CGM- und Insulinpumpenfibel. Ulrike Thurm
man die Insulinpumpentherapie mit einer stündlich oder blockweise variierten Basalrate. Hierbei wird versucht, ein „durchschnittliches“, möglichst physiologisches (= natürliches) Basalratenprofil zu erstellen, das in der Summe der errechneten Insulinmenge entspricht. Hierbei empfehlen wir folgende Faustregeln:
Start mit einer konstanten Basalrate
Gerne wird die Pumpentherapie auch mit einer über 24 Stunden gleichbleibenden Basalrate begonnen.
Beide Strategien funktionieren und können empfohlen werden. In jedem Fall ist die erste Basalrate als grobe Schätzung anzusehen, die in den folgenden Tagen durch Mahlzeiten-Auslassversuche individuell angepasst werden muss. Um möglichst zügig zu einer individuell stimmigen Basalrate zu kommen, hat es sich bewährt, nach Abklingen des noch wirkenden Basalinsulins am ersten Tag das Frühstück auszulassen, am folgenden Tag das Mittagessen und am dritten Tag das Abendessen (siehe Abb. 4).
Folgende Faktoren können zu Beginn der Pumpentherapie die Findung einer passenden Basalrate erschweren:
Abb. 4: Die kalkulierte Start-Basalrate muss durch Mahlzeiten-Auslassversuche auf ihre Funktionalität getestet werden. Die gesamte Basalrate (24 Std.) kann innerhalb von drei Tagen beurteilt werden (Tag 1: kein Frühstück, Tag 2: kein Mittagessen, Tag 3: kein Abendessen).
Praxis-Tipp: Ermittlung einer „physiologisch“ verteilten Basalrate zu Beginn der Insulinpumpentherapie
Folgende Hilfsmittel geben zu Beginn der Insulinpumpentherapie eine erste Orientierung über die Verteilung der Basalrate. Danach muss die Basalrate individuell ausgetestet und angepasst werden.
Über die Firma Roche sind einfache „Basalratenschieber“ erhältlich, an denen der individuelle Insulinbedarf des Diabetikers eingestellt wird. Die stündlichen Basalraten können dann in 24 (Roche) oder 12 (Animas) Schritten unmittelbar abgelesen werden. Für die unterschiedlichen Altersgruppen sind von der Firma Roche entsprechende Basalratenschieber erhältlich (1. – 5. Lebensjahr, 6. – 11. Lebensjahr, 12. – 17. Lebensjahr, Erwachsene), die dem unterschiedlichen Insulinbedarf und dem für das Lebensalter charakteristischen Basalratenprofil gerecht werden. Als „Starthilfe“ ist im Anhang (Kap. 19.3) der Inhalt des Basalratenschiebers für Erwachsene in Tabellenform abgedruckt.
Die Firma Medtronic verteilt eine einfache Computersoftware zur Basalratenerstellung. Die Software berücksichtigt dieselben Faktoren wie die genannten Basalratenschieber und erstellt ein altersabhängiges Profil. Als Ergebnis kann ein einseitiges Word-Dokument ausgedruckt werden, das den detaillierten Basalratenvorschlag in Tabellen- und Diagrammform enthält und das zudem Platz für die ersten Basalratenänderungen vorsieht.
Die Firma Roche bietet diese Möglichkeit ebenfalls, und zwar integriert in die Software Accu-Chek 360°. Diese Software errechnet die individuelle Basalrate nach den vorbeschriebenen Renner-Kriterien, alternativ können als Bestimmungsgrößen auch Körpergewicht und Insulinsensitivität (I.E. pro kg KG) eingegeben werden.
3.5.3 Festlegung der anfänglichen I.E./BE- und Korrekturfaktoren
Bei der Festlegung der anfänglichen Bolusdosis werden die früheren individuellen Erfahrungswerte zugrunde gelegt und im Einzelfall entsprechend der Tabelle in Kap. 3.5.1. reduziert. Übliche Größen für I.E./BE-Faktoren (zur Berechnung des Mahlzeitenbolus) und für Korrekturfaktoren (zur Berechnung der Insulinmenge zur Korrektur erhöhter Blutzuckerwerte) sind in Kap. 5.1. aufgeführt.
Diese Anfangsdosen sind natürlich nur vorläufig, die individuelle Feinabstimmung erfolgt durch Blutzuckermessungen nach den Mahlzeiten.
3.5.4 Verzögerungsinsulin und Therapieumstellung
Bei der Umstellung von einer Spritzen-Therapie (ICT) auf eine Insulinpumpentherapie ist von entscheidender Bedeutung, die ausklingende Basalinsulin-Wirkung zu berücksichtigen, um Hypoglykämien in den ersten Tagen mit der neuen Insulinpumpe zu vermeiden.
Insulinart | Handelsname | Wirkdauer | Wirkprofil |
NPH-Insulin | Protaphane®, Insuman Basal® u. a. | 8 – 12 Std. (bis 20) | Wirkmaximum nach 4 – 6 Std. |
Insulin glargin U100 | Lantus®, Abasaglar® | 18 – 24 Std. | flach |
Insulin glargin U300 | Toujeo® | 20 – 30 Std. | flach |
Insulin detemir | Levemir® | 14 – 20 Std. | flach |
Insulin degludec | Tresiba® | mehr als 40 Std. | extrem flach |
Tab.