Heiße Küsse & eine neue Kulisse. Kathrin Fuhrmann

Heiße Küsse & eine neue Kulisse - Kathrin Fuhrmann


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schwöre“, sagte er, „dass ich nicht aufgeben werde, mag es auch noch so schwer sein, mein Ziel zu erreichen. Ich werde weder Patrick noch mein Modelabel aufgeben!“ Er begoss seinen Entschluss mit einem knappen Schluck Whisky.

      Nun blieb ihm nichts anderes übrig, als auch dazu zu stehen, und sich entweder Patrick zu widmen oder seiner Firma. Da ihm Patrick um einiges wichtiger war als alles andere auf dieser Welt, nahm er sein Telefon auf, wozu er sich zunächst aus dem bequemen Sessel hieven musste zum Arbeitsplatz gehen musste, und wählte. Angus blieb angespannt, hielt den Atem an, und lauschte dem Freizeichen. Eine endlose Ewigkeit lang stand er dort an seinem Schreibtisch und wartete vergeblich darauf, dass abgenommen wurde. Er hatte Patricks Festnetzanschluss angewählt, in der Hoffnung ihn so zumindest lokalisieren zu können. Offenbar war Patrick nicht in New York, denn er nahm nicht ab. Das war ein Fakt, der Angus erst recht nervös machte. Wo mochte Patrick sich aufhalten, nachdem sie sich gestritten hatten? Was mochte er tun? Mit wem sprach er wohl?

      Natürlich wusste Angus, dass es ihn nichts anging. Und er nicht einmal nachfragen durfte, damit Patrick es ihm nicht negativ auslegte, dass er nun mal an jedem Punkt im Leben seines Liebsten Interesse hatte. Außerdem waren seine Befürchtungen völliger Schwachsinn. Es war gut möglich, dass er einfach noch nicht Zuhause angekommen war. Die Reise dauerte schon unter guten Bedingungen ewig, aber Patrick war überstürzt und planlos abgereist. Gut möglich, dass er noch in Edinburgh am Flughafen saß und auf einen freien Platz in einem Flieger wartete!

      Schließlich legte Angus auf. Seine Finger blieben auf dem Hörer liegen, während er nach seinem Herzschlag lauschte. Es schlug zu schnell, offenbarte zu deutlich, wie sehr er sich nach Patrick sehnte. Und sei es auch nur, seiner Stimme zu lauschen. Angus musste es sich eingestehen, er war ängstlich, immens eifersüchtig, er war ein Kontrollfreak. Es war ihm durchaus bewusst, auch wenn er so hart daran arbeitete, eben nicht wieder dieser Marotte oder dem Alkohol zu verfallen – oder der Melancholie. Wie damals, bevor er Patrick kennengelernt hatte, bevor das Leben so viele wundervolle Augenblicke für ihn bereitgehalten hatte. Allerdings brachte das Licht auch Dunkelheit. Angus befürchtete, dass der Verlust seines Liebsten auch den Verlust seiner Selbstkontrolle bedeuten könnte. Denn obwohl er sich selbst einen Schubs gegeben hatte, sehnte er sich bereits danach, den Tag, den Ärger und den Frust in Alkohol zu ertränken.

      Als Angus diesmal den Hörer aufnahm, schwor er sich nur eine kleine Nachricht zu hinterlassen. Patrick sollte nur wissen, dass er an ihn dachte. Mehr nicht. Kein Druck.

      „Hallo Patrick, ich wollte mich nur schnell erkundigen, ob du gut angekommen bist. Melde dich doch bitte kurz, damit ich mir keine Sorgen mache. Ich liebe dich, tschüss.“

      Angus legte mit dem Gefühl unsäglicher Einsamkeit auf. Vielleicht gönnte er sich vor dem zu Bett gehen noch einen schnellen Anruf bei Patrick, bis dahin sollte er sich aber seinen Geschäften widmen.

      Mit einem tiefen Seufzen setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch und nahm die Seiten auf, die ihm zuvor Kopfschmerzen bereitet hatten. Die Zahlen stimmten nicht mit jenen überein, die er vor kurzem noch von seinem Teilhaber erhalten hatte. McFarrans Absätze waren bedeutend höher und damit war auch der Profit einträglicher, und genau hier wollte er ansetzen. Aber er wusste, dass jede Untersuchung Zeit benötigte. Wollte er also sein Modelabel behalten und konsolidieren, musste er mit Bedacht vorgehen. Er brauchte Fakten, er brauchte Zahlen, und er brauchte einen Schuldigen. Angus wusste natürlich, dass seine Mutter die Finger im Spiel hatte. Nur fehlten ihm dazu die Beweise. Er musste ihre Verbindung finden, jenen Mitarbeiter, der mit ihr unter einer Decke steckte, wobei er McTiernan stark im Verdacht hatte. Nur so konnte er sicher sein, dass er nicht weiter boykottiert wurde. Bis dahin musste er Zeit schinden und vor allem gute Miene zum bösen Spiel machen. Sonst konnte er ihr nichts mehr nachweisen, und das wollte er. Er wollte sie ein für alle Mal aus seinen Geschäften heraus haben. Und dies funktionierte nur, wenn er absolut sicher nachweisen konnte, dass sie seiner Firma absichtlich Schaden zufügte.

      Nur gut, dass er gerade ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, als seinen Groll zu nähren. Sollte sie doch versuchen, ihn zu vernichten, sollte sie doch noch einmal versuchen, ihm etwas wegzunehmen, woran sein Herz hing. Sollte sie nur versuchen, ihn wieder unter ihre Fuchtel zu bekommen! Er war nun älter, er war stärker, er wusste, was er wollte und was nicht. Sie konnte ihm nichts mehr einreden, sie konnte sein Leben nicht mehr beeinflussen!

      Der Besprechungsraum war bereits voll besetzt, als Angus zu ihnen stieß. Er nickte dem langgedienten Führungsstab zu, ignorierte seine Mutter und setzte sich in aller Ruhe an seinen Platz, wo er zunächst seine Papiere ordnete. Anders als am vergangenen Morgen war er akkurat gekleidet und auch die durchwachte Nacht sah man ihm nicht an.

      Er hob den Blick und grinste. „Guten Morgen allerseits.“

      Er erntete verwunderte Blicke, die er geflissentlich überging. Nach seinem Auftritt am Vortag war es nicht verwunderlich, dass sein offensichtlicher Frohmut für Irritation sorgte.

      „Ich möchte mich vorab für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, die Ihnen aufgrund dieses Missverständnisses entstanden sind.“ Er legte die abgespreizten Finger auf die Akte und schob sie vor. „Schwierigkeiten der New Horizon Enterprises sollten nicht auf das Gesamtunternehmen abfärben, daher betrachten wir diese … unglückliche Sache einfach nicht weiter.“ Sein Blick legte sich schneidend auf seine Mutter, die auch prompt widersprach.

      „Angus, du kannst nicht …“

      „Deine Anwesenheit in Vorstandsitzungen ist gerade noch geduldet, Mutter. Ich kam damit einem ausdrücklichen Wunsch meines Vaters nach, jedoch scheint mir, du nutzt dieses Privileg nur, um mir Steine in den Weg zu legen.“

      Ailis’ Mimik entgleiste ihr für eine Millisekunde. Da Angus sie scharf im Auge behielt, entging es ihm nicht, wohl aber den anderen Vorstandsmitgliedern. Einige warfen einander unruhige Blick zu, und auch Ailis und ihm, aber er ignorierte es und wartete ruhig auf den nächsten Schachzug seiner Mutter.

      „Ich nutze dieses Privileg, um dich von Unsinn abzuhalten.“ Ihr eisiger Blick sagte alles Weitere.

      „Wie zum Beispiel Mr McTiernan zu feuern?“

      Besagter Mann saß neben ihm und sog scharf den Atem ein.

      Ailis verzog die schmalen Lippen. „Du wärst ein Narr, wenn du einen guten …“

      „… Spion rauswirfst?“ Angus schmunzelte, denn nicht nur McTiernan begann auf seinem Sitz herumzurutschen und sich sonst nichts weiter anmerken zu lassen. Ein Rundumblick bewies, dass ihm kaum jemand in die Augen schauen konnte. „Ich habe in den letzten vierundzwanzig Stunden erkannt, dass ich ein immenses Problem habe …“

      „Den Alkohol?“, soufflierte Cornish, der strenggenommen ebenfalls nichts bei diesen Besprechungen zu suchen hatte.

      Angus legte immer noch grinsend den Kopf schräg und musterte den Cousin. „Mit Loyalität, Cornish, aber das überrascht dich sicherlich nicht, oder?“

      Der Cousin lachte harsch. „Wundert’s dich? Du versteckst dich auf deiner Niemandsland-Insel und vernachlässigst deine Pflichten! Niemand hat Vertrauen in deine Führung und wir wären nur zu froh …“

      Ailis legte ihm eine Hand auf den Arm, was ihn direkt unterbrach und nach Zustimmung lechzen ließ. Er sah zu seiner Tante und presste die Lippen aufeinander, da sie ungehalten den Kopf schüttelte. Knapp und sicher wieder nicht für jeden bemerkbar, aber es war genau das Szenario, mit dem Angus gerechnet hatte.

      „Es wundert mich nicht.“ Angus ließ seine Aufmerksamkeit abgleiten. Er nahm jedes Mitglied der Runde in Augenschein. Nur Männer, was ihm bisher nie merkwürdig erschienen war, aber in der heutigen Zeit sollte es ausgewogener sein. Er sollte die Quote erfüllen. Sein Lächeln wuchs in die Breite. „Dinge müssen sich ändern, und es ist an der Zeit, sie in Angriff zu nehmen. Ich werde jedes Tochterunternehmen in die Audition schicken, daraufhin folgt eine Überprüfung des Mutterkonzerns. Wir werden Schwachstellen ausfindig machen und ausmerzen.“

      Ailis verdrehte mit einem lauten, deutlichen Seufzer die Augen. „Angus, du vergeudest Ressourcen. Für was?“ Sie beugte sich leicht vor, verschränkte die Hände


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