Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 2 – Familienroman - Michaela Dornberg


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      »Fabian, Ricky, das ist aber eine Überraschung«, rief sie entzückt.

      »Wir wollten uns nur kurz den Hund ansehen«, sagte Fabian steif, »aber wie wir sehen, willst du gerade weggehen. Dann wollen wir nicht stören.«

      Schon wollte er sich ins Auto setzen, als Rosmarie auf ihren Sohn zugelaufen kam.

      »Aber ich kann doch später gehen«, sagte sie, »bitte kommt ins Haus. Schön, dass ihr da seid.«

      Beauty blieb ganz in Rosmaries Nähe sitzen. Sie war ganz auf ihr neues Frauchen fixiert, wie es oftmals der Fall war, wenn Tiere aus einem Heim kamen.

      Ricky beugte sich zu der kleinen Hündin hinunter, die sich noch enger an Rosmarie drückte und zu zittern begann.

      »Aber ich will dir doch bloß hallo sagen«, sagte Ricky ganz leise, »du bist ja wirklich eine sehr Hübsche.«

      »Ja, das ist sie«, sagte Rosmarie ganz stolz.

      Fabian sah sich den Hund an, die Leine, das Halsband, und er konnte sich nicht verkneifen zu sagen: »Leine und Halsband sind aber sehr schlicht. Nirgendwo ein Glitzersteinchen, das hätte ich jetzt nicht von dir erwartet. Du liebst doch normalerweise alles, auf auffällt und teuer ist.«

      »Fabian«, mahnte Ricky ihren Mann, die diese Bemerkung für vollkommen unnötig hielt.

      Fabian entschuldigte sich, und Rosmarie sagte traurig: »Ach, Fabian, wie glücklich wäre ich doch, wenn wir ein entspanntes Verhältnis zueinander finden könnten, so wie …, so wie ich es mit Cecile habe.«

      Das hätte sie jetzt wohl besser nicht gesagt, denn Fabian meinte sofort: »Cecile ist ein ganz wunderbarer Mensch, sie ist zu allen nett und freundlich, und sie …, sie kennt dich nicht. Sie hatte keine Kindheit mit dir als Mutter.«

      Die Stimmung drohte zu eskalieren, es war Ricky, die versuchte, die Atmosphäre ein wenig zu entspannen, und das gelang ihr sogar.

      Gemeinsam gingen sie ins Haus, und wenn man ehrlich war, war das nach den Wohnverhältnissen bei den Auerbachs beinahe so etwas wie ein Kulturschock. Bei den Auerbachs die anheimelnde Gemütlichkeit, hier die Villa, in der alles viel zu groß, viel zu protzig war.

      Sie gingen in Rosmaries Salon, die bestellte bei dem herbeieilenden Hausmädchen Tee, dann saßen sie sich gegenüber, und es war schrecklich, sie hatten sich wirklich nichts zu sagen.

      Wieder war es Ricky, die die Situation rettete, indem sie mehr über Beauty erfahren wollte. Und das lockerte in der Tat die Stimmung, Rosmarie blühte auf, sie erzählte alles über Beauty und war ganz stolz darauf, berichten zu können, dass sie mit dem kleinen Hund auch regelmäßig in eine Hundeschule ging.

      »Ich möchte nichts falsch machen«, sagte sie.

      Ricky bemerkte, wie ihr Mann eine Bemerkung machen wollte, und sie konnte ahnen, was ihm auf den Lippen lag. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu, und Fabian hielt sich zum Glück zurück.

      Ganz offensichtlich hatte Rosmarie den Blick ihrer Schwiegertochter ebenfalls bemerkt.

      Sie blickte ihren Sohn traurig an.

      »Fabian, ich weiß, dass ich als Mutter versagt habe. Ich habe so ziemlich alles falsch gemacht. Doch nichts lässt sich mehr rückgängig machen. Gäbe es einen Hebel, den man umdrehen kann, dann würde ich ihn betätigen …, ich bemühe mich so sehr um Stella und dich. Stella bemüht sich, aber du … Fabian, warum bist du so unversöhnlich und gibst mir keine Chance in der Zukunft. Ich möchte doch mein Leben ändern. Was soll ich tun?«

      Fabian fühlte sich in die Enge gedrängt.

      »Lassen wir die Zeit für uns arbeiten«, sagte er schließlich, »es ist auf jeden Fall gut, dass du mit dem Tier in eine Hundeschule gehst. Es ist ein hübscher Beagle, und ich finde den Namen Beauty passend.«

      Rosmarie wurde vor lauter Freude rot, und Ricky atmete insgeheim erleichtert auf.

      Vielleicht war das jetzt wirklich der erste Schritt in die richtige Richtung, und die kleine Hundedame konnte ein Bindeglied sein. Beauty liebte auf jeden Fall ihr neues Frauchen über alles. Und wenn man im Allgemeinen von einem treuen Hundeblick sprach, den konnte man hier sehen.

      Ricky wünschte sich wirklich von ganzem Herzen eine Versöhnung mit seinen Eltern. Fabian war ein so liebevoller, ein so herzlicher Mensch. Es musste doch etwas geben, was die Verkrustung seines Herzens lösen konnte!

      Beauty saß dicht gedrängt an Rosmaries Beinen.

      »Das große Haus macht ihr ein wenig Angst«, sagte Rosmarie.

      »Das macht jedem Angst«, sagte Fabian.

      Rosmarie nickte.

      »Mir auch. Es war ein Fehler, es bauen zu lassen, und deswegen wollen wir es auch verkaufen. Es wird bereits angeboten, bislang vergebens. Nun, ein solches Haus wäre an einem anderen Platz längst weg, Hohenborn ist nicht das richtige Pflaster für eine derartige Immobilie.«

      Fabian konnte seiner Mutter kaum zuhören, er glaubte, sich verhört zu haben.

      Er hatte diese protzige Villa vom ersten Augenblick an schrecklich gefunden und nie verstanden, warum seine Eltern sich in ihrem Alter noch einen solchen Palast hingesetzt hatten.

      Und nun wollten sie also verkaufen!

      Ehrlich gesagt hätte er das nicht gedacht. Es schien sich wirklich etwas im Leben seiner Eltern zu verändern, wie ihm langsam dämmerte.

      »Und was soll dann geschehen?«, wollte er wissen und verkniff sich glücklicherweise hinzuzufügen, ob sie sich dann eine noch protzigere Villa hinsetzen wollten.

      Rosmarie blickte ihren Sohn an.

      »Wir wissen es noch nicht. Auf jeden Fall werden wir uns kleiner setzen, und vielleicht kaufen wir uns auch eine kleine Wohnung in Paris. Heinz möchte gern mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen, was ja auch zu verstehen ist. Und Cecile kann nicht immerfort nach Deutschland kommen.«

      So redete seine Mutter?

      Fabian konnte sich noch sehr gut daran erinnern, wie sie über die arme Cecile hergezogen war, kein gutes Haar hatte sie an der Armen gelassen.

      Er konnte augenblicklich wirklich nichts dazu sagen, so verwirrt war er.

      Ricky nutzte die Redepause ihrer Schwiegermutter zu erzählen, dass sie sich entschlossen hatte, das Studium aufzugeben.

      Rosmarie sagte nicht sofort etwas dazu, doch als sie zu sprechen begann, klang ihre Stimme ein wenig bestürzt: »Aber das wolltest du doch unbedingt.«

      »Ja, das stimmt«, bestätigte Ricky, »doch inzwischen wurde mir klar, dass das Leben kein Wunschkonzert ist, dass man Prioritäten setzen muss, will man nicht riskieren, dass alles auseinanderfliegt. Ich liebe meinen Mann und meine Kinder über alles. Sie sind für mich das Wichtigste auf der Welt, und deswegen darf ich nicht nur entscheiden, was für mich wichtig ist, sondern was das Beste für uns alle ist.«

      Sie machte eine kurze Pause.

      »Das kann das Studium nicht sein, und die Freude darüber kann nicht das Glück ersetzen, das ich jeden Tag mit Fabian und den Kindern habe.«

      Nach diesen Worten war es ganz still im Raum, und als Fabian kurz zu seiner Mutter blickte, entdeckte er Tränen in deren Augen.

      Das war neu, und er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.

      Irgendwie war es ein bewegender Augenblick. Mit ihren Worten hatte Ricky nichts erreichen wollen, sie waren ihr einfach aus dem Herzen gekommen.

      Rosmarie fing sich zuerst, sie streichelte Beauty, dann wandte sie sich an ihre Schwiegertochter.

      »Ach Ricky, wie sehr bewundere ich dich für deine Stärke, deine Kinder werden dich dafür lieben, und du darfst sicher sein, dass sie dich immer bewundern werden dafür, dass du dich für sie entschieden hast. Ich wollte, ich hätte in meinem Leben auch so handeln können, da wäre alles anders gekommen. Für mich haben immer Äußerlichkeiten


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