Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl. Jan Quenstedt

Diakonie zwischen Vereinslokal und Herrenmahl - Jan Quenstedt


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bezeugt, in der LiebeLiebe, mit der Gott uns an jeden Menschen als Nächsten weist, und in der HoffnungHoffnung, die in der Gewissheit der kommenden GottesherrschaftGottesherrschaft handelt. Sie sind getragen von der Überzeugung, dass nach dem biblischen Auftrag die VerkündigungVerkündigung des Evangeliums und der Dienst in der Gesellschaft, missionarisches Zeugnis und Wahrnehmung von Weltverantwortung im Handeln der Kirche zusammen gehören.“3 Die Aussagen dieses Absatzes implizieren ein weiteres Verständnis von diakonischem Handeln. In der Zusammenschau mit den empirischen Wahrnehmungen zum Gebrauch der διακον-Gruppe im neutestamentlichen Zeugnis lässt sich festhalten, dass „Diakonie“ dementsprechend mehr wäre als allein sozial-fürsorgliches HandelnHandeln, sozial-fürsorglich und auch MissionMission, VerkündigungVerkündigung und politisches Engagement mit einschließt. Ein Ziel des Diakonischen Werkes bestehe ferner darin, so formuliert die Präambel weiter, „Zeugnis einer gelebten HoffnungHoffnung auf das Heil zu geben, das in Jesus Christus allen Menschen verheißen ist.“4 Somit bestehe diakonisches Handeln auch im VorbildVorbild-Sein für andere in Bezug auf Glaubensfragen. Es erschöpft sich mithin nicht im sozial-fürsorglichen Handeln, sondern besitze auch eine geistliche Dimension. Der DiakoniebegriffDiakoniebegriff ist hier also weiter gefasst als der im o.g. Leitbild.

      1.3.2 Diakonie Sachsen

      Im Vorfeld der Darstellung von Leitbild und Präambel der Diakonie Sachsen ist zu erwähnen, dass sich beide Dokumente nicht in grundsätzlichen Dingen von den o.g. Ausführungen der Diakonie Deutschland unterscheiden können: Die Verbandsstruktur der Diakonie verhindert große inhaltliche Differenzen.1

      1.3.2.1 Leitbild der Diakonie Sachsen

      „[…] Wir orientieren unser Handeln an der Bibel. Wir achten die WürdeWürde jedes Menschen. Wir leisten Hilfe und verschaffen Gehör. Wir sind aus einer lebendigen Tradition innovativ. Wir sind eine DienstgemeinschaftDienstgemeinschaft von Frauen und Männern im Haupt- und EhrenamtEhrenamt. Wir sind dort, wo uns Menschen brauchen. Wir sind Kirche. Wir setzen uns ein für das Leben in der Einen Welt. Das Leitbild der Diakonie will Orientierung geben, Profil zeigen, Wege in die Zukunft weisen. Wir in der Diakonie sagen damit, wer wir sind, was wir tun und warum wir es tun. Mit dem Leitbild beschreiben wir, wie Diakonie ist, und mehr noch, wie sie sein kann. Ob diese Diakonie von morgen Wirklichkeit wird, hängt von unserer Bereitschaft ab, das Leitbild gemeinsam mit Leben zu erfüllen. Wir nehmen uns vor, das Leitbild in unserer täglichen Arbeit vorzuleben, es verbindlich und überprüfbar zu machen. Wir verstehen das Leitbild als Selbstverpflichtung. Das KronenkreuzKronenkreuz ist unser Zeichen.“1

      Das Leitbild der Diakonie Sachsen formuliert streng genommen eine permanente hermeneutische Aufgabe: Wenn sich das Handeln der zugehörigen diakonischen Werke an den Aussagen der Bibel orientieren soll, sind jeweils neu biblische Aussagen für den aktuellen Kontext fruchtbar zu machen. Diakonischem Handeln wird mithin eine exegetisch-hermeneutische Aufgabe zugeschrieben, die jedem sozial-fürsorglichen Handeln vorläufig ist. Diese Aufgabe findet ihren Ausdruck ferner auch in der Voranstellung vor allen weiteren Aussagen. Darüber hinaus verzichtet das Leitbild aber auf konkrete biblische Bezüge und Begründungen in Bezug auf diakonisches Handeln.

      1.3.2.2 Präambel der Satzung der Diakonie Sachsen

      Für eine Betrachtung der theologischen Grundlagen der Satzung des Diakonischen Werkes der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens e.V. kommt lediglich die Präambel des genannten Dokuments in Frage. Die sich daran anschließenden Paragrafen sind gegenüber der Präambel ihrem Wesen nach juristischer Natur. Die Präambel formuliert:

      „Die Diakonie ist Wesens-Wesensäußerung und LebensäußerungLebensäußerung der Kirche. Sie ist Zeugnis durch Wort und Tat von Gottes LiebeLiebe zur Welt in Jesus Christus. Diakonie ist um das Wohl und Heil der Menschen bemüht, insbesondere dort, wo Menschen in Not und Konfliktsituationen geraten sind. Sie gewährt Hilfe und Beratung und richtet ihr Mühen darauf, die Ursachen von Not aufzudecken und zu beheben oder zu lindern. Das Diakonische Werk der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Sachsens e.V. ist seinem ihm von der Landeskirche erteilten Auftrag verpflichtet. Es setzt die Tätigkeit der Inneren Mission und des Hilfswerkes fort.“1

      In den ersten zwei Sätzen der Präambel erfolgt eine kurze Anmerkung zum Verhältnis von Kirche und Diakonie. „Diakonie“ wird als „Wesens-Wesensäußerung und LebensäußerungLebensäußerung der Kirche“2 verstanden. Eine Kirche ohne „Diakonie“ wäre nicht denkbar. Inhaltlich wird die „Diakonie“ bestimmt durch den Verweis auf Gottes LiebeLiebe, die sich in Jesus Christus manifestiere und ausdrücke. „Diakonie“ habe die Aufgabe, von dieser LiebeLiebe in zweierlei Gestalt zu zeugen: Einmal durch verbale VerkündigungVerkündigung und einmal durch praktisches Handeln.

      1.3.3 Diakonisches Werk Innere Mission Leipzig e. V.

      Als letzte diakonische Einrichtung werden innerhalb dieser Bestandsaufnahme die Grundtexte des Diakonischen Werkes Innere MissionMission Leipzig e.V. in den Blick genommen. Dabei sind es erneut das Leitbild und die Präambel der Satzung, die für die vorliegende Fragestellung gewinnbringend sind.

      1.3.3.1 Das Leitbild

      Das Leitbild führt aus:

      „Diakonie ist geprägt von dem GlaubenGlaube an Gott, und damit vom GlaubenGlaube an eine größere Wirklichkeit als jene, die im täglichen Leben erfahrbar ist. Aus der in diesem GlaubenGlaube begründeten christlichen Zukunftshoffnung gewinnen wir die Kraft, Menschen bei der Gestaltung eines möglichst selbst bestimmten Lebens zu unterstützen. Unsere Dienste sind damit Folge des Auftrags Jesu, der insbesondere in dem Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Matthäus 22,39) enthalten ist. Darüber hinaus sind diakonische Dienste eine Antwort auf soziale Nöte in der Gesellschaft. Wir leisten diese Dienste als Menschen mit einer Vielfalt an Begabungen, Fähigkeiten, Berufen, Erfahrungen und Wissen. Wir begleiten Mitmenschen auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes und sehen sie somit als einmalige von Gott geschaffene und geliebte Persönlichkeiten. An oberster Stelle steht deshalb für uns die erfahrbare Achtung der WürdeWürde und der Individualität eines jeden Menschen. Das Diakonische Werk Innere MissionMission Leipzig e.V. ist als eingetragener Verein in vielfältiger Weise im pflegenden, sozialen und pädagogischen Bereich tätig. Unser Werk ist Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens e.V. und damit Teil unserer Kirche. […]“1

      Die abgedruckte Präambel des Leitbilds formuliert, welche Motive und theologischen Bezüge für die „Diakonie“ von Bedeutung seien: „Diakonie ist geprägt von dem GlaubenGlaube an Gott, und damit vom GlaubenGlaube an eine größere Wirklichkeit als jene, die im täglichen Leben erfahrbar ist.“2 Der christliche GlaubeGlaube wird als handlungsleitend für diakonisches Handeln angesehen. „Diakonie“ wird verstanden als Erfüllung des Auftrags Jesu, der sich im NächstenliebegebotNächstenliebe manifestiere (Mt 22,39Mt 22,39).3 Die Begleitung des Menschen orientiere sich am christlichen Menschenbild, das grundlegend durch den aus der Schöpfung abgeleiteten WürdeWürde-Gedanken geprägt sei.4 Neben der Betonung des sozial-karitativen Behandelns wird auch explizit der Gedanke der VermittlungVermittlung christlicher Orientierung und christlicher Werte festgehalten.

      1.3.3.2 Die Präambel der Satzung

      Die Präambel der Satzung konkretisiert die sachliche Orientierung des Diakonischen Werkes:

      „Das Diakonische Werk Innere MissionMission Leipzig e.V. versteht seine Arbeit als Teil des diakonischen und missionarischen Auftrags, den Jesus Christus seiner Kirche gegeben hat. Es ist bestrebt, den Geist des Evangeliums in allen seinen Häusern und Einrichtungen lebendig zu erhalten und unmittelbar praktische LiebestätigkeitLiebestätigkeit an Menschen auszuüben, die in unterschiedlicher Weise Begleitung benötigen. Gleichzeitig richtet sich das Bemühen darauf, die Ursachen von Not aufzudecken und zu beheben oder zu lindern.“1

      Die Präambel formuliert neben dem sozialen auch einen missionarischen Auftrag, den Jesus Christus geboten habe. Zu denken wäre u.a. an den Missionsbefehl in Mt 28,19f.Mt


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