Wolfgang Amadeus Mozart. Hermann Abert

Wolfgang Amadeus Mozart - Hermann  Abert


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mit ihm durchgenommen und ihm gezeigt, wie die Aufgabe zu lösen war; von dem verbesserten Stück hat er sich die Abschrift mitgenommen (s. Notenbeil.). WSF I 327 veröffentlichen unter Nr. 100 irrtümlicherweise den Anfang der Martinischen Komposition. Vgl. Gaspari, Gaz. mus. di Milano, 9. Mai 1858, und a.a.O.p. 28. Fétis, Biogr. univ. VI p. 226 ff. Köchel, AMZ 1864, S. 495. Nissen S. 226. AMZ XXII Beil. I. In Nottebohms Bemerkung im R.-B. "das Manuskript im Mozarteum in Salzburg ist eine Abschrift der Mozartschen Komposition" scheint ein Schreibfehler für "der Martinischen" vorzuliegen.

      73 Die letzten Schicksale dieses großen Gegners der Römer waren damals ein beliebter Opernstoff, namentlich seit Ap. Zenos "Mitridate" von 1728. Aber nur Gasparinis und Mozarts Opern beruhen auf der Racineschen Grundlage. Über jenen vgl. oben S. 159.

      74 Rudhart, Geschichte der Oper am Hofe zu München 1865, I 138 f.

      75 Burney, Reise I 96.

      76 B III 87.

      77 Es bestand nach L. Mozarts Angabe aus 14 Prim-und ebensoviel Second-Violinen, 2 Klavieren, 6 Kontrabässen, 2 Violoncellen, 2 Fagotten, 6 Violen, 2 Oboen und 2 Flautraversen, "welche wo keine Flauti dabei sind, allezeit mit 4 Oboen mitspielen", 4 Corni di Caccia und 2 Clarini, folglich aus 60 Personen (B III 88). Aus jener Zeit berichtet L. Mozart ein musikalisches Ereignis, das ihm, zumal in Italien, fast unglaublich erscheint. "Wir hörten auf der Gasse zwei Arme, Mann und Weib, miteinander singen, und sie sangen alles in Quinten, so daß keine Note fehlte." Das habe ich in Deutschland nicht gehört. In der Ferne glaubte ich, es wären zwei Personen, deren jedes ein besonderes Lied sang. Da wir näher kamen, sahen wir, daß es ein schönes Duetto in puren Quinten war.

      78 B III 88.

      79 Bei Dittersdorfs Violinspiel rief ein Bolognese aus: "Come è mai possibile, che una tartaruga tedesca possa arrivare a tale perfezione!" (Selbstbiogr. S. 92). Vgl. oben S. 36.

      80 Die Partitur mußte bei ihrer Abreise noch in Mailand bleiben, weil der Kopist Bestellungen auf fünf vollständige Abschriften hatte, die einzelnen Arien ungerechnet.

      81 B III 93, vgl. auch 89 f.

      82 Burney, Reise I 94 ff.

      83 Meißner, Biographie Naumanns I 111 ff.

      84 B III 101. Damit erledigt sich sowohl die ungenaue Angabe Mariannes, er habe in P. "ein Oratorium Betulia liberata komponiert" (Nott. 107), als auch Nottebohms Vermutung, die Komposition sei in Padua begonnen worden. Waren doch Mozarts nach Leopolds Bericht überhaupt nur einen Tag in Padua. Das Werk ist offenbar für eine Aufführung in der Fastenzeit 1772 geschrieben; von einer Aufführung in Padua verlautet allerdings nichts.

      85 S. Beil. III F, 1.

      Die zweite und dritte italienische Reise

      (13. August 1771 bis 13. März 1773)

      Am 18. März 1771 schrieb L. Mozart noch von Verona aus1:

       Gestern habe Briefe aus Mayland erhalten, der mir ein Schreiben von Wien ankündigte, so in Salzburg erhalten werde und das Euch in Verwunderung setzen wird, unserm Sohne aber eine unsterbliche Ehre macht.

      Es war der Auftrag, zur Hochzeit des Erzherzogs Ferdinand mit der Prinzessin Maria Ricciarda Beatrice von Modena, der Tochter des Erbprinzen Ercole Rainaldo, eine theatralische Serenata zu komponieren. Die Feierlichkeiten sollten am 15. Oktober 1771 in Mailand beginnen. Der junge Mozart befand sich dabei in der erlauchtesten künstlerischen Gesellschaft: die eigentliche Festoper, der "Ruggiero", wurde Metastasio und J.A. Hasse übertragen, die Dichtung der Serenata aber einem der angesehensten Poeten Mailands, dem Abbate Gius. Parini (1729–1799), der damals zugleich einen Lehrstuhl für Rhetorik an der Universität innehatte und besonders als Satiriker eines hohen Ansehens genoß2. Sein Werk, ein allegorisches Schäferspiel im Geschmacke der Zeit, führte den Titel "Ascanio in Alba" (K.-V. 111, S.V. 6); die damit verbundenen Tänze stammten von Favier. Parini mußte, wie es allgemein Vorschrift war, seine Dichtung erst dem Wiener Hofe zur Begutachtung einsenden, deshalb bekam sie Mozart erst Ende August zu Gesicht und konnte, da sich auch jetzt noch einige Änderungen als notwendig erwiesen, nicht vor Anfang September mit der Komposition beginnen. Aber dann schritt die Arbeit auch mit Windeseile voran. Schon am 13. September waren Chöre und Rezitative fertig; es war kein Wunder, daß dem Jüngling vom vielen Schreiben die Finger schmerzten3.

      Schon am 13. August hatte er mit dem Vater Salzburg verlassen und war nach kurzer Rast bei Luggiata in Verona am 21. August in Mailand eingetroffen4.

      Diesmal lernte er auch die durch ihre Launen und Liebesabenteuer nicht minder als durch ihre Gesangskunst berühmte Catar. Gabrielli kennen (Brief vom 5. Okt. 1771), die während dieser Zeit nach Mailand kam5. Auch mit Miß Davies, die mit ihrer "Glasorgl" da war, trafen Mozarts wieder zusammen, ebenso mit Mysliweczek, der eine Oper für den Karneval zu schreiben hatte.

      Der Verkehr mit den Mitwirkenden vollzog sich diesmal ohne Störung, dank Wolfgangs befestigter Stellung und seiner Gunst beim Wiener Hofe. Der Tenorist Tibaldi kam fast täglich gegen 11 Uhr zu ihnen und blieb am Tisch bis 1 Uhr sitzen, während Wolfgang fortfuhr zu komponieren; Manzuoli, der dieses Mal wirklich engagiert war, besuchte sie öfters.

      Auch das Verhältnis zu Hasse6 war das beste. Es war eine seltsame Fügung des Schicksals, die hier den deutschen Erneuerer der italienischen Oper mit dem späteren Überwinder der Italienerherrschaft in Deutschland zu gemeinsamer Arbeit vereinigte. Der nicht nur als Künstler, sondern auch als Mensch große Hasse, der schon in Wien warm für Mozart eingetreten war, soll damals ausgerufen haben: "Dieser Knabe wird uns alle vergessen machen."7

      Die Festlichkeiten8 begannen unter großem Fremdenzulauf am 15. Oktober mit dem feierlichen Einzug des Erzherzogs, dann fand die Trauung im Dome statt, darauf folgten Konzert und Handkuß bei Hofe. Am 16. wurden mehr als 400 von der Kaiserin ausgestattete Brautpaare öffentlich gespeist, und abends ging im festlich geschmückten Theater Hasses "Ruggiero" in Szene, mit zwei prächtigen Balletten in den Zwischenakten, "La corona della gloria" von Picq und "Pico e Canente" von Favier. Am 17. wurde nach einer glänzenden Korsofahrt Wolfgangs Serenata aufgeführt. Schon nach den ersten Proben konnte L. Mozart seiner Frau mit Vergnügen voraussagen, daß der Erfolg gesichert sei9. Er täuschte sich nicht, der Beifall war außerordentlich; die Serenata mußte den nächsten Tag wiederholt werden und wurde auch bis zum Ende der Festlichkeiten öfter gegeben als der "Ruggiero". "Mir ist leid", schrieb der Vater, "die Serenata des Wolfgang hat die Opera von Hasse so niedergeschlagen, daß ich es nicht beschreiben kann". Übrigens verwies er sie auf den Bericht eines jungen Salzburger Kaufmannssohnes, Kerschbaumer, der am 24. selbst gesehen habe, wie das erzherzogliche Paar zwei Arien da capo verlangt und Wolfgang in jeder Weise ausgezeichnet habe. Auch die Belohnung blieb diesmal nicht aus: neben dem Honorar erhielt Wolfgang von der Kaiserin eine goldene, mit Diamanten besetzte und auf dem Rücken mit dem in Email trefflich ausgeführten Bildnis Maria Theresias geschmückte Uhr10.

      Unter den Festlichkeiten, die bis Ende des Monats fortgingen, zeichnete sich besonders aus der glänzend ausgestattete Maskenzug der Facchini in der Tracht des umwohnenden Landvolks am 19., das Wettrennen der Pferde ("barberi") am 22. und der Wagen ("calessetti") am 28. sowie die "cuccagna" am 24., wo dem Volk Lebensmittel in Masse zur Plünderung preisgegeben wurden11, während der Wein in Springbrunnen floß. Hier entgingen Mozarts einer großen Gefahr. Eines der für die Zuschauer erbauten großen Gerüste stürzte ein, wodurch mehr als 50 Personen ums Leben kamen oder beschädigt wurden. Nur einer zufälligen Verspätung hatten Mozarts es zu danken, daß sie nicht den dort für sie bestimmten Platz einnahmen, sondern auf dem Hofbalkon Unterkommen suchten.

      Nachdem


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