Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic

Feuerjäger: Sammelband - Susanne Pavlovic


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bist ein Experte auf diesem Gebiet.«

      »Ich habe Dimensionstheorie und Transdimensionale Wissenschaften studiert«, sagte Nardon. »Und ein bisschen Dämonologie. Von Übertrittszauberei habe ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich bin kein Zauberer.«

      »Aber du hast es studiert.« Grani sah so zuversichtlich aus, dass Nardon es nicht über sich brachte, seine Hoffnungen zu zerstören.

      »Wie sah das Artefakt aus?«, fragte er.

      »Ein steinerner Totenschädel«, flüsterte Blakkur. »Faustgroß. Auf dem Hinterkopf ist die Rune des Dolgr angebracht.

      »Einer der Vergessenen Götter«, sagte Nardon, der gleichzeitig schrieb. »Das macht die Sache nicht sympathischer.«

      »Die Valdar wird die anderen auch haben wollen«, flüsterte Blakkur. »Sie darf sie nicht bekommen. Sie wird ein Tor öffnen und eine Flut von Unwesen wird über die Welt hereinbrechen. Wir gehen geradewegs in die Hölle, wenn sie das Tor öffnet.«

      »Möglicherweise sucht sie einfach einen Weg, um nach Hause zu kommen?«

      »Sie darf den Toröffner nicht bekommen«, sagte Blakkur, bevor erneuter Husten ihm das Wort abschnitt.

      »Das ist meine Mission?« Nardon wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. »Eine Valdar aufhalten?«

      Blakkur nickte.

      »Ich bin Wissenschaftler! Theoretiker. Was Ihr braucht, sind Krieger.«

      »Wir haben keine«, flüsterte Blakkur. »Du bist klug. Du hast einen scharfen Verstand. Du bist weit gereist. Und du bist vertrauenswürdig. Wen sollte ich lieber mit dieser Aufgabe betrauen?«

      »Vielen Dank ... Ich fühle mich geehrt, wirklich. Ich weiß nur nicht, wie ich es schaffen soll.«

      »Du hast keine Wahl«, sagte Blakkur schwach. »Es steht zu viel auf dem Spiel. Es sind die großen Aufgaben, die uns wachsen lassen, mein Sohn.«

      »Ich habe keine Wahl«, murmelte Nardon unglücklich und starrte hinunter auf seine Notizen. »Also gut. Ich habe keine Wahl. Nun denn. Ich werde mich mit der Sache befassen. Ich benötige alle Informationen, die Ihr mir geben könnt.«

      »Ich habe keine weiteren«, sagte Blakkur.

      »Ähem ...«, Nardon tippte mit dem Kohlestift auf die wenigen Zeilen, »das ist alles? Ehrwürdiger Vater, ich will nicht respektlos erscheinen, aber das ist … nun ja, ein wenig mager.«

      »Redelin sagte damals, es sei umso besser, je weniger ich darüber wüsste. Ich habe keine Fragen gestellt.«

      Nardon seufzte tief. »Na gut. Ich werde schon an die Informationen kommen, die ich benötige. Und was die kämpferische Unterstützung anbetrifft … Ich werde jemanden in die Angelegenheit einweihen müssen, mit Eurer Erlaubnis. Einen sehr guten und vertrauenswürdigen Freund. Lomir Feuerbeil.«

      »Dieser freundliche junge Mann, der drüben in Rothenbühl bei Menschen aufwuchs?«

      »Genau der«, bestätigte Nardon.

      Der Abt lächelte schwach. »Weihe ihn nur ein«, sagte er. »Und bestelle ihm meine besten Grüße. Und nun muss ich ruhen … ich fühle mich … müde …«, Seine Stimme wurde undeutlich, er schloss die Augen.

      »Selbstverständlich.« Nardon erhob sich eilig. »Ich danke Euch für Euer Vertrauen und werde tun, was ich kann.«

      Er betrachtete das Gesicht des Abtes, blass und eingesunken zwischen dem weißen Haupthaar und dem versengten Bart. Er würde die Valdar zur Strecke bringen, auch wenn er überhaupt nicht wusste, wie er das anstellen sollte. Er würde es tun, und wenn er dafür über Wasser gehen müsste.

      Grani nahm ihn mit nach draußen.

      »Ich bin froh, dass du dich der Sache annimmst«, sagte er, während sie sich zwischen Deckenlagern, aufgestapelten Vorräten und hektischen Hühnern einen Weg suchten. »Ich habe gehört, was du in den letzten Jahren vollbracht hast. Wir alle waren mehr als nur ein wenig beeindruckt.«

      »Vollbracht?«, fragte Nardon verwirrt.

      »Du hast das Grab des Shakh entdeckt, von dem die Fachwelt glaubte, es müsse vernichtet worden sein!«

      »Ach das«, sagte Nardon höchst verlegen. »Das war zum guten Teil Glück. Ich bekam eine alte Karte in die Hände und wusste sie zu lesen. Und ich hatte tatkräftige Unterstützung.«

      »Lomir Feuerbeil?«

      »Ja. Und andere. Zu zweit hätten wir nicht viel bewirken können.«

      »Es war die archäologische Entdeckung des Jahrhunderts«, sagte Grani bewundernd. »Das Grab des letzten Hohepriesters des Nergal! Und völlig unversehrt!«

      »Ich bin trotzdem nicht sicher, ob mich das ausreichend qualifiziert. Ich habe eine Menge über die Ebenen und ihre Bewohner gelesen. Aber ich bin noch nie einem solchen Unwesen begegnet! Und selbst wenn es gerade vor mir aus dem Boden wüchse, wüsste ich nicht, wie ich es bannen sollte. Man benötigt Zauberer für ein solches Geschäft.«

      »Du bist über das Meer gefahren«, sagte Grani. »Du wirst auch mit einem Unwesen fertig.«

      Noch ehe Nardon zu einer Erwiderung ansetzen konnte, begegnete er Granis Blick. Es lag so viel Zutrauen und Hoffnung darin, dass er es nicht über sich brachte.

      »Ich werde tun, was ich kann«, versicherte er erneut und fühlte sich schlecht.

      Sie traten gerade durch die Tür des Heiligtums in den lauen Spätnachmittag, als der junge Priester, der am Bett des Abtes Wache gehalten hatte, eilig zu ihnen aufschloss.

      »Markholt ist der Name, den Ihr braucht«, schnaufte er. »Mikan Markholt. Der ehrwürdige Vater erinnerte sich, kurz, nachdem Ihr weg wart.«

      »Mikan Markholt, Halmesholm.« Nardon griff nach seinem Notizbuch und schrieb den Namen auf. »Klingt wie mein erstes Ziel, würde ich sagen.«

      »Wann wirst du abreisen?«, fragte Grani.

      »Die Valdar hat einen Vorsprung von zwei Tagen. Ich denke, ich sollte mir nicht allzu viel Zeit lassen. Ich werde Lomir aufsuchen und dann unverzüglich nach Halmesholm weiterreisen, um den dortigen Schädel sicherzustellen. Im Idealfall, versteht sich. Vorausgesetzt, ich finde ein Schiff, das mich schnell nach Bergen bringt und nicht untergeht. Vorausgesetzt, Lomir ist für ein solches Abenteuer zu begeistern. Und vorausgesetzt, der Valdar fehlt die Information über den Markholt-Schädel, denn sonst wird sie ihn vor mir haben.«

      »Wir werden für dich beten«, sagte Grani.

      »Tut das«, sagte Nardon. »Ich kann jede Unterstützung brauchen, die ich kriegen kann. Vor allem göttliche.«

      Vorausgesetzt, Lomir ist für ein solches Abenteuer zu begeistern, echote es in seinem Kopf, als er zehn Tage später vor dem Haus des alten Freundes in Neuhafen stand und das goldene Namensschild betrachtete. Er hatte eine anstrengende und zermürbende Reise hinter sich. Vor allem die mehrtägige Überfahrt von der Insel der Stürme nach Bergen hatte ihm zugesetzt, und wenn er daran dachte, dass er die gleiche Überfahrt wieder hinter sich bringen musste, wenn er irgendwann wieder nach Hause wollte, packte ihn das Grausen.

      Lomirs Haus sah aus wie das eines Mannes, der mit Erfolg eine bürgerliche Existenz pflegt. In einer der besseren Wohngegenden Neuhafens gelegen, war es von einem kleinen Grundstück umgeben, das es von dem Lärm der Stadt abschirmte. Es war ein niedriges, aber großes Haus, aus solidem Stein erbaut, mit einer Reihe kleiner Nebengebäude. Apfelbäume verflochten ihre Zweige zu einem Baldachin und beschirmten einen hellen Kiesweg, der von der Gartenpforte zur Haustür führte. Schweren Herzens trat Nardon durch die Pforte und folgte dem Weg zur Haustür. Wer ein solches Haus besaß, zog nicht mehr in ein Abenteuer.

      Er klopfte. Das Messing des Türklopfers war warm von der Nachmittagssonne und fügte sich angenehm in seine Hand. Eine leichte Nervosität stieg in ihm auf, als sich von drinnen Schritte näherten. Dann ging die Tür auf, und der Hausherr erschien.

      Lomir


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