Heiße Küsse & eine neue Kulisse. Kathrin Fuhrmann

Heiße Küsse & eine neue Kulisse - Kathrin Fuhrmann


Скачать книгу
machen kann.“

      Rasch griff Patrick nach der Vase und stellte sie auf. Aus einer metallenen Dose ragte ein Taschentuchzipfel. Daran zupfte Patrick und begann das Wasser aufzuwischen. Bei dieser Arbeit wich er Angus’ Blick aus.

      Angus nahm ihm das Taschentuch weg, das ohnehin schon vollgesogen war. „Du bist mir wichtiger als mein eigenes Glück.“

      „Diese Verantwortung kann ich nicht tragen.“

      Frustriert knurrte Angus. „Was heißt denn das nun wieder?“

      „Du bist auf mich fixiert“, präzisierte Patrick mit ruhiger Stimme. „Allerdings nicht auf die gute Art. Du willst alles tun, um mich bei Laune zu halten. Ich fühle mich, als hättest du mich zu deinem neuesten Lieblingsspielzeug gemacht, das du auf der Spielfläche nach deinem Willen hin und her schieben kannst. Du willst der Held sein. Du willst die Kontrolle haben. Du willst die Fäden in der Hand halten, an denen ich tanze. Weil es in Wahrheit nur darum geht, wie du bei der ganzen Sache wegkommst.“

      In den letzten Monaten hatte sich viel in ihm angestaut. Er liebte Angus von ganzem Herzen, und die meiste Zeit war er glücklich an seiner Seite. Doch in Momenten wie diesen, wenn Angus in seine schimmernde Rüstung kletterte und sich aufs Pferd schwang, um ihn zu retten, wurde es ihm einfach zu viel. Angus übertrieb maßlos. Erkannte er das denn nicht selbst?

      Angus’ Nasenflügel bebten. „Ist das dein Ernst?“

      „Tut mir leid, wenn ich die Fakten so direkt ausspreche. Das zwischen uns kann nur funktionieren, wenn du in mir einen gleichberechtigten Partner siehst. Im Moment behandelst du mich allerdings wie ein kleines Kind.“

      „Meine Familie ist der Albtraum!“, tobte Angus. „Sie nehmen mich nicht ernst und zerstören immer alles Gute in meinem Leben. Ich will dich doch nur vor Beleidigungen beschützen.“

      „Und ich hätte gerne eine echte Chance, deine Mutter kennenzulernen. Sie gehört zu deinem Leben. Wenn ich ein fester Teil davon sein soll, wäre es nicht schlecht, wenn sie mich nett findet.“

      „Das wird niemals passieren.“

      Patrick stöhnte. „Nicht, wenn du sie angreifst, sobald sie das Wort an mich richtet.“

      „Sie ist der Feind, nicht ich!“

      „Im Augenblick bist du die größere Gefahr für unsere Beziehung.“ Patrick wusste, dass er seinen Geliebten damit verletzte. Allerdings wusste er nicht, wie er ihm deutlicher machen konnte, dass sie an einem Scheideweg standen. Er war es leid zu kämpfen, wenn Angus kein Verständnis dafür aufbrachte, was seinen Partner überhaupt störte.

      Angus legte seine Hände um Patricks Gesicht. „Ich flehe dich an. Überdenke deine Worte.“

      „Das habe ich. Seit einiger Zeit kreisen sie in meinem Kopf. Ich habe überlegt, wie ich sie ausdrücken soll. Daran, dass ich es muss, habe ich leider seit längerem nicht mehr gezweifelt.“

      „Willst du unsere Beziehung etwa beenden?“ Panik lag in Angus’ Blick. Aus seiner Stimme war die Verzweiflung zu hören.

      Es brach Patrick das Herz. Wie sollte ihn die Angst seines Geliebten unberührt lassen? „Nein“, sagte er bedächtig. „Nein, das habe ich nicht vor. Ich würde dich nur bitten, dir Gedanken über den Eindruck zu machen, den dein Verhalten auf Außenstehende macht.“

      Angus schüttelte den Kopf. „Worauf willst du hinaus?“

      „Nimm dir in einer ruhigen Minute Zeit, den Verlauf der letzten Tage zu rekapitulieren und schlüpfe dabei in meine Rolle. Stell dir vor, wie es sich für mich angefühlt hat, wenn du mich nicht selbst antworten lassen hast, wenn du mir nicht die Gelegenheit gegeben hast, für mich selbst Partei zu ergreifen. Und dieses Telefonat, das ich vorhin belauscht habe …“

      „Alles nur, um dich glücklich zu machen.“

      „Dafür bist du nicht verantwortlich“, stellte Patrick klar. „Ich halte es hier nicht länger aus. Ich reise ab. Noch heute.“

      „So schnell bekommen wir keinen Flug zurück nach Garbh.“ Angus schien in Gedanken die nächsten Schritte durchzugehen. Offensichtlich hatte er Patrick missverstanden. „Es gibt einige Dinge, die ich zuerst noch erledigen muss. Lass mich unsere Heimkehr in Ruhe vorbereiten. Vielleicht verschieben wir den Aufbruch auf übermorgen. Obwohl das verdammt knapp wird.“

      „Du hast alle Zeit der Welt. Ich mache mich allein auf den Weg.“ Patrick drehte sich um und ging zur Tür. „Wir sehen uns dann, wenn deine Aufgaben hier erledigt sind. Das gibt mir die Gelegenheit, mir über ein paar Dinge klar zu werden. Hoffentlich nutzt du die Pause, um dein Verhalten zu überdenken. Es würde uns beiden guttun.“

      „Beziehungspause? Bitte Patrick, das kannst du nicht ernst meinen. Es tut mir leid, dass ich dich übervorteilt habe. Ich schwöre, ich werde mich bessern.“

      „Wir werden sehen, wenn wir uns in ein paar Wochen treffen.“ Es fiel Patrick nicht leicht, Angus zurückzulassen. Diesen Streit hatte er nicht gewollt. Doch wenn er in dieser Beziehung nicht ersticken wollte, musste er jetzt ein paar Dinge deutlich machen.

      „Aber … Wie soll ich …“ Angus’ Stimme wurde in Patricks Rücken immer leiser.

      Patricks Kehle war wie zugeschnürt. Hatte er gerade noch danach gehungert, dass sein Verlangen nach Selbstbestimmtheit akzeptiert wurde, so war ihm jetzt speiübel. Ihre Beziehung hatte auf dem Prüfstand gestanden. Sonderlich gute Noten konnte er ihnen beiden nicht ausstellen.

      Kapitel 4

      Angus starrte ihm nach. Selbst als die Tür ins Schloss fiel, konnte er den Blick nicht abwenden. Alles in ihm war zu Eis gefroren. Patrick gehen zu sehen, als bedeutete es ihm nichts, war das Schlimmste, was er je hatte durchstehen müssen, und an unangenehmen bis schmerzhaften Momenten hatte es in seinem Leben bisher sicher nicht gemangelt.

      Das Schlimme war, dass er sein absolut Bestes gegeben hatte, um diesem Augenblick auszuweichen. Er konnte nicht einmal genau sagen, wann es aus dem Ruder gelaufen war.

      Ein Stechen in seinem Nacken brachte ihn dazu, sich doch noch zu bewegen. Er musste Patrick nach und ihn überzeugen, dass er schlicht überreagierte. Nach zwei Schritten, die ihn nicht einmal in die Nähe der Tür brachten, stockte er. Oder sollte er Patrick besser Zeit geben, es selbst einzusehen?

      Er fuhr sich durch den Schopf, der durch Gel verklebt war. Es ziepte. Angus ließ die Hand sinken, wobei er den gerade erst überstandenen Streit Revue passieren ließ.

      Es blieb ihm nur, den Kopf zu schütteln, denn er erkannte sich in den Vorwürfen des Liebsten einfach nicht wieder. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung und überdachte seine Position.

      Er konnte Patricks Aufregung insoweit nachvollziehen, dass er hinter dessen Rücken mit einem alten Freund über ihn gesprochen hatte. Fein, er war etwas weiter gegangen, als die Bekanntschaft mit seinem liebsten Model bloß zu bestätigen …

      Er sollte sich dafür wohl entschuldigen.

      Auf halbem Weg holte ihn Miss McDuff ein. „Mylaird!“, rief sie ihm nach. „Mrs McLean lässt ausrichten …“

      „Ich habe jetzt keine Zeit für Mrs McLeans Beschwerden, Miss McDuff. Setzen Sie das Essen aus, bis Mr Harris und ich hinzustoßen.“ Er hängte die kleine Frau ab, als er die Stufen hinauf joggte. Lediglich ihr aber verfolgte ihn bis in den Flur im ersten Stock.

      Angus wischte sich vor der Tür zu seinen Räumlichkeiten noch die feuchten Hände ab, bevor er eintrat. Patrick befand sich im Schlafzimmer und verstaute seine Kleidung in seinem Calvin Klein Koffer. Er ignorierte Angus, obwohl sein Eintreten bemerkt worden sein musste.

      Angus räusperte sich. „Darf ich dir die Angelegenheit erklären?“

      „Da gibt es nichts zu erklären, Angus, und ich will nicht weiter streiten.“ Ein Schwung Hemden in Schutzhüllen landete auf dem Bett.

      „Ich will auch keinen Streit.“ Und noch weniger, dass


Скачать книгу