DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman). Kim Cresswell

DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman) - Kim Cresswell


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sich spüren. Ein anderer wollte ihn für seine Lügen erdrosseln.

      Blake kam heraus, mit zurückgekämmtem Haar, in einem schwarzen Shirt und Jeans. Er sah nicht nur gut aus, er roch auch noch wundervoll. Würzig, waldig und sauber.

      Sie stieß mit der Waffe in seinen Rücken. »Nach dir. Bewegung.«

      »Hey, du bist der Boss.«

      Im Wohnzimmer sprang George von der Couch auf, seine Augen weiteten sich vor Schreck. »Heilige Scheiße! Whitney, hast du den Verstand verloren? Wo hast du die Waffe her?«

      »Frag ihn.« Sie hielt die Waffe ruhig an Blakes Rücken.

      Blake besaß die Frechheit, laut loszulachen.

      »Was ist so lustig?«, fragte sie scharf.

      Er drehte sich um, sein Gesicht war ruhig. »Du. Ich werde nirgendwo hingehen. Nimm die Waffe runter.«

      Sie richtete sich auf, fest entschlossen, die Kontrolle zu behalten. »Keine Chance.«

      »Ist die Pistole wirklich nötig?« George rieb seine Stirn. »Was zur Hölle sag ich da? Ich hab keine verdammte Ahnung, was hier los ist. Nicht die geringste.« Er ließ sich auf die Couch fallen.

      Whitney zeigte auf den burgunderroten Stuhl neben der Couch und gab Blake einen Schubs. »Hinsetzen.«

      Sie hielt ihren Blick fest auf ihn gerichtet. »Du Schwein – du bist hier, um mich zu töten.«

      ***

      Blake hatte nicht nur die Kraft, sondern auch den Mumm der Frau unterschätzt. Der Art nach zu urteilen, wie sie die 9mm-Glock hielt, wusste sie verdammt noch mal damit umzugehen. Noch so ein Trick, den ihr Vater ihr beigebracht haben musste.

      George verkroch sich mit großen Augen in der Sicherheit der Couch, Schweißperlen glänzten an seinen Schläfen. Diese Seite der Reporterin hatte der arme Kerl wahrscheinlich noch nie gesehen, und er betete, dass er es nie wieder müsste.

      Blake richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Whitney. »Glaub mir. Hätte ich den Auftrag gehabt, dich zu töten, wärst du bereits tot.«

      Ihre Augen verengten sich. »Nicht, bis du das Band gefunden hast. Richtig? Das ist es doch, was Nathan dir gesagt hat? Das Band besorgen und mich dann töten?«

      »Welches Band?« George richtete sich auf. »Welcher Nathan? Was hat das mit dem Schlüssel zu tun?«

      Das Stöhnen und die unmittelbaren Sorgenfalten, die ihre Stirn durchzogen, verrieten Blake, dass sie wünschte, George hätte kein Wort über den Schlüssel verloren.

      Blake rieb die Bartstoppeln an seinem Kinn. Vielleicht würde er ja etwas Neues erfahren. »Was hat ein Schlüssel mit alldem zu tun?«

      Whitney hielt die Waffe weiter auf ihn gerichtet. »Sag du’s mir.«

      Okay, das würde so schnell nirgendwohin führen. Blake hatte genug. Zeit, den Bluff der Frau aufzudecken. Es war viel zu früh, um dieses halbherzige, nicht weiterbringende Gespräch zu führen.

      »Also gut. Es ist noch nicht mal acht, und ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich könnte ein Frühstück vertragen.« Er sah zu dem anderen Mann rüber. »Hungrig, George?«

      »Sicher doch.« George kämpfte sich durch die Plüschcouch und streckte seine Beine aus.

      Blake stand auf. Er war sich darüber bewusst, dass er seinen Arsch riskierte, doch er musste die Kontrolle über die Situation gewinnen.

      Whitney trat vor. »Ich hab hier das Sagen, nicht du. Hinsetzen oder ich schieße.«

      »Das ist doch Wahnsinn«, sagte George, seine Stimme zitterte. »Du erschießt hier niemanden.«

      Blake betrachtete ihr Gesicht. In ihren Augen lag ein wütender Glanz, doch sie verrieten ebenso, dass sie ihr Selbstbewusstsein verlor. Er ging auf sie zu, drehte sich um und schlenderte in die Küche. Ein donnernder Knall ließ ihn sich ruckartig zu Boden werfen.

      Kapitel 8

      Blake stolperte auf die Beine. Whitney hatte es getan. Sie hatte abgedrückt.

      Der verbrannte Geruch nach Waffenreiniger trieb durch die Luft. So viel zu seinem messerscharfen Instinkt und seiner Vorhersage. Lass eine Frau nie an deine Waffe ran und zweifle nicht mal eine Sekunde daran, dass sie sie benutzen wird. Vor allem, wenn du dämlich genug bist, sie an ihre Grenzen zu bringen. Der pfeifende Ton dieser Kugel, die an seinem Kopf vorbeigezischt war, hatte ihm verdammt sicher nicht gefallen. Er hatte einen Fehler gemacht, einen, der ihn hätte umbringen können. Er hätte es besser wissen müssen, als sich von einer Frau blenden zu lassen, egal wie charmant und geschickt sie war … und das kotzte ihn an.

      Whitney stand da, die Schultern zurückgeworfen, der Kopf erhoben, die Pistole neben ihr gesenkt. Triumph glitzerte in ihren Augen, nicht ein Funken Reue. Ihr Gesichtsausdruck wechselte zu einem Grinsen. Die Art von zufriedenem Grinsen, das Ich-hab’s-dir-doch-gesagt verkündete.

      Die Frau war eine echte Nervensäge. Es war an der Zeit, zu zeigen, was er draufhatte. Whitney zu geben, was sie wollte. Informationen. Aber niemand hatte gesagt, sie müssten wahr sein.

      ***

      »Bist du jetzt zufrieden? Das war deutlich genug.« Blake biss angespannt die Zähne zusammen, in seinen Wangen bildeten sich Grübchen.

      Whitney grinste. Sie hatte die Waffe. Er sah verdammt wütend aus. Gut. Was für ein Mann kehrte einer auf ihn gerichteten Waffe den Rücken zu? Mit einem arroganten Mann käme sie klar. Aber mit einem verrückten?

      Ein blasser und zitternder George kroch hinter der Couch hervor und stand auf. »Ich hätte in Florida bleiben sollen. Irgendjemand muss mir jetzt wirklich erklären, was sich hier abspielt.«

      Whitney legte ihre Hand auf Georges Schulter. »Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.«

      »Du hast mich nicht erschreckt.« Er hob eine zitternde Hand und zeigte auf die blecherne Verkleidung des Kamins. »Oh Mann, Marcus wird alles andere als erfreut über dieses Chaos sein.«

      Sie sah auf die Wand und verzog angewidert den Mund. »Ich weiß.«

      Vielleicht würde ihr lieber Freund das Einschussloch in der Wand und die fehlenden Farbsplitter, die sich auf dem Boden häuften, gar nicht bemerken. Wem machte sie was vor? Sieben Zentimeter weiter unten und Marcus’ geliebte Schwarz-Weiß-Fotografie eines Leuchtturms wäre zerstört gewesen.

      »Nachdem du nun die verdammte Wand getötet hast, denkst du, wir können reden wie vernünftige Erwachsene?«

      Blake schien jetzt ruhig zu sein. Seine Stimme klang aufrichtig.

      »Wir werden reden.« Sie konnte ihm nicht vertrauen, nicht, solange er für Nathan arbeitete. »Die Pistole behalte ich fürs Erste.« Wenn der Mann seine Waffe zurückwollte, würde er sie sich verdienen müssen.

      »Na gut. Sicher, dass du nicht wieder schießen wirst?«

      »Nur, wenn du mir einen Grund dafür gibst.« Sie hielt die Pistole fest und grinste ihn schamlos an, bevor sie in Richtung Küche lief.

      Whitney drehte sich um. »Wie wär’s, wenn wir reden, während du dieses Frühstück machst, das du versprochen hast.«

      Blake suchte in den Schränken nach dem, was er zur Zubereitung des Frühstücks brauchte. Unterdessen zupfte George an seinem rechten Ohr herum.

      »Um Gottes willen, das Klingeln in meinem Ohr will einfach nicht aufhören. Ich werd’ wahrscheinlich noch taub. Warum hast du mir nicht erzählt, dass du weißt, wie man eine Waffe benutzt?«

      Whitney warf ihm einen flüchtigen Blick zu, froh über das bisschen Farbe, das in sein weißes Gesicht zurückgekehrt war. »Das ist nichts, was ich überall rumposaune. Würdest du das tun?«

      »Ja, ich schätze, du hast recht«, sagte George.


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