Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband. Katharina Wolf

Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband - Katharina Wolf


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Charts. Ich erkannte einen Song von Sia und einen von Maroon 5. Neben den Schnitzeln briet ich in einer anderen Pfanne Speck, Zwiebeln und Bratkartoffeln an. Okay, Schnitzel mit Bratkartoffeln war ein simples und bescheidenes Gericht, aber Jan liebte es. Also war es gut und selbst ich konnte es ohne viele hausfrauliche Talente zubereiten.

      Die Nachrichten im Radio berichteten von irgendwelchen Wahlen in Sachsen, einem Lokführerstreik, dem Tod eines berühmten Schauspielers, den ich jedoch nicht kannte, und von weiteren Unruhen in Syrien. Der anschließende Wetterbericht versprach Sonnenschein. Schade eigentlich. Ich würde die nächsten Tage in meiner Wohnung mit Lernen verbringen müssen. Das fiel allerdings um einiges leichter, wenn das Wetter weniger einladend war und man das Haus eh nicht verlassen wollte.

      Gerade als ich eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank holte und zwei Weingläser auf den Tisch stellte, hörte ich den Schlüssel in der Tür. Den Schlüssel zu meiner Wohnung hatte ich Jan letztes Weihnachten geschenkt. Und es erfüllte mein Herz jedes Mal mit so viel Glückseligkeit, wenn er meine Wohnung betrat, ganz so, als wäre er hier zu Hause. Und das wollte ich sein. Ich wollte sein Zuhause sein. So wie er meines war.

      Jan kam lässig in die Küche gelaufen und strahlte mich an.

      »Schnitzel!«

      »Eigentlich Nora, aber du darfst mich auch gerne Schnitzel nennen.« Er lachte und umarmte mich.

      »Ich habe dich vermisst.«

      »Jetzt bist du ja hier. Es gibt dein Lieblingsessen und ich hab einen Film ausgeliehen. Heute machen wir uns einen schönen Abend, ja?«

      Er küsste mich zur Bestätigung und hob mich auf die Arbeitsfläche der Küche. Schnell wurden seine Küsse ungestümer und seine Berührungen mutiger. Seine Hände hatten die Gabe, mich innerhalb von Sekunden schier um den Verstand zu bringen.

      »Hey «, protestierte ich atemlos und wenig überzeugend. »Das Essen wird kalt.«

      »Was ist, wenn ich erst das Dessert möchte«, raunte er mir ins Ohr und küsste danach eine feine Linie von meinem Ohrläppchen beginnend meinen Hals hinab.

      »Nix da. Ich koche doch hier nicht stundenlang und dann wird alles kalt.« Ich zog ihn leicht an den Haaren von mir weg und küsste ihn noch einmal abschließend auf die Lippen.

      »Jetzt wird erst mal gegessen. Dann hast du auch genügend Energie für die Nacht.« Ich zog anzüglich eine Augenbraue in die Höhe und Jan verstand. Seine Augen leuchteten und sein Gesicht zierte ein unanständiges Grinsen.

      Ich goss uns beiden Wein ein. Jan aß mit viel Hunger und lobte meine Kochkunst ungemein. Auch mir schmeckte es sehr und ich schwor mir, öfter für Jan zu kochen. Meistens war er es, der die gemeinsamen Abendessen zubereitete. Er konnte das auch einfach besser, musste ich neidlos zugeben. Aber eigentlich machte es mir Spaß, ihm eine Freude zu bereiten und ein wenig unter die Arme zu greifen. Er hatte ja wirklich genug Stress.

      Plötzlich klopfte sich Jan hektisch mit der Faust auf die Brust und räusperte sich. Der Grund blieb mir erst verborgen. Doch dann kramte er sein Handy aus der Hosentasche und schaute genervt auf das Display.

      »Verdammt! Ich muss da kurz dran gehen.«

      Ich nickte. Er gab mir noch einen schnellen Kuss auf die Wange und verschwand dann mit Handy und einem bedrückten Gesichtsausdruck ins Schlafzimmer. Mich ließ er am Esstisch zurück. Ich starrte auf seinen Teller, der noch zur Hälfte gefüllt war. Jetzt würde sein Essen kalt werden. Er hätte doch weiter essen können. Warum musste er denn gleich den Raum wechseln? Ich würde ihn bei seinem Telefonat schon nicht stören. Oder ging es gar nicht darum?

      Verheimlichte er mir etwas?

      Als er zurückkam, wirkte er gestresst und fuhr sich gehetzt mit den Fingern durchs Haar. Einige Strähnen fielen ihm daraufhin chaotisch in die Stirn.

      »Nora, ich muss noch mal kurz weg.«

      Ich schaute ihn mit großen Augen an und sagte nichts.

      »Es ist ... ach ...« Er stöhnte und holte bereits seine Jacke aus dem Flur. »Meine Arbeitskollegin. Sie muss morgen zu einem wichtigen Termin und braucht noch ein paar Unterlagen. Sie findet sie nicht und ich habe sie, glaube ich, noch bei mir im Büro. Aber dafür habe nur ich den Schlüssel. Deshalb ...«

      Er brach ab, als er meinen Gesichtsausdruck sah. Keine Ahnung, wie ich ihn anschaute, aber garantiert nicht begeistert. Ich war enttäuscht, genervt und traurig. Ich war wirklich sehr traurig. Aber auch Jan sah nicht wirklich glücklich aus.

      »Nora, ich ...«

      »Ist schon okay. Spar‘s dir! Ist doch eh immer das Gleiche ...«

      Für heute hatte ich genug.

      Der Abend war gelaufen.

      Ich wollte nichts mehr hören.

      Die Andere

      Ich schreckte auf. War ich gerade tatsächlich über meinen Aufzeichnungen zum Thema Ökologie eingeschlafen? Hektisch kramte ich auf meinem Tisch nach meinem Handy. Meine verschlafenen Augen tränten und ich stieß mit der Hand gegen meine Tasse. Der kalte Tee verteilte sich gleichmäßig innerhalb von Sekunden über meinen Notizen.

      »Fuck!« Ich schob alles auf einen Stapel und rettete mein Smartphone, das schon die ganze Zeit wie wild vibrierte.

      »Ja?«, brummte ich sauer in den Hörer.

      »Nora? Was ist denn los?« Es war Sebastian und er hörte sich mehr als besorgt an.

      »Hi Sebastian, mir ist nur gerade was umgekippt. Was gibt‘s?«

      »Mensch, du bist ja anscheinend ganz schön mies drauf.«

      Frag doch mal deinen ach so beschäftigten Bruder, warum, dachte ich mir, hielt aber meinen Mund.

      »Ich schreibe in den nächsten Tagen sämtliche Abiturarbeiten. Wie soll ich schon drauf sein?«

      »Als müsstest du dir deshalb groß Gedanken machen. Hast das doch eh schon so gut wie in der Tasche.« Wenn er meinte ... Ich war mir da nicht so sicher. »Komm schon, Nora, du musst entspannen, sonst wird das morgen nie was. Lass uns doch auf einen Cocktail treffen?«

      »Sebastian, ich werde garantiert nicht kurz vor einer Klausur Cocktails mit dir trinken gehen.«

      »Wer sprach denn von Cocktails? Ich habe lediglich von einem gesprochen.«

      »Als wäre es jemals bei einem geblieben. Und selbst wenn, ich werde trotzdem nicht mit dir in eine Bar gehen, wenn von den nächsten Tagen meine Zukunft abhängt.«

      »Dann komm her zu mir. Ich mach dir einfach hier einen Cocktail. Mama hat Bolognese gemacht. Ist eh viel zu viel. Ich glaube, sie kocht immer noch für vier Personen. Also komm her. Zu Abend essen musst du doch eh.«

      Er hatte mich fast.

      »Mensch, Sebastian, ich muss echt pauken.«

      »Ach komm schon, was du jetzt nicht im Kopf hast, bekommst du in den nächsten Stunden auch nicht mehr rein.«

      Ich seufzte resignierend und Sebastian spürte wohl, dass ich in meiner Meinung wankte.

      »Noraaaa, Süße, komm schoooon.«

      »Okay. Ich bin gleich da.«

      »Yippie. Bis gleich!«

      Daraufhin legte er sofort und ohne sich zu verabschieden auf. Wahrscheinlich befürchtete er, dass ich es mir ansonsten doch noch anders überlegen könnte. Gib der Alten ja keine Chance, noch mal über alles nachzudenken. Geniale Strategie.

      Aber eigentlich hatte er ja auch recht. Ob ich nun über meinen Notizen schlafen oder einfach bei ihm ein paar Nudeln essen würde, machte dann wohl auch keinen großen Unterschied. Ich hatte wirklich genug geackert und jetzt etwas Entspannung verdient. Und dann würde ich heute Abend früh ins Bett gehen und in den nächsten Tagen eine super Leistung abliefern.

      Tschakka. Das waren doch


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