Der letzte Mensch. Mary Shelley
werde nach diesem Sieger benannt! Kein übler Gedanke; der Kopf soll auf meinen neu geprägten Münzen prangen und allen pflichtbewussten Untertanen ein Wahrzeichen meines zukünftigen Erfolges sein.«
Er sagte das auf seine heitere, aber wohlwollende Art, und lächelte nicht verächtlich, sondern in spielerischem Spott über sich selbst. Dann verdüsterte sich sein Antlitz jäh, und er rief in jenem ihm eigenen schrillen Ton: »Ich habe gestern Abend eine gute Schlacht geschlagen; eine größere Eroberung sah mich Griechenland nie erzielen. Jetzt bin ich der erste Mann in diesem Staat, Teil jeder Ballade und Gegenstand der gemurmelten Andachten alter Weiber. Was sind Ihre Gedanken dazu? Sie, der Sie sich vorstellen, dass Sie die menschliche Seele lesen können, wie Ihr heimatlicher See jeden Felsspalt und jede Vertiefung der ihn umgebenden Hügel widerspiegelt – sagen Sie, was Sie von mir denken: Königsanwärter, Engel oder Teufel, was davon bin ich?«
Dieser ironische Ton erhitzte mein berstendes, überkochendes Herz über die Maßen; ich war von seiner Unverschämtheit überwältigt und antwortete mit Bitterkeit: »Es gibt einen Geist, der weder Engel noch Teufel ist, sondern nur auf ewig zum Limbus verdammt ist.« Ich sah seine Wangen erblassen und seine Lippen beben. Sein Zorn diente jedoch nur dazu, meinen zu entflammen, und ich antwortete mit einem entschlossenen Blick in seine Augen, die mich anfunkelten. Plötzlich wurden sie abgewandt, niedergeschlagen, eine Träne, dachte ich, benetzte die dunklen Wimpern. Ich wurde milder und fügte mit unwillkürlichem Mitleid hinzu: »Nicht, dass Sie ein solcher wären, mein lieber Lord.«
Ich hielt inne, selbst von der Bewegung betroffen, die er zeigte.
»Ja«, sagte er endlich, erhob sich und biss sich auf die Lippen, als er sich bemühte, seine Leidenschaft zu zügeln; »Sie kennen mich nicht, Verney; weder Sie noch unser Publikum von letzter Nacht noch ganz England wissen etwas von mir. Ich stehe hier als ein, wie es scheint, auserwählter König, diese Hand ist im Begriff, ein Zepter zu ergreifen, diese Stirn fühlt in jedem Nerv die sie bald drückende Krone. Ich wirke, als verfügte ich über Stärke, Macht und Sieg, und stände so fest wie ein Kuppelpfeiler, und ich bin – ein Schilfrohr! Ich habe Ehrgeiz und erreiche damit mein Ziel, meine nächtlichen Träume werden wahr, meine wachenden Hoffnungen erfüllt, ein Königreich erwartet mich, meine Feinde werden gestürzt. Doch hier«, und er schlug sich auf die Brust, »hier sitzt der Aufrührer, das ist der Stolperstein, dieses beherrschende Herz, das ich seines heißen Blutes berauben will; doch solange noch ein flatterndes Pulsieren bestehen bleibt, bin ich sein Sklave.«
Er sprach mit gebrochener Stimme, dann senkte er den Kopf und weinte, während er sein Gesicht mit seinen Händen bedeckte. Meine eigene Enttäuschung schmerzte mich noch immer; doch diese Szene versetzte mir einen außerordentlichen Schrecken, auch konnte ich seinen leidenschaftlichen Ausbruch nicht unterbrechen. Dieser ließ nach einer Weile nach, und er lag, nachdem er sich auf das Sofa geworfen hatte, stumm und bis auf sein Mienenspiel, das auf einen starken inneren Konflikt hindeutete, regungslos da. Endlich erhob er sich und sagte in seinem üblichen Tonfall: »Die Zeit drängt, Verney, ich muss fort. Lassen Sie mich meinen größten Auftrag hier nicht vergessen. Wollen Sie mich morgen nach Windsor begleiten? Sie werden durch meine Gesellschaft nicht entehrt sein, und da dies wahrscheinlich der letzte Dienst ist, den Sie mir leisten können, werden Sie meine Bitte erfüllen?«
Er streckte seine Hand mit einer beinahe schüchternen Geste aus. Rasch dachte ich – ja, ich will die letzte Szene des Dramas erleben. Nebenbei ließ ich mich von seiner Miene erweichen, und ein liebevolles Gefühl ihm gegenüber erfüllte wieder mein Herz – ich bat ihn, über mich zu verfügen.
»Gut, das werde ich«, sagte er fröhlich, »das ist jetzt mein Stichwort; seien Sie morgen um sieben bei mir; seien Sie diskret und treu; und Sie sollen bald mein Vertrauter bei Hofe sein.«
So sprach er, eilte davon, sprang auf sein Pferd und sagte, mit einer Geste, als ob er erwartete, dass ich seine Hand küsste, ein weiteres Mal lachend Adieu. Mir selbst überlassen, bemühte ich mich unter quälender Anspannung, das Motiv seiner Bitte zu erahnen und die Ereignisse des kommenden Tages vorauszusehen. Die Stunden vergingen unbemerkt; mein Kopf schmerzte vom Nachdenken, und die Nerven schienen überlastet zu sein. Ich griff an meine brennende Stirn, als könnte meine fiebrige Hand ihren Schmerz lindern.
Ich erschien pünktlich zur verabredeten Stunde des folgenden Tages und fand Lord Raymond vor, der bereits auf mich wartete. Wir stiegen in seinen Wagen und fuhren nach Windsor. Ich hatte mich gewappnet und war entschlossen, meine innere Unruhe durch kein äußeres Zeichen zu offenbaren.
»Was für einen Fehler Ryland begangen hat«, sagte Raymond, »als er dachte, mich vergangenen Abend zu überwältigen. Er sprach gut, sehr gut; eine solche Ansprache wäre besser an mich allein gerichtet gewesen als an die Dummköpfe und Schurken, die dort versammelt waren. Wäre ich allein gewesen, hätte ich vielleicht auf ihn gehört, doch als er versuchte, mich in meinem eigenen Territorium mit meinen eigenen Waffen zu schlagen, forderte er mich heraus, und das Ergebnis war ganz so, wie zu erwarten stand.«
Ich lächelte ungläubig und antwortete: »Ich hege dieselben Ansichten wie Ryland und werde, wenn Sie möchten, alle seine Argumente wiederholen; wir werden sehen, inwieweit Sie von ihnen veranlasst werden, sich vom Thron ab und dem Patriotismus zuzuwenden.«
»Die Wiederholung würde nutzlos sein«, sagte Raymond, »da ich mich gut an sie erinnere und viele andere kenne, die ich mir selbst nennen kann und die von unwiderleglicher Überzeugungskraft sind.«
Er erklärte sich nicht weiter, und ich machte ebenfalls keine Bemerkung zu seiner Antwort. Unser Schweigen dauerte einige Meilen an, bis die Landschaft uns mit offenen Feldern, schattigen Wäldern und Parks angenehme Ausblicke bescherte. Nach einigen Bemerkungen über die Landschaft und Herrensitze sagte Raymond: »Philosophen haben den Menschen einen Mikrokosmos der Natur genannt und finden eine Reflexion im inneren Bewusstsein für all diese Gegenstände, die um uns herum sichtbar sind. Diese Theorie war oft ein Quell der Belustigung für mich; und ich habe so manche Mußestunde damit verbracht, derlei Ähnlichkeiten zu suchen. Sagt nicht Lord Bacon, dass ›der Wechsel von einem Missklang zur Harmonie, der in der Musik große Schönheit verursacht, eine Übereinstimmung mit den Gefühlen hat, die nach einigen Abneigungen wieder zum Besseren gestimmt werden‹? Welch Ozean ist die Flut der Leidenschaft, deren Quellen in unserer eigenen Natur liegen! Unsere Tugenden sind die Treibsande, die sich bei ruhigem und niedrigem Wasser zeigen, aber wenn die Wellen sie ansteigen lassen und die Winde sie auftürmen, sieht sich der arme Teufel, der seine Hoffnung in ihre Beständigkeit gelegt hatte, in ihnen versinken. Die Moden der Welt, Drangsale, Erziehung und Streben, sind Winde, die unseren Willen wie Wolken alle in eine Richtung treiben; aber wenn ein Gewitter in Form von Liebe, Hass oder Ehrgeiz aufzieht, wird das Gewölk zurückgeweht und zermalmt die gegnerische Luft im Triumph.«
»Und doch«, antwortete ich, »stellt sich die Natur unseren Augen immer als Erduldende dar, während es im Menschen ein aktives Prinzip gibt, das fähig ist, das Geschick zu beeinflussen und wenigstens gegen den Sturm anzukämpfen, ehe dieser ihn auf irgendeine Weise überwindet.«
»Es liegt mehr Trügerisches als Wahrheit in Ihrer Unterscheidung«, sagte mein Begleiter. »Haben wir uns selbst geformt, unsere Veranlagungen und unsere Kräfte gewählt? Ich jedenfalls empfinde mich als Saiteninstrument mit Akkorden und Anschlägen – doch ich habe keine Macht, die Saiten zu spannen oder meine Gedanken in eine höhere oder tiefere Tonlage zu stimmen.«
»Andere Männer«, bemerkte ich, »mögen bessere Musiker sein.«
»Ich spreche nicht von anderen, sondern von mir selbst«, erwiderte Raymond, »und ich kann ein ebenso schönes Beispiel abgeben als jeder andere. Ich kann mein Herz nicht auf einen bestimmten Ton stimmen oder willkürliche Änderungen nach meinem Gutdünken ausführen. Wir werden geboren; wir wählen weder unsere Eltern noch unseren Stand; wir werden von anderen erzogen oder von den Umständen der Welt; und diese Kultivierung, die sich mit unserer angeborenen Veranlagung vermischt, ist der Boden, auf dem unsere Wünsche, Leidenschaften und Beweggründe wachsen.«
»Es liegt viel Wahres in dem, was Sie sagen«, sagte ich, »und dennoch handelt kein Mensch jemals nach dieser Theorie. Wer sagt denn, wenn er eine Wahl trifft: So wähle ich, weil ich dazu getrieben werde? Fühlt er nicht im Gegenteil