Redemption Road: Vergebung. Katie Ashley

Redemption Road: Vergebung - Katie Ashley


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      Chulo sah zu mir. „Das Krankenhaus ist dreißig Meilen von hier. Es ist recht primitiv und ganz sicher keine moderne Unfallklinik.“

      „Es wird ausreichen“, antwortete Breakneck.

      „Positiv daran ist, dass das Personal dort bestechlich ist, was wir dringend brauchen werden“, sagte Chulo.

      „Okay. Dann los“, antwortete ich.

      Als wir den Van starteten, warf ich noch einen Blick auf Breakneck. Er war total angespannt, und der herzerweichende Kummer stand ihm ins Gesicht geschrieben. Sein Kind war tot. Ermordet. Es war sehr wahrscheinlich, dass ihn die Endgültigkeit von Sarahs Tod zu einem gebrochenen Mann machte. Doch damit unsere Mission nicht völlig sinnlos war, musste Annabel überleben.

      Ich nickte ihm zu und versuchte, ihm mein unausgesprochenes Beileid und meinen Dank zu übermitteln.

      Er schüttelte den Kopf. „Danke mir noch nicht. Sie hat noch viel vor sich, um das zu überleben.“

      Obwohl Zweifel in seiner Stimme lagen, hörte ich einen Hauch fester Entschlossenheit heraus.

      Kapitel 5

      Annabel

      Ich tauchte aus der Bewusstlosigkeit auf und ein Stöhnen entkam meinen Lippen. Der unsagbare Schmerz, der mich ergriffen hatte, war fort. Zwar begrüßte ich die selige Erleichterung, doch trotzdem kam Panik in mir hoch. Bedeutete der neue Frieden, dass ich tot war?

      Angst kribbelte von Kopf bis Fuß durch mich hindurch. Ich zitterte. In meinem benebelten Kopf tobten viele Fragen. Wo war ich? Was war mit mir passiert? Verzweifelt versuchte ich, die Augen zu weiten, um zu sehen, wo ich war, doch sie wollten sich nur halb öffnen. Sie waren zugeschwollen.

      Ich dachte darüber nach, warum sie geschwollen waren, und die Ereignisse der letzten paar Stunden kamen zurück. Mendozas zorniges Gesicht, seine wütenden Fäuste und seine brutalen Worte. „Ich bringe dich um, weil du den Namen eines anderen Mannes gesagt hast.“

      Als über mir ein grelles Licht anging, ließ ich einen heiseren Schrei über die aufgesprungenen Lippen kommen. Der Frieden, den ich gefühlt hatte, verschwand, als mir klar wurde, dass ich nicht im Himmel war. Stattdessen war ich wieder in der Hölle. Doch als ich um mich schlug, merkte ich, dass es nicht Mendozas Haus war. Ich lag auf einem harten Tisch. Es roch antiseptisch, und ich fragte mich, ob ich in einem Krankenhaus war.

      „Schon gut, meine Liebe. Niemand tut dir mehr weh.“

      Bei den freundlichen Worten, so mitfühlend ausgesprochen, hielt ich inne. Ich schaffte es, die Augen so weit zu öffnen, dass ich jemanden sehen konnte, den ich nicht kannte. Er trug nicht die Kutte der Diablos. Sondern einen Arztkittel.

      Anscheinend konnte er meine Angst und meine Fragen spüren, denn er sagte leise und freundlich:

      „Ich bin Dr. Edgeway. Einer meiner Männer hat dich gefunden. Du bist schwer verletzt, wir müssen dich operieren, um dein Leben zu retten.“

      Vage erinnerte ich mich an Männer auf dem Gelände. Trotz der Schmerzen erinnerte ich mich an das Chaos um mich. Die Schreie, die Explosionen, die lauten, bedrohlichen Stimmen. Doch Mendoza hatte mich derartig geschlagen, dass ich nichts anderes hatte tun können, als dazuliegen und mein Schicksal abzuwarten. Als ich spürte, wie ich davondriftete, hatte ich Jesus gesehen. Er hatte mich aus Mendozas Zimmer geholt. Mein Retter hatte mir seinen Namen genannt. Ich zermarterte mir das Hirn, um mich an ihn zu erinnern. Endlich fiel er mir wieder ein.

      „Rev?“, fragte ich.

      Der Arzt hob erstaunt die Brauen. „Er ist draußen. Wenn du ihn sehen willst, kann ich ihn rufen.“

      Aus Gründen, die ich selbst nicht verstand, wollte ich den Fremden bei mir haben. „Bitte.“

      Er nickte. Als er zur Tür ging, wurde das Zimmer dunkler. Ich kämpfte angestrengt, um wach zu bleiben, damit ich meinen Retter sehen konnte. Als ich ihn im Türrahmen stehen sah, verlor ich den Kampf und versank erneut in der Dunkelheit.

      Als ich wieder auftauchte, befand ich mich in einem abgedunkelten Zimmer. Mit Erleichterung schloss ich daraus, dass ich die Operation überlebt haben musste. Als ich meine Position änderte, schoss ein Schmerz durch meinen Bauch, sodass ich nach Luft schnappen musste. Eine warme Hand legte sich auf meine. Instinktiv wich ich zurück. Ich hörte Panik in meinem unterdrückten Schrei. Wer berührte mich? Wo war Dr. Edgeway? Die andauernde Unwissenheit gefiel mir überhaupt nicht.

      „Schon gut, Annabel. Ich werde dir nicht wehtun.“

      Diese Stimme.

      Sie gehörte nicht zu dem Arzt, kam mir aber bekannt vor. Langsam wandte ich den Kopf auf dem Kissen und suchte in der Dunkelheit nach ihm. Über meinem Kopf ging ein Licht an und endlich konnte ich ihn sehen. Sein Blick aus liebevollen blauen Augen nahm mir sofort einen Teil der Angst. Die faszinierende Augenfarbe stand im Kontrast zu seinem mahagonifarbenen Haar. Er saß auf einem unbequem wirkenden Stuhl neben meinem Bett. In der Stille sog ich seine tröstende Anwesenheit und Erscheinung auf. Die langen, jeansbekleideten Beine, das T-Shirt, das voller Blut und Dreck war, das schulterlange Haar, das er sich aus dem Gesicht gestrichen hatte, welches mich mutmachend anlächelte, seine breite Brust.

      Als ich bemerkte, dass wir allein im Zimmer waren, prickelte eiskalte Angst an mir entlang. Mein Verstand befahl mir, mich vor ihm zu fürchten. Er war ein Fremder – ein fremder Mann. Er überragte mich weit und besaß eine Muskelkraft, die mir großen Schaden zufügen könnte.

      Doch ich brauchte nur in seine Augen zu schauen, die mir sagten, dass es sich um einen friedlichen Riesen handelte und man ihm vertrauen konnte.

      Er musste mir mein Zögern angesehen haben und hob eine Hand. „Ich schwöre, dass ich dir nichts antun werde. Solange ich noch atme, wird dir niemand mehr wehtun. Du bist in Sicherheit.“

      Ich sah ihn an und dachte über seine Worte nach. „D-du hast mich gerettet“, wisperte ich.

      „Ich glaube, so könnte man es ausdrücken.“

      Ich war erstaunt, dass er schüchtern den Blick senkte. Diese Reaktion wollte so gar nicht zu dem starken Kerl passen, den er ausstrahlte.

      „Du hast mich von Mendoza und aus diesem schrecklichen Ort befreit.“

      „Ja.“

      „Also, ja, du hast mich gerettet, und ich danke dir dafür.“

      Er sah auf und lächelte traurig. „Gern geschehen.“

      Ich versuchte, mich etwas aufzusetzen, doch Schmerz jagte erneut durch meine Körpermitte, woraufhin ich das Gesicht verzog.

      „Brauchst du mehr Schmerzmittel?“, fragte Rev.

      „Nein!“, antwortete ich etwas zu laut und abwehrend, als ich sollte. Als Rev die Brauen hob, schämte ich mich. „Es geht schon“, fügte ich ruhiger hinzu. Ich hasste das Gefühl, benommen zu sein und lahmgelegt. Das letzte Mal hatte ich mich so gefühlt, als ich entführt worden war.

      Als der Schmerz nachgelassen hatte, sprach ich weiter. „Wie lange war ich bewusstlos?“

      „Einen Tag.“

      Ich schnappte nach Luft. „So lange?“

      „Nach den Schlägen und der OP hast du es gebraucht.“

      „Wie schlimm stand es um mich?“

      Rev verzog das Gesicht. „Breakneck war nicht sicher, ob du die OP überleben würdest.“

      „Breakneck?“

      Rev lachte in sich hinein. „Ich meine Dr. Edgeway.“

      „Er war sehr nett zu mir vor der Operation.“

      „Er ist


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