Redemption Road: Vergebung. Katie Ashley

Redemption Road: Vergebung - Katie Ashley


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„Bist du Sarah Edgeway?“

      „Annabel“, wisperte sie.

      Es fühlte sich wie ein Tritt in die Eier an, dass es nicht Sarah war. Trotzdem war mir sofort klar, dass ich sie retten musste. Ich zog sie näher, schob einen Arm unter ihren Rücken und den anderen unter ihre Kniekehlen. Als ich aufstand, schrie sie vor Schmerzen auf.

      „Es tut mir leid, aber ich werde dir helfen. Versprochen.“

      Überraschenderweise öffnete sie die Augen und sah mich an. „J-Jesus?“, krächzte sie.

      Nach einem kurzen Moment wurde mir klar, dass ich mit dem ungekämmten Haar und dem Bart wie eine religiöse Figur aussehen musste. Bei dem hoffnungsvollen Blick aus ihren blutunterlaufenen Augen fühlte es sich schrecklich an, sie enttäuschen zu müssen. „Nein, ich bin Rev“, sagte ich lahm.

      Das schien sie nicht trösten zu können. Sie verzog das Gesicht „Schmerzt.“

      „Ich weiß. Halte durch. Ich bringe dich hier raus.“

      An der Tür spähte ich nach links und rechts. Die Bahn schien frei zu sein, also marschierte ich los. Mit dem Mädchen auf den Armen war es etwas schwieriger, sich den Weg durch das Zimmerlabyrinth zu bahnen.

      Als ich endlich aus der Haustür trat, traf mich der stechende Schmerz einer Kugel in die Wade. „Scheiße“, stöhnte ich und wirbelte herum. Als ich erkannte, dass es keiner unserer Jungs war, der mich aus Versehen getroffen hatte, begann ich, zu feuern. Ich erwischte den Kerl an der Schulter und er fiel zu Boden.

      Ich stieß die Haustür weit auf und wartete auf mehr Schüsse. Als alles ruhig blieb, trat ich auf die Veranda. Ich spähte in die Nacht und erkannte einen der Vans am Tor. So schnell ich konnte, eilte ich dort hin, wobei ich mein linkes Bein etwas langsamer hinterherzog. Auf halbem Weg über den Hof geschah eine weitere Explosion auf dem Gelände und warf mich zu Boden.

      Die nächsten paar Sekunden tickten langsam dahin, als ob die Welt in den Zeitlupenmodus gegangen wäre. Der Knall hatte mein Gehör betäubt und ich hatte das Gefühl, Watte in den Ohren zu haben.

      Langsam, aber sicher hörte ich einen Chor aus entsetzlichen Schreien und jeder Menge brüllenden Stimmen.

      „Komm schon, Rev“, sagte jemand neben mir.

      Ich sah auf und erkannte Chulo. Er packte mir unter den Arm und half mir auf. Dann hob ich das Mädchen hoch.

      „Fuck, Mann, du bist getroffen.“

      „Nicht schlimm. Ihr geht es schlechter.“

      „Sicher, dass du sie tragen kannst?“

      Ich nickte. „Aber gib mir Deckung, damit ich mir nicht noch eine einfange.“

      „Na klar.“

      Annabel mit dem verletzten Bein zu tragen, schien ewig zu dauern, bis ich durch das Tor war. Als ich den Van erreicht hatte, rannte Breakneck auf mich zu.

      „Du hast sie gefunden?“ Sein Gesicht erhellte sich.

      In meiner Brust zog sich etwas zusammen. Wie konnte ich ihn jetzt seiner Hoffnungen berauben?

      Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Mann, das ist nicht Sarah. Ich habe sie in Mendozas Privatquartier gefunden. Er hat sie halb tot geschlagen.“

      Breaknecks Mundwinkel sanken. „Es ist nicht meine Sarah?“

      „Es tut mir leid. Aber vielleicht hat einer der anderen sie gefunden.“

      Rufe und Schüsse zogen unsere Aufmerksamkeit auf das, was hinter dem Tor geschah. Unser Team kam um das Haus herum. Einige rannten, einige konnten kaum humpeln. Alle waren von Ruß und Asche bedeckt.

      „Was zur Hölle ist passiert?“, wollte ich wissen.

      „Der Bunker mit den Mädchen …“ Bishop schüttelte den Kopf. „Er war mit Sprengstoff gesichert. Als wir durch das Alarmsystem waren, hat jemand alles in die Luft gejagt.“

      Ich schloss die Augen.

      Das war so eine feige Art der Verteidigung. Wenn du erwischt wirst, zerstöre die Beweise deines Verbrechens. In diesem Fall opferte Mendoza das Leben der jungen Frauen völlig grundlos.

      Ich öffnete die Augen und sah, wie Breakneck auf die Flammen in der Nacht starrte. Es war eine Qual, zuzusehen, wie die Erkenntnis über ihn kam. Ein unmenschlicher Schrei entkam ihm und er sank auf die Knie. So weit zu kommen, nur um Sarah am Ende doch noch zu verlieren, war einfach nur brutal.

      „Okay, Männer, nichts wie weg hier, bevor deren Verstärkung da ist“, befahl Chulo.

      Mit schmerzvollem Blick wirbelte Breakneck herum. „Nein! Wir können noch nicht weg. Sarah ist da drin!“

      Bishop legte eine Hand auf seinen Rücken. „Es tut mir so leid, Mann, aber sie ist nicht mehr da.“

      „Das kannst du nicht wissen. Wir wissen es erst, wenn wir sie gefunden haben.“

      Chulo stöhnte genervt. „Hör zu, Mann. Vergiss die Idee, da reinzugehen und nach ihrer Leiche zu suchen, denn da ist nichts mehr übrig. Die haben so viel Sprengstoff benutzt, dass nicht mal die Polizei noch menschliche Spuren finden wird. Hast du das kapiert?“

      Obwohl das Begreifen kurz über sein Gesicht huschte, antwortete Breakneck nicht. Er starrte nur erneut auf die Flammen.

      Ich warf einen Blick auf die Frau in meinen Armen. „Chulo, wir müssen sie in ein Krankenhaus bringen.“

      „Und dich auch“, antwortete er.

      „Wurdest du getroffen?“, fragte Bishop.

      „Ach, es ist nichts, kaum der Rede wert.“

      „Aber dieses Nichts scheint ganz schön zu bluten“, klugscheißte Nero.

      „Egal.“ Ich trug das Mädchen zum Van, um sie darin unterzubringen. Als ich sie auf den Sitz legte, fiel mir das frische Blut an ihren Schenkeln auf. „Himmel“, murmelte ich. Ich wirbelte herum und griff nach Breaknecks Arm. „Vergiss mich. Sie hat Blutungen oder so.“

      Breakneck warf einen kurzen Blick auf Annabel und wandte sich dann wieder dem Feuer zu. „I… ich kann nicht …“

      Ich packte ihn an den Schultern und presste ihn hart gegen den Van. „Hör mir zu. Es tut mir leid, dass wir Sarah nicht rechtzeitig gefunden haben. Und dass du sie verloren hast. Aber du kannst jetzt nicht einfach dichtmachen. Ein anderes Mädchen braucht deine Hilfe.“

      Breakneck stieß mich von sich. „Fick dich!“

      „Leute, wir müssen los. Sofort“, sagte Chulo.

      Der zweite Van startete den Motor. Ich schüttelte den Kopf und sah Breakneck an. „Und was ist mit deinem hippokratischen Eid?“

      Er starrte mich finster an. „Mein kleines Mädchen ist gerade umgebracht worden, du Arschloch. Alle anderen interessieren mich einen Dreck. Von mir aus kannst du auch verbluten.“

      „Und du glaubst also, dass Sarah das so wollte? Du glaubst, sie wäre stolz auf ihren Vater, dass er sich weigert, jemanden zu behandeln? Ein Mädchen, das durch dieselbe Hölle gegangen ist wie sie?“

      Breakneck sah mich nicht an. Er starrte auf etwas an der Hand des Mädchens. Er schob sich an mir vorbei, um zu ihr zu gelangen. Er nahm ihre Hand und betrachtete sie näher.

      „Das hat Sarah gehört.“

      Überrascht hob ich die Brauen. „Vielleicht waren die beiden befreundet.“

      Sanft legte Breakneck die Hand zurück auf die Brust des Mädchens. Er atmete gequält durch. Dann sah er über die Schulter Chulo an.

      „Wir müssen zum nächstgelegenen Krankenhaus. Bei


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