Heiße Küsse & eine neue Kulisse. Kathrin Fuhrmann

Heiße Küsse & eine neue Kulisse - Kathrin Fuhrmann


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Streit gleich beenden. Wenn Angus ihm versprach, sich niemals wieder in seine beruflichen Angelegenheiten einzumischen, würden sie eine Möglichkeit finden, sich nicht mehr aneinander aufzureiben.

      Patrick konnte in seinem Spiegelbild vor der Kulisse von New York erkennen, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen geschoben hatte. Irgendwie war es ja auch niedlich, dass Angus sich so viele Gedanken um Patrick machte, dass er ihn vor seiner Familie verteidigte, dass er das Glück seines Geliebten über sein eigenes stellte. Hatte er sich jemals dafür bedankt?

      „Du hast also Interesse daran, Marcus zu spielen?“, fragte Neil und klang dabei seltsam lauernd.

      „Unbedingt.“

      „Schön, das hatte ich im Gefühl. Dann bist du bestimmt nicht sauer, weil ich versucht habe, deinem Glück ein wenig nachzuhelfen.“

      „Wovon sprichst du?“ Patrick verspürte ein unangenehmes Kribbeln in seinem Magen.

      „Ich habe ein wenig über diesen Roberto Pourtoi recherchiert und herausgefunden, dass ihr beide einen gemeinsamen Bekannten habt. Das musste ich ausnutzen und in einem Telefonat mit dem Regisseur fallenlassen.“

      Das Kribbeln wurde zu einem harten Knoten. „Nein!“

      „Doch. Vor drei Tagen habe ich Mr Pourtoi erzählt, dass McLean und du ein Paar seid. Er hatte tatsächlich noch nichts davon in der Klatschpresse gelesen. Scheint sich ganz von Gossip fernzuhalten. Mir ist sowas mehr als suspekt, aber er hält es wohl für eine Tugend, um unbeeinflusst großartige Filme machen zu können …“

      Nein. Nein. Nein! Er war nicht in der Lage, Neils sinnlosem Geplapper zu folgen. „Warum hast du mir nicht vor deinem Anruf bei dem Regisseur von dem Plan erzählt?“, unterbrach er. „Warum hast du mich nicht um Erlaubnis gefragt, bevor du mich dieser Peinlichkeit ausgesetzt hast?“

      Zwei Sekunden schwieg Neil perplex. „Ich hab nicht geahnt, dass du das so sehen würdest.“

      „Seit ich öffentlich gestanden habe, dass Angus und ich ein Paar sind, kämpfe ich dagegen an, nur noch als sein Anhängsel gesehen zu werden. Ich versuche, meinen Weg selbst zu gehen. Von Angus’ Geld und Ruhm wollte ich niemals profitieren. Dass die Presse immer wieder behauptet, ich hätte es ohne Angus nicht in die Riege der Topmodels geschafft, ist absoluter Blödsinn. Schließlich war ich gefragt, bevor ich ihn überhaupt getroffen habe. Jeder sieht in mir nur ein hübsches Aushängeschild, das sich ein Millionär für sein Ego besorgt hat. Als wäre ich eins dieser jungen Püppchen, die sich reiche Kerle zur dritten Ehefrau nehmen.“

      „Vergiss, was die Presse schreibt. Wir wissen es besser. Und das ist alles, was zählt.“

      „Leider nicht. In den Köpfen der Menschen bin ich bereits als Schmarotzer abgestempelt. Wenn du mich über deinen dämlichen Plan informiert hättest, wäre ich sauer geworden und hätte dir niemals erlaubt, die Angus-Karte für meinen Erfolg zu ziehen.“

      „Sicher?“, fragte Neil nach.

      Patrick knurrte leise. „Natürlich. Wie soll ich jetzt wissen, ob Pourtoi mich angefordert hat, weil er mich als geeignet für diese Rolle sieht? Wie soll ich jetzt vergessen, dass ich meine Chance auf diesen Film vielleicht nur meiner Verbindung zu Angus verdanke?“

      „Wenn du Marcus überzeugend spielst, wird sich niemand darüber Gedanken machen, wieso du zum Casting eingeladen worden bist.“

      „Das ist ja nicht mal das Schlimmste.“ Ihm wurde bei der Erinnerung an seinen Streit mit Angus ganz übel. „Dieser Pourtoi hat Angus bereits kontaktiert. Ich habe das Gespräch mitangehört und angenommen, mein Freund hätte unser Abkommen, sich aus meiner Karriere rauszuhalten, gebrochen. Wir hatten eine lautstarke Auseinandersetzung deswegen. Vor Angus’ ohnehin schon pikierter Familie. Was für ein Albtraum!“

      Weshalb hatte Angus Patrick nicht gesagt, dass er unschuldig war? Wieso hatte er das Missverständnis nicht aufgeklärt? Vermutlich wäre die Frustration in Patrick dann nicht so stark hochgekocht, dass er sofort abgereist war. Die Beziehung zwischen Angus und Patrick könnte noch in Ordnung sein!

      Ohne Neil die Gelegenheit zu geben, zu einer Erklärung anzusetzen, ergriff Patrick noch einmal das Wort. „Vergiss es einfach. Wenn ich die Gelegenheit für dieses Casting erhalte, werde ich es tun. Sollte ich allerdings noch einmal mitbekommen, dass du meinen Freund dazu benutzt, mir einen Job zu verschaffen, beende ich unsere Zusammenarbeit. Und jetzt entschuldige mich. Ich muss ein Missverständnis klären.“

      Er legte auf, las Angus’ Nachrichten und hörte sich die Sprachnachrichten an. Die Stimme seines Geliebten zu hören, in der Anspannung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit mitschwang, schnitt ihm ins Herz. Obwohl Angus nichts falsch gemacht hatte, wie Patrick jetzt wusste, hatte er sich nicht in Vorwürfen ergangen oder versucht, sich zu erklären. Keine Ahnung, ob Patrick ihm geglaubt hätte. Doch er rechnete Angus hoch an, dass er ihn nicht bedrängte. Es war gemein von Patrick gewesen, so lange auf Tauchstation zu gehen. Auch dafür sollte er sich entschuldigen. Was Angus in den vergangenen Tagen wohl durchgemacht hatte? Wie es ihm jetzt ging?

      Endlich wählte er mit klopfendem Herzen Angus’ Nummer. Die Sache musste geklärt werden. Sofort. Patrick würde nicht wieder auf dieses einschüchternde Anwesen von Angus’ Familie reisen, um sich von der Verwandtschaft seines Freundes schlecht behandeln zu lassen. Doch für seine Überreaktion musste er sich entschuldigen. Irgendwie würden sie schon einen Weg finden, ihre beiden übergroßen Egos mit der Beziehung in Einklang zu bringen.

      Kapitel 6

      Angus rieb sich über die schmerzenden Augen. Er konnte die Buchstaben und Ziffern kaum mehr auseinanderhalten, geschweige denn dass sein Hirn irgendeine Information aufnahm, die er so dringlich in sich hineinhämmern wollte. Dabei war es so immens wichtig!

      Er schloss die Lider, presste die Lippen aufeinander und mahnte sich zur Ruhe. Es wirkte nicht, im Gegenteil. Sein Körper stand unter Strom, seine Gedanken jagten sich und seine derzeitigen beruflichen Probleme waren daran völlig unschuldig. Er bekam Patrick nicht aus dem Kopf.

      Mit einem Seufzen gab er auf. Die Flasche Whisky hatte er wohlweislich bereitgestellt und lockte ihn nun. Unaufhörlich. Also schleppte er sich hinüber zum uralten Ohrensessel und ließ sich hineinfallen. Er ächzte, fühlte er sich doch mindestens doppelt so alt, wie er eigentlich war. Zu alt für Patrick?

      Angus goss sich das Glas randvoll und schlürfte die Flüssigkeit direkt ab. Der Alkohol brannte sich den Weg in seinen Magen hinab, was sich verdammt gut anfühlte. Vertraut, denn es hatte schon einige Zeiten gegeben, in denen er sich mit Alkohol hatte betäuben müssen. Zu viele, wenn er es recht bedachte, und er wusste daher auch, dass er besser vorsichtig war. Er durfte es nicht übertreiben, damit der Suff kein Problem wurde.

      Er schloss erneut die Lieder und nippte an der schillernd braunen Flüssigkeit. Der Whisky stammte von der Ilse of Skye und gehörte zu den schottischen Gütern, die über seine Firma international vertrieben wurden. Mit dem Eigner der Brennerei verband ihn eine jahrzehntelange Freundschaft, weshalb es immer einen Vorrat an An t-òr bhon Eilean Sgitheanach, oder umgangssprachlicher Das Gold von Skye, im Haus hatte.

      Angus ließ den nächsten Schluck über seine Zunge rollen. Der warme, torfige Geschmack erfüllte seine Sinne und er meinte an der Küste von Garbh zu stehen, das Salz auf der Haut zu spüren und den feinen Geruch der Heimat einzuatmen – neben der Schärfe des Alkohols.

      Angus hob die Lider. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um in Melancholie zu verfallen. Wenn er sich nun gehen ließ, verlor er. Sowohl Patrick als auch sein geschäftliches Steckenpferd, die New Horizon Enterprises. Zumindest am zweiten hing mehr als lediglich seine Leidenschaft, denn er beschäftigte fast zweihundert Personen nur in diesem Unternehmen. Außerdem fiele es auf McFarran zurück, einen weiteren lieben Freund, den er nicht hängen lassen wollte. Wenn New Horizon Enterprises unterging, klebte der Niedergang auch an dem Designer und seiner Marke.

      Es kam demnach nicht infrage aufzugeben. Er musste kämpfen, auch wenn er noch nicht wusste, was er tun sollte, um Patrick zu halten oder New Horizon Enterprises zu retten, aber beide brauchten seinen Kampfgeist


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