CGM- und Insulinpumpenfibel. Ulrike Thurm

CGM- und Insulinpumpenfibel - Ulrike Thurm


Скачать книгу
– 1 cm Tiefe), da das Unterhautfettgewebe hier am besten durchblutet ist. Die Kanüle darf nicht zu lang sein, damit auch bei Bewegung keine Schmerzen oder Irritationen auftreten und damit die Kanüle nicht im Muskelgewebe liegt.

StahlkanüleTeflonkanüle
+weniger schmerzhaftes Einführen (sehr dünne Nadel)+bei korrekter Kanülenlänge angenehme Trageeigenschaften+sehr gute Verträglichkeit mit Insulin+unauffällig unter enger Kleidung (trägt nicht auf)+preisgünstigProbleme bei Nickelallergie denkbar+angenehme Trageeigenschaften aufgrund des elastischen Materialsrelativ schmerzhaftes Einführen aufgrund des größeren Durchmessers (Einführhilfen erleichtern die Applikation)Einstichstelle größer, Narbenbildung möglich, langsameres „Heilen“Katheterverschluss durch Abknicken der elastischen Teflonkanüle möglichKatheterlegen ist komplizierter, mehr Fehlermöglichkeiten

      Tab. 2: Vergleich des Funktionsprinzips (Abb.) und der Vor- und Nachteile von Insulinkathetern mit Stahl- und Teflonkanüle.

       (C) Einführwinkel der Kanüle

      Je nach Modell des Insulinkatheters wird die Kanüle entweder senkrecht (90°-Winkel) oder schräg (20 – 45°-Winkel) eingeführt. Senkrechte Kanülen sind ca. 6 bis 12 mm lang, schräge Kanülen ca. 13 bis 18 mm. Mit beiden Kanülenarten ist ein perfekter Tragekomfort möglich.

      Extrem schlanke Pumpenträger und kleine Kinder, die oft auch bei Verwendung der kürzesten senkrechten Kanülennadeln Schmerzen und Irritationen empfinden, sollten Kanülen mit einem sehr flachen Einführwinkel testen. Oft wird dadurch trotz längerer Kanüle ein besserer Tragekomfort erreicht (siehe Kap. 3.3.7).

       (D) Schlauchlänge

      Die nötige Schlauchlänge ergibt sich aus der Distanz zwischen dem Trageort der Insulinpumpe und der Einstichstelle des Katheters und der Körpergröße bzw. Körperfülle des Anwenders. Insulinkatheter sind mit Schlauchlängen von ca. 30 bis 110 cm erhältlich. Prinzipiell sollte die Schlauchlänge so kurz wie möglich gewählt werden, damit das Insulin möglichst kurz im Katheter verweilt und ein evtl. Katheterverschluss-Alarm frühzeitiger ausgelöst wird. Wer die Pumpe in der Hosentasche trägt, kommt meist mit einer Schlauchlänge von 30 bis 60 cm aus. Wird die Pumpe an anderen möglichen oder unmöglichen Stellen getragen, ist ein längerer Insulinschlauch nötig. Wer die Pumpe nachts frei ins Bett legt, fühlt sich mit einem längeren Insulinschlauch oft wohler.

       (E) Kupplung

      Die meisten Insulinpumpenträger bevorzugen abkoppelbare Insulinkatheter. Eine Kupplung bietet die Möglichkeit, die Pumpe für begrenzte Zeit abzulegen, ohne anschließend eine neue Kanüle legen zu müssen, z. B. beim Duschen, beim Sport oder beim Sex. Fast alle modernen Insulinkatheter verfügen über eine Kupplung. Sie befindet sich je nach Modell direkt am Kanülenträger oder nach ca. 10 bis 20 cm Schlauchlänge (von der Kanüle gerechnet).

       (F) Einführhilfe

      Für die meisten Insulinkatheter mit einer Teflonkanüle und für einen Stahlkatheter (mylife Orbit micro®) ist eine Einführhilfe erhältlich, die den Schmerz beim Einführen verringern kann und auch eine korrekte Platzierung der Kanüle an schwer zugänglichen Stellen ermöglicht. Des Weiteren sorgen die Einführhilfen dafür, dass sich die sehr flexible Teflonkanüle bei zu langsamem manuellen Einführen nicht hochschiebt und dabei aufräufelt, was zur Folge hätte, dass die Kanüle nicht ausreichend tief im Unterhautfettgewebe platziert wäre. Die meisten Einführhilfen sind mehrfach verwendbar. Zum Teil werden die Einführhilfen den Insulinkathetern als Einwegartikel beigelegt (Tabelle zu geeigneten Einführhilfen siehe Kap. 3.3.2).

       (G) Pumpe-Katheter-Verbindung

      In den letzten Jahren hat sich die Pumpe-Katheter-Verbindung immer mehr zum Problem entwickelt, da hier neuerdings jeder Hersteller sein eigenes Süppchen kocht – was nicht überrascht, denn die Pumpenhersteller machen den Großteil ihres Gewinns mit dem Verkauf von Verbrauchsmaterialien wie Insulinkathetern.

      Waren in den Anfangsjahren dank des genormten Luer-Lock-Anschlusses noch sämtliche Kombinationen verschiedener Insulinkatheter und -pumpen möglich, ist die Katheterauswahl mittlerweile bei einem vorgegebenen Insulinpumpenmodell teilweise sehr eingeschränkt. Aus therapeutischer Sicht ist dies problematisch, denn nicht selten bestehen Unverträglichkeiten des Pflastermaterials, das Pflaster hält nicht ausreichend gut oder die Trageeigenschaften der Kanüle sind nicht optimal. Durch einen Wechsel des Insulinkathetermodells wären diese Probleme häufig lösbar, denn Pflasterallergien und Klebeeigenschaften sind oft herstellerspezifisch.

      Die Situation der Insulinkatheter-Anschlüsse ist im Moment wie folgt (Stand Herbst 2019):

      Dana-Diabecare®-Insulinpumpen: Luer-Lock mit Linksgewinde

      Medtronic MiniMed™ 640G: Medtronic-Paradigm-Anschluss

      Medtrum A6®: Patchpumpe mit integrierter Stahlkanüle

      Omnipod®: Patchpumpe mit integrierter Teflonkanüle

      Roche Accu-Chek Combo®: traditioneller Luer-Lock Anschluss mit Rechtsgewinde

      Roche Accu-Chek Insight®: Insight-Anschluss, aktuell nur Teflonkatheter

      YpsoPump®: spezieller YpsoPump-Anschluss

      Tab. 3: Welcher Insulinkatheter passt an welche Insulinpumpe? Übersicht über die Katheteroptionen je nach Pumpenmodell, Stand Herbst 2019. Die Reihenfolge impliziert keinerlei Bewertung.

      Die Situation wird dadurch noch weiter kompliziert, dass die Insulinpumpenhersteller in der Regel die Insulinkatheter nicht selbst herstellen, sondern diese von Fremdfirmen zukaufen. Die genaue Zusammensetzung der Klebematerialien kann sich daher kurzfristig ändern, ohne dass Anwender oder Versandhändler davon erfahren.

      Foto: DIASHOP

      Mit der Wahl eines Insulinpumpenmodells ergeben sich also oft zwangsläufig die passenden Insulinkatheter (siehe Tab. 3). Wir empfehlen daher zukünftigen Pumpenträgern, die zu Allergien und Unverträglichkeiten neigen, vor der Auswahl einer Insulinpumpe die entsprechenden Kathetermaterialien Probe zu tragen. Dies kann auch „trocken“ geschehen, d. h. ohne angeschlossene Insulinpumpe.

       3.3.2 Übersicht über die Insulinkatheter-Modelle und Einführhilfen

      Tabelle 4 gibt eine ausführliche Übersicht über die zum Zeitpunkt der Drucklegung in Deutschland erhältlichen Insulinkatheter mit Teflonkanüle, Tabelle 5 über die Insulinkatheter mit Stahlkanüle. Tabelle 6 zeigt Beispiele für passende Einführhilfen.

      Tab. 4: Übersicht über die in Deutschland erhältlichen Insulinkatheter mit Teflonkanüle, Stand 2019. Die Insulinkatheter


Скачать книгу