EQUALIZER. Michael Sloan

EQUALIZER - Michael  Sloan


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Kostmayer.

      »Okay.«

      »Wenn wir McCall gefunden haben, will ich, dass du dich mit ihm in Verbindung setzt. Bring ihn zurück. Bevor er diesen Attentäter verfolgt oder der Killer sein Scharfschützengewehr auf dem Dach gegenüber von McCalls New Yorker Apartment aufbaut. Wer zur Hölle er auch ist.«

      »Wieso sollte der Schütze hinter McCall her sein?«

      »Elena Petrova hatte eine Beziehung mit ihm. Berezovsky stopft gerne alle undichten Stellen. Und er weiß, zu was McCall in der Lage ist.«

      Kostmayer nickte und trat an die Tür.

      »Und Mickey …«

      Kostmayer öffnete die Tür und drehte sich um. Es war spät, nur eine Handvoll Analysten arbeitete noch in den Büronischen vor Kontrolles Büro. Es herrschte erwartungsvolle Stille. Wie wenn man den Donner in der Luft schon riechen kann, aber der Sturm noch nicht losgeschlagen hat.

      »Sag ihm, es tut mir sehr leid, dass sie in meinen Armen gestorben ist«, Kontrolle setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und starrte auf das Labyrinth aus Tunneln oder Durchgängen, die nirgendwohin führten.

      Kostmayer schloss behutsam die Tür.

      Kapitel 9

      Carlson holte sie knapp vor dem Earl-of-Sandwich-Imbiss ein. Vier Wolkenkratzer standen hier dicht beieinander. Büroangestellte strömten aus den Eingängen. Die Marmorsäulen und gepflasterten Gehwege waren in Sonnenlicht getaucht. Der Wolkenbruch der letzten Nacht war vergessen. Es war vermutlich unter 20 Grad warm, aber die Männer hatten ihre Mäntel neben sich zusammengefaltet und die meisten Frauen zeigten nackte Arme und Dekolleté. Die Büroangestellten saßen an weißen, schmiedeeisernen Tischen oder auf Bänken und niedrigen Mauern, die Quadrate leuchtend grünen Grases einrahmten. Sie trug eine grüne Bluse, einen dunkelgrünen Minirock, schicke Schuhe und eine teuer aussehende Tweedjacke. Eine Monogram-Raspail-PM-Handtasche von Louis Vuitton hing über ihrer Schulter. So kostspielig, dass Karen sie sich sicher nicht leisten konnte. Carlson vermutete, es war eine Fälschung, die sie in Chinatown gekauft hatte. Im Earl of Sandwich hatte sie getoastetes Vollkornbaguette mit drei Sorten geschmolzenem Käse, hausgeräuchertem Schinken und geriebenem Parmesan bestellt. Er hatte bereits sein Truthahn-Klubsandwich mit Avocado, Meerrettich und Salat auf »Wiener Toast«. Sie hielt einen Starbucks-Styroporbecher in der Hand und ging auf einen Mauervorsprung entlang eines Stückchen Rasens zu, auf dem noch niemand saß.

      Er beeilte sich, sie einzuholen.

      »Hey!«, rief er.

      Karen Armstrong drehte sich um, ein wenig überrascht.

      Was sie sah, war ein attraktiver Typ Ende 20, vermutlich 1,80 groß, kräftig gebaut, offensichtlich ein Sportler. Er hatte lange, ungekämmte braune Haare. Seine Augen waren braun und er lächelte freundlich. Er joggte auf sie zu.

      »Ich wollte Sie nicht in der Menge verlieren! Sie haben das hier im Sandwichladen verloren.«

      Er hielt ihre Brieftasche in einer Hand und balancierte sein eingewickeltes Truthahn-Klubsandwich und einen Plastikbecher mit Latte macchiato in der anderen. Reflexartig schaute sie in ihre Handtasche und sah, dass der Geldbeutel weg war.

      »Oh mein Gott! Danke! Sie sind ein Lebensretter!«

      Sie nahm ihm den Geldbeutel ab, blätterte durch die Kreditkarten in ihren Hüllen, alle waren da, und auch ein paar gefaltete Scheine waren noch an Ort und Stelle.

      »Wenn ich Sie ausrauben wollte, dann würde ich Ihnen die Brieftasche nicht wiedergeben«, meinte er immer noch lächelnd.

      »Nein, natürlich nicht! Das war nur Reflex.«

      »Ist schon okay, Karen«, sagte er. »Ich hätte es auch überprüft.«

      Sie wollte die Brieftasche wieder in die Handtasche stecken, doch dann schob sie sie stattdessen in die Manteltasche.

      »Woher kennen Sie meinen Namen?«

      »Von Ihrem Führerschein. Der Geldbeutel ist offen auf den Boden gefallen. Ich hab es gesehen, als ich ihn aufgehoben habe.«

      »Oh, wenn ich all die Karten hätte sperren lassen und fünf Stunden auf der Zulassungsstelle auf einen neuen Führerschein warten müssen, wäre ich durchgedreht! Tausend Dank.«

      Er hielt ihr die Hand hin und balancierte immer noch sein Mittagessen in der anderen.

      »Jeff Carlson.«

      Sie schüttelten sich die Hände.

      »Sie arbeiten in einem der Gebäude, richtig? Ich habe Sie schon mal in dem Sandwichladen gesehen. Man kann Sie kaum übersehen.«

      Sie lächelte über das Kompliment. »Ja, ich arbeite im 221, genau da.« Sie zeigte auf den Glasturm hinter sich. »Nun, danke noch mal.«

      Sie machte sich auf den Weg zu dem Sitzplatz auf der Mauer. Er lief neben ihr her.

      »Wie ist es so als Anwaltsgehilfin?«

      Das ließ sie stehen bleiben.

      »Woher wollen Sie das wissen?«

      »Das ist nicht so schwer zu erraten. Da sind größtenteils Anwälte in dem Gebäude. Ich nehme an, Sie sind noch keine Anwältin, Sie sind zu jung, aber Sie sind auch keine Sekretärin – tut mir leid, das heißt ja heute Assistentin, ich sollte politisch korrekter sein – also hab ich gedacht, Anwaltsgehilfin

      »Das ist gut geraten.«

      Sie wollte wieder zu ihrem Sitzplatz gehen, aber er blieb neben ihr.

      »Haben Sie was dagegen, wenn ich mich Ihnen anschließe? Die Tische sehen recht voll aus.«

      »Ich bin leider nicht in der Stimmung, mit einem Fremden zu reden, tut mir leid. Ich will nicht unhöflich klingen, nachdem Sie mich gerade überzeugt haben, weiter an die Ehrlichkeit und Integrität der New Yorker zu glauben …«

      »Oh, ich bin kein New Yorker. Geboren und aufgewachsen in Milwaukee. Ich bin erst ein paar Monate in der Stadt. Ich arbeite auf einer Baustelle. Das hohe Wohnhaus, das sie drüben an der 14th und Lex Street bauen? Da hab ich vor Kurzem angeheuert. Hey! Da ist ein Tisch frei, da drüben, wo der dicke Kerl eben davonwatschelt. Der sollte vielleicht die Pizza sein lassen und den hausgeräucherten Schinken essen, so wie Sie. Vielleicht nicht viel gesünder, aber besser als Peperonipizza.«

      Jetzt gingen die Alarmglocken in ihrem Kopf los.

      »Sie wissen, was ich auf meinem Sandwich habe?«

      »Ich habe gehört, wie Sie es bestellt haben. Normalerweise ist es jeden Tag das Gleiche, auch wenn Sie gestern die glasierte Hühnerbrust mit Feldsalat und kandierten Zwiebeln hatten. Wie war das?«

      Karen war mittlerweile ziemlich genervt und drehte sich weg.

      »Danke noch mal, Jeff.«

      Sie ging schneller. Carlson hielt mühelos mit ihr Schritt, lächelte immer noch, als würden sie sich blendend verstehen.

      »Kommen Sie schon, Karen, seien Sie mal ein bisschen locker. Ich hätte ja auch einfach mit Ihrer Brieftasche abhauen können.«

      Vor sich sah Karen eine pummelige Frau Mitte 20, kastanienbraune Locken, in einem Businesskostüm, die sich an einem gerade frei gewordenen Tisch setzte. Sie änderte die Richtung.

      »Hey, Megan!«, rief sie.

      Die Rothaarige drehte sich um, lächelte und winkte sie her. Karen blieb stehen und wandte sich Carlson zu.

      »Das ist eine Freundin von der Arbeit. Sie macht gerade schwere Zeiten durch. Ärger mit dem Freund. Ich weiß, dass sie mit mir darüber reden wollte. Danke noch mal, wegen der Brieftasche.«

      »Klar.«

      Karen ging auf den Tisch zu, an dem ihre Kollegin auf sie wartete.

      »Lassen Sie


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