Heilung als schöpferischer Prozess. Klaus-Dieter Platsch
des Lebens, bis es ins Nichts zurückfällt.
Schließen wir die Augen und spüren in unser Innerstes hinein, können wir eine unbändige Fülle in uns selbst wahrnehmen. Wenn wir uns dafür sensibilisieren, nicht nur mit den physischen Augen zu sehen, mit den tastenden Händen zu berühren, dann werden wir mit den inneren Augen und dem inneren Spüren einen ganzen Weltenraum voller physischen Sensationen, von Licht, Farben und Dunkelheit, von Wärme und Kälte, von Gefühlen und Gedanken wahrnehmen. Und das alles, was wir mit den inneren Sinnen – der uns eigenen Sensitivität – erspüren, ist in steter Bewegung, in einem steten Fließen begriffen.
ANLEITUNG | SUBTILE MEDITATION20
Spüren Sie in verschiedene Körperareale hinein: in den Kopf, die Brust, den Bauch, das Becken, die Beine. Wie fühlen sie sich an? Alles, was Sie hier wahrnehmen, gehört zum subtilen, nicht sichtbaren physischen Reich.
Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, den Gefühlen in Ihnen nachzuspüren – so wie sie gerade jetzt da sind. All das existiert in Ihrem subtilen emotionalen Innenraum, ist Teil Ihrer Feinstofflichkeit. Unsichtbar – und dennoch so deutlich fühlbar und da … das emotionale Reich in Ihnen.
Sie können Ihre Wahrnehmung beliebig erweitern. Gehen Sie weiter über den Platz, wo Sie sitzen, hinaus. So weit Sie außerhalb von sich spüren können. Und nehmen Sie dabei wahr, was Sie spüren. Wie fühlt sich die Umgebung an, wenn Sie dafür ein Gefühl haben? Auch hier produzieren Sie nichts. Seien Sie jedoch wahrhaftig mit dem, was Sie erleben.
ALL DAS, WAS WIR AUF DIESER nicht-sensorischen Ebene wahrnehmen, ist Energie. In unterschiedlicher Form und Gestalt. Energie ist eine Beschreibung für Bewegung, und die Intelligenz des Lebens ist Energie in Aktion.21 Die Energie einer physischen Sensation hat eine andere Form und Gestalt, eine andere Energieform, als die eines Gefühls oder eines Gedanken. Welche Form auch immer, welches Reich an Innenleben auch immer, ob physisch, emotional, mental oder im höheren Bewusstsein, wir haben es immer mit Energie zu tun.
Deshalb ist auch für die Medizin und für ein wirkliches Heilen die Kenntnis über die Prinzipien von Energie unverzichtbar. Hier muss altes Wissen über Energiemedizin Hand in Hand mit moderner Forschung gehen, um diesen Schatz für die Heilung zu heben. Diese neue Medizin nennen wir eine integrale Medizin: Sie umfasst alle Ebenen des menschlichen Seins – seinen Körper, seine Gefühle, seinen Verstand, sein höheres Bewusstsein, seine Spiritualität – und verbindet das westliche medizinische Wissen mit seinen abendländischen Wurzeln und dem medizinischen Wissen anderer Kulturen.22
LEBEN ALS FLUSS
UNSER LEBEN FLIESST VON DER GEBURT bis zum Tod – in einem Bild: von der Quelle zum unendlichen Meer, in das der Strom sich ergießt. Leben ist Fließen – Stillstand Tod.
Alles, was existiert, ist Teil und eingebettet im grenzenlosen einen Strom des Lebens. Der uns vom Ganzen trennende Verstand lässt uns annehmen, dass wir vom Strom getrennte Schwimmer seien. Sind wir das wirklich? Oder sind wir nicht vielmehr wie Wassertropfen, die nur meinen, sie wären gesondert vom Wasser um sie herum?
Es fällt vielen Menschen nicht leicht, sich dem Lebensstrom zu überlassen und anzuvertrauen, obwohl wir alle ungetrennt vom Strom selbst sind. Und so versucht manch einer, schneller als der Strom zu schwimmen, und wundert sich, warum er gestresst ist oder überarbeitet im Burn-out endet. Andere wollen langsamer als der Strom schwimmen, als wollten sie das Leben und seine Herausforderungen damit vermeiden oder verzögern. Wieder andere schwimmen gar gegen den Strom an und damit gegen die natürliche Bewegung des Lebens – oft als Ausdruck eines Nicht-Einverstanden-Seins, was sehr erschöpfend ist, viel Kraft kostet und beste Grundlagen für Probleme und Krankheit bietet. Das kann sich unter anderem auf das Kranksein beziehen, indem man es ignoriert, es nicht akzeptieren kann oder sich nicht auf notwendige Änderungen einlässt, die die Lebensausrichtung, den Lebensstil oder alte Gewohnheiten betreffen. Dinge, die denjenigen weder guttun, noch einer gesunden und kraftvollen Lebensweise angemessen sind.
Andere Schwimmer im Strom wiederum versuchen vorsichtig am Ufer zu bleiben, vermeiden die kraftvolle Mitte und halten sich an überhängenden Ästen fest. Überstarke Ängste und Scheu vor Veränderung und Entwicklung wirken hier, und man versucht, sich am Alten, das man kennt und das vertraut ist, festzuhalten und wagt nicht den Schritt ins sich stets bewegende und erneuernde Leben. Hier gibt es wenig Zukunft.
All diese »Strategien« behindern die ursprüngliche Bewegung des Lebens, so wie sie für uns eigentlich gemeint ist. Die Schwächung und Behinderung dieser Lebensbewegung lässt sich vielfältig wahrnehmen, wenn wir darauf achten. Es sind die Dinge, die wir gewöhnlich als Schwierigkeiten oder Probleme bezeichnen, oder als Stress, den wir erleben, oder, wenn die lebenseinschränkende Situation oder Haltung andauert, auch als Krankheitssymptome. Wenn dagegen unsere Energie der ursprünglichen