CGM- und Insulinpumpenfibel. Ulrike Thurm
der Wirkung. Die Parameter sind dosisabhängig und individuell verschieden. Große Insulindosen können länger, sehr kleine Dosen können kürzer wirken als in der Tabelle genannt.
Die Insulinpumpentherapie wird in der Regel vormittags begonnen, da dann „bei Tageslicht“ die ersten Erfahrungen mit der neuen Therapieform gesammelt werden können. Das konkrete Vorgehen hängt von der Art des bisher verwendeten Basalinsulins (siehe Tab. 7), dem individuellen Wirkprofil und von den Erfahrungen und Vorlieben des Diabeteszentrums ab:
3.5.5 Beispiele zum Umstieg auf die Insulinpumpentherapie
Christina hat seit 5 Jahren Typ-1-Diabetes, ist 28 Jahre alt, normalgewichtig, HbA1c-Wert 7,2 %, sehr motiviert, möchte schwanger werden, misst 4 – 7-mal/Tag ihren Blutzucker, dokumentiert sehr ausführlich. Sie hat ein ausgeprägtes Dawn-Phänomen, das auch durch die Gabe von Levemir® nicht gut therapierbar war.
Aktuelle Insulintherapie
Fragen
Erstgespräch
1.Gezielt die strengen Zielwerte ansprechen, die während einer Schwangerschaft empfohlen werden, und sich diesem niedrigen Blutzucker-Niveau schon in der Planungsphase annähern (siehe Kap. 9.2.1).
2.Sensibilisierung für Hypoglykämien. Trotz niedriger Blutzucker-Einstellung müssen schwere Hypoglykämien vermieden werden. Intensive Beratung über Hypoglykämieprävention, -wahrnehmung, -therapie etc.
3.Information über die Gründe, warum Analoginsuline lange Zeit während einer Schwangerschaft nicht zugelassen waren und dass sich die Datenlage geändert hat (mit Diabetologen, Gynäkologen). Inzwischen raten die Fachgesellschaften vom Einsatz der schnell wirksamen Analoginsuline während der Schwangerschaft oder Stillzeit nicht mehr ab.
Einstellungsziele
Der HbA1c-Wert sollte bereits in der Vorbereitungsphase (präkonzeptionell) in einen Bereich um die 6 % abgesenkt werden. Die Blutzuckerwerte sollten schon in der Planungsphase im Bereich der genannten Schwangerschaftsrichtlinien liegen. Gleichzeitig müssen häufige, vor allem aber schwere Unterzuckerungen vermieden werden. Häufige Blutzuckermessungen (6 – 8/tgl.) sind unumgänglich.
Therapieumstellung
1.Christina hat sich für die Weiterbehandlung mit NovoRapid® entschieden.
2.Es findet noch eine spezielle Ernährungsberatung entsprechend den Schwangerschaftsrichtlinien statt, inkl. ausreichender KH-Zufuhr, allmorgendlicher Azetonmessung, Spritz-Ess-Abstand, Notwendigkeit von Zwischenmahlzeiten etc.
3.Gesamtinsulinmenge unter ICT: 41 – 50 I.E. Davon mindestens 20 % abziehen, da bei der guten Grundeinstellung und den vielen niedrigen Blutzuckerwerten eine Insulineinsparung bei der Umstellung auf die CSII von mindestens 20 % zu erwarten ist.
4.Berechnung: 41 – 50 I.E. – 20 % = 33 – 40 I.E. (Beginn mit 33 I.E.) Die 33 I.E. werden zu 50 % auf die Basalrate und zu 50 % auf die Bolusgaben verteilt: 50 % von 33 I.E. = 16,5 I.E.
5.Da die Diabetesdauer bei Christina recht kurz ist und sie über ein ausgeprägtes Dawn-Phänomen berichtet, wird mit einer physiologisch modulierten „Standard-Basalrate“ (siehe Kap. 3.5.2) in einer Höhe von 16 I.E. pro Tag begonnen.
6.Die Start-Basalrate wird ab dem nächsten Tag durch Mahlzeiten-Auslassversuche getestet und angepasst.
7.Die I.E./BE-Verhältnisse werden bei der Ersteinstellung leicht abgesenkt und dann durch postprandiale Blutzuckermessungen angepasst. Christina kann die BE-Mengen weiterhin flexibel gestalten. Sie wird darauf hingewiesen, dass sie die Mahlzeiten in Haupt- und Zwischenmahlzeiten aufteilen sollte, um die strengen Blutzucker-Zielwerte zu erreichen. Dies sollte sie bereits in der Planungsphase austesten und entsprechend anpassen.
8.Es ergibt sich folgendes Start-Therapieschema:
Kerstin, 38 Jahre, Diabetesdauer 12 Jahre, normalgewichtig, letzter HbA1c-Wert 5,2 %, sehr ängstlich bezüglich diabetischer Folgeerkrankungen. Kerstin führt seit über 9 Jahren eine ICT durch und ist sehr gut geschult. Sie misst 3 – 5-mal täglich den Blutzucker, dokumentiert lückenhaft und hat einen extrem niedrigen Blutzuckerdurchschnitt. Werte über 140 mg/dl werden sofort mit Analoginsulin korrigiert.