Wünsch dich ins Märchen-Wunderland. Martina Meier

Wünsch dich ins Märchen-Wunderland - Martina Meier


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Nacht bist du von den Albträumen befreit. Denn du trägst die Kraft des Mondes nun in dir. Dafür verlässt sich der Mond auf dich, dass du ihm Kraft zurückgibst und beim Verteilen der Träume hilfst. Alles, was du dafür tun musst, ist, in den Vollmondnächten zu schlafen. Solltest du dies nicht machen, werden die Albträume wiederkommen.“

      „Ich werde den Mond nicht enttäuschen“, sagte das Mädchen zufrieden.

      „Dreimal war ich da, als der Mond war so nah. Noch mal kommen werd ich nicht, ich verlass mich auf dich“, sagte die Eule.

      Das Mädchen schloss die Augen und fiel in einen ruhigen Schlaf. Es schwebte auf den lächelnden Mond zu, der es in eine zärtliche Umarmung schloss.

      Die Vollmondnacht war gerade erst vorüber, doch die Kleine konnte die nächste kaum erwarten. Denn die Träume in den Vollmondnächten wurden zu ihren schönsten. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann träumt sie noch heute.

      Christina Emmerling wurde 1992 in Würzburg geboren, wo sie auch heute noch lebt. Bereits während der Schulzeit und später neben der Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten begeisterte sie das Schreiben. Neben Kurzgeschichten schreibt sie Fantasyromane und arbeitet derzeit an einer Trilogie. Ihre erste Kurzgeschichte wurde 2013 in einer Anthologie veröffentlicht.

      *

      Der Igel und sein Stachelkleid

      Es war zu einer Zeit, als die Tiere noch nicht so lange auf der Erde waren. Manche hatten zwei Beine, manche vier. Manche konnten nur kriechen oder schwimmen. Aber die auf der Erde sahen einander alle ziemlich ähnlich. Die meisten waren sehr friedlich und fürchteten sich vor den Menschen. Natürlich hatte jedes Tier seine Eigenart oder Vorliebe. Die einen lebten gern im Wald und pickten Beeren, die anderen auf Feld und Flur, sie fingen Insekten.

      Einige der Vierbeiner wiederum mochten die Gärten der Menschen, denn hier wuchsen saftiges Obst und knackiges Gemüse. Es gab dort auch freundliche Kinder, die sogar ein kleines Schälchen mit frischem Wasser vor die Haustür stellten. Die Tiere waren bescheiden und freuten sich über die Erfrischung.

      Eines Tages jedoch dachten manche, dass es schön wäre, wenn sie sich unterscheiden würden. Sie hatten den Wunsch, unterschiedlich auszusehen. Bald waren einige mit Fell und Federn geschmückt. Der kleine Igel jedoch saß ängstlich unter seinem großen Laubhaufen. Nur in der Abenddämmerung schlich er aus seinem schützenden Versteck hervor, um ein wenig Futter zu suchen. Er schämte sich, weil er noch grau und nackt war. Einzelne Tiere machten sich sogar über ihn lustig, wenn sie ihn sahen. Sie stupsten ihn mit ihren kalten Nasen an oder kitzelten ihn mit ihren buschigen Schwänzen.

      Darüber ärgerte sich der Kleine natürlich. Er hatte so gar keine Idee, wie er sich kleiden wollte. Sollte er sich einen Schwanz zulegen oder ein Federkleid?

      Er wurde sehr traurig, kroch unter seinen feuchtwarmen Laubhügel und weinte, bis er schließlich in einen festen Schlaf fiel.

      Es wurde herbstlich, die Nächte wurden kühl und dann kam der Schnee, der in leisen Flocken auf die dunkle Erde rieselte. Der kleine Mecki schlief den ganzen Winter.

      Im neuen Jahr lugte zaghaft die Sonne durch die Wolken. Als sie eines Tages hell leuchtete, weckte die wohlige Wärme ihrer Strahlen den kleinen Igel.

      „Wie schön die Sonne ist“, dachte er, als er in das helle Licht blinzelte. Gleich spürte er Hunger in seinem kleinen Bäuchlein, weil er den ganzen Winter über geschlafen und nichts gegessen hatte.

      Er versuchte, ein paar Schritte zu gehen. Aber er stolperte über einen Grashalm, fiel sogar hin und purzelte den Abhang hinter seinem bunten Laubhaufen hinunter. Dabei bekam er so viel Schwung, dass er rollte und rollte. Er landete in einem kleinen, stacheligen Busch.

      „Steh hier nicht so unnütz rum“, murrte der Igel unfreundlich.

      „Nein, nein, ich bin nicht untätig. Ich wachse. Der Ranger schaut jede Woche nach mir, ob ich größer werde“, sagte das Bäumchen und wippte leicht erregt mit seinen Zweigspitzen. „ Ich darf mich nicht aufregen, dann werde ich krumm.“

      „So, so. Du pikst aber“, jammerte der kleine Igel, denn es waren viele Stacheln in seinem Rücken hängen geblieben. Zum Glück hatten sie seine Nase nicht erwischt. Sofort wollte er die Piksdinger herausziehen, aber er konnte sie mit seinem kurzen Schnäuzchen nicht erreichen. Sollte er die anderen Tiere um Hilfe bitten?

      Während er so nachdachte, bemerkte er eine kleine Pfütze auf dem nahe gelegenen Weg. Sofort ging er dorthin, um sein Spiegelbild zu betrachten. Er drehte seinen Kopf hin und her, nach links und nach rechts. Dabei bemerkte er gleichzeitig kleine orangerote Beeren auf seinem Rücken. Er wälzte sich vor und zurück, um sie loszuwerden. Dabei kam ihm eine Idee.

      „Ich könnte meinen Mitbewohnern zur Überraschung etwas Essbares bringen, ein Freundschaftsgeschenk, gesunde Sanddornbeeren.“

      So beschloss er, die Stacheln und die Beeren zu behalten. Die stacheligen Nadeln störten ihn schon gar nicht mehr, ja, sie gefielen ihm sogar immer besser. „Sieht gar nicht so schlecht aus, vielmehr interessant.“

      Und wie stark er sich auf einmal fühlte! Jetzt sollte nur einer kommen und ihn ärgern, er würde sich einfach zu einer stacheligen Kugel drohend zusammenrollen. Er hatte gar keine Angst mehr.

      Der kleine Igel wurde von den anderen Tieren bestaunt und fand viele neue Freunde. Gemeinsam mit ihnen erzählt er nun spannende Geschichten in seinem wärmenden Laubhaufen, wenn die Tage kürzer und dunkler werden.

      Doris Giesler, geb. in Oberhausen/Rhld., machte eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin und arbeitete bei verschiedenen internationalen Industriefirmen. Erste Kurzgeschichten. Später in Süddeutschland moderierte sie ehrenamtlich im Klinik-Rundfunk, unterrichtete lernschwache Jugendliche und hielt Lesungen für Kinder. Teilnahme an Schreibwerkstatt, Veröffentlichungen in Anthologien sowie Gedichtbänden. Hobbys: Geschichten schreiben. Sie mag Tiere, besonders Katzen. Doris Giesler lebt in Baden-Württemberg.

      *

      Nurofelia im Raupenschmetterlingsland

      In einem weit entfernten Land, in dessen Wäldern seltsame Geschöpfe hausten, lebte einst auch eine kleine Elfe namens Nurofelia. Diese war durchaus kein liebes Elfenkind. Ständig gab sie Widerworte und wusste alles besser, egal, wie oft ihre Elfenmutter und ihr Elfenvater sie zurechtwiesen.

      Eines Tages fand ihre Mutter jedoch, nun sei es genug. Streng sah sie Nurofelia an, hob den Zeigefinger und rief: „Was sein muss, muss sein. Geh mir aus den Augen, Kind! Hiermit verbanne ich dich in das Raupenschmetterlingsland! Und wage es ja nicht zurückzukommen, ehe du nicht Demut und Respekt gelernt hast!“

      Rums! Ihre Mutter schmetterte das Moosgatter ihres Elfenhügels direkt vor Nurofelias Nase zu.

      Da stand sie nun, die kleine Elfe, und wusste nicht, was dies zu bedeuten hatte. Einzig ihr kleiner Kuscheltierfreund Minicorn schmiegte sich in ihre Arme, so wie stets. Nurofelia steckte die Nase in das kuschelige Fell des Seepferdcheneinhorns. „Nanu, Minicorn, weißt du, was das zu bedeuten hat?“, wollte sie gerade fragen, als plötzlich ein Wind zu tosen und zu sausen anfing, dass Nurofelia gar nicht wusste, wie ihr geschah. Der Sturm wurde immer stärker, zog und zerrte an ihrem Elfengewand und Nurofelia konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Schutz suchend klammerte sie sich an Minicorn, doch der Wirbel zog die kleine Elfe mit sich und ließ sämtliches Grün des Elfenwaldes in einem einzigen Strudel verschwimmen. Nurofelia fiel und fiel, während der Wind um sie herumsauste und in ihren Ohren brauste.

      Plötzlich wurde ihr Fall abrupt gebremst – wobei sie vor Schreck Minicorn verlor. Dann schwebte sie hinab und landete sanft auf einer Wiese, als ob eine riesige Hand sie schützend aufgefangen hätte, um sie behutsam abzusetzen.

      Als sich Nurofelia suchend nach ihrem Freund umsah, entdeckte sie Minicorn am flachen Ufer des Teiches, neben dem


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