CGM- und Insulinpumpenfibel. Ulrike Thurm
Infekt …), verstopfter Insulinkatheter, Azetontest, Alkoholkonsum etc.
Folgende Informationen sollten separat dokumentiert werden:
Ein Diabetestagebuch sollte permanent aktualisiert werden. Generell abzuraten ist vom „nachträglichen“ Protokollieren, z. B. vor dem Arztbesuch anhand des Speichers von Blutzuckermessgerät und Insulinpumpe, da hierbei wesentliche Informationen wie z. B. Art und Menge der Mahlzeiten und körperliche Aktivität nicht abgebildet werden. Bei dieser Gelegenheit soll nochmals eindringlich auf die absolute Notwendigkeit von mindestens vier Blutzuckerselbstmessungen vor den Mahlzeiten und am Abend (oder der Verwendung eines CGM-Systems) hingewiesen werden. Nur so ist es möglich, eine Stoffwechselentgleisung, die durch einen evtl. technischen Defekt der Insulinpumpe entstehen kann, rechtzeitig zu erkennen.
Gerade am Beispiel des Protokollheftes offenbart sich die Bedeutung eines stabilen Vertrauensverhältnisses zwischen Arzt und Patient. Eine Studie hat gezeigt, dass mehr als zwei Drittel der Münchner Patienten ihre Tagebücher „frisieren“ und unangenehm hohe oder niedrige Werte nicht notieren, um sich nicht der möglichen Missbilligung ihres Diabetesteams oder Hinweisen auf persönliche Versäumnisse auszusetzen. Partnerschaftliches und vertrauensvollen Zusammenarbeiten kann nur entstehen, wenn sich Diabetesteam und Patient als gleichberechtigte Partner begreifen. Nur auf der Basis gegenseitigen Vertrauens kann gemeinsam nach Problemlösungen gesucht werden. Vorwürfe oder autoritäres Verhalten sind hierbei in der Regel nicht hilfreich (gute „Fehlerkultur“).
3.4.1 Handschriftliche Dokumentation der Insulinpumpentherapie
Einige Hersteller bieten gedruckte Diabetestagebücher an, die für die Insulinpumpentherapie geeignet sind. Teilweise können die Blutzuckerwerte sogar in ein Diagramm eingetragen werden, was den schnellen Überblick erleichtert. Sehr viele Diabeteszentren, Praxen oder auch Patienten verwenden eigene Formblätter, die weitere Informationen enthalten oder speziellen Bedürfnissen gerecht werden.
Vorteile der handschriftlichen Dokumentation | Nachteile der handschriftlichen Dokumentation |
+sehr einfach durchzuführen, jederzeit verfügbar+kein technischer Aufwand+Sollten die vorgefertigten Tagebücher nicht alle notwendigen Kriterien enthalten, können sehr einfach klinik-, praxis- oder patientenspezifische Formblätter erstellt werden. | −Für Diabetesteams ist es schwierig, sich einen Überblick über die längerfristige Therapiequalität zu verschaffen.−Das Mitführen von Protokollheft bzw. Zettel und Stift bedeutet einen Mehraufwand.−Das „Frisieren“ der Daten ist verlockend einfach, jedoch hilft das niemandem.−Es ist keine statistische Analyse der Daten in Bezug auf Mittelwerte, mittlere Tagesprofile, täglich wiederkehrende Besonderheiten etc. möglich. |
3.4.2 Elektronische Dokumentation der Insulinpumpentherapie
Mittlerweile sind zahlreiche Systeme zur elektronischen Dokumentation der Diabetestherapie verfügbar. Die Dokumentation ist meist eine Zusatzfunktion von Insulinpumpe, Blutzuckermessgerät oder Glukosesensor. In den letzten Jahren haben sich immer mehr Smartphone-Apps zur Dokumentation verbreitet.“
Dokumentation mit dem Blutzuckermessgerät
Alle aktuellen Blutzuckermessgeräte verfügen über einen Datenspeicher. Diese Daten können über ein herstellerspezifisches Kabel oder eine Funk-/Infrarotverbindung mit geeigneter Software auf einen PC übertragen werden (herstellerspezifisch oder unabhängig, z. B. Diabass® oder SiDiary®). Dies wird in vielen Schwerpunktpraxen routinemäßig durchgeführt. Damit sind zumindest alle Blutzuckerwerte mit Uhrzeit und Datum dokumentiert. Einige Blutzuckermessgeräte verfügen über erweiterte Möglichkeiten zur Dokumentation. Mehr oder weniger umständlich können dann z. B. Kohlenhydrat- und Insulinmengen oder besondere Ereignisse (Sport etc.) eingegeben werden; die Übertragung der zusätzlichen Daten in die Praxis-Software und die übersichtliche Darstellung bereitet jedoch häufig Schwierigkeiten.
Dokumentation mit der Insulinpumpe
Die aktuellen Insulinpumpen verfügen über einen umfangreichen Datenspeicher, in dem die letzten Ereignisse mit Datum und Uhrzeit hinterlegt sind (Bolusgaben, abgegebene Basalrate, Alarme etc.). Bei konsequenter Verwendung eines Boluskalkulators sind auch die Blutzuckerwerte und Kohlenhydratmengen erfasst. Zu einigen Insulinpumpen sind Blutzuckermessgeräte erhältlich, die per Funkverbindung alle Messwerte an die Pumpe übertragen, sodass sämtliche Blutzuckerwerte in der Pumpe gespeichert sind. Die meisten Insulinpumpen können über eine geeignete Schnittstelle ausgelesen werden, sodass auf diese Daten Zugriff besteht (siehe Kap. 3.4.3).
Dokumentation mit Smartphone-Apps
Fast jeder Mensch trägt heute ein Smartphone bzw. iPhone mit sich herum, sodass der Gedanke naheliegt, dies auch zur Dokumentation der Pumpentherapie zu verwenden. Zahllose Apps von verschiedensten Herstellern und Privatpersonen werden in den App-Stores zum Download angeboten, wobei die Seriosität der Programme oft nicht auf Anhieb beurteilt werden kann. Teils bieten die Hersteller von Blutzuckermessgeräten „passende“ Apps an, teils sind die Apps herstellerunabhängig (z. B. mySugr®, SiDiary®). Absolut vertrauenswürdig sind Apps, die vom Hersteller als Medizinprodukt zugelassen wurden. Fast ebenso seriös sind Apps mit TÜV-Zertifizierung oder dem „DiaDigital“-Siegel (www.diadigital.de).
Praxis-Tipp: Gute Diabetes-Apps finden mit „DiaDigital“
Das DiaDigital-Siegel ist eine Initiative verschiedener Diabetes-Organisationen (DDG, VDBD, diabetes.de, AGDT u. a.) und hat zum Ziel, im Dschungel der Diabetes-Apps für etwas mehr Durchblick zu sorgen. Hersteller von Diabetes-Apps können ihre App prüfen lassen. Falls die App die Kriterien erfüllt, erhält sie das „DiaDigital-Siegel“, und eine Selbstauskunft, das Ergebnis der technischen Überprüfung und das Fazit einer Gruppe von Anwendungstestern wird auf www.diadigital.de veröffentlicht.
DiaDigitalhttps://www.diadigital.de |
letztmalig aufgerufen am 28.4.20
Bisher haben sieben Diabetes-Apps das Siegel erhalten, darunter folgende Tagebuch-Apps:
„Gut funktionierende App zur Dokumentation der Stoffwechsellage und der Therapieführung. Einbindung von Daten aus Blutdruck-, Blutzuckermessgeräten (auch CGM/FGM), Körperwaagen und Fitnesstrackern. Gute Konnektivität zur PC- und Online-Version.“
„Das in ,MeinDiabetes‘