum damaligen Zeitpunkt die Nummer 36 der Welt, spielte sich in Melbourne sensationell ins Finale vor.

      „Wahnsinn, das ist einer der besten Momente meines Lebens. Ich habe die Welt innerhalb von zwei Wochen ein bisschen auf den Kopf gestellt. Daran habe ich vor dem Turnier nie gedacht. Ich war froh, in der dritten Runde zu sein“, freute sich Schüttler nach dem Einzug ins Endspiel. Für den Titelgewinn bei den Australian Open reichte es nicht.

      Andre Agassi war viel zu stark und besiegte Schüttler im Endspiel glasklar mit 6:2, 6:2, 6:1 – nach nur 76 Minuten. „Er war einfach zu gut für mich. Das Finale habe ich mir mit Sicherheit anders vorgestellt. Aber ich habe nicht gegen irgendjemanden verloren. Wenn ich in ein paar Wochen zurückblicke, werde ich auf keinen Fall enttäuscht sein“, kommentierte Schüttler die Niederlage in seinem einzigen Grand-Slam-Endspiel.

       27. Januar 1998

      Karsten Braasch gewinnt Männer-Frau-Vergleich gegen die Williams-Schwestern

      Die damals 17-jährige Serena Williams ließ sich zur Aussage hinreißen, dass sie Spieler in den Top 200 der Herren-Weltrangliste besiegen würde. Dies nahm Karsten Braasch zum Anlass, die Herausforderung anzunehmen. Während der Australian Open 1998 kam es zum Showdown zwischen Braasch, einem bekennenden Kettenraucher, und den Williams-Schwestern Venus und Serena.

      Braasch, zum damaligen Zeitpunkt die Nummer 203 der Welt, spielte zunächst einen Satz gegen Serena und dann einen gegen Venus. „Meine Trainingsvorbereitung beinhaltete eine gemütliche Runde Golf am Morgen, gefolgt von einigen Radlern. Ich tauchte auf dem Platz angemessen entspannt auf“, sagte Braasch.

      Der Deutsche machte sich sogar selbst das Handicap, zu Beginn des Matchs nur einen Aufschlag zu haben. „Ich fühlte mich so entspannt, dass ich mich nicht mal richtig aufgewärmt habe. Wir haben angefangen zu spielen und ich raste zu einer 5:0-Führung. Schließlich habe ich mein Match gegen Serena mit 6:1 gewonnen“, erinnerte sich Braasch.

      „Es war sehr schwer. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wird. Ich habe Schläge gemacht, die auf der WTA-Tour Gewinnschläge gewesen wären, aber er hat sie einfach erreicht“, sagte Serena nach der Niederlage. Nach der Niederlage von Serena versuchte Venus ihr Glück. „Das Match gegen Venus war sehr ähnlich. Es endete mit einem 6:2 für mich“, sagte Braasch. Der Deutsche spielte nicht annähernd sein bestes Tennis, wie einige Beobachter berichteten.

      „Ich denke nicht, dass sie jemals einen Spieler in den Top 500 besiegen können, weil ich heute wie ein Typ, der auf Platz 600 notiert ist, gespielt habe“, erzählte Braasch hinterher.

       28. Januar 1996

      Boris Becker gewinnt bei den Australian Open seinen letzten Grand-Slam-Titel

      Seinen sechsten und letzten Grand-Slam-Titel gewann Boris Becker bei den Australian Open 1996. In der zweiten Runde stand der Deutsche nach einem 0:2-Satzrückstand gegen Thomas Johansson vor dem Aus. In typischer Becker-Manier spielte er sich schließlich bis zum Turniersieg. Im Endspiel siegte er 6:2, 6:4, 2:6, 6:2 gegen den US-Amerikaner Michael Chang.

      „Um ehrlich zu sein, ich habe nicht gedacht, dass ich noch einen Grand-Slam-Titel in mir habe“, überraschte Becker mit ehrlichen Worten in seiner Siegerrede. „Meine Tage sind gezählt, deine nicht“, sagte Becker gegenüber seinem Finalgegner Chang. Der 28. Januar hat besondere Bedeutung in der Karriere von Becker. Er gewann an diesem Tag nicht nur seinen letzten Grand-Slam-Titel, sondern führte an jenem Tag im Jahr 1991 nach seinem ersten Sieg bei den Australian Open erstmals die Weltrangliste als Nummer eins an.

       29. Januar 2012

      Novak Djokovic besiegt Rafael Nadal im Gigantenfinale der Australian Open

      Ein Finale für die Ewigkeit spielten Novak Djokovic und Rafael Nadal bei den Australian Open 2012. 5:53 Stunden lang boten sich die beiden Superstars


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